Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

Wasserassel (Asellus aquaticus)

Wasserassel (Asellus aquaticus)

Ein Verwandter unserer einheimischen Kellerassel ist die zu den krebstieren zählende Wasserassel. In den Wintermonaten, wenn die zurückweichende Vegetation den Blick auf den Boden feigibt, kann man sie bei seinen Tauchgängen gut beobachten. Aber auch an kargen Wänden mit Ritzen und Verstecken trifft man die Wasserassel in unseren einheimischen Gewässern an.

Man muss genau hinschauen, denn mit 8-20mm Körpergröße kann man das Tier aber auch gut und gerne übersehen. Die Männchen sind in der Regel um die Hälfte größer als die Weibchen. Der Körper weist die asseltypische Segmentierung auf und variiert farblich von farblos bis dunkelbraun. Das Vorn und Hinten bei einer Assel kann man gut an den langen Antennen unterscheiden, die sich am Kopf befinden. Sieben Beinpaare dienen der Fortbewegung. Und damit das auch dauerhaft sichergestellt ist, hat die Natur vorgesorgt. Kommt ein Körperteil abhanden, wird es einfach neu gebildet.

Die Wasserassel ernährt sich vielfältig von zerfallenden organischen Substanzen, dem sogenannten Detritus. Ihr gehäuftes Vorkommen kann somit als ein Indiz von einem Überangebot an Biomasse angesehen werden. In stark fliessenden Gewässern ist sie wegen fehlender Nahrung kaum anzutreffen.

Die Fortpflanzung bei den Asseln erfolgt „klassich“ zwischen Männchen und Weibchen. Bevor es jedoch zum Akt kommt, lässt sich das Männchen eine Woche auf dem Rücken des Weibchens nieder (Präkopula-Phase). Vielleicht säuselt er ihr Zärtlichkeiten ins Ohr. Im Ernst hat dies aber wegen der kurzen Empfängnisbereitschaft des Weibchen einen klaren Vorteil, dann eben zur Stelle zu sein. Die Weibchen sind nur nach einer sogenannten Reifehäutung in der Lage, das Männchen zu empfangen.

Die gut 100 Eier entwickeln sich auf der Unterseite des Weibchens in einer Art Brautraum, bis es zum Schlupf der jungen Asseln kommt. Um den Nachwuchs vor Kälte zu schützen, wird die Paarung im Winter eingestellt. Man findet dann in der Regel nur erwachsene Asseln.

Hier seht ihr ein paar Wasserasseln von meinen UW-Streifzügen.


Ehrlich, schon mal eine Wasserassel gesehen?

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Categories: FloraFauna

2015 Werbellinsee XIV

17.11.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Der Werbellinsee in Brandenburg nördlich von Berlin ist nach dem Bodensee das wohl wrackreichste Binnengewässer Deutschlands. Der Grund hierfür liegt in der aufstrebenden Metropole Berlin in unmittelbarer Nähe. Die wachsende Stadt hatte stets Hunger, Baumaterialien für ehrgeizige Bauten mussten aus der Umgebung herangeschafft werden. Feldsteine der eiszeitlichen Endmoräne und Hartbrandziegel der Königlichen Ziegelei Joachimsthal waren begehrte Baustoffe und der Werbellinsee mit dem Finowkanal ideale Wasserstraßen. Sogenannte Kaffenkähne, Lastensegler, waren die LKW’s von gestern.

Nicht alle Kähne erreichten ihr Ziel. Einige von ihnen liegen noch heute auf dem Grund des Werbellinsees und sind interessante Objekte für Taucher, Archäologen, Fotografen und Interessierte. Bin mir gar nicht sicher, ob die Gesamtzahl der gesunkenen Lastensegler wirklich bekannt ist. Ich hatte mal etwas von 12 Wracks gehört. Weiß jemand mehr?

Tauchen im Werbellinsee – Brandenburg

Selbst durfte ich bisher die beiden Kaffenkahnwracks am Dornbusch, das legendäre Ziegelwrack, die fünf Lastensegler in der Bucht um „Kap Horn“ und das Wrack an den „Puddingbergen“ betauchen. Letzteres sollte Ziel unserer heutigen Tauchexpedition sein. Erst- und letztmalig bin ich vor gut einem Jahr zu diesem Zeitzeugen getaucht. Die Herausforderung hierbei besteht im ausdauernden Kurshalten.

