Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2017 Tauchen im Werbellinsee

17.01.2017, Werbellinsee (Brandenburg)

Der Winter hat das Tauchrevier Deutschland fest im Griff. Die Temperaturen rutschen nachts zweistellig in den Keller. Viele Seen in Brandenburg und Deutschland sind bereits von einer Eisschicht bedeckt, nicht so der Werbellinsee dank seines riesigen Wasserkörpers.  Die Sonne entfaltet ungehindert ihre winterliche Kraft am blauen Firmament. Bestes Winterwetter.

Wir verabreden uns zu 10 Uhr am See. Nach einer knappen Stunde Autofahrt sehe ich das Südufer hinter den laublosen Erlen schimmern. Eisfrei? Noch kann ich es nicht richtig erkennen. Mit jeder weiteren Kurve am See wird klar, die Eiskönigin hat das Wasser mit einer dünnen Eisschicht zugedeckt. Die klassischen Einstiege Märchenwiese, Dornbusch und Altes Hotel sind zugefroren. Das Eis wirkt hauchdünn und durchsichtig. Doch ein Tritttest zeigt, dass es bereits gut 1-2 Zentimeter sind.

Werbellinsee Holzablage

Wir versuchen es an der Nordspitze am sonnengefluteten Westufer, der alten Holzablage. Kormorane, Schwäne und Enten verraten uns eisfreie Bereiche. An der alten Holzablage ist das Eis noch gut 15 Meter vom Ufer entfernt. Wir gehen tauchen.

Das Wasser ist glasklar und die Sonne verzaubert die Unterwasserlandschaft. Ich möchte mich unbedingt unterhalb des Eises im See umsehen und so tauchen wir geradewegs unter die Eisschicht. Ein wundervolles Lichtspiel empfängt uns. Die Luftblasen unserer Atemluft perlen wie Quecksilber zwischen Eis und Wasser. Es ist wunderbar, unbeschreiblich. Man muss es einfach tun.

Eistauchen im Werbellinsee

Wir entscheiden uns abzutauchen. Hier hat der See eine Tiefe von 10 Metern. Es ist taghell und man kann endlos schauen. Die zahlreichen Kormorane an der Oberfläche machten Hoffnung auf Fischbegegnungen. Doch Fehlanzeige. Keine Flosse weit und breit zu sehen.  Endlose Spuren im Sand deuten  auf Leben, auf aktives Treiben. Flusskrebse sind in Paarungslaune und legen für ein Weibchen große Strecken zurück. Manchmal erinnern mich deren Spuren an Schnittmuster einer Schneiderei.

Kamberkrebse Werbellinsee Holzablage

Doch diese dünne Spur stammt definitiv von keinem Krebs. Für wandernde Muscheln ist sie nicht tief genug gefurcht. Wir sehen kein Anfang und kein Ende. Wer hat sich hier im Sand verewigt? In welche Richtung marschiert der Verursacher? Rechts oder links? Wir entscheiden uns für rechts und folgen dem Pfad. Volltreffer. Doch was ist das? Von der Ferne sieht es aus wie ein hoppelnder Tannenzweig. Jetzt erkenne ich es. Eine Köcherfliegenlarve schlägt ihre kräftigen Vorderbeine in den Sand und zieht ihren Körper samt Haus ruckartig nach vorne. Sie scheint es eilig zu haben. Der Tannenzweig entpuppt sich als perfekter Köcher aus filigran aneinander gereihten Hornblattteilen. Ein großartiger Baumeister war hier am Werk.

Köcherfliegenlarve im Werbellinsee

Große Flächen aus plüschigem Gelb erinnern mich an die Schwefelauswaschungen von Braunkohletagebauseen. Sind das Schwefelbakterien? Oder Rückstände von Algen?

Nach einer guten Stunde drehen wir wieder in Richtung Ufer ab. Vereinzelte Holzstämme zeigen an, dass wir uns der alten Holzablage nähern.  Jeder feste Gegenstand wird von zahllosen Wasserfiltrierern bevölkert. Unentwegt pumpen die Muscheln Wasser durch ihren Körper. Zwischen ihnen huschen Flohkrebse und Schwebgarnelen. Unsere Seen sind voller Leben.

