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2018 Tauchen im Stienitzsee
Tauchen im Stienitzsee (Brandenburg), Herbst 2018
Brandenburg ist mit 3.000 Gewässern seenreichstes Bundesland. In meinem nahen Umfeld befindet sich der Stienitzsee, der mit dem Straussee, Kalksee und Flakensee eine Rinnenseekette eiszeitlichen Ursprungs in NO-SW-Ausrichtung bildet.
Der See ist gut drei Kilometer lang und einen Kilometer breit. Seine maximale Tiefe wird mit 14 Metern angegeben. Während sich am Ostufer der Ort Hennickendorf anschmiegt, ist das Westufer von Wald gesäumt. Ortseitig ist das Ufer dicht bebaut. Ein freier Zugang mit dem Auto nebst Tauchgerödel ist kaum möglich. Im letzten Jahr ermöglichte mir Fischer Peter Klose einen Einstieg über sein Fischereigelände. Was ich dort vorfand, lest ihr hier.
Einstieg Westufer Stienitzsee
In diesem Jahr wollte ich den Stienitzsee unbedingt vom Westufer, der Waldseite betauchen. Zu Fuß unternahm ich einige Erkundungstouren. Zwei Angelvereine und ein Motorsportverein haben hier ihr eingefasstes Domizil. Die Uferzone ist dicht bewaldet und mit Dickicht bewachsen. Ein, zwei Stellen wären zum Tauchen durchaus zugänglich.
Mit dieser Ortskenntnis im Kopf machte ich mich völlig naiv auf, eine Waldbefahrung zu beantragen. Doch wo anfangen? Wer sind die Eigentümer? Nach mehreren Tagen Telefonaten und aufgeschlossenen Revierförstern erhielt ich tatsächlich eine begrenzte Waldbefahrung. Nun stand einer Unterwassererkundung nichts mehr im Wege.
Unterwasserwelt Flora und Fauna
Das richtige Wetter abgepasst, packte ich im September das Auto und fuhr an den Stienitzsee. Es ist windstill und das Wasser liegt klar und glatt vor mir. Vorfreude. Hüfttief stehe ich nun im Stienitzsee, die letzten Checks und abgetaucht. Ich tauche in Richtung Seemitte. Das Ufer fällt absolut flach ab. Flaches Quellmoos, durchbrochen von Tausendblatt und Hornblatt inmitten großer Muschelfelder dominieren die Unterwasserlandschaft. Vereinzelt Wasserpest, Nixenkraut, Teichrose und Leuchteralgen bringen Vielfalt in die Makrophytenwelt. Die Sicht ist mit zwei bis drei Metern gut. Sonnenstrahlen tanzen am Grund.
Große Teichmuscheln stecken im Sand und filtern mit ihren Siphons das Seewasser. Hier und da ein kleiner Flussbarsch. Vor mir tut sich im Grün ein Schatten auf. Was ist das? Noch wenige Flossenschläge und ich erkenne einen Süßwasserschwamm. Doch dieser Schwamm ist riesig, korallengleich verästelt und leuchtend grün. Was für eine Pracht. Um ihn herum huschen zahllose Flussbarsche. Jetzt erkenne ich das gesamte Gebilde. Ich kann mich einfach nicht satt sehen.
Prächtiger Süßwasserschwamm
Der Schwamm siedelt auf kleinen, zusammengebundenen Bäumen. Gewichte zeugen von Menschenhand. Ich erinnere mich an Erzählungen vom Fischer im letzten Jahr. Er hatte mehrere Holzgebinde dieser Art als Zandernester im See ausgebracht. Dies muss eines davon sein. Von den Ästen ist kaum noch etwas zu sehen. Einem Korallenriff gleich reckt sich diese Schönheit zur Sonne. So einen gewaltigen Schwamm habe ich noch nirgends sehen dürfen. Die strukturliebenden Flussbarsche lieben ihn augenscheinlich ebenso. Sie huschen hindurch, verstecken sich und weiden das Zooplankton von den Verästelungen.
Wenngleich nichts auf Zandernester hindeutet, ist dem Fischer mit dieser Tat wahrlich Meisterliches gelungen. Es fällt mir schwer, mich von dieser Pracht loszusagen. Ich hoffe sehr, dass Anker, Blinker und Flosse diesem Schwamm nie zusetzen werden.
Flusssbarsche und Süßwasserschwamm (Spongillidae)
Mehr als sieben Meter Tiefe erreiche ich heute nicht. Längst hat schlammiger Boden den Pflanzensaum abgelöst. Spuren verraten die Existenz von Flusskrebsen. Die ersten Begegnungen lassen auch nicht lange auf sich warten. Kamberkrebse nennen den Stienitzsee ihr Zuhause. Ich drehe um und finde auch hier die ein oder andere menschliche Hinterlassenschaft. Sackkarre, Stühle, Flaschen; längst besiedelt von Dreikantmuscheln und Süßwasserschwämmen.
Nach 120 Minuten erreiche ich das flache Ufer und entsteige zufrieden dem Brandenburger See. Zwei Wochen später bin ich erneut auf Erkundungen hier unterwegs. Den gigantischen Schwamm finde ich wieder. Herbst lässt ihn langsam verblassen und welken. Die Fische haben sich zurückgezogen. Es wird still in unseren heimischen Seen.
Kennt ihr den Stienitzsee?
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2018 Tauchen in Grönland
16.-26. August 2018, Tasiilaq, Ostgrönland
Tauchen im Eis. Tauchen mit Eisbergen. Tauchen in Grönland. Ein lang gehegter Traum wird sich nun erfüllen. Ein derartiges Abenteuer wird jedoch nur mit dem richtigen Buddy zu einem unvergesslichen Erlebnis. Da mein Lieblingsbuddy #1, meine Frau, wegen der Kälte unter Wasser ausscheidet, freue ich mich über die Zusage von Kurt. Kurt traf ich erstmalig 2014 auf Bali. Die Chemie stimmte von Anfang an. Gegenseitige Besuche in Bayern und Brandenburg ließen uns mittlerweile zu guten Freunden werden. Kurt ist ein erfahrener, technischer Taucher und nennt den Starnberger See, seinen Haussee. Als Partner vor Ort entschieden wir uns für Anja und Sven von den Northern-Explorers. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich in den nächsten Tagen zeigen wird.