So brachen wir also bei herbstlichem Wetter in den Morgenstunden auf und erreichten nach einer guten Stunde Fahrt über die A11 unseren Einstieg am Werbellinsee. Angekommen, erfreuten wir uns dieser wunderbaren Atmosphäre, wenngleich grau und feucht. Wir besprachen unseren Tauchgang, legten die Ausrüstung an und ließen das Gewicht alsbald vom See tragen. Ich kann nicht verstehen, wieso für einige Taucher die Saison im Herbst endet. Erst jetzt zeigen sich unsere Tauchreviere mit unglaublichen Sichtweiten von ihrer schönsten Seite.

Makrophytenpracht im Werbellinsee

Check und wir tauchen ab. Eigentlich ist das Unterfangen ganz einfach. Man muss nur den Kurs einstellen und ihn für gut 25 min halten. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht wie immer etwas anders aus. Man hält den Arm mit dem Kompass nicht immer in derselben Position, die rechte Flosse schlägt stärker als die linke, interessante Fotoobjekte lenken ab und mit der Zeit kommen die ersten Zweifel. Das Wissen um die Tiefe des Wracks von 18 m lässt es uns dann aber wirklich finden. Wir freuen uns. Fazit: Vertraue deinen Instrumenten.

Kaffenkahnwrack „Puddingberge“

Aber auch der Weg ist das Ziel. Bei klarem Wasser tauchen wir über Felder von Krebsscheren, Wiesen von Hahnenfuß und Armleuchteralgen und Äckern von Brunnenmoos. Hornblatt und Tausendblatt durchstoßen das Grün und ranken zum Licht. Es ist noch erstaunlich grün, insbesondere der Spreizende Hahnenfuß leuchtet giftig grün. Mit zunehmender Tiefe wechselt das Bild. Riesige Dreikantmuschelkolonien lassen keinen Platz für Makrophyten. Obenauf hält sich der Amerikanische Kamberkrebs gütlich am Muschelfleisch. Es gibt viel zu entdecken und immer den Kompass im Blick.

Die geschlossene Muscheldecke reißt auf, sandiger Boden durchbricht das Braun und bestimmt bald gänzlich den Untergrund. 18 m Tiefe. Wir sind im Zielgebiet. Ein großer, runder Balken erscheint im Schein der Lampen. War es einmal der Mast des Lastenseglers? Wir sind ganz nah. Weiterhin Kurs haltend zeichnet sich eine Silhouette am dunkelgrünen „Horizont“ ab. Der Lastensegler. Das Wrack ist stark sedimentiert. Eine Boardwand, das Heck (oder Bug?) und wenige Spanten, viel ist nicht mehr zu sehen. Wir nehmen uns dennoch Zeit für intensive Beobachtungen.

Mergelwand an den Puddingbergen

Das Wrack liegt an einem Hang, der hinab zu einem Plateau mit den „Puddingbergen“ führt. Wir tauchen hinunter. Die Sicht wird ab 20 m regelrecht schlecht. So entscheiden wir uns, den Hang mit all seinen Löchern und Ritzen zu inspizieren. Vollgesogener, weicher Mergel bietet Krebsen und Schwebgarnelen beste Versteckmöglichkeiten. Vereinzelt dösen Flussbarsche am Grund. 30 min vor uns liegender Rückweg lassen uns den Heimweg antreten.

Zufrieden genießen wir die Eindrücke dieses herrlichen Tauchrevieres, das so voller Leben steckt. Ohrschlammschnecken, Köcherfliegen, Flohkrebse und diverses litorales Zoobenthos fühlen sich hier sichtlich wohl. Im Flachwasser kommen wir an einer seltsamen Ansammlung von braungrünen Kügelchen vorbei. Welle, Wind und Strömung haben diese bizarren Gebilde in großen Flächen zusammengetrieben. Hierbei handelt es sich um Teichpflaumen, im Volksmund auch Hexengespei genannt. Cyanobakterien haben sich zu Kugeln verkettet. Diese Mikroorganismen sind Anzeiger für gute Wasserqualität. Als wertvolle Sauerstoffproduzenten wurden sie zur „Mikrobe des Jahres 2014“ gekührt.

Teichpflaume, Hexengespei

Die Lastensegler des Werbellinsees sind Zeitzeugen und Denkmäler vergangener Zeit. Als solche sind sie von uns Tauchern auch zu behandeln. Der Zustand der Wracks wird mit den Jahren schlechter. Natürliche Verfallprozesse, aber auch Taucher setzen den Kaffenkähnen stark zu. Leider.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Werbellinsee

Schon mal hier gewesen?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Straussee IX

14.11.2015, Straussee (Brandenburg)

Wochenende, die liebe Frau muss arbeiten, die Flaschen sind noch halb voll. Da fällt mir nur eins ein. Ich freue mich auf einen herbstlichen Spaziergang in einem der fischreichsten Seen im Tauchrevier Deutschland – Tauchen im Straussee, Tauchen in Brandenburg.

