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2015 Heidesee
22.06.2015, Heidesee (Brandenburg)
Vor guten hundert Jahren wurde hier noch Ton abgebaut. Inmitten des Naturparks Dahme-Heideseen südlich von Berlin und unweit der Autobahn A13 liegt der ehemalige Tonstich Halbe. Die Aufgabe des Abbaus nach plötzlichem Wassereinbruch ließ den heutigen Heidesee entstehen. In unmittelbarer Nachbarschaft finden sich weitere Gewässer gleichen Ursprungs, die Tongruben Groß Köris und der Große Karbuschsee seien hier nur stellvertretend genannt.
Der Heidesee hat im Verhältnis zu seiner Fläche von ca. 8ha eine große Maximaltiefe von 27m. Der entsprechende Wasserkörper sorgt für eine stabile Wasserschichtung und bildet die Voraussetzung für gute Sichtweiten. Einem Bericht des Umwelt-Netzwerkes Gewässer & Landschaft enviteam zufolge, ist die ehemalige Tongrube als mäßig nährstoffreich eingestuft.
Hiervon wollte ich mir persönlich einen Eindruck verschaffen und fuhr kurzerhand zum Heidesee. Eine hübsche, kleine Badestelle mit Parkmöglichkeiten bietet einen ausgezeichneten Zugang zum Gewässer. Das anliegende „Cafe del Mare“ versüßt die Oberflächenpausen (außer Montag). Zwei Badeplattformen im See bieten gute Orientierungspunkte.
Das Auto ist also schnell abgestellt und der See inspiziert. Ein Schilfgürtel unterbrochen von Stegen und umgestürzten Bäumen umfasst den Heidesee. Er ist schön anzuschauen und ich freue mich auf meinen Tauchgang.
Der Heidesee ein alter Tonstich
Bis zur ersten Badeplattform kann man noch gut stehen. Hier tauche ich ein in Poseidons Welt. Bevor ich mich auf den Weg mache, checke ich immer noch einmal meine Ausrüstung. Dann binde ich meine Sealife um das Handgelenk, schalte diese ein und prüfe die Einstellungen.
Während ich so in der Wassersäule liege und vertieft die Klaviertastatur meiner Kamera bediene, huscht ein großer Schatten über meine rechte Schulter. Ich erschrecke. Wow. Was für ein Schuppenkarpfen? Das fängt ja schon mal gut an. Zum Anfassen nah dieser kapitale Bursche. Bevor ich jedoch meine Kamera in Position bringen konnte, schwamm der Karpfen angetrieben von meinem fürchterlichen Blubbern mit einem kräftigen Flossenschlag davon. Leicht verschwommen ist er dennoch auf den Chip gebannt. In solchen Momenten wünsche ich mir eine Kamera mit einer Autofokuszeit gegen Null und ein Kreislaufgerät. Das Geblubber meines OC-Systems soll mir auch später noch einmal zum Verhängnis werden.
Spiegelkarpfen und Schuppenkarpfen
Die Sichtweiten im See sind unterhalb 2m. Ob das mit dem Regen in den letzten Tagen zusammenhängt? Wie in einen grünen Schleier eingehüllt, präsentiert sich mir der Heidesee. Ich tauche ab. Die zweite Badeplattform ist schnell erreicht. Ein Hecht unterhalb dieser empfängt mich. Hornblatt und Tausendblatt ummantelt von grünen Fadenalgen bilden einen grünen Teppich. Vereinzelt finde ich den Hahnenfuß und Armleuchteralgen. Es dominieren aber ganz klar die nährstoffliebenden Horn- und Tausendblätter.
Von der zweiten Badeplattform führt eine Leine, der ich in Richtung Seemitte folge. Es dauert nicht lange und eine Plattform zeigt sich mir. Hier finden also sicherlich Ausbildungs-Freiwassertauchgänge statt. Von der Plattform eine zweite Leine. Irgendwie kann ich mich der Leinenführung nicht entziehen und folge. Ein hölzerner Ruderkahn ist am anderen Ende festgemacht. Nicht spektakulär, aber eine willkommene Abwechslung. Eine weitere Leine führt nach meinem Kompass Richtung Ufer. Dieser folge ich nicht. Ich tauche abwärts. Ab 6-7m klart es ein wenig auf und das Wasser kühlt sich merklich ab. Viele Schwebeteile, die sich im Schein meiner Lampe als Zooplankton herausstellen. Alles lebt. Keine Pflanzen mehr. Sandiger Boden bedeckt von Bakterienteppichen. Die bessere Sicht hält nicht lange an. Ab 8m Tiefe ein undurchdringlicher Braunschleier. Ein paar Flossenschläge, es wird nicht besser. Ich kehre um und möchte mich ein wenig im Pflanzengürtel umsehen.
Die ersten Triebe des Hornblatts zeigen sich ab einer Tiefe von etwa 4m. Die Pflanzenwelt wird schnell dichter. Schatten, 1-2-3 viele. Ich störe einen Schwarm beachtlicher Spiegelkarpfen beim Weiden. Die schlechte Sicht lassen sie mich kaum erkennen. Und ehe ich sie richtig erblicken kann, habe ich deren Fluchtdistanz unterschritten. Mit einem lauten Knall treiben die kräftigen Schwanzflossen diese großen Fische zur Flucht an. Tja, ein geschlossenes System müsste man tauchen.
Junge Grashechte auf der Lauer
Überall sind jetzt kleine Fischschwärme zu finden. Im Schutz der Pflanzen üben sich die kleinen Grashechte. Ich finde diese perfekten Lauerjäger immer wieder spannend und könnt‘ stundenlang zuschauen. Was ich mit Blick auf die Uhr dann wohl auch tue. Vier, fünf Hechte kann ich trotz ihrer perfekten Tarnung ausmachen. Eine Schleie zieht vorbei. Mit einem Tick besserer Sicht für den vorausschauenden Blick macht das Tauchen im Heidesee sicherlich noch viel mehr Spaß. Ich komme wieder, schon wegen „Heidi“, einem riesigen Waller, der hier sein Unwesen treiben soll.
Ein weiterer wunderschöner Tauchgang in unserem Tauchrevier Deutschland.
Unterwasser-Beobachtungen
Wer kennt den Heidesee unter Wasser?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.