Yearly Archives: 2015
2015 Kalksee III
22.04.2015, Kalksee (Brandenburg)
Ob wohl der standorttreue Zander bereits sein Gelege hergerichtet hat? Was macht die Sicht im Kalksee seit dem letzten Tauchgang? Das Herauszufinden mein heutiges Ziel.
Am Mittwochvormittag sollte einem der See allein gehören. Denkste! Schulkinder, bewaffnet mit Blatt und Stift, tauschten das stickige Klassenzimmer gegen Badewiese. Richtig so. „Oh, ein Taucher!“, „Den schaue ich mir an.“, „Ist das kalt?“, „Wirst du nass?“, „Was sieht man denn da?“, „Achtung, die Enten greifen dich an.“. 😉 Ein letztes Winken mit den Flossen und ich bin abgetaucht.
OK. Die Sicht hat sich noch nicht wesentlich verbessert, 2-3 m. Allerdings klart sie ab 5m Tiefe bereits auf. Wird schon. Das Wasser hat sich merklich auf 11 Grad erwärmt. Das scheint auch dem Brunnenmoos zu gefallen. Es sprießt. Den Zander konnte ich nicht erblicken, bestimmt aber hat er mich gesehen. Wieder auffällig viele Krebse sind unterwegs. Die Schwebegarnelen treten bei weitem nicht so häufig auf wie im Winter. Flohkrebse attackieren Wasserasseln. Fressen oder Gefressen werden.
Flohkrebs versus Wasserassel
Hinter dem ca. 20m breiten Pflanzen- (vorrangig Brunnenmoos) und Dreikantmuschelgürtel beginnt eine sandige Mondlandschaft. Ich tauche hier sehr gern entlang. Es erinnert mich immer ein wenig an das „muck diving“ in Asien. Und tatsächlich, der Sand lebt. Viele verräterische Spuren von Krebsen, Muscheln und millimetergroßen Blasenschnecken. Laichbänder der Flussbarsche scheinen willkürlich abgelegt. Es gibt jede Menge zu entdecken.
Zu dieser Zeit machen sich Flußkrebse mit eingerolltem Schwanz verdächtig. Und tatsächlich. Eine Krebsdame trägt unter ihren kräftigen Abdomen Hunderte Krebseier. Für Nachwuchs ist gesorgt.
Nachwuchs bei den Flusskrebsen
Beim Auftauchen schaue ich vorsichtig bei den Haubentauchern vorbei. Leider ist es bei diesen Sichtverhältnissen eher unwahrscheinlich, einem dieser flinken Vögel unter Wasser zu begegnen. Beim letzten Male war das Balzen noch in vollem Gange. Nun sitzen die Altvögel auf ihrem Gelege und sorgen auch hier für Nachwuchs. Sechs Nester ein einem kleinen Schilfgürtel wie auf eine Perlenkette gereiht, einer Brutkolonie gleich. Die Vögel wechseln sich bei der Brut ab. Ein Rufen und Schnarren. Wunderschön.
Haubentaucher bei der Brut
Die Kinder sind nicht mehr da.
Wieder einmal ein wundervoller Tauchgang in unserem schönen Tauchrevier Deutschland.
Eindrücke aus dem Kalksee
Schon mal eine Krebsdame mit Gelege gesehen?
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2015 Großer Seddiner See
20.04.2015, Großer Seddiner See
Abgetaucht im Großen Seddiner See (nicht zu verwechseln mit dem Seddinsee) der gleichnamigen Gemeinde Seddiner See im Naturpark Nuthe-Nieplitz. Eine gute Einstiegsstelle konnte ich am Westbecken des Sees, an einer Löschwasserentnahmestelle der Feuerwehr ausmachen.
Der von Ost nach West langgestreckte See mit über 200ha Wasserfläche grenzt im Süden an die Orte Seddin und Kähnsdorf der Gemeinde. Im Norden befinden sich ein Tagungshaus und eine große Golfanlage.
Bei beinah 20 Grad Lufttemperatur und strahlendem Sonnenschein ideale Bedingungen. Einen Tiefenrekord wird man in dem Flachsee der letzten Eiszeit nicht aufstellen können. Seine maximale Tiefe ist mit 7,5 m ausgewiesen.