Das Verladen des Autos folgt bereits einem Automatismus, die Handgriffe sitzen. 30 min Autofahrt und ich stehe am Straussee. Der Himmel ist wolkenverhangen, grau. Ein leichter Wind kräuselt die Wasseroberfläche. Das klare Wasser lädt ein.

Ich treffe Tauchfreunde, wir quatschen, doch dann hält mich nichts mehr. Die Flaschen sind geschultert, die Ausrüstung gecheckt. Ich tauche ein in eine mir vertraut gewordene Unterwasserwelt.

Tauchen im Straussee

Mit meiner Kamera bewaffnet geht’s entlang des Ufers in Richtung Süden. Die Unterwasserlandschaft ist geprägt von Bauschutt, Müll und diversen menschlichen Hinterlassenschaften. Typisch für bewohnte, bebaute Uferbereiche. Schade eigentlich. Den Bewohnern des Straussees scheint dies aber in keiner Weise zu stören. Im Gegenteil, hier finden sie vielfältige Versteckmöglichkeiten. So wundert es nicht, dass einem aus kleinen Ritzen und Löchern unterschiedliche Augenpaare anschauen. Aal, Krebs und Kaulbarsch fühlen sich hier sichtbar wohl. Ich bin hier gern unterwegs und lasse mir viel Zeit bei meinen Tauchgängen.

Einfach faszinierend sind jedoch die reichen Überhänge am Ufer, geschaffen durch Wurzeln und Auswaschungen. Alte, umgestürzte Bäume perfektionieren diesen einmaligen Lebensraum, Kinderstube unzähliger Weißfische wie Blei, Güster, Rotauge und Ukelei. Bei so viel Futterfisch wundert die Dichte der anzutreffenden Räuber nicht. Barsche und Hechte halten sich gütlich am reichen Angebot.

Jäger und Gejagte im Straussee


 
Die größten und stärksten Räuber besetzen die besten Fangreviere. Es scheint, sie bräuchten nur das Maul zu öffnen und die Fische schwimmen von allein hinein. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Ich beobachte die kapitalen Hechte eine Zeitlang und muss feststellen, dass viele ihrer Angriffsattacken erfolglos bleiben.

Mit Blick ins Freiwasser erkenne ich große Schwärme von Plötzen (Rotaugen). Ich tauche in den Schwarm. Mit jedem Ausatmen lassen die lauten Blubberblasen die Fische auseinander jagen. Doch sofort danach kommen sie zurück. Ich halte den Atem an. Schon bald bin ich eingenommen. Es erinnert mich an die Aufnahmen vom „Sardine Run“ in Südafrika. Einfach wundervoll.

„Sardine Run“ im Straussee


 
Einst leuchtend grüne Süßwasserschwämme beginnen zu „welken“. Das Gerüst aus Kieselnadeln zerfällt, hervor treten kleine, gelbe perlenähnliche Kügelchen. Brutknospen, sogenannte Gemmulae, Ergebnis einer geschlechtslosen, vegetativen Vermehrung, sichern den Fortbestand der Art. Ebenso halten es die Moostierchen. Deutlich zu erkennen die Statoblasten, kleine runde Plättchen, die nächste Generation. Sumpfdeckelschnecken weiden Algen vom Bauschutt.

Alles ist im Wandel, alles folgt den Zyklen der Natur und ist so beeindruckend schön anzuschauen.

Die Zeit vergeht wie immer viel zu schnell. Nach 2 Stunden tauche ich auf und steige aus dem Wasser. Wundervolles Tauchen im lebendigen See, dem Straussee in Brandenburg, einem Tauchrevier Deutschlands.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Straussee

Wann wart ihr im Straussee tauchen?

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Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2015 Helenesee III

13.11.2015, Helenesee (Brandenburg)

Es ist grau und es fliegt feucht. Mit 13 Grad für Mitte November jedoch noch recht warm. Wir stehen am Ufer der Südwestbucht des Helenesees bei Frankfurt/Oder. Viel muss man zu diesem wundervollen Gewässer wohl nicht mehr sagen. Für mich zählt er mit zu den schönsten Tauchrevieren in Brandenburg.