Tasiilaq – Hauptstadt Ostgrönland
Reisen beginnt mit Kofferpacken. Ich hasse Kofferpacken. Gilt es für Tauchreisen in den Süden ausreichend Unterhosen und ein paar Shirts einzupacken, bedarf es für diese Reise einiges mehr. Flaschen, Blei und Luft wird uns Sven bereitstellen. Jedes weitere Ausrüstungsteil inklusive Backup und Ersatzteil müssen wir also mitführen. Auch für die Landaktivitäten müssen ausreichend und warme Kleidung eingepackt werden. Die Dienstleistung der Northern-Explorers beginnt mit dem Überflug von Island nach Grönland. Wir haben zwei Gepäckstücke a 20 Kilogramm plus Handgepäck gebucht. Planten wir anfangs Redundanzen für Unterzieher und Anzug, haben wir am Ende gewichtsbedingt wirklich nur das Nötigste eingepackt. Eine kleine Werkzeugbox mit O-Ringen, Swivel und Aquasure ist unabdingbar, wie wir erfahren werden. Bei mir kam dann noch die Kameraausrüstung nebst Zubehör hinzu.
Eisbergtauchen Grönland
Kurt und ich, wir trafen uns auf Island in Reykjavik. Wir planen für die Stadt einen Tag Sightseeing ein. Gegen einen Tauchgang in der Silfraspalte haben wir uns bewusst entscheiden. Untergekommen sind wir im legendären „Atlantic Apartments“. 400€ für 2 Nächte auf 15qm, ein wahres Schnäppchen. Dafür waren eine kleine Nasszelle und kein Frühstück dabei. Man muss wissen, dass man auf dem Flughafen in Keflavik, südlich von Reykjavik ankommt und für einen Weiterflug zum Flughafen Reykjavik fährt. Der Transfer per Bus dauert ca. 1h. Viele „Durchreisende“ weilen also mindestens eine Nacht auf der Insel. Die Reisenden auf den Flughäfen Islands, uns eingeschlossen, gleichen Besuchern einer Outdoor-Messe. Mit Hightech-Ausrüstung machen sich Backpacker aus der ganzen Welt auf, das wilde Island und Grönland zu erkunden. Das Treiben erinnert an den Film „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“. Wir nutzen den Tag vor der Weiterreise für einen ausgiebigen Ausflug in die schöne Hauptstadt Islands.
Reykjavik – Hauptstadt Islands
Eine zweimotorige Propellermaschine wird uns am nächsten Tag sicher nach Kulusuk, im Südosten Grönlands bringen. Die ersten Eisberge auf dem Meer unter uns steigern die Vorfreude auf das was kommt. Anja ließ uns wissen, dass wir vor Ort eine Gruppe von sieben Tauchern sein werden. Die Tauchtaschen am Flughafen verrieten unsere Mitstreiter und so lernten wir unsere kleine Gruppe kennen. Schnell noch einen Single Malt für das Gletschereis eingepackt und weiter geht’s. Der Flughafen Kulusuk erinnert an ein kleines Expeditionscamp in traumhafter Kulisse. Während unsere Koffer von einem Quad-Gespann zum kleinen Hafen überführt werden, machen wir uns zu Fuß auf zum Anleger. Lars, ein Däne und der Chef von „Arctic Dream“, unserer Herberge, wartet bereits mit einem kleinen Boot für die Überfahrt nach Tasiilaq auf uns. Was für eine atemberaubende Landschaft. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Die ersten Eisberge verzaubern uns.
Eisberge Kulusuk
Nach 45 Minuten Bootsfahrt erscheinen die ersten Farbtupfer an der Küste. Tasiilaq. Unser Ziel. Mit gut 2.000 Einwohnern die „Hauptstadt“ Ostgrönlands. Die bunten Holzhäuser heißen uns wie in einem Bildband herzlich willkommen. Am Anleger lernen wir nun auch Sven kennen. Er begrüßt uns herzlich. Die Ortschaft Tasiilaq liegt an Hängen kleiner Berge. Sven weist auf ein blaues Holzhaus oberhalb. Unsere Herberge. Während unsere Koffer einen Shuttle-Service beanspruchen, wollen wir laufend aufsteigen und die ersten Eindrücke mit tiefen Atemzügen genießen. Das Wetter ist traumhaft und die Sonne scheint. Oben angekommen, können wie uns nicht an dem herrlichen Anblick der Bucht satt sehen. Was für ein Licht, welche Farben und welch ungewohnt karge und dennoch wunderschöne Landschaft. Sven bittet uns in das Haus, weist die Zimmer zu, beantwortet Fragen und gibt die ersten wichtigen Hinweise. Und dann die alles entscheidende Frage: „Wollt ihr heute noch tauchen?“. Während sich die anderen für das Auspacken und Einräumen entscheiden, sind Kurt und ich in wenigen Handgriffen zum ersten Tauchgang bereit.
Eisbergtauchen Tasiilaq
Ein kleines, rotes Schlauchboot bringt uns zu einem herrlichen Eisberg in der Bucht. Mit an Bord Marco, ein lebensfroher Italiener, der seinen vorletzten Tauchtag mit uns verbringt. Wie ich später herausfinde, nicht einfach Marco, sondern ein nicht ganz unbekannter Designer und Bonsai Master. Sven gibt uns noch ein paar Informationen zum Eis. Nicht jeder Eisberg ist sicher und kann gefahrlos betaucht werden. Die Sonne lässt das Eis schmelzen, brechen und drehen. Immer wieder werden wir dieses spektakuläre Phänomen beobachten können.