Zunächst tauche in Richtung Norden zur Seemitte. Nach einem kleinen Schilfröhrichtgürtel folgt sandiger Boden. Ich vermisse jedweden pflanzlichen Bewuchs. Keine Makrophyten zu sehen. Trostlos. Teichmuscheln zeugen dann doch noch von Leben im See. Ab einer Tiefe von 4m wird der Sandboden von einer dicken, wabernden Masse bedeckt. Mein Arm versinkt komplett. Biomasse? Weder Teichmuscheln noch andere Organismen wie Polypen kann ich hier entdecken. Ich entscheide mich daher in einem Zickzack-Kurs in Richtung Osten abzudrehen. Sobald der sandige Boden wieder Halt gibt, findet man auch sichtbares Leben. Außer der Teichmuschel entdecke ich keine weitere Muschelart. Nicht einmal die invasive Dreikantmuschel hat es in den See geschafft. Ein gutes Zeichen. Der Seddiner See hat keine Wasserverbindungen nach aussen.
Aufgrund des Mangels an Versteckmöglichkeiten am sandigen Grund nutzt der Flußkrebs geschickt Laubblätter der ufersäumenden Erlen als Unterschlupf. Geflochtene Laichketten zeugen von Reproduktionsaktivitäten der Flussbarsche. Keine Wasserpflanze. Wo sollen die Fische ihre Eier ablegen? Hoffnung. Vereinzelt entdecke ich dann doch erste Halme von Armleuchteralgen. Nach gut einer Stunde beende ich den Tauchgang. Ein wenig enttäuscht, wenn ich ehrlich bin.
Ein Nachbar ist auf mich aufmerksam geworden. Wir kommen ins Plaudern. Er wohnt bereits sein ganzes Leben am See. So weiß er zu berichten, dass der Seediner See vor Jahren eine einzige braune Brühe war. Eine Vorstellung erhalte ich auf dem Rückweg entlang des Kleinen Seddiner Sees. Von früheren Entenmastanlagen, die sich in den See entwässerten, ist die Rede. Von ihm erfahre ich dann aber auch, dass sich ein Gewässerinstitut im Ort mit dem See beschäftigt und vor Jahren mit Chemie anrückte. Nun, da fahr‘ ich doch gleich mal hin.
Institut für angewandte Gewässerökologie
Das Institut für angewandte Gewässerökologie hat ihren Sitz in Seddin. Ich finde eine Mitarbeiterin, die sich ein wenig Zeit für mich nimmt. Ich berichtete ihr von meinen Beobachtungen und erhalte interessante Informationen. Der See muss in einem schlechten Zustand gewesen sein, weit erhöhte Phosphorwerte. Unter anderem das Einbringen von Polyaluminiumchlorid zur Bindung und chemischen Fällung des Freiwassers bringt Verbesserung und erklärt auch die geflockte Masse am Seegrund. Der See klart auf. Regelmäßige Untersuchungen bestätigen das Ansiedeln und Wachsen vieler Makrophyten, allerdings wehrt sich das Westbecken noch dagegen. Das Golfresort betreibt weiterhin Phosphoreliminierung mit PELICON-Anlagen. Derzeit bereiten die fehlenden Niederschläge und das sinkende Grundwasser Sorgen. Der Seepegel ist etwa einen halbem Meter unter Normal. Damit steigt die Nährstoffkonzentration und der geringere Wasserkörper erwärmt sich schneller. Alles hängt zusammen.
Für den See, seine Bewohner, Anwohner und uns Taucher wünsche ich allen Beteiligten gutes Gelingen.
Großer Seddiner See unter Wasser
Wer kennt den Großen Seddiner See?
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2015 Grabowsee
17.04.2015, Grabowsee (Brandenburg)
Der Grabowsee, ein kleiner wunderschöner Natursee inmitten des Landschaftschutzgebietes Schorfheide, umrahmt von Birken, Buchen und Kiefern. Am Ufer blühen Sumpfdotterblumen und Buschwindröschen in ganzer Pracht. Enten geben sich ein Stelldichein. Kraniche singen. Lurche rufen ihren Liebsten. Das Wasser ist beeindruckt vom Spiel der Wolken und hält ihnen den Spiegel.
Ich verweile und lausche mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht der Natur, bevor ich mich entschließe, hier einzutauchen. Wie wird es wohl unter Wasser sein?
