Monthly Archives: April 2017
Zander
Zander (Sander lucioperca)
Ein weiterer Jäger in unseren einheimischen Tauchrevieren ist der Zander, der zu den Barschartigen zählt. Sein Vorkommen ist weit verbreitet. Er ist sowohl in Fließ- als auch Standgewässern anzutreffen und beansprucht ebenso das Brackwasser der Ostsee.
Die Zugehörigkeit zu der Familie der Barsche ist dem Zander durchaus anzusehen. Seine beiden Rückenflossen sind ebenso mit Stachel- und Gliederstrahlen durchzogen, sein langestreckter, braungrüner Körper mit Streifenmuster überzogen. Das große, mit spitzen Fangzähnen besetzte Maul ist eine typisches Raubfischmerkmal.
Wie für viele andere Fische gibt es auch für den Zander andere regionaltypische Bezeichnungen wie Sander, Hechtbarsch, Schill oder Fogasch.
Der Zander mit seinem guten Hör- und Sehvermögen bervorzugt das tiefere Wasser und kommt zur Paarung und Eiablage in flachere Bereiche. Für uns Taucher ist es die beste Zeit für Zanderbeobachtungen. Insbesondere die für die Brutpflege zuständigen Männchen können dann standorttreu bei der Bewachung ihres Geleges, einer mit tausenden Eieren gefüllten, kleinen Sand- oder Kiesgrube, sehr gut beobachtet werden. Respektvoller Abstand ist hier geboten. So manch Trockenhandschuh wurde bei Nichtbeachtung schon perforiert.
Zander bei der Brutwache
Ca. 2 Wochen dauert es bis zum Schlupf der kleinen Larven, die sich vorerst vom Dottersack ernähren und dann raubfischgerecht auf Zooplankton und andere Brut Jagd machen.
Mit seiner mittleren Größe von ca. einem halben Meter jagt der Zander bevorzugt Weißfische wie Plötze, Rotfeder, Güster und Ukelei. Aber auch Exemplare >1m erfreuten insbesondere den einen oder anderen Angler. Der Zander ist ein sehr beliebter Speisefisch.
Zander im Tauchrevier Deutschland
Zanderbeobachtungen
Erzählt von Euren Zanderbegegnungen.
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2017 Tauchen im Westbruch
12.04.2017, Westbruch (Sachsen)
Sachsen ist definitiv das Tauchrevier der gefluteten Steinbrüche. Unzählige, ehemalige Abbaustellen von Granit, Porphyr und Schiefer sind heute ideale Tummelplätze für Sport- und technische Taucher. Das Oberflächenwasser sammelt sich in dem gehauenen Stein und schafft einzigartige Landschaften und Lebensräume. Das tiefe Blau wartet nur darauf, erkundet zu werden.
Östlich von Leipzig hauten Bergleute Granitporphyr magmatischen Ursprungs aus dem Kohlenberg bei Beucha. Mit Aufgabe der Betriebsstätte holte sich die Natur zurück, was ihr gehört. Der sogenannte Westbruch ist heute ein weithin bekanntes Tauchrevier. Seit vielen Jahren betreibt Uwe Seidel die Tauchschule „Taucherparadies Sachsen“ in Brandis und ist Hausherr dieses idyllischen Kleinods. Ein Tauchgang steht schon lange auf meiner To-Dive-Liste.
Tauchen im Westbruch
Heute nun ist es soweit, ausgerechnet an einem Mittwoch, dem einzigen Ruhetag. Doch Uwe zögert nicht lange und sagt: „Kommt vorbei, ich bin da.“. Die Autobahninfrastruktur ist mittlerweile so gut ausgebaut, A10-A9-A14-Abfahrt Naunhof und man fällt beinah ins Wasser. Nach gut 2 Stunden stehe ich an der mit einer Kette gesicherten Zufahrt zum Westbruch, auch Steinbruch Waldsteinberg genannt. Ich muss unbedingt einen ersten Blick wagen, bevor ich zu Uwe fahre. Nach nur wenigen Schritten stehe ich im Kessel am Ufer eines wunderbaren, einladenden Steinbruchsees. Die nackten, steilen Wände fallen in klares, blaues Wasser. Der Blick nach oben zeigt den Waldsaum und einen verhangenen, grauen Himmel. Ich freue mich auf den Tauchgang.