Das Tauchen ist absolut individuell. Kein Gruppenzwang, kein Guide, keine Zeitlimits, keine vorgeschriebenen Routen. Eigenverantwortliches Tauchen im Buddyteam, genau nach unserem Geschmack. Check. Platsch. Wir sind im Wasser. Unser erster Eisberg. Bubblecheck und abgetaucht. Ich versuche erst gar nicht, die Eindrücke in Worte zu fassen. Es wird mir eh nicht gelingen. Dieses Lichtspiel. Diese phantasievollen Eisformen und das stete Knacken und Rauschen unter Wasser. Tausende Rippenquallen hüllen den Eisberg ein. Die durch das Abschmelzen frei werdende Luft bildet einen andauernden Blasenvorhang. Es gibt viel zu bestaunen und entdecken. Wir schauen uns in die Augen und sind einfach nur happy. Nach einer guten Stunde beenden wir den Tauchgang. Sven wartet bereits. Er folgte den aufsteigenden Blasen. Ein Blick in unsere Gesichter beantwortet sein: „Wie war’s?“.
Unterm Eis
Wieder in der Unterkunft angekommen, richten wir uns ein. So wie Männer das halt tun. Koffer auf. Fertig. Auf den Beginn eines großen Abenteuers einen „Glenlivet“. Das Abendessen wird uns von Line serviert, einer jungen Dänin mit einer interessanten Geschichte. Line wird sich als die gute Seele des Hauses erweisen und immer helfend zur Hand sein. Und sie wird die nächsten Tage göttlich kochen. Den Tag klingen wir schnackend in der Gruppe aus.
Am nächsten Tag wird getaucht. Was sonst? Kurt und ich fahren wieder mit Marco im Schlauchboot hinaus, während die anderen im größeren Boot unterwegs sind. Winzig tuckern wir durch den Fjord. Blasfontainen von Buckel- und Minkwalen durchstoßen den Horizont. Wir scheinen in einer anderen Welt. Insgesamt werden wir hier auf Grönland an sechs Tagen acht Tauchgänge absolvieren. Keiner gleicht dem anderen. Wir erfahren die Schönheit des Eises, der Kelpwälder und Kaltwasserkorallen. Sven beantwortet geduldig all unsere Fragen. Er wirkt ruhig und ausgeglichen. Ein sympatischer, junger Mann mit einem besonderen Humor.
Unterwasserwelt Grönlands
Unsere gemeinsamen Ausfahrten führen uns zu den Gletschern in den Johan Petersen und Knud Amundsen Fjorden, vorbei an einer alten US Airforce Base aus dem 2. Weltkrieg. Wir beobachten unvergesslich Buckelwale bei der Jagd und sind ob ihrer Größe und Friedfertigkeit beeindruckt. Kein Baum, kein Strauch an den Hängen der Berge und dennoch unsagbar schön. Der kurze Sommer verwandelt die Täler in ein Blütenmeer. Unvorstellbar. Tagsüber erreichen die Temperaturen bis zu +8 Grad, nachts fröstelt es leicht.
Buckelwal-Beobachtungen
Einen Vormittag erkunden Kurt und ich die Ortschaft Tasiilaq. Schule, Kindergarten, Wohnhäuser, Krankenhaus, Friedhof, Supermarkt, Hafen, Energieversorgung, Treibstofflager, Helikopter-Landeplatz, Mülldeponie. Alles da. Bester 3G/4G Empfang. Der Ort wirkt bunt, sauber und die Menschen freundlich. Ich vermag als Kurzbesucher nicht die Zufriedenheit der Inuit beurteilen. Ich erfahre allerdings von einer hohen Depressions- und Suiciderate. Tradition trifft Moderne. Man begegnet Walfängern, sieht Häuser mit Trockenfisch und Walfleisch vor den Fenstern und schaut in lachende Gesichter junger, moderner Menschen.
Schönheiten Ostgrönlands
Am Abend besuchen wir die einzige Bar am Hafen. Nur ein kleines Schild deutet auf den fensterlosen Pub. Noch ist die recht nett eingerichtete Bar leer. Das wird sich aber ändern. Für 5€ bekommt man hier ein kleine Flasche Carlsberg. Die verhältnismäßig hohen Preise für Alkohol und der zeitlich restriktive Verkauf scheinen einen übermäßigen Konsum nicht zu verhindern. 23 Uhr ist der kleine Pub voll. Die jetzt erscheinen Menschen müssen schon vorab eine Alkoholquelle gefunden haben. Wie wir erfahren, ist Alkohol durchaus ein Problem in Ostgrönland.
Wir verbringen hier auf Grönland eine wundervolle Zeit, unter und über Wasser. Wir lernen neue Leute kennen, haben erlebt, erzählt und gelacht. Mit zahllosen, unvergesslichen Eindrücken verlassen wir dieses wilde Eiland. Eine traumhafte Reise geht zu Ende. Vielen Dank Sven. Die Airlines bringen uns sicher und pünktlich zurück. Dennoch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass wir in Deutschland mit gut einer Stunde am längsten auf unser Gepäck gewartet haben.
Traumhaftes Grönland
Schon mal in Grönland getaucht?
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2018 Tauchen im Cospudener See
10.02.2018, Cospudener See (Sachsen)
Gute Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer in den Sozialen Netzwerken. Beste Sicht im Cospudener See. Ich war gefühlt eine Ewigkeit nicht in diesem ehemaligen Braunkohletagebaurevier tauchen. Das Ziel für meinen heutigen Ausflug steht somit fest.
Der Cospudener See, der erste künstliche See im Leipziger Neuseenland, trägt den Namen eines alten Dorfes, welches den gefräßigen Baggern weichen musste, Ironie des Schicksals. In unmittelbarer Nachbarschaft und südlich von Leipzig befinden sich der Markkleenberger See, Störmthaler See und der Zwenkauer See. Wo einst Waldlandschaften zum Erholen einluden, hat der unbändige Braunkohlehunger große Wasserlandschaften hinterlassen. 1992 stoppten die eisernen Riesen ihre Arbeit. Grund- und Niederschlagswasser füllten den mächtigen Krater bis zum Jahre 2000. Ein neues Naherholungsgebiet im Rahmen der Expo 2000 entstand.
Tauchen im Cospudener See
Der Cospudener See entwickelte sich zu einem Tauchrevier in Sachsen. Der Tauchereinstieg befindet sich am Ostufer, dem Zöbigker Winkel, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer modernen Marina mit Hafen, Ferienhäusern, einem schönen Pier und Restaurant. Die kleine Tauchbasis von Lutz Kamski hat hier ihr Domizil. Heute allerdings war sie verschlossen. Ein großer, gebührenpflichtiger Parkplatz sorgt für kurze Wege.