Den See erreicht man mit dem Auto nur mit einem Befahrungsschein des Forsts. Ein Angelverein hat das Gewässer für sich entdeckt. Einige Ruderboote warten am Ufer, die Petrijünger auszufahren.
Tauchen im Natursee
Die Ausrüstung ist schnell angelegt. Einsteigen und Abtauchen. Das Wasser erwärmt sich und zirkuliert, angetrieben von Sonne und Wind. Die Sichtweite mit ca. 1m entsprechend. Egal. Ich entschied mich zunächst in Richtung Seemitte abzutauchen und dann dem Ufer folgend zurück. Der gespreizte Hahnenfuß ist bereits wach und reckt sich zum Licht. Die Teichrose schiebt ihre ersten Blätter wie Pfeilspitzen aus dem modrigen Grund. Der Grund fällt flach ab und ich erreiche maximal 5m Tiefe. Teichmuscheln und Dreikantmuscheln sind hier zu Hause. Diesmal entdecke ich aber auch viele Schalen der Körbchenmuschel. Aktive Sumpfdeckelschnecken suchen einander. Vereinzelt stellt sich ein amerikanischer Flusskrebs in den Weg. Jeder feste Untergrund wird bevölkert von Hunderten Hydren, die mit ihren Tentakeln nach allem greifen was kommt.
Fische nehmen Reißaus bevor ich sie bei der bescheidenen Sicht erblicken kann. Fischlaich zeigt mir, dass auch hier Flussbarsche leben. In Ufernähe finde ich auffällig viele Muschelschalen, ganze Felder. Ein gesunkener Angelkahn bietet allerlei Organismen Unterschlupf. Plötzen huschen vorbei. Aus dem im Schlamm sitzenden Rhizom wächst das Ährige Tausendblatt empor. Der See erwacht zu neuem Leben.
Billardkugelgroße Holzspanknödel, Biberkot, verrät die Anwesenheit des pelzigen Nagers. Viele im Wasser liegende Bäume und Äste zeugen von seinen Aktivitäten. Eine Begegnung unter Wasser wäre schon toll. Der Baumeister ist jedoch nachtaktiv und bei dieser Sicht wäre die Chance ohnehin bei null.
Nach knapp 70min entsteige ich dem 7 Grad warmen Wasser. Auch wenn ich mir von den Sichtweiten mehr erhofft hatte, war es doch wieder einmal ein schöner Tauchgang im Tauchrevier Deutschland.
Bevor ich mich auf den Weg machte, setzte ich mich in einen der Angelkähne und lauschte genussvoll.
Unterwasserimpressionen Grabower See
2015 Friedberger Baggersee
Ein Gastbeitrag von Eva Minehart, Cornelia Greulich und Erwin Reiz (Tauchsportverein „Die Untertaucher“)
Friedberger Baggersee, auch einfach Friedberger See oder Kreisisee genannt, liegt nördlich von Augsburg- Hochzoll und Friedberg. Seine Wasserfläche beträgt ca. 20 ha und er misst eine Länge von 450m und 430m. Der See ist umringt von Feldern, Wiesen und Bäumen und ist mit Parkplätzen gut ausgerüstet und ist nicht nur für Wasserskifahrern, Schwimmern und Erholungssuchende ein beliebter Ort, sondern auch Taucher haben diesen besonderen See für sich entdeckt. Er fasziniert mit seinen vielen hohen Steilwänden und Canyons.
Ein besondere Steilwand ist das „kalte Loch„, das von einer kalten Quelle gespeist wird. Diese wird von einer hohen Wand umringt und fällt auf seine maximale Tiefe von ca. 12m steil ab. Der See zeigt seine Naturschönheiten durch eine abwechslungsreiche Pflanzenwelt und einen großen Fischreichtum. Man trifft große und kleine Hechte, viele Schwarmfische, wie die Barsche, Rotaugen, große Karpfen und Schleien. Vereinzelt sind auch Aale anzutreffen.
Fischvielfalt im Friedberger See
Zu den Unterwasserattraktionen zählen die vielen Unterwasserplattformen, Baggergestell, Surfbrett, aufgestelltes Boot, Gartenstuhl und ein großes Kreuz und Tunnel. Das Highlight der eingebrachten Gegenstände ist ein über 10m langes Boot mit einem Geocache und eine überdimensionale Krabbe auf einem Berghügel.