Steinbruch Waldsteinberg, Westbruch
Nur zwei Nebenstraßen weiter betreibt Uwe seine Tauchschule und –shop. Er heißt mich willkommen und führt mich in sein Reich. Mehrere Räume, gut gefüllt und sortiert mit Tauchequipment aller Art zeugen von einem langjährigen und erfahrenen Tauchbetrieb. Das Check-In ist schnell erledigt. Uwe nimmt sich ein wenig Zeit und erklärt mir anhand alter Fotos die Gegebenheiten des Steinbruchs während in HD-Qualität an der Wand ein großer Waller im Unterwasserwald seine Runden dreht. Ich muss dort jetzt hin.
Reste des Unterwasserwaldes
Zurück am Steinbruch nehme ich meinen Buddy in Empfang. Gut 190x120x20 Meter Wasserkörper gehören für den heutigen Tag uns allein. Das Leben ist schön. Lange schnacken ist nicht, wir wollen beide nur noch ins Wasser. Rödel, rödel, check und Platsch. Kaum den Kopf unter Wasser werden wir von einem Rudel Wasserscheine begrüßt. Sechs Spiegelkarpfen sehen nicht ihre ersten Taucher und sind regelrecht tiefenentspannt. Wir beginnen unseren Kurs linker Hand, so wie von Uwe empfohlen.
Spiegelkarpfen im Westbruch
Der Westbruch hat eine Tiefe von etwa 20 Metern, ein ehemals bewaldeter Absatz auf einer Tiefenlinie von 6-7 Metern zieht sich beinah um den ganzen See und ist wohl der meist betauchte Bereich im Bruch. Nach nur wenigen Flossenschlägen erscheint uns ein Taucherspielplatz. Telefonzelle, Porzellanschwein, Kunstfische, Hochbett und allerlei Klimbim dienen der Belustigung unter Wasser. Ich kann diesen Dingen immer noch nicht viel abgewinnen. Hat der Westbruch, wie sich zeigen soll, doch so viel „natürliche“ Formationen und Attraktionen zu bieten. Einen Ausbildungs- und Tarierparkour könnt‘ ich noch verstehen.
Taucherspielplatz im Westbruch
Wir tauchen weiter und erreichen die Reste des alten Wald- und Buschwerkes. Es macht Spaß hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Immer mal einen Blick nach oben wagen, schadete noch nie. Und tatsächlich. An einem Felsvorsprung hinter einem toten Baum leuchten vier Kois. Das rot-weiße Schuppenkleid scheint gegenüber dem schlecht sehenden Wels kein Nachteil zu sein. Auch diese Karpfenfische sind an Taucher gewöhnt und verlassen den schützenden Bereich nur ungern. Immer wieder scanne ich den Grund, schaue zwischen den Gehölzen. Irgendwo muss doch der Herrscher des Steinbruches seine Ruhestatt haben. Fehlanzeige. Doch was ist das? Zwischen toten Kieferstämmen liegt ein kapitaler Hecht und döst. Er hat mich längst gesehen und gehört. Die Kamera im Anschlag nähere ich mich ihm. Er bleibt entspannt. Gefahr geht von den schwarzen Blasenmachern nicht aus. Doch kein Wels in Sicht.
Weiss-rote Kois
Ab und an machen wir einen Abstecher in die Tiefe. Wir übertauchen die Abbruchkante und lassen uns auf 20 Meter sacken. Restlicht bis zum Grund des Westbruches. Gebrochener Fels und rostendes Eisen erscheinen vor den Masken. Der Kompass zeigt bereits die Kehrtwende an. Wir steigen höher und folgen dem Absatz. Ein Boot mit Besatzung, Motor und Flagge liegt auf der Klippe und droht abzustürzen. Fadenalgen hängen wie Vorhänge an der steilen Wand. Die letzten Erdkröten-Männchen erklimmen den nackten Fels zurück ans Licht. Und die ersten Flussbarsche setzen kunstvoll ihren Laich im Geäst der toten Bäume ab.
