Kategorie: UnterWasser
Lastensegler des Werbellinsees
„Es ist ein Märchenplatz an dem wir sitzen, denn wir sitzen am Ufer des Werbellin.“, schreibt Theodor Fontane verzückt in seinem Buch „Wanderungen durch die Mark Brandenburg.
Ein Denkmal in Altenhof am Südostufer erinnert an seinen Besuch im Jahr 1862. Und vielleicht hat er sie gesehen. Die Segel gesetzt, den Bauch voller Ladung, geführt von kräftiger Hand des schweigsamen Schiffers. Kaffenkähne. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts prägten die hölzernen Lastensegler das Bild des Werbellinsees, einer