Selbst für Taucher, die den See schon lange kennen, hat der See noch einige Überraschungen parat. Zum Beispiel kann man in den Wintermonaten unter den Steg der Wasserskianlage tauchen und ein einmaliges Naturschauspiel erleben, dass einem der Atem stockt. Dort tummeln sich einige Hundert Schwarmfische, die von vielen Hechten beäugt werden.
Ja, wenn man sich Zeit nimmt, kann man noch viel entdecken und für manchen Taucher ist der Friedberger See, die Liebe auf den zweiten Blick.
Der Pächter Klaus Kohler ist an Sonn- und Feiertagen in der Basis anwesend, füllt auch gerne eure Flaschen vor Ort und beantwortet alle Fragen rund um das Tauchen im See. Kontaktdaten findet ihr hier auf der Homepage.
Der Friedberger See ist die heimliche Perle Bayerns und mit Sicherheit ein Tauchtag wert!!!!
Allzeit „Gut Luft“ wünschen die Taucher vom Friedberger See
Möchtet ihr nicht auch Euren Lieblingssee vorstellen?
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2015 Kleiner Wukensee
15.04.2015, Kleiner Wukensee (Brandenburg)
Die letzte Eiszeit hat es mit Brandenburg besonders gut gemeint. Wohin man schaut – Wasser. Große, kleine, besiedelte, unbesiedelte, klare, trübe, tiefe, flache Seen. Tausende. Diese alle zu betauchen ist schier unmöglich. Dennoch machte ich mich heute auf den Weg Richtung Norden, nach Biesenthal. Die Sonne im Gepäck ging’s auf die Autobahn. Ziel sind der Große und der Kleine Wukensee.
Kleiner und Großer Wukensee
Am Großen Wukensee machte ich Halt am Strandbad und empfand das offene Tor als Einladung zum Einkehren. Hier schaute ich mich ein wenig um und plauderte mit Einheimischen. Das Wasser sah gut aus, machte Lust auf mehr. Nur einen passenden Einstieg konnte ich nicht ausmachen, denn das Strandbad war tabu. So entschied ich mich kurzerhand zum Kleinen Wukensee in unmittelbarer Nachbarschaft zu fahren.
Eine kleine Oase umgeben vom Brandenburger Forst. Einfach wunderschön. Eine gute Stelle zum Parken, Anrödeln und Einsteigen am Ostufer des kleinen Sees war schnell ausgemacht. Reste alter Steganlagen zeugen noch von einem alten Badestrand.
Abtauchen in Seemitte, dann Richtung SW und auf dem Rückweg am Ufer entlang. So mein Plan. Reichlich Kunstfischköder an Ästen toter Bäume verrieten sehr schnell, ich bin im Angelrevier. Viele abgerissene Angelschnüren durchschnitten das Wasser. Hier musste man achtgeben. Die Sichtweite beginnt mit 3m und nimmt mit zunehmender Tiefe etwas ab. Das Wasser wirkt grünlich trüb.
Ein kleiner Pflanzensaum dominiert von Brunnenmoos war schnell übertaucht, danach wirkte der Untergrund leblos. Dreckiger, sandiger Boden überzogen von grün-weiß-roten Algen- und Bakterienteppichen, besiedelt von Süßwasserpolypen soweit das Auge reicht. Allein Furchen wandernder Teichmuscheln durchschnitten die trostlose Masse. Ausgedehnte Freßmulden zeugen von der Anwesenheit von Karpfenähnlichen. Keine Chance für Makrophyten. Vereinzelt kämpfen Hornblatt und Ährenblatt unter der erdrückenden Last von Sedimenten um’s Überleben. In Ufernähe beanspruchen inmmitten des Brunnemooses Armleuchterlagen ihren Platz. Die romantische Überwasseridylle weicht hier ganz schnell einer Tristesse.
Paarungszeit bei Erdkröte und Flußbarsch
Ein einsamer Flußkrebs erscheint vor meiner Maske, vereinzelt huscht ein kleiner Schwarm Weißfische vorbei. Gedrehte Laichstränge als Ergebnis des Liebesspieles von Flußbarschen und die letzten liebestollen Erdkröten sind weitere Beweise für den Lebenswillen des Kleinen Wukensees. Mein Tauchgang erreichte eine Tiefe von 6m, was wohl auch der Maximaltiefe entsprechen soll.