Der Westbruch unter Wasser
Eine Öffnung in einer geschichteten Wand zeigt uns den Einstieg, das Ende der Umrundung an. Dieser befindet sich nämlich direkt über der Pulverkammer des alten Steinbruches. Gut 100 Minuten unterwegs und noch keine Lust zum Aufstieg. Vorbei an den wühlenden Karpfen tauchen wir noch einmal hinein in das Wäldchen, der Wels muss doch irgendwo sein. Diesmal bleibt er der Gewinner. Diesmal.
Nach gut drei Stunden und schweren Herzens entsteigen wir dann doch dem sächsischen Nass. Ein schöner Tauchgang. Der Westbruch verdient es, noch einmal besucht zu werden. Schnell zu Uwe den Schlüssel abgegeben und dann mit vielen, neuen Eindrücken heimwärts. Ein wundervoller Tag im Tauchrevier Deutschland
Unterwegs im Westbruch
Wer kennt diesen Steinbruch?
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Steinbeißer, Dorngrundel
Steinbeißer (Cobitis taenia)
Die erste Begegnung mit diesem außergewöhnlichen Bewohner unserer heimischen Gewässer war zugegebenermaßen rein zufällig und überraschend. Seit einigen Jahren streife ich mit meiner Kamera leidenschaftlich durch die Unterwasserwelt Deutschlands und bin bis heute fasziniert über die Vielfalt und Schönheit dieser einmaligen Flora und Fauna. Brandenburg mit seinen über 3000 Seen bietet mir alle Möglichkeiten, diese Leidenschaft auszuleben.
Während ich über einen Pflanzenteppich aus verschiedenen Armleuchteralgen schwebe, glaube ich, im Augenwinkel meiner Tauchermaske am sandigen Grund eine Bewegung zu erkennen. Mein Blick richtet sich auf den hellen Sand, doch da war nichts außer eben diesem Sand. Eine kleine Sedimentwolke gibt mir dennoch die Gewissheit, nicht unter dem narkotischen Einfluss des eingeatmeten Stickstoffes zu fantasieren. Sicherlich ein kleiner Flussbarsch, der vor meinen lärmenden Atemluftblasen Reißaus genommen hat, denke ich mir und tauche weiter.
Lebensraum Sand
Und wieder. Jetzt nehme ich mir die Zeit und scanne den Seegrund. Das Auge gewöhnt sich an die kleinen Dinge am Boden. Wassermilben und Wasserflöhe tanzen im klaren Wasser. Das reichlich vorhandene Zooplankton wird nicht die Ursache meiner uneingeschränkten Aufmerksamkeit gewesen sein. Ich schaue zwischen den Sprossen der angrenzenden Makrophyten. Was ist das?
Beobachtungen in heimischen Seen
Ein länglich gelber Körper mit einem kunstvollen Muster aus braunen Flecken liegt bäuchlings zwischen den Pflanzen auf dem Sand, nicht größer als 6 cm. Auf der einen Seite ein spitz zulaufender Kopf mit schwarzem Knopfauge, auf der anderen Seite eine große, gestreifte Schwanzflosse. In der Mitte des Körpers hat sich eine nicht zu übersehende Rückenflosse aufgestellt. Ein Fisch, aber kein mir bis dato Bekannter. Hecht, Schlei, Flussbarsch, Rotauge und Rotfeder als häufige Vertreter unserer heimischen Fauna durfte ich bereits mehrfach in unseren Seen in ihrem natürlichen Habitat beobachten, aber diesen vor meiner Maske liegenden Vertreter kenne ich nicht.
Auf Augenhöhe mit Dorngrundeln
Ein Beweisfoto muss her. Noch ehe ich meine Kamera in Position gebracht habe, bohrt sich der scheue Fisch mit zappelnden Bewegungen in den weichen Sand und ist verschwunden. Dieses Verhalten erklärt meine vorherige, erfolglose Suche. Meine Recherchen bestätigten meine erste Begegnung mit einem Steinbeißer. Mittlerweile kenne ich einige Lebensräume dieser standorttreuen und anspruchsvollen Fische in unseren Seen und besuche sie von Zeit zu Zeit mit meiner Kamera.