Ein Braunkohletagebaurestloch und maximal 55m tief. Herrliches Wasser, artenreiche Flora und Fauna und abwechslungsreiche Lebensräume laden immer wieder zu einem Tauchgang ein. Ohne großes Ziel wollen wir uns ganz der Helene hingeben.

Helenesee – Südufer

Zunächst lassen wir die Ruhe und einzigartige Herbstatmosphäre auf uns wirken. Wir hocken am Uferrand und lauschen der Stille. Einfach herrlich.

Nach ein wenig Plauderei und Auswertung von Geschehenem beginnen wir, uns in die schwarze Pelle zu werfen. Da wir uns auf einen Dekotauchgang einlassen wollen, nehmen wie unsere Stages EAN50 mit. Wir planen, in Richtung Seemitte (Norden) abzutauchen, um dann nach Osten abzudrehen. GUE EDGE, check und abgetaucht.

Uns schlägt eine kühle Stille ins Gesicht, wie wunderbar. Lang aufgereckt und noch tief grün empfangen uns Felder vom Ährigen Tausendblatt. Keine Anzeichen vom nahenden Winter. Hoch oben, an den Enden der Pflanzen thronen Süßwasserpolypen und filtern das Wasser mit ihren nesselnden Tentakeln.

Tauchen im Helenesee

Bubbelcheck und wir machen uns auf dem Weg. Der Untergrund ist terrassenförmig, ein Relikt des Braunkohleabbaus. Braunkohlebrocken durchstoßen den sandigen, schlickigen Boden. Immer wieder beobachte ich, dass dieser Lebensraum sehr gern von Wasserasseln als Refugium angenommen wird. Die kleinen Krebstiere sind stets schwer beschäftigt. Wir tauchen weiter hinab. Der Untergrund einer Mondlandschaft gleich, mag für viele total langweilig sein, aber selbst hier fühle ich mich mehr als zufrieden. Und wenn man genau hinschaut, dann tobt das Leben. Wasserflöhe tanzen ihren Reigen und allerlei Zooplankton umschwärmt den Schein der Lampe. Wir sind jetzt schon gut 20 min unterwegs und haben eine Tiefe von 30m erreicht. Das Wasser ist klar.

Wir drehen ab und tauchen ein in eine große Wolkenbank. Was ist hier passiert? Haben wir dösende Karpfen gestört? Oder ist es das Ergebnis von Wasserzirkulationen? Wir schauen uns wundernd an. Leuchtend gelbe Schwefelausblühungen der Braunkohleflöze erinnern mich an die Schwefelvulkane auf Java. Kleine, tote Bäume, einstiger Bewuchs der Tagebauhänge, werden bevölkert von großen Moostierchenkolonien. Jetzt im Herbst kann man sehr schön die kleinen runden Plättchen im Inneren der Kolonien entdecken. Statoblasten, Winterknospen als Ergebnis der geschlechtslosen Fortpflanzung werden den Fortbestand der Art im nächsten Jahr sichern. Tauchen im Tauchrevier Deutschland ist spannend.

Wir kehren um, steigen auf und aus. Wir beide schauen, noch ein wenig am friedvollen Helenesee verweilend, in zufriedene Gesichter. Die Wolken reißen auf.

Unterwasserimpressionen – Tauchen im Helenesee

Wer kennt die schöne Helene?

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Rote Röhrenspinne (Eresus kollari)

Rote Röhrenspinne (Eresus kollari)

Nein, die Rote Röhrenspinne war mir bis dato absolut unbekannt. Erst beim Durchstöbern von Naturfotografie-Foren im Internet bin ich auf dieses wundervolle Tier aufmerksam geworden. Was für eine hübsche Spezies. Insbesondere das Männchen, mit seiner markanten roten Zeichnung ist als Motiv bei Naturfotografen sehr beliebt, umso mehr da das Vorkommen in Deutschland sehr selten und die Art stark gefährdet ist.

Schnell war mein „Jagdinstinkt“ geweckt. So etwas Schönes möchte ich in freier Natur beobachten dürfen. Ich las also ein wenig über diese Spinne, erkundigte mich über Vorkommen in Brandenburg und machte mich, bewaffnet mit meiner Canon 70D und einem 100mm/f2.8 Makroobjektiv, auf den Weg in die Schönower Heide nördlich von Berlin.