Schon schade, dass den meisten Menschen die Unterwasserwelt verborgen bleibt, im Schönen und vor allem im weniger Schönen.
Wer von Euch war hier schon tauchen?
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2015 Steinbruch Löbejün
10.04.2015, Steinbruch Löbejün (Sachsen-Anhalt)
Neben den vielen natürlichen Seen in unserem schönen Deutschland erfreuen wir Taucher uns der gefluteten „Hinterlassenschaften“ von Tagebauen und Steinbrüchen. Eine sehr beliebte Adresse sind daher auch die drei Taucherkessel in Löbejün bei Halle/Saale. Die ehemaligen Porphyr-Steinbrüche bieten mit ihrem klaren Wasser und einer Tiefe von ca. 16m abwechslungsreiche Taucherlebnisse.
Die Tauchbasis „Taucherkessel“ von Klaus Diersch hat aus diesem ehemaligen Industriegebiet ein wahres Taucherparadies geschaffen, was sich auch in den hohen Besucherzahlen insbesondere an den Sommerwochenenden niederschlägt. Sehr gute Taucherinfrastruktur (inkl. Kompressor) und viel Sehenswertes bei guten Sichtverhältnissen ziehen Taucher aus Nah und Fern an.
In der Hoffnung auf optimale Sichtverhältnisse im Frühjahr zog es uns also diesmal nach Löbejün. Das sonnige Frühlingswetter mit Temperaturen zwischen 20-22 Grad ist geradezu kaiserlich. Man könnte sagen: „Wenn Engel reisen …“, aber wir haben einfach verdammtes Glück. Hoch motiviert und bestens gelaunt, machten wir uns für den ersten Tauchgang im Tauchkessel 1 fertig. Die Sonne ließ das Innere der Trilaminathülle kochen. Das verleitet, auf dicke Unterzieher zu verzichten, ist dann jedoch dankbar, bei dem 6 Grad kaltem Wasser, es nicht getan zu haben.
War ich früher immer geneigt, den Kessel zu umrunden, so tauche ich jetzt sehr gern quer durch den Kessel. Der mit Sedimenten angereicherte Boden ist der Freßplatz eingesetzter Störe. Und auch diesmal wurden wir nicht enttäuscht. „Staubwolken“ verrieten schon von der Ferne die Anwesenheit dieser Urtiere. An Taucher gewöhnt, liessen sie sich auch nicht sonderlich stören, ein Stör halt :-). Wenn man sich ruhig verhält, dann nähern sich die Tiere von ganz allein. Unter diesen tollen Bedingungen mit den wundervollen Tieren zu tauchen, ist ein Privileg.
Urzeitlicher Fisch: Stör
Das klare Wasser erlaubt der Sonne bis auf den Grund zu scheinen, so wundert es nicht dass man nicht nur über Sedimente, sondern auch über ausgedehnte Armleuchterlagenwiesen „schwebt“. Man ist geneigt, sich am Grund des Kessel aufzuhalten. Ein Blick auf höhergelegene Vorsprünge lohnt allemal. In der Sonne badend, konnten wie ausgiebig zwei stattliche Hechte und ausgewachsene Flußbarsche beobachten. Die Sonne, das klare Wasser – wie im Aquarium.
Typisch für Löbejün auch die bergbaulichen Hinterlassenschaften wie Loren (Hunt), Rohrleitungen und anderer Schrott. Mit einer Penetration des Pumpenhäuschens beendeten wir nach 75min den ersten TG. Am Ausstieg begegneten wir den paarungsfreudigen Erdkröten beim fröhlichen Treiben. Ein herrlicher Tauchgang.
Da der Kessel 2 einiges an Wasser verloren hat, entschieden wir uns für den abschliessenden TG für Kessel 3. Mit dem Auto sind wir schnell umgesetzt. Während einer kleinen Stärkung heizte uns die Sonne wieder auf Normaltemperatur.
Husch, Knack, Krach … Was war das? Eine Wildsau? Danach ein Platsch! Und tatsächlich im Kessel paddelte ein Wildschwein. Wir konnten unseren Augen kaum glauben. Will es sich abkühlen? Dafür nimmt es die Steilwandstrapazen auf sich? Wie soll es dort wieder heraus kommen? Irgendwie hat es das Schwein aber geschafft, sich auf eine kleinen Vorsprung zu retten und im Dickicht zu verschwinden. Wunder. Wunder.