Wenn mich Freunde und Bekannte fragen, was man denn alles in unseren heimischen Gewässern sieht, ich dann vom kleinen Steinbeißer schwärme, begegnet mir in der Regel Verwunderung. Angler erwidern gern, dass der Steinbeißer im Atlantik vorkommt und ein delikater Speisefisch ist, meinen dabei jedoch den gefleckten oder gestreiften Seewolf, der zum heimischen Namensvetter nicht verschiedener sein kann.
Der Steinbeißer, auch als Dorngrundel oder Steinpicker bekannt, gehört zu den Schmerlen mit ihrem typischen, unterständigen und bartelbesetzten Maul. Mit diesem für den Lebensraum Sand perfekt angepasstem Werkzeug saugen sie den Sand regelrecht auf („beißen in den Stein“), filtrieren alles Zoobenthos (im Boden lebende Organismen) und stoßen Unverwertbares über die Kiemen sofort wieder aus. Auch wenn die Tiere als nachtaktiv beschrieben werden, konnte ich dieses Fressverhalten mehrfach tagsüber beobachten. Vielleicht lässt diese Art der Nahrungssuche und –aufnahme diesen kleinen Fisch mit einer Maximallänge von 10 -12 cm deshalb zu den Karpfenartigen zählen.
Steinbeißer, Dorngrundel, Schmerle
Zahlreiche Verhaltensbeobachtungen und ein vorsichtiges Tauchen erlauben mir nunmehr ein detailtreues Ablichten dieser scheuen Fische. Erst diese Nahaufnahmen machen die kleinen Details wie die sechs sensitiven Barteln oder die der Verteidigung dienenden, ausklappbaren Dornen unter den Augen sichtbar. Die meiste Zeit verbringen die Steinbeißer im Sand vergraben. Allein das oberhalb am Kopf sitzende Augenpaar wacht. Eine ziemliche Herausforderung, diese wunderschönen Vertreter unserer artenreichen Fischfauna in diesem Zustand aufzuspüren.
Steinbeißer zählen zu den geschützten Tieren und finden eine Nennung in der Europäischen FFH-Richtlinie. Sie sind Indikatoren für saubere und gesunde Gewässer und benötigen ausgiebige Sandflächen frei von Verunreinigungen. Insofern wundert es mich nicht mehr, dass ich einige Steinbeißer-Populationen in unmittelbarer Nähe von Badestränden finden konnte, wo der Sand mehrfach umgewälzt wird.
Geschützte Fische im unseren Seen
Die in „Kolonien“ lebenden, kleinen Fische warten mit weiteren Besonderheiten auf, die sie zu wahren Überlebenskünstlern machen. Die Verwertung von Sauerstoff im Darm, sogenannte Darmatmung, ermöglicht dem Steinbeißer das Überdauern von sauerstoffarmen Phasen im Wasser. Die filigranen, mehrreihigen Muster auf der mit sehr kleinen Schuppen besetzten Fischhaut unterscheiden die einzelnen Individuen ähnlich einem menschlichen Fingerabdruck.
Darmatmung und Jungferngeburt
Wie bei den meisten Lebewesen unserer Region steht der Frühling auch bei den Steinbeißern ganz im Zeichen der Reproduktion. Die von den Weibchen abgelegten Eier werden von den Männchen unmittelbar besamt und entlassen die Larven nach nur gut einer Woche. Mangelt es an Männchen, besitzt das Steinbeißer-Weibchen die Fähigkeit einer Jungferngeburt. Das Paarungsverhalten dieser Fischart ist mir allerdings bisher verborgen geblieben.
Wunderbare Unterwasserwelt
Das gewonnene Wissen über das Verhalten und die beanspruchten Lebensräume dieser kleinen Fische lässt mich achtsamer und aufmerksamer durch die Unterwasserwelt gleiten. Für mich zählen die Steinbeißer zu den schönsten und interessantesten Fischen in unseren heimischen Gewässern und ich freue mich auf noch zahlreiche Begegnungen in lebendigen Seen.
