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2015 Werbellinsee X
30.06.2015, Werbellinsee (Brandenburg)
Es sind noch 90bar in der Flasche. Und ich verspüre einen inneren Drang, meinen Kopf unter Wasser zu stecken, Lust dem bunten Treiben in unserem einheimischen Gewässer zuzuschauen. War eine Weile schon nicht im Werbellinsee, für diesen spontanen Tauchgang mein Ziel.
Ich bin so unendlich froh, hier zwischen all diesen wunderschönen Seen wohnen zu dürfen. Der Werbellinsee, die Helene, der Straussee – alles schnell zu erreichen. Man merkt, es ist Urlaubszeit. Auch an den entlegenen Stellen erfreuen sich Besucher und Gäste dem kühlen Naß. Bei diesem Kaiserwetter aber auch wirklich kein Wunder.
Die knallige Sonne motiviert mich, diesmal besonders schnell in den Tauchanzug zu springen, das Gerödel anzulegen und abzutauchen. Was für ein tolles Gefühl, wenn das Wasser die Last trägt und Abkühlung spendet. Kurzer Check und dann ist der Kopf unter Wasser.
Wow, was für tolle Aussichten. Das Wasser klar. Plötzen, Barsche nehmen einen in Empfang. Frei von jeder Scheu zeigen sie sich vor meiner Maske und suchen am sandigen Grund nach einem guten Bissen. Ich verweile und beobachte eine ganze Zeit, bis ich mit wenigen Flossenschlägen entlang der Uferkante weiterziehe. Auch diese Stelle des Sees ist reich und vielfältig bewachsen. Lebensraum für unendliche kleine und große Lebewesen.
Gesunder Lebensraum
Wunderschöne Characeen, hochwachsendes Laichkraut, Hahnenfußwiesen und Wasserpest erfreuen das Taucherherz. Die vielfältig vorhandenen Armleuchteralgen zeugen von guter Wasserqualität und sind ein Indiz für nährstoffarme Gewässer, da sie sehr empfindlich auf Nährstoffe reagieren. Auffällig hier die Hornblättrige Armleuchteralge mit ihrem gerieften Stengeln und orange-roten Geschlechtsorganen. Solltet ihr unter Wasser hingegen viel auf das nähstoffliebende Hornblatt und Tausendblatt stoßen, dann werdet ihr in der Regel kaum oder gar keine Armleuchteralgen finden. Achtet mal drauf.
„Wo Armleuchteralgen vorkommen, ist die Welt noch in Ordnung“, sagt Chara-Expertin Irmgard Blindow, Leiterin der Biologischen Station Hiddensee.
Ich bin jetzt bereits 45min im Wasser und habe vielleicht 10 Flossenschläge gemacht. Ein rotbauchiges Stichlingsmännchen macht mich neugierig. Es huscht zwischen Wasserpest hin und her und auch davon. Will es mich ablenken? Ich suche den Boden nach einer kleinen geordneten Struktur mit einer winzigen Öffnung ab. Und siehe da – ein Stichlingsnest. Ich warte geduldig. Der Wächter der Brut wird zurückkommen, muss er doch nach dem Rechten sehen und regelmäßig frisches Wasser fächeln. Er kommt. Hält mich auf Distanz und richtet das Nest. Kleine Flußbarsche nähern sich. Ohje, jetzt ist’s um den Stichlingmann geschehen, schießt mir durch den Kopf. Von wegen, wie ein ganzer Kerl stellt er sich mit aufgerichteten Stacheln den Eindringlingen entgegen und verjagt sie. Mein voller Respekt. Ich ziehe weiter.
Ein Stichlingsnest im Tauchrevier Deutschland
Sandiger Boden und auffällige längliche Spuren lassen mich innehalten. Sind hier vielleicht Steinbeißer zu Hause? Ich stoppe und suche den Boden ab. Und tatsächlich, die dem Untergrund gut angepassten Dorngrundeln mit ihren sechs Barteln liegen auf und teilweise im Sand. Langsam nähere ich mich in der Hoffnung auf ein gelungenes Foto. Die Burschen sind jedoch so achtsam und schnell. Ein kurzes Zucken, eine Staubwolke und weg sind sie. Verhält mich sich ruhig, erscheinen sie wieder auf der Bildfläche. Die Uhr zeigt bereits eine Tauchzeit von 90min an, dabei bin ich gerade mal um die Ecke getaucht. Die Zeit fliegt.
Ich kehre um und steige zufrieden aus dem Wasser. Was für ein spannender Tauchgang im Tauchrevier Deutschland.
Unterwasserwelt Werbellinsee
Schon mal ein Stichlingsnest gefunden?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.