Nach 2 ½ Stunden Autofahrt erreiche ich mein Ziel. Still und klar bei winterlichen Temperaturen liegt er vor mir, der Cospudener See. Ich atme tief die kühle Frische und freue mich auf den Tauchgang. Zurück am Auto tritt ein Mann an mich heran und reicht mir die Hand. Ich treffe Falk Wieland erstmalig persönlich. Seine bekannten Tauchreiseführer sind Bestandteil meiner Recherchen für das Tauchrevier Deutschland. Er und seine Frau Cornelia planen heute ebenso einen Tauchgang im „Hausriff“.
Tauchcenter und Tauchschule
Weitere Taucher treffen ein. Nicht ganz überraschend treffe ich Robert Lange von der Tauchbasis Zwenkauer See. Mit seinem Team plant er heute Ausbildungs- und Spaßtauchgänge. Nach einer kurzen Begrüßung mache ich mich fertig und trotte mit der Ausrüstung in wenigen Schritten über die Badewiese zum Einstieg. Ein kurzer Check, Kompasspeilung und auf geht’s. Ich tauche Richtung Westen zur Abbaukante. Zarte Triebe der Feinen Armleuchteralge durchstoßen das Kiesbett. Das klare Wasser lässt den Blick weit schweifen. Auf 16 Meter stoße ich auf ein Boot. Wenige Flossenschläge später treffen Cornelia und Falk zum Fotoshooting ein. Ich ziehe weiter Richtung Seemitte.
Der mittlerweile pflanzenlose Grund ist überzogen mit einem Labyrinth aus Spuren verschiedenster Bewohner. Flusskrebs, Muschel und Wasserassel gehen ihrer Bestimmung nach. Welche Art Flusskrebs werde ich in diesem Gewässer wohl entdecken? Spuren über Spuren aber kein Fühler- oder Scherenpaar. Doch dann. Kamberkrebse eroberten diesen Lebensraum für sich. Mittlerweile bin ich auf einer Tiefe von 35 Metern angekommen. Diese Furchen und Gräben am Hang sind einfach faszinierend. Rostendes Metall und Braunkohlereste wecken mein Interesse. Ich drehe in Richtung Süden ab und steige dabei langsam wieder auf.
Amerikanischer Flusskrebs, Kamberkrebs
Zwischen 10 und 20 Metern treffe ich auf allerlei Schrott. Fahrrad, Tretboot, Gabelstapler, Parkuhr und sonstiger Unrat bilden wohl einen Erlebnispark unter Wasser. Ich kann dem nichts abgewinnen, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Stelle mir nur vor, wie das im Wald wirken würde. Große Betonanker und schwere Kette zeigen an, dass ich an der Steganlage der Marina angekommen sein muss. Wirkt ein wenig wie das künstliche Riff in Nienhagen. Eine gute Stunde ist nun leider schon wieder vorbei. Ich trete den Rückweg an. Das satte Grün der Armleuchteralgen im Winter beeindruckt mich. Vereinzelt sind Halme des Tausendblattes anzutreffen. Ein schöner Tauchgang im Cospudener See, im Tauchrevier Deutschland.
„Erlebnispark“ unter Wasser
Wieder in warmen Klamotten und mit heißem Tee im Bauch bereite ich die Abreise vor. Die Rückreisewelle der Skiurlauber möchte ich gern hinter mich lassen. Dann verquatsche ich mich doch noch mit Falk und Robert, so dass ich das Parkticket nachlösen muss. Spannend ist es allemal. Wir müssen uns noch einmal verabreden. Ich werde wiederkommen, mit dem richtigen Gas bis zur letzten Sohle auf 50 Meter.
Braunkohletagebau Cospuden
Kennt ihr den Cospudener See?
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2018 Molnar Janos Cave
April 2018, Budapest – Molnar Janos Cave
Mit guten (nichttauchenden) Freunden bin ich für ein paar Tage in der wunderschönen Hauptstadt Ungarns – Budapest. Und sofort kommen mir die beiden weithin bekannten Unterwasserwelten Molnar Janos Cave und Kobanya Mine in den Sinn. Wenn ich einmal hier bin, dann muss ich hier auch tauchen.
In Vorbereitung der Reise schrieb ich kurzerhand Molnar Janos Cave Budapest an. Ein freies Zeitfenster wurde schnell gefunden. Für den 29. April plane ich zwei Tauchgänge in der thermal gespeisten Höhle natürlichen Ursprungs. Nachdem ich eine Kopie von Cave Brevet, Tauchversicherung und tauchärztlicher Untersuchung per Email vorgelegt hatte, kam von Zoltan das OK. Aber nicht nur das. Olaf, den ich über meine Facebook-Seite „Tauchrevier Deutschland“ kennenlernen durfte, wird mich begleiten. Er lebt in Budapest und kennt die Höhle sehr gut. Außerdem stellt er mir flugzeuguntaugliche Ausrüstungsteile zur Verfügung. Perfekt.
Molnar Janos Cave, Budapest
07:30 Uhr fahre ich mit dem Taxi vom Hotel zur Molnar Janos Cave. Angekommen bitte ich den Taxifahrer noch zu warten. Hausnummer 48 stimmt, aber das Objekt sieht leer, verlassen und gelinde gesagt, ein wenig zerfallen aus. Keine Menschenseele. Bin ich richtig? Dann erkenne ich den kleinen See mit Seerosen von verschiedenen Internetfotos. Am zweiten Tor entdecke ich den MJ Cave Sticker und entlasse den Taxifahrer. Es dauert nur wenige Minuten und die ersten Autos erscheinen Punkt um 8 Uhr.
Ich werde von Zoltan begrüßt. Wir warten noch auf die anderen Taucher und dann geht’s los. Olaf fährt auf den kleinen Hof. Wir erkennen und begrüßen uns. Einfach klasse, wenn man Menschen mit der gleichen Leidenschaft persönlich trifft. Veronika und Martin werden mit uns tauchen. Veronika, die ebenso meinem Blog folgt, hatte bereits per FB angekündigt, dass auch wir uns hier treffen werden. Die Taucherwelt ist ein Dorf.