Wo seid ihr diesem Fisch begegnet?
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Text erschienen: "Natur Erleben" 04/2016 & "Fischwaid" 01/2017
Sumpfdeckelschnecke (Viviparidae)
Sumpfdeckelschnecke (Viviparidae)
Sumpfdeckelschnecken zählen zu den größten Süßwasserschnecken in unserem Tauchrevier Deutschland.
Ihr dickwandiges, braunschwarzes/braungrünes Haus kann bei 6 Windungen bis auf eine Größe von 5 cm heranwachsen. Das Gehäuse ist meistens dunkelbraun gebändert, was aber durch Bewuchs und Ablagerungen nicht immer zu erkennen ist. Namensgebend besitzen die Sumpfdeckelschnecken am Fuß einen Deckel mit dem sie ihr Gehäuse fest verschließen können.
Die Tiere sind in unseren einheimischen Gewässern recht verbreitet und meist am Grund des Gewässers zu finden, wo sie sich auch eingraben.
Sumpfdeckelschnecken ernähren sich von zerfallenem, organischem Material (Detritus), sie weiden die Algen vom Grund und sind ebenso in der Lage Plankton zu filtern.
Getrennt geschlechtlich und lebend gebärend
Sind die meisten unserer Süßwasserschnecken Zwitter, so ist die Sumpfdeckelschnecke getrennt geschlechtlich. Man kann die Männchen und Weibchen recht gut an ihren Fühlern unterscheiden. Während das Weibchen zwei gleich lange, schlanke Fühler besitzt, so ist der rechte Fühler bei den Männchen verdickt und wesentlich kürzer. Er enthält das Begattungsorgan.
Eine weitere Besonderheit dieser Schneckenart, sie sind lebend gebärend. Die vielen gallertartigen Eigelege an den Wasserpflanzen im Frühjahr stammen also auf keinen Fall von der Sumpfdeckelschnecke, sondern meist von den Schlammschnecken. Die Jungtiere sind bei der Geburt etwa einen halben Zentimeter groß und voll entwickelt.
Paarung der Sumpfdeckelschnecken
Ende März, Anfang April machen sich die Männchen auf den Weg und suchen ein Weibchen. Es ist Paarungszeit bei den Schnecken. Haben sie sich gefunden, führt das Männchen das Begattungsorgan in die weibliche Geschlechtsöffnung und übergibt die Spermien. Der Nachwuchs wächst im Mutterleib heran und wird fertig entwickelt (ca. einen halben Zentimeter groß) in das Wasser entlassen. Ich find’s immer wieder spannend.
Sumpfdeckelschnecken im Tauchrevier Deutschland
2017 Steinbruch Hohenerxleben
28.03.2017, Steinbruch Hohenerxleben (Sachsen-Anhalt)
Nicht nur die Natur bietet uns Tauchern ein reiches Angebot an Tauchgewässern. Zahllose Hinterlassenschaften menschlichen Schaffens und Streben haben sich über die Jahre zu regelrechten Tauchparadiesen entwickelt. Kiesgruben, Tagebaue und Bergwerke, gefüllt mit klarem Wasser und einer prächtigen Unterwasser Flora und Fauna laden zum Verweilen ein.
Eines dieser alten Relikte ist der Kalksteinbruch in Hohenerxleben, der das ehemalige Kalksteinwerk mit Wellenkalk zur Produktion von Baustoffen beschickte. Doch das ist längst Geschichte. Die Pumpen zur Entwässerung des Bruches stehen lange still. Die Natur schließt langsam und leise eine weitere tiefe Wunde.
Tauchen im Steinbruch Hohenerxleben
Der Frühling hat erst wenige Tage das Zepter in die Hand genommen und demonstriert eindrucksvoll seine unbändige Kraft. Im Schein der Sonne öffnet sich ein Meer aus Blüten wilder Kirschen. Knospen platzen regelrecht und geben das zarte Grün des ersten Blattwerkes frei. Wir schauen glückseelig in den Kessel auf das schimmernde Blau. Ein Rotmilan zieht seine Kreise. Es ist wundervoll.