Schönower Heide – Brandenburg

Als ich meiner Frau freudestrahlend davon berichtete, dass ich eine 1 cm große Spinne auf einem ehemaligen militärischen Truppenübungsplatz suchen gehen, stempelte sie mich lachend als einen verrückten Optimisten ab. „Wie willst du dieses kleine Wesen denn auf diesem großen Gelände finden?“, höre ich sie noch fragen. Ich finde sie.

Und da war ich nun, inmitten einer riesigen Heide bei sonnigem Herbstwetter. Wo anfangen? Mit gesenktem Kopf und festem Blick schritt ich langsam über das Gelände und hielt Ausschau nach noch so kleinen, roten Punkten. Nix. Die Heide bietet jedoch so viele alternative und interessante Objekte; Falter, Schrecken, Flechten, Moose und natürlich das Heidekraut. Von einer Roten Röhrenspinne jedoch keine Spur. Selbst die so reichlich gesäten Birken- und Steinpilze, Rotkappen und Maronen interessierten mich nicht. Nach 4 Stunden im Gelände brach ich meine Suche erfolglos ab. Der Ausflug in die Heide allerdings war wunderschön. Ich komme wieder.

Heidebewohner

Zwei Tage später und mit weiterem Wissen um die Lebensweise dieser kleinen Spinnen kehrte ich zurück. Sie liebt warme, sonnige und windgeschützte Hänge, beinah vegetationslos. In Röhren lebend verraten kleine Löcher mit Gespinst ein mögliches Vorkommen dieser wundervollen Spinnentiere. Ich fokussierte mich bei meiner Suche also auf entsprechende Landschaftsstrukturen. Die Sonne schien, Südhügel waren schnell ausgemacht. Ich hielt innen, wartete und beobachtete. Nichts. Eine Grube in der Heide, sicherlich ein alter Schützengraben des militärischen Geländes, sandige, sonnige Hänge. „Also wenn ich eine Rote Röhrenspinne wär, hier würd’s mir gefallen.“, höre ich mich sagen und stieg in die Grube hinab. Eine blauflügelige Ödlandschrecke beanspruchte meine volle Aufmerksamkeit.

Rote Röhrenspinne (Eresus kollari)

Dann saß ich einfach nur da und mein Blick scannte den sonnengefluteten Hang. Ein roter Punkt, halb im Sand. Das Licht blendet. Ist sie es? Ja. Tatsächlich. Ich habe meine erste Rote Röhrenspinne gefunden. Mein Herz rast, ich bin aufgeregt, kann es kaum glauben. Schnell ist meine Kamera in den Anschlag gebracht. Die Sonne scheint leider zu grell. Alles wirkt überbelichtet. Dann setzt sie sich in Bewegung. Rennt schnell über den Sand unter den nächsten Zweig. Kein optimales Set für ein Fotoshooting. Klack, klack, klack. Die Spinne hat’s eilig. „Bitte halt an, im Schatten und auf freier Fläche. Und schau mich an!“. So richtig tut sie mir den Gefallen leider nicht. Ich gebe mein Bestes. Eine „Relocation“ kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Das Tier ist geschützt. Ich nehme die Bilder wie ein Geschenk. Irgendwann ist sie im Heidekraut verschwunden. Ich bleibe noch eine Weile allein im Rausch meiner Gefühle und freue mich. So etwas Wunderschönes.

Beobachtungen in der Schönower Heide

Allein im August/September kann man die umherziehenden Männchen auf der Suche nach einem größeren, schwarzen Weibchen beobachten. Die übrige Zeit verbringen sie lauernd in ihren Röhren. Das Rote Kleid erinnert stark an einen ungeniessbaren Marienkäfer und soll so die Fressfeinde abschrecken. Ist ein Weibchen ausgemacht, zieht das Männchen zu ihr in die Röhre und es kommt zu Paarung. Danach stirbt es. Das Weibchen legt die Eier und füttert die geschlüpften Jungtiere aufopferungsvoll mit Nahrungsbrei bis es stirbt.

Für mich ist die Rote Röhrenspinne eine der schönsten Spinnen in unserem Tauchrevier Deutschland.

Männchen einer Roten Röhrenspinne

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2015 Ägypten, Safaga

10/2015 Ägypten, Safaga

Tauchrevier Deutschland auf Reisen. Tauchen in der Gassous Bay in Safaga. Eine Woche dem Herbst in Deutschland den Rücken kehren, Eintauchen in die warme, bunte Unterwasserwelt des Roten Meeres, mittlerweile Tradition.