Der Kessel 3 ist für seine prächtigen Flußkrebse, den Galizischen Sumpfkrebsen bekannt. Staune immer wieder, wieso sich diese Tiere ausgerechnet hier der Invasion der Kamberkrebse erwehren können. Ich hoffe, der Erfolg hält an. Es dauert auch nicht lange, bis sich der erste Krebs mit erhobenen Scheren uns entgegenstellt. Die mutigen Tiere sind zahlreich vorhanden. Fast unter jedem der reichlich umherliegenden Steine sind sie zu finden.
Galizischer Sumpfkrebs
Ein dösender Karpfen ist sichtlich genervt von unserem Erscheinen und schleppt sich mühsam davon. Er hat definitiv noch nix vom Frogkick gehört. Allein eine riesige Staubwolke ist, was bleibt.
Das Grinsen muss uns wohl im Gesicht gestanden haben, so wundert es nicht, dass wir von Tauchern des Vereins Edelkrebse Genthin angesprochen worden. Zu Gast hatte die Tauchsportfreunde einen Besucher aus Island. Kontakte sind schnell ausgetauscht. Island – Silfraspalte, das nächste Tauchziel?
Am Ende erfuhren wir auch, was die Wildsau in den Kessel getrieben hat. Grünkittel stellten mit ihren geladenen Büchsen dem Schwarzwild nach. Ein toller Tauchtag im Tauchrevier Deutschland.
Unterwasserwelt Löbejün
Seid ihr in allen 3 Kesseln getaucht?
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Erdkröte (Bufo bufo)
Erdkröte (Bufo bufo)
Nicht nur Sporttaucher beginnen mit dem Aufsteigen der Frühlingssonne das Aufsuchen der Gewässer in unserem Tauchrevier Deutschland. Tausende von Lurche zieht es zu Beginn des Frühjahres magisch an und vor allem ins Wasser. Allen voran die bei uns sehr verbreitete Erdkröte.
Wie auf ein Kommando entsteigen sie den Erdhöhlen und Verstecken, in denen sie überwintern. Durch nichts aufzuhalten (bis auf breite Autoreifen) steuern die Kröten geradewegs allein oder bereits als Paar zu ihren bekannten Laichgewässern.
Erdkröte, heimischer Lurch.
Die graubraunen, warzigen Froschlurche bestechen durch ihre auffälligen, leuchtenden Bernsteinaugen mit der typischen, waagerechten Pupille (Im Gegensatz z.B. zur Knoblauchkröte, die eine vertikale Pupille besitzt). Zum Schutz vor Freßfreinden haben sich die Erdkröten mit hautgiftproduzierenden Drüsen, den sogenannten Parotiden, bewaffnet. Der häufig gewählte Schreitschritt als Fortbewegung ist ein weiteres Merkmal dieser Spezies. Erdkröten quaken nicht, ihre Rufe ähneln eher einem Piepsen oder Fiepen.
Männchen, die auf der Frühjahrswanderung noch kein Weibchen für sich gewinnen konnten, treffen im Teich auf große Konkurrenz. Ist das deutlich größere Weibchen erst einmal gepackt, wird geklammert was das Zeug hält. Nur nicht loslassen ist die Devise. Mit den kräftigen Hinterfüßen wird jede feindliche Übernahme abgewehrt.
Alleiniges Ziel dieses jährlich wiederkehrenden Spektakels ist die Reproduktion zum Erhalt ihrer Art. Emsig werden meterlange Laichschnüre vom Weibchen ausgegeben, um Pflanzen und Äste gewickelt und vom Männchen besamt. Es ist schier erstaunlich, welche Biomasse in Form von Eiern solch ein Krötenpaar produzieren kann. Da wundert es nicht, dass ganze Uferbereiche von Weihern und Tümpeln schwarz scheinen. Nach der Laichablage wandern die Kröten wieder zurück in ihr trockenes Habitat und sorgen mit ihrem gesunden Hunger für eine angemessene Insektenpopulation.
Nach einigen Tagen schlüpfen die Kaulquappen und bevölkern weiterhin für etwa 3 Monate das Laichgewässer, bis sie dann als Lungenatmer dem nassen Medium entsteigen. Erdkröten werden nach etwa drei Jahren geschlechtsreif und dann zieht’s den Nachwuchs im Frühjahr erstmalig zurück zu ihrem Geburtsort.