Die alte Werksstraße führt uns zu Fuß gut 200 Meter hinab in den Steinbruch. Wir stehen am Rand der unteren Sohle und bestaunen das klare Wasser. Am Grund erstreckt sich ein flächendeckender Leuchteralgenteppich. Sonnenbadende Döbel ruhen unter der Wasseroberfläche. Die wassergefüllte Sohle ist mit 120 x 100 Metern im Ausmaß durchaus überschaubar. Aus Erzählungen weiß ich, dass das höher liegende Mundloch in der angrenzenden Steilwand zu Hochwasserzeiten geflutet und zu betauchen ist. Wir laufen den Steinbruch ab und bestaunen jede Kleinigkeit. Die Vorfreude auf den Tauchgang steigt. Was für ein Frühlingswetter.
Sonnenspiel im Silbersee
Nun in voller Montur und bepackt, schleppen wir uns erneut den Weg hinunter zum See, der auch Silbersee genannt wird. Ein lauter Platsch und wir sind in unserem Element. Sind wir das wirklich? Nichts scheint die Sicht zu trüben. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den kleinen Wellen an der Oberfläche und geben ihre bunten Spektralfarben an die Unterwasserwelt ab. Den Armleuchteralgen scheint es zu gefallen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beginnen wir unser Tauchabenteuer.
Am Rand der Bruchkante im weißen Sand huschen kleine Fische bäuchlings hin und her. Meine ersten Gründlinge im Tauchrevier Deutschland. Ihr sandfarbener Körper mit grau-goldenem Fleckenmuster lässt sie am Grund verschwinden. Die beiden empfindsamen Barteln zeigen ihre Zugehörigkeit zu den Karpfenfischen an. Mit maximal 15 Zentimeter Länge sind es eher kleine Fische, meine Freude jedoch groß.
Gründlinge im Tauchrevier Deutschland
Immer wieder treffen wir auf Zeitzeugen der Baustoffindustrie, Gleisanlagen, Rohrleitungen, Kessel und am Ostufer eine kleine Förderanlage mit Schurre und Rütte. Der rostige Stahl leuchtet im Schein der Sonne rotbraun. Wir genießen das Tauchen in diesem Bruch und nehmen alles in Augenschein. Leider treffen wir auch auf neuzeitlichen Müll. Ich kann diese Unachtsamkeit und Bedenkenlosigkeit einfach nicht verstehen.
Relikte der Kalksteingewinnung
Neben Gründlingen begegnen wir wenigen Flussbarschen, Plötzen und Karauschen. Scheue Döbel sehen wir aus der Ferne. Ein etwas größerer Schwarm von wahrscheinlich Ukeleien zieht seine Kreise über die Armleuchteralgenwiesen. Weder Krebse noch Mollusken kann ich entdecken. Am Ende des Tauchganges werden wir noch mit einer großartigen Begegnung belohnt. Im Schutt des alten Pumpenhäuschens sehe ich die grauschwarze Schwanzspitze von Silurus glaris, dem Herrscher unserer Tauchreviere. Langsam nähere ich mich dem Räuber und kann am anderen Ende die langen Barteln des Kopfes entdecken. Der Blick in die stecknadelgroßen, blauen Augen des größten Räubers unserer Seen ist einzigartig. Entspannt lässt er die Knipserei über sich ergehen. Der Europäische Wels, ein eindrucksvoller Fisch.
Europäischer Wels, Silurus glanis
Nun haben wir für die Umrundung des überschaubaren Steinbruches doch gute 90 Minuten benötigt. Es gibt so viel zu entdecken. Und dass Tauchen im sonnengefluteten, klaren Wasser ist einfach überwältigend. Mit einer Bulette in der Hand schauen wir noch einmal hinab in das kleine Tauchparadies. Tauchen im Tauchrevier Sachsen-Anhalt.
Die Suche nach einem naheliegenden See für einen zweiten Tauchgang ist eine andere Geschichte.
Weitere Unterwasser-Impressionen Hohenerxleben
Kennt ihr diesen Steinbruch?
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