Historisches Budapest
Als drei Schnuppertaucher aus Deutschland und Polen erscheinen, sind wir für den heutigen Tag komplett. Zoltan beginnt mit dem allgemeinen Briefing, zeigt uns das Gelände, die Infrastruktur und erklärt die Regeln und Abläufe. Ein altes Türkisches Bad und ein ehemaliges Restaurant flankieren den kleinen, klaren Teich, der die Höhle an dieser Stelle an die Oberfläche treten lässt. Eine blaue Stahlklappe verschließt den alten Zugang zur Höhle. Das leere Restaurant soll zukünftig die Tauchbasis beherbergen. Auch für das Türkische Bad gibt es Ideen. Für den Basischef Attila stehen noch einige Investitionen an. In den letzten Jahren hat er seine Aktivitäten vollends auf die Höhle konzentriert. Und das mit wirklich großem Erfolg.
Ein langer Gang führt tief in den Berg. Ich erfahre, dass er einst geschaffen, um das Berghotel mit dem Thermalbad auf der gegenüberliegenden Seite zu verbinden. Das gesamte Projekt allerdings scheiterte. Ein Glück für uns Höhlentaucher. Attlia ist es gelungen, diesen Tunnel in eine komfortable Taucherzone zu verwandeln. Wunderbare Rödelplätze mit Liebe zum Detail, Trockenbereiche, Lerneinheiten, Getränke- und O2-Bar, sowie der neue Eingang zur Höhle sind hier untergebracht.
Höhlentauchen, Taucherzone
An einer großen Tafel mit dem Abbild der Höhle planen und briefen wir unsere Tauchgänge. Veronika, Martin, Olaf und ich bilden das Tauchteam und werden von Attila geführt. In der Regel werden in der Molnar Janos Cave ausschließlich geführte Tauchgänge angeboten. Für Jahresbesucher wie mich ist es absolut ok. Die kurze Zeit bleibt somit für die Schönheit der Höhle. Bizarre Kristallformationen, von Attlia illuminiert, blieben uns sonst sicher verborgen. Und dann ist es endlich soweit. Ein Dom bildet den Einstieg.
Nach einem Check tauchen wir ab und folgen in festgelegter Reihenfolge der Hauptleine. Das Wasser oberhalb 10 Meter ist mit 27 Grad mollig warm. Ich tauche ohne Handschuhe und fühle mich irgendwie nackt. Die Sicht ist hier ein wenig trüb, klart allerdings unterhalb der Sprungschicht vollends auf. Die Wassertemperatur fällt auf 20 Grad ab. Während Veronika und Monika sidemount-technisch unterwegs sind, tauchen Olaf und ich mit einer D12 plus 80cuft Stage. Wir atmen angereichte Luft (EAN32) und folgen der 1/6 Gasregel.
Offizielles Intro-Video Molnar Janos Cave
Sieben unterirdische Kilometer wurden vom Team um Attila erschlossen und bestens ausgeleint. Wir starten den ersten Tauchgang an der A-Leine, wechseln bei A33 auf die B-Leine und springen am Knoten B20 wieder auf die A-Leine zurück. Gute 70 Minuten lasse ich mich von der Schönheit der Höhle und der Laune der Natur verzaubern.
Schmale Gänge und große Räume ausdekoriert mit braunschwarzen Kristallen. Die Stille auf der einen Seite und das Grollen der rollenden Luftblasen an der Höhlendecke auf der anderen Seite unterstreichen diese einmalige Stimmung. Und immer wieder der „Lichtblick“ zum Buddy. Wir tauchen auf. Auch wenn Höhlentaucher großen Wert auf „Coolness“ legen, kann ich meine Freude über dieses Erlebnis nicht unterdrücken.
Tauchgangspläne MJ Cave Budapest
Im zweiten Tauchgang penetrieren wir die Höhle an der C-Leine und folgen dieser etwa 35 Minuten bis zur Umkehr. Sollte jetzt die Sicht schlechter sein, ist die Schuldfrage zweifelsfrei geklärt. Feinste Sedimente ruhen am Boden und warten nur darauf vom Wasserstrudel der Flossenbewegung aufgewirbelt zu werden. Die richtige Flossentechnik hat ihre Daseinsberechtigung. Immer wieder zeigt uns Attila Kristallformationen, die ihre Schönheit erst im Schein der LED-Lampen preis geben. Die Natur erschafft Erstaunliches. Auch diese 70 Minuten gehen viel zu schnell vorbei.
Höhlentauch-Buddies
Dieser Ausflug in die Budapester Unterwelt bildet den Höhenpunkt meiner Reise. Schön, Euch alle getroffen zu haben. Von Attila erfahre ich noch viele Details zur Höhle und seinem spannenden Projekt „Molnar Janos Cave Budapest“. Mit Olaf tausche ich die Trikots. Ein Wiedersehen ist für den Sommer im Tauchrevier Deutschland angedacht.
Mit dem Taxi lasse ich mich wieder ins Hotel bringen, lade meine nassen Klamotten aus und finde den Anschluss meiner „Gruppe“ in der Altstadt. Das Bier zischt.
Kennt ihr die Molnar Janos Cave?
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2018 Tauchen auf Bonaire
März 2018 Bonaire, Kralendijk
Vor drei Jahren waren wir auf Curacao, einer Insel der Niederländischen Antillen im Karibischen Meer. Wir waren begeistert von der Schönheit des Eilandes und der Freundlichkeit der Menschen. Die freie, ungezwungene und selbstbestimmte Art zu tauchen war ganz nach unserem Geschmack. „Ihr müsst unbedingt nach Bonaire. Da ist es noch viel besser.“, so die Stimmen einiger Tauchfreunde.
Nun sind wir hier, auf Bonaire, nur wenige Minuten nördlich der kleinen Hauptstadt Kralendijk (Korallendeich). Der Flieger und die Crew von der Dutch Royal Airline KLM haben uns sicher und gut umsorgt von Berlin über Amsterdam in die Karibik gebracht. Auch unser Gepäck hat es pünktlich und unversehrt geschafft. Für den Transfer zur Unterkunft haben wir uns einen Shuttle organisiert. Unseren Pickup werden wir erst morgen nach einer ersten Nacht und einem guten Frühstück übernehmen.