Eigentlich stets neugierig auf neue Länder, neue Menschen und neue Tauchabenteuer sind wir, was unsere Herbstreise angeht, zu Wiederholungstätern geworden. Bereits seit 2012 sind wir zu Gast bei den ORCA Divern im Coral Garden und fühlen uns dort sauwohl.

Tauchen in der Gassous Bay



Dieses kleine Taucherresort zeichnet sich durch Beschaulichkeit, Ruhe, Entspannung, Atmosphäre und nicht zuletzt durch ein wunderbares Hausriff aus. Das Wiedersehen bekannter Gesichter bestätigt das. Tauchen ohne zeitliche Vorgaben, ohne Druck, kein Gruppenzwang, das nenne ich individuelles und selbstbestimmtes Tauchen. Die Tauchgänge müssen sich jedoch nicht auf das Hausriff beschränken. Täglich werden Offshore- und Bootstauchgänge angeboten, allerdings dann wieder mit zeitlichen Vorgaben :-).

ORCA Dive Club Coral Garden

Beim Flug über Ägypten sieht man die vom Wasser zerfurchten Berghänge. Aber welches Wasser? Regnet es hier jemals? Ja. Erstmalig nach 5 Jahren wurden wir von einem furchterregenden Regenschauer und Gewitter in Empfang genommen. Entwässerung auf der „Red Sea Road“ Fehlanzeige. Und so aquaplanten wir mit unserem Transfertaxi bis nach Safaga. Der Regen dauerte bis in die Nacht an.

Angekommen, wurden wir herzlich vom ORCA Dive Club Team Willkommen geheißen. Sich zu kennen und sich auch auszukennen, sind für nur eine Woche Tauchurlaub keine schlechten Voraussetzungen.

Habe ich über das Soziale Netzwerk die Erweiterung der Tauchbasis verfolgt, war ich neugierig auf das Ergebnis und ehrlich gesagt, auch ein wenig skeptisch. Wird dadurch die Anzahl der Taucher steigen und die Beschaulichkeit der Anlage verloren gehen? Der Aufenthalt hat all meine Bedenken zerschlagen. Der Umbau, die Vergrößerung der Basis schafft einfach nur mehr Platz für die Taucher. Eine wirklich gelungene Aktion.

Tauchen in Safaga, Tauchen in Ägypten

Bei unseren Tauchgängen bekamen wir wieder viel Sehenswertes vor die Maske. Das Hausriff überzeugt mit einer unwahrscheinlichen Artenvielfalt. Von Nacktschnecken, über Geisterfetzen- und Flügelrossfischen bis zu großen Zackenbarschen, Schildkröten und Barrakudas war alles dabei. Bei den kleinen, quirligen Nemos steht der Nachwuchs kurz vor dem Schlupf. Unerschrocken verteidigen sie das Gelege gegen die großen schwarzen, blubbernden Wesen. Was uns verwehrt blieb, konnten jedoch andere Taucher in dieser Woche glückselig genießen. Mehrfach gab es Begegnungen mit Tümmlern in der Bucht. Berichte über Dugong, Weißspitzenriffhai und Adlerrochen machten abends in der Basis schnell die Runde. Die Gassous Bay hat wirklich viel zu bieten.

Wracktauchen Salem Express

Mit zufällig getroffenen Freunden aus England besuchten wir die Salem Express vor Safaga. Bei dem tragischen Untergang, verursacht durch einen Navigationsfehler, verloren viele Pilger ihr Leben. Das Wrack liegt auf der Steuerbordseite in einer Tiefe von ca. 10-30m und ist relativ einfach zu betauchen. Eine Penetration ist nicht erwünscht. Wir genossen das Privileg, mit unserem Tauchschiff und 8 Tauchern allein hier zu sein. Erst beim Aufstieg plumpsten etliche Taucher von zwei weiteren Tauchschiffen ins Wasser.

Der Nachteil einer Woche ist, es ist halt nur eine Woche und diese geht eben nach einer Woche vorbei. Gut erholt, entspannt und mit vielen schönen Tauchgängen und Begegnungen treten wir den Heimweg an. Nach Flügen mit FlyEgypt und Nesma Airline lernt man seine lokalen Airlines wie AirBerlin und Lufthansa wieder richtig schätzen.

Tschüß Gassous Bay, Tschüß ORCA Dive Club Team Sonja, Iris und Tom. Wir werden wohl wiederkommen.

Unterwasserimpressionen – Tauchen in Ägypten, Safaga

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Categories: AufReisen

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

buddy [at] tauchrevierdeutschland.de