Jungtiere nach der Metamorphose
Dem Wasser entsteigend ins ländliche Habitat
Wir Taucher schätzen und schützen die Lebensräume unsere heimischen Lurche und bestaunen das aufgeregte Treiben in den Tauchgewässern jedes Jahr auf’s Neue.
Erdkröten zur Paarungszeit
Weitere Amphibien/Reptilien im Tauchrevier Deutschland
Grasfrosch (Rana temporaria) Wir teilen uns den Lebensraum im Tauchrevier Deutschland mit vielen anderen Lebewesen, unter anderem mit dem Grasfrosch, einem „Echten Frosch“, auch unter...
Teichfrosch (Pelophylax) Wer hat diesen hübschen Vertreter der Amphibien noch nicht gesehen? Der Teichfrosch ist ein "Echter Frosch" und sehr häufig an und in unserem Tauchrevier anzutreffen, denn...
Blindschleiche (Anguis fragilis) Viele Reptilien sind in unserem Tauchrevier Deutschland anzutreffen, so auch die Blindschleiche. Irrtümlicherweise wird diese zu den...
Ringelnatter (Natrix natrix) Die in Deutschland weit verbreitete Ringelnatter (Natrix natrix) mit ihren markanten gelben Mondsicheln am Kopf gehört zu der Familie der Nattern und liebt wie wir Taucher das Wasser,...
Zauneidechse, Lacerta agilis Unsere heimische Zauneidechse, Lacerta agilis, aus der Familie der Echten Eidechsen bleibt dem aufmerksamen Betrachter auch in unseren Tauchrevieren nicht verborgen. Als...
2015 Werbellinsee V
03.04.2015, Werbellinsee (Brandenburg)
Tauchen im Werbellinsee. Man könnte meinen: „Schon wieder“. Aber der Werbellinsee bietet etwa 20 ausgewiesene Einstiegsstellen. Während der „Dornbusch“ wohl der Bekannteste sein dürfte, sind die Einstiege mit den vielversprechenden Namen wie „Kap Horn“, „Panzerschlucht“ und „Saunahaus“ nicht minder interessant. Hier findet ihr eine kleine Karte.
Für unseren heutigen Tauchgang entschieden wir uns für den Einstieg „Altes Hotel“ am Nordwestufer des Werbellinsees. Ehemals Jugendherberge und Jugendtouristikhotel ist die jetzige schmucklose Ruine Namensgeber des Einstieges. Eine Zeitlang gab es an dieser Stelle auch eine Tauchschule. Heute erinnern daran nur noch die Reste von UW-Plattformen.
Ziel unseres entspannten Tauchganges sind die beiden Kajütbootwracks auf 12m und 6m. Zu viert in zwei Buddyteams ging’s Richtung Osten (Seemitte) und dann nach Norden zum ersten Wrack. War die Sicht bei etwa 5m Tiefe beinah hervorragend, nahm die Sichtweite absteigend jedoch drastisch ab. Auch hier scheint die Frühlingszirkulation angekommen.
Die Kajütboote sind nicht groß, doch wegen des Bewuchses mit Muscheln und Schwämmen ganz nett anzuschauen. Innerhalb der Kajüte hängen die Flußbarsche ab und warten auf die wärmende Sonne und dem einhergehenden Futterfisch. Insgesamt haben wir uns in dem 5-6 Grad kalten Wasser doch über 1 Stunde aufgehalten. Man findet auf dem sandigen, flachen Boden die ein und andere menschliche Hinterlassenschaft. Auffällig auch hier die vielen „Straßen“ aktiver Flußkrebse. Zu sehen waren diese allerdings eher selten. Biberkot verriet die Anwesenheit dieser pelzigen Gesellen.
Die ufersäumenden Armleuchteralgenwiesen sind noch im Dämmerschlaf und behangen von Grünalge und Sedimenten. Ich gehe mal davon aus, dass die Kraft des Frühlings diesen tristen Anblick in Kürze in eine Makrophytenpracht verwandelt.
Dekobier und Taucherklön schlossen diesen schönen Tauchertag ab. Schön war’s. Tauchen eben. Vielen Dank an Heiko, Helmut und Jens.
Was haltet Ihr vom Werbellinsee?
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