Den Laman, Kralendijk, Bonaire
Wir sind im Den Laman, einem kleinen Appartmenthaus direkt am Strand, untergebracht und werden bereits erwartet und freundlich empfangen. Dieses Objekt wurde uns von einem Reiseveranstalter empfohlen, doch dazu später mehr. Das Appartment „Ocean View“ ist riesig, hat ein großes Wohnzimmer, eine geräumige Küche, ein Schlafzimmer und ein kleines Bad. Es ist ausgesprochen sauber und sehr gut eingerichtet und ausgestattet. Es ist heiß und spät. Wir fragen nach Wasser oder der Möglichkeit, ein kühles Bier zu bekommen. „Leider nein“, begegnet es uns. Ein späterer Blick in den Kühlschrank offenbart uns bereitgestelltes, kaltes Wasser. Vom Balkon höre ich Musik. Ich eile hinab, sehe Licht und treffe freundliche Leute im „Breeze N‘ Bites“. Mit zwei kalten Amstel begrüßen wir unseren Urlaub. Angekommen.
Dive Friends Bonaire
Unser erstes Frühstück genießen wir unter karibischem Himmel mit Blick auf das türkisblaue Meer. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich. Wir werden bestens umsorgt und bedient. Das soll sich auch die nächsten beiden Wochen nicht ändern. Direkt nebenan befindet sich eine Tauchbasis von „Dive Friends Bonaire“, unserem Tauchbasislager. Hier haben wir unser „Unlimited Dive Package“ gebucht. Beim Check-In blicken wir auch hier in freundliche Gesichter. Die Formalitäten sind schnell erledigt, die 25USD „Marine Park Fee“ bezahlt, der Platz für unser Tauchgerödel zugewiesen und das Tauchflaschenprozedere flott erklärt. Nitrox for free. Der Zugang ist 24×7 gewährt. Alles macht einen professionellen und durchdachten Eindruck.
Tauchen auf Bonaire
Da wir unseren Mietwagen erst am Abend in Empfang nehmen, erledigen wir gleich den verpflichtenden Check-In Tauchgang, bekommen ein OK und setzen uns für den ersten Tauchgang im Hausriff ab. Drei Millimeter Neopren, keine Kopfhaube, ich sehe meine Hände, fühle mich irgendwie nackt. Es gibt wohl doch einen klitzekleinen Unterschied zum heimischen Trockentauchen. Typisch karibische Schwämme und Weichkorallen erinnern an unseren Urlaub in Curacao. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass ich nun im Besitz vergoldeter INT-Adapter zum fairen Inselpreis bin.
Am Abend sind wir dann auch mobil. Das Inselabenteuer kann beginnen. Im Übrigen waren beim Autoverleiher die einzigen ernsten Gesichter zu finden. Muss in diesem Job wohl ein Einstellungskriterium sein. Entgegen aller Erzählungen ist dem Mietvertrag zu entnehmen, dass das Auto verschlossen und mit geschlossenem Fenster abzustellen sei. Schnell noch den Kühlschrank ein wenig aufgefüllt und der erste Inseltag verabschiedet sich mit einem fulminanten Sonnenuntergang.
Unterwegs in der Karibik
Salzluft, eine warme Briese, das Rauschen des Meeres, Kaffee, Rührei, freundliche Gesichter und natürlich mein Lieblingsbuddy. Kann ein Tag schöner beginnen? Wir beladen unseren Pickup. Mit jedem Tag werden die Handgriffe routinierter. Die Tauchflaschen sind stets top und prall (230bar) mit EAN32 gefüllt. Allein ein paar Flaschen-O-Ringe sollte man mitführen, die fallen schon mal raus oder sind ob der starken Nutzung gut verschlissen. Es passierte daher häufig, dass es unter Wasser leicht blubbert. Nicht der Gasverlust ist kritisch, das dauernde Blubbern und Brasseln am Ohr in der „Silent World“ ist für mich einfach nervig.
Und schon sind wir auf der Küstenstraße in Richtung Norden. Im Gegensatz zu Curacao verläuft die Straße relativ dicht am Ufer entlang und man kann die Tauchplätze meist vom Auto aus erkennen. Gelbe, beschriftete Steine markieren die Einstiege. Riffbojen ermöglichen den Booten von See aus diese Plätze anzufahren und helfen uns Tauchern beim Auffinden des Ausstieges. Mit „1000 Steps“ beginnen wir unser Tauchabenteuer. Die Treppe erinnert mich ein wenig an den Schmalen Luzin im heimischen Mecklenburg-Vorpommern. Gut 20 weitere Tauchplätze werden wir in den nächsten Tagen besuchen. Und keiner hat uns wirklich enttäuscht, soviel sei schon mal gesagt.
Rifffische in der Karibik
Der Küstenbereich ist naturbelassen, so auch die Einstiege. In Abhängigkeit von Welle und Brandung kann der Schritt ins Nass recht abenteuerlich sein. Wir haben so den einen oder anderen Taucher rücklings in der Brandung liegen sehen. Wohl dem, der den Atemregler noch im Mund behält. Im Norden schlug die See deutlich heftiger ans Ufer. Karpata konnten wir daher erst im zweiten Anlauf bezwingen. Der Süden wirkt ruhiger und sanfter. Auch die Unterwasserwelt unterscheidet sich. Dominieren im Norden die Hartkorallen so sind im Süden fantastische Weichkorallen zu finden. Das Riffdach in Bonaire ist schmaler, in nur wenigen Flossenschlägen ist man an der Riffkante und kann absteigen. Auf Curacao erinnere ich mich an ziemlich lange Strecke bis zur eigentlichen Riffkante.