An den Dalben der Anlegestelle tanzen Trillarden Schwebgarnelen den Sonnentanz. Das sich an den Wellen der Wasseroberfläche brechende Licht lässt sie in allen Regenbogenfarben leuchten. Es ist herrlich.

Tauchen im Werbellinsee Holzablage

Nach gut 90 Minuten signalisiert mein Buddy, dass die Wärmeisolierung seiner Anzug/Unterzieher-Kombination erschöpft ist. Ich liebe meine Heizweste. Wir beenden einen weiteren wunderschönen Tauchgang im wohl schönsten See Brandenburgs.

Mit einem Dekobier in der Hand genießen wir das traumhafte Winterwetter und planen bereits weitere Tauchabenteuer.

Noch nicht im Werbellinsee gewesen?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

0

Posted:

Categories: _Brandenburg, UnterWasser

Quappe, Aalrutte, Trüsche

Quappe, Aalrutte, Trüsche (Lota Lota)

Quappe (Lota lota) ein Fisch mit vielen Namen. Regional unterschiedlich wird dieser Knochenfisch Aalrutte, Ruppe, Aalquappe, Trüsche oder Quapaal genannt. Er ist der alleinige Verteter der Dorschartigen im Süßwasser.

Seine marmorisierte Haut gibt dem Räuber ein wunderschönes Aussehen. Die Quappe mag es kühl und lebt daher eher in den tieferen Bereichen unserer einheimischen Gewässer. Bisher konnte ich den Fisch mit seiner markanten Bartel am Unterkiefer auf meinen Tauchgängen im Werbellinsee (Brandenburg), Starnberger See (Bayern), Bodensee (Baden-Württemberg), Zansen (Mecklenburg-Vorpommern) und Straussee (Brandenburg) begegnen.

Als leckerer Speisefisch wurde im ziemlich zugesetzt. In 2002 als Fisch des Jahres gewählt, ist er heute in einigen Gebieten geschützt.

Quappe, Aalrutte, Trüsche, Ruppe, Quapaal

Am Boden lebend, in Höhlen und Verstecken ruhend, ist die Quappe ein nachtaktiver Jäger. In seinen 10-12 Lebensjahren kann der Fisch eine stattliche Länge von über einem Meter erreichen. Selbst beobachtete ich allerdings Exemplare von etwa 30-70 cm. Ein weiteres Merkmal dieses langgestreckten Fisches, sind die kehlständigen Bauchflossen, die vor den Brustflossen angeordnet sind.

Tauchen mit Quappen, Aalrutten und Trüschen

Mit 3-4 Jahren werden diese wunderschönen Fische geschlechtsreif. Der Winter mit seinen kühleren Wassertemperaturen ist die aktivere Zeit der Tiere, so verwundert es nicht, dass die Laichzeit in die Monate November bis März fällt. Zur Paarung und dem Ablaichen ziehen die Fische in flachere Gewässer. In sich balgenden Gruppen werden Eier und Sperma in das Sand/Kiesbett abgegeben. Nach bis zu zehn Wochen schlüpfen aus den Eiern die Larven der Quappen. (Quelle: Wikipedia)

Wo habt ihr diesen beeindruckenden Fisch im Tauchrevier Deutschland beobachten können?

Beobachtungen von Quappe, Aalrutte und Trüsche

0

Posted:

Categories: FloraFauna

2016 Tauchen im Parsteiner See

20.11.2016, Parsteiner See (Brandenburg)

Bevor wir unseren Kopf unter die Wasseroberfläche des drittgrößten Natursees Brandenburgs stecken, wollen wir uns in dieser seenreichen Ecke im Nordosten Brandenburgs ein wenig umsehen. Das glaziale Seebecken beherbergt viele Gewässer.

Da ist zum einen der langgestreckte Krummer See mit einer Maximaltiefe von 10 Metern. Über eine Länge von 1,5 Kilometern zieht sich dieser schmale Rinnensee. Das Wasser ist braun und trüb, lädt keinesfalls zum Tauchen ein. Stege, Kähne und Hinweisschilder weisen ein Anglerrevier aus. Idyllisch liegt er allemal im Schein der Sonne.

Nur wenige Meter südlich treffen wir auf eine gewässerökologische Besonderheit, der Tiefer See. Vor wenigen Jahren wurde er noch als oligotroph-alkalische Klarwassersee ausgewiesen und hatte unendliche Sichtweiten. Aber auch diesem 33 Meter tiefen See hat die angrenzende Landwirtschaft zugesetzt. Zunehmender Schilfröhricht zeugt von gestiegenem Nährstoffgehalt.  Der See ist in privatem Besitz und öffentlich nicht zugänglich.

Tauchen in Barnim und der Uckermark

Auf einer Achse liegend bilden der Schulzensee und der Apfelsee die Verbindung zum Parsteiner See. Nur per Pedes gelangt man an die Ufer dieser wilden Gewässer und kann sich an deren Schönheit erfreuen. Die Gewässer befinden sich im Biosphärenreservat und Naturschutzgebiet und dürfen nicht betaucht werden. Das muss ich allerdings noch einmal an kompetenter Stelle hinterfragen. Ein Besuch vor Ort hat sich dennoch gelohnt.

Nun aber auf zum Parsteiner See, der am Südostufer mit einem Campingplatz und einer Tauchbasis aufwartet.

Tauchen im Parsteiner See

Die Sonne lacht. Ein böiger Wind schiebt Schäfchenwolken am Himmel entlang. Kurze Wellen mit kleinen Schaumkronen rollen von einer Seite des Sees zur anderen. Wir sind schnell im Wasser. Eine Besonderheit des Sees ist sein flacher Uferbereich. Man muss schon etliche Flossenschläge absolvieren, um ausreichend Wasser über die Flaschen zu bekommen.

Der Zungenbeckensee hat eine durchschnittliche Tiefe von etwa 10 Metern und weist eine Maximaltiefe von gut 30 Metern im Nordbecken auf. Das Wasser ist klar. Ideale Tauchbedingungen. Der Grundrasen aus verschieden Leuchteralgen, Wasserschlauch und Tausendblatt welkt bereits. Das leuchtende Grün ist verschwunden und die verbleibenden Stengel sind mit Glöckentierchen und Polypen besetzt.

Kleine Feldsteinfelder bieten Unterschlupf für den amerikanischen Kamberkrebs, den das abkühlende Wasser in Paarungslaune versetzt hat. Dreikantmuscheln und Teichmuscheln filtern das scheinbar klare Wasser. Die Wassertemperaturen des Spätherbstes haben die Fische in tiefere Schichten des Parsteiner Sees getrieben. Es sind die kleinen Dinge, die den Tauchgang spannend und interessant machen. Schlammschnecken und Sumpfdeckelschnecken jagen über den Gewässergrund. Ein gefundener Regenschirm ist schnell geborgen und entsorgt.

Unterwasserwelt Parsteiner See

Ein schöner Tauchausflug in den Landkreisen Barnim und Uckermark. Tauchen im Tauchrevier Deutschland.

Bereits im Parsteiner See getaucht?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

2

Posted:

Categories: _Brandenburg, UnterWasser

2016 Tauchen im Großer Buckowsee

27.11.2016, Großer Buckowsee (Brandenburg)

Nördlich von Eberswalde-Finowfurt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kleiner Buckowsee und dem Üdersee befindet sich direkt an der Autobahn A11 der Großer Buckowsee. Er reiht sich in die schöne Seenkette der Buckowseerinne im Brandenburger Land.

Seit 2007 ist der See im privaten Besitz der Buckowsee GbR, eine Gesellschaft von Bürgern und Geschäftsleuten der angrenzenden Ortschaften Lichterfelde und Werbellin. Das Baden an der alten Badestelle im Nordostzipfel wird toleriert und so haben wir beschlossen, dort einmal abzutauchen.

Angekommen, nehmen wir unser heutiges Tauchrevier in Augenschein. Ein typischer kleiner Brandenburger Natursee gesäumt von Wald und Feld mit geringer Bebauung  im Norden. Westlich tangiert lärmend die Autobahn den See.

Neben der Badestelle hat ein Angelverein seine Basis. Aktive Mitglieder rechen das letzte Laub und machen Hütte und Boote winterfest. Wir kommen kurz ins Plaudern. Erfahren auch, dass die große Pumpanlage am See eine Gärtnerei im Ort bewässert. Wanderer und Nordic-Walker genießen den Sonntag am See.

Großer Buckowsee

Wir schleppen unsere Ausrüstung ans Wasser, verschwinden in den Trockentauchanzügen und steigen ins kühle Nass. Natürlich nicht ohne vorab eine Idee vom Tauchgang zu besprechen. Wir wollen den Nordostzipfel in einem Dreieckskurs von Ufer zu Ufer betauchen, den See an dieser Stelle also zweimal queren. Der Kurs ist genommen, die Kompasse eingestellt, Check und los geht’s.

Zu dritt lassen wir den See auf uns wirken. Wie erwartet fällt der Seegrund flach ab. Leichter Pflanzenbewuchs dominiert von Tausendblatt, Hornblatt und Hahnenfuß bestimmt den Uferbereich bis zu einer Tiefe von vier Metern. Weiter tauchen wir über einen pflanzenlosen, schlickigen Seeboden. Wir erreichen eine Tiefe von sieben Metern. Auffällig viele Krebsspuren zeichnen sich am Boden ab. Es wirkt wie ein riesiges Schnittmuster. Allein die Krebse fehlen. Damit kann ich mich nicht zufrieden geben.

Abgetaucht im Großer Buckowsee

Irgendwo müssen diese Krebstiere doch zu sehen sein. An Spuren mangelt es nicht. Zwei Antennen verraten ihn dann doch. Komplett im Schlamm ruhend entdecke ich den ersten Flusskrebs. Weitere Entdeckungen zeigen mir, dass es sich hier leider auch um den Amerikanischen Kamberkrebs handelt. Wieder kein See mit heimischen Edelkrebsen.

Weithin sichtbar leuchten stecknadelgroße, rote Punkte. Erst auf dem Foto werde ich Beine an ihnen erkennen. Wassermilben sind hier reichlich anzutreffen.

Amerikanischer Kamberkrebs und Wassermilbe

Abnehmende Wassertiefe und beginnender Pflanzenbewuchs zeigen uns an, dass wir das andere Ufer erreicht haben. Bisher kreuzte kein Fisch unseren Weg. Wir nehmen neuen Kurs und tauchen  zur anderen Seite. Bakterien und Algen überziehen den Boden mit weiß-grünen Teppichen.

Wieder am Ostufer angekommen, folgen wir dem Ufer bis zu unserem Ausstieg. Zahlreiche Ohrschlammschnecken sind auf dem Rauen Hornblatt unterwegs und suchen einander. Die nächste Generation will gesichert sein. Auf einer dieser schönen Schnecken, sehe ich einen blinden Passagier und gehe zunächst von einer Dreikantmuschel aus, die sich gern von Muscheln, Schnecken und Krebsen durch den See tragen lassen.

Unterwassereindrücke Großer Buckowsee

Bei näherem Hinschauen erkenne ich jedoch eine mittlerweile gefährdete Schneckenart, die Gemeine Kahnschnecke. Wunderbar. Am Röhricht wächst der Süßwasserschwamm und stellt sich auf den Winter ein. Ein alter Angelkahn aus Stahl bildet das Skelett einer großen Dreikantmuschel-Kolonie.

Nur noch wenige Flossenschläge bis zum Ausstieg. Die Frage der noch fleißigen Angler nach Fischen im See mussten wir leider verneinen. Verwunderte Blicke. Wieder ein schöner Tauchtag im Tauchrevier Deutschland, im Großer Buckowsee.

Ohrschlammschnecke und Gemeine Kahnschnecke

Kennst Du den Großer Buckowsee?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

2

Posted:

Categories: _Brandenburg, UnterWasser

Lastensegler des Werbellinsees

„Es ist ein Märchenplatz an dem wir sitzen, denn w

3. November 2023 read more

Bergwerktauchen in Deutschland

Das Höhlentauchen wird immer populärer und erfreut

2. November 2023 read more

Archiv

Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

buddy [at] tauchrevierdeutschland.de