Unterwasserwelt Bonaire
Die Unterwasserwelt begeistert. Die Riffe sind intakt und lebendig. Es ist gibt Unendliches zu entdecken. Korallen und Schwämme überzeugen an sich, sind weiterhin Lebensraum vieler kleiner Bewohner. Zahllose Riffische bestimmen bunt das Bild, im Blauwasser große Schwärme von Füsiliere und Hornhechte. Putzergarnelen und Pfeilkrabben sind häufig auch tagsüber in den Riffen anzutreffen. An sandigen Plätzen überraschen Adler- und Stechrochen. Schlangenaale und Muräne luken aus ihren Verstecken. Meeresschildkröten stellen im Blau den Quallen nach oder knabbern ungestört an ihren Lieblingskorallen. Viele der gesichteten Tiere sind markiert. „Nesting Beach“ –Schilder zeugen von deren Herkunft. Riesige Tarpune dösen tagsüber vor dem Riff und warten auf die Nacht.
Tauchen auf Bonaire
Unser Hausriff mit Sandstrand, eigenem Pier und einer exzellenten Logistik (Tauchflaschen direkt am Pier verfügbar) ist der ideale Platz für meine Nachttauchgänge. Während sich die bunten Riffische mit unterschiedlichsten Strategien in der Nacht unsichtbar machen, treten mit der Dämmerung die Putzer in Erscheinung. Zahllose Kreaturen mit unterschiedlichstem Zangenwerkzeug bearbeiten die Hinterlassenschaften des Tages. Der Schöpfer muss seine wahre Freude gehabt haben. Noch in Trauer um mein daheim vergessenes Makroobjektiv bin ich vertieft im Ablichten der kleinen Krabbentiere als im Schein meiner Lampe ein großes, metallisches Etwas vorbei zieht. Ich erschrecke, halte inne und Ausschau.
Die Tarpune sind auf der Jagd. Gut zwei Meter lang werden sie meine nächtlichen Begleiter und nutznießen das von mir mitgeführte Licht für ihre Jagd. Ein derartiges Verhalten kannte ich bis dato nur von Feuerfischen im Roten Meer. Es hat gut 10 Minuten gedauert, bis ich sie entspannt an meiner Seite duldete, Schreckmomente dennoch inbegriffen. Waren die Tagestauchgänge schön, so haben die Nachttauchgänge ihre eigene, besondere Faszination. Kleine und große Langusten mit ihrer farbenprächtigen Musterung schreiten durch das Riff. Tagsüber entdeckten wir gar ein mächtiges Weibchen mit ihrem orangefarbenen Eigelege im schützenden Schwanz in einer kleinen Höhle.
Krabbentiere in der Karibik
Das Tauchen auf Bonaire ist wirklich etwas Besonderes. Die Tauchplätze Karpata, Angel City, Hilma Hooker und Salt Pier möchte ich besonders erwähnen. In Deutschland unvorstellbar, an und unter einer Industrieanlage wie dem „Salt Pier“ zu tauchen. Die Plattformen der Förderanlagen werden von den Unterwasserbewohnern sehr gut angenommen. Selbst das Fahren mit dem Auto kostenfrei bis an das Ufer in Deutschland undenkbar.
Saline und Salt Pier
Es gab keinen Tag ohne Tauchen, dennoch fanden wir Zeit für Inselerkundungen. Im Norden erkundeten wir den „Washington Slagbaai National Park“ mit seiner besonderen Vegetation, der schroffen Küste und den eindrucksvollen Salinen, Lebensraum vieler Flamingos. Im Süden kann man das Farbspiel der angelegten Salzseen bewundern, von olivegrün bis leuchtendpink. Zwischen ihnen türmen sich die strahlendweißen Salzhalden auf. Beliebte Fotomotive auch bei den zahllos angespülten Kreuzfahrtausflüglern.
Kleine Hütten, nicht größer als Hundehütten, zeugen von der Unmenschlichkeit der Spezies Mensch. Für die Salzgewinnung wurden Sklaven eingeschifft und ausgebeutet. Im Südosten trifft man auf Bonaires einzigartige Mangrovenlandschaft. Eine riesige Bucht (Sorobon) entwickelt sich zu einem beliebten Windsurf Resort. Der Osten ist wild und schroff und dünn besiedelt. Eine Mülldeponie schluckt schweigend die Reste des bunten Treibens im belebten Westen.
Bonaire, Niederländische Antillen
Ca. 20.000 Menschen sollen auf Bonaire, einer Niederländischen Gemeinde, leben. Die allermeisten wohl in der Hauptstadt Kralendijk mit Blick auf die kleine Nachbarinsel „Klein Bonaire“. Als nennenswerte Ortschaft sei vielleicht Rincon im Norden noch zu erwähnen, die unübersehbar mit ihrer Kaktusbrennerei wirbt. Zahllose Bankautomaten sichern stetig die Liquidität der Gäste. Zahlungsmittel ist der US Dollar. Kleine Supermärkte sichern das Leben der Selbstversorger. Das Angebot von Restaurants, Cafes und Bars ist recht groß. Für ein romantisches Essen zu zweit sollte man sich allerdings ausreichend Dollarnoten einstecken. Wenn große Schatten auf die kleine Hauptstadt fallen, dann legt wieder eines der täglichen Kreuzfahrtschiffe an. Viel ist nicht immer besser.
ABC Insel Bonaire
Alles in allem verlebten wir einen wunderschönen Urlaub auf Bonaire. Alles hat wirklich gepasst. Zwei persönliche Begegnungen mit Tauchfreunden von Tauchrevier Deutschland. Danke Björn und Guido. Die Tauchfreunde von „Dive Friends Bonaire“ mit ihren sieben Basen auf der Insel waren eine gute Wahl. Die Unterkunft mit dem einliegenden Restaurant und dem tollen Hausriff sorgten für einen angenehmen Inselaufenthalt. Plane ich in der Regel unsere Urlaube individuell, so habe ich mich diesmal auf die Erfahrungen und Empfehlungen der Reiseagentur „ABC Travel & Consulting“ verlassen. Eine gute Entscheidung. Danke Nico.
Unterwasserimpressionen
Kennt ihr die Insel Bonaire?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
Tauchen im Werbellinsee
5. Januar 2018, Werbellinsee (Brandenburg)
Das neue Jahr ist bereits fünf Tage alt, die besinnlichen Feiertage im alten Jahr zurück gelassen und 2018 mit Freunden zünftig begrüßt. Vor zwei Tagen wurde ich zum zweiten Male Großvater. Das Jahr kann nicht schöner beginnen. Jetzt ist es an der Zeit für den ersten Tauchgang im Neuen Jahr, Tauchen Werbellinsee.
Es ist Freitagmorgen, der Himmel ist leicht bedeckt und die Temperaturen klettern auf 5 Grad Celsius. Ich stehe am Nordwestufer des herrlichen Werbellinsees, am beliebten Tauchereinstieg „Dornbusch“. Ich habe keine Ahnung, wie viele Tauchgänge ich im klaren Nass des eiszeitlichen Natursees habe absolviert. Keine Minute der Langenweile, der Enttäuschung. Es gibt Zahlloses zu entdecken. Das Leben unter Wasser folgt dem Zyklus der Jahreszeiten.
Kaffenkahnwrack „Dornbusch“
Mein heutiges Ziel wird das bekannte und beliebte Wrack eines Lastenseglers, Kaffenkahns, sein. Der gut 40 Meter lange, mit Feldsteinen beladene Holzkahn ruht auf einer Mergelbank und fällt mit seinem Heck auf einer Tiefe von 38 Metern ab. Dieser Zeitzeuge menschlichen Strebens ist beliebter Rückzugsort für viele Fische. Wels, Quappe, Kaulbarsch, Flussbarsch, Plötze und Aal konnte ich dort bereits beobachten.
Teltower Kreisblatt vom 26. August 1886:
„Am Sonntag Vormittag ist auf dem Werbellinsee ein mit Steinen beladener Kahn gesunken, wobei leider der betreffende Schiffer, seine Gattin und deren siebzehnjähriger Sohn, die noch im letzten Moment in die Kajüte eilten, um Wertsachen zu retten, ertranken, während es dem Knecht gelang sich in den neben dem sinkenden Fahrzeuge befindlichen kleinen, mit letzterem durch Tau verbundenen Kahn zu retten und durch sofortiges Durchhauen des Taues jede Gefahr von sich selbst zu beseitigen.“
Da ich eine Verweildauer von 40 Minuten am Wrack plane, werde ich zur Verkürzung der Deko im kalten Wasser (5 – 6 Grad) ein EAN50 Gas mitführen. Eine Heizweste vertreibt die einsetzende Kälte. Gute Ausrüstung für Wintertauchgänge in unseren heimischen Seen ist unerlässlich. Ich montiere die Gerätschaften, präpariere meine Kamera und schleppe das Gerödel zum See. Check. Check. Check. Mein Kopf ist unter Wasser und ein breites Grinsen macht sich breit.
Zeitzeugen Lastensegler
Die Sicht ist ausgezeichnet. Der Weg hinab zum Wrack ist schnell getaucht. Flohkrebse, Schlammschnecken und Flusskrebse weiden die großflächigen Muschelkolonien. Nach wenigen Minuten leuchtet das massige Bug, der Kaffen, im Schein meiner Lampe. Flussbarsche bevölkern das Wrack. Ich tauche an der Backbordseite hinab zum Heck, vorbei am mächtigen Maststuhl und der steinigen Ladung. Mein Lichtkegel scannt das Umfeld. Schwaches Tageslicht dringt ob der guten Bedingungen hinab auf den Grund.
Ich erreiche die eingefallene Kajüte. Sie ist abgesehen von kleinen Fischen leer. Unter einem Brett wird das Licht meiner Lampe auffällig reflektiert. Ein junger Wels drückt sich fest in den Spalt. Hier wird er vor den scharfen Schnäbeln hungriger Kormorane sicher sein und den Winter überdauern. Die große Ruderpinne ragt weit in das Boot und endet an einem riesigen Ruderblatt. Das Ruder liegt genau auf einer kleinen Mergelkante. Durchzogene Löcher bieten dem Kamberkrebs Heim und Schutz. Jeder Blick wird belohnt.
Junger Wels, Silurus glanis
Auf die gehofften Begegnungen mit unserem Süßwasserdorsch, der Quappe, muss ich leider verzichten. Eigentlich treffe ich diesen kälteliebenden Fisch immer hier unten. Vielleicht sind sie gerade auf Brautschau, beginnt doch jetzt die aktive Zeit der Tiere.
Ich drehe noch zwei Runden am Wrack, schaue mich ein wenig daneben um und steige wieder auf. Eine kleine Mergelwand auf etwa 20 Metern ist eine ideale Gaswechselstelle. Während ich nun angereichte Luft durch meine Lungen schiebe, um den Stickstoff schneller loszuwerden, begebe ich mich unter Beibehaltung des Dekoplans auf Entdeckertour in flachere Bereiche.
Der Fisch ist verschwunden, die Pflanzen sind welk und dennoch ist jeder Atemzug und Flossenschlag Freude und Entspannung. In kleinen Nischen finden sich Grüppchen von Schwebgarnelen. Bald werden sie wieder in großen Schwärmen durch den Werbellinsee ziehen. Viele Ohrschlammschnecken suchen einander und hinterlassen schnittmusterähnliche Spuren.
Kleines Treiben im Werbellinsee
Ein zappelndes Röhrchen weckt meine Aufmerksamkeit. Ein massiver Kopf im Tigermuster mit kräftigen Zangen verrät eine Köcherfliegenlarve. Aus lebensraumspezifischem Material verklebt sie einen schützenden Köcher für den empfindlichen Hinterleib. Das Beobachten ihres unermüdlichen Treibens lässt die Zeit vergessen. Ich liebe diese fantastischen Kleinigkeiten.
Köcherfliegenlarve
Nach 1 ½ Stunden steige ich aus dem Nass. Drei weitere Taucher haben sich eingefunden, um das Wochenende zu begrüßen. Bekannte Gesichter. Chris und Daniel stecken bereits in ihren Trockentauchanzügen. Martin taucht gerade auf. Während wir uns der nassen Sachen entledigen und in warme Kleidung schlüpfen, tauschen wir uns über das Tauchen in Island, Grönland und im Baikalsee aus. Ein weiterer schöner Tag im Tauchrevier Deutschland. Das Wochenende kann beginnen.
Ihr wart bestimmt schon am Wrack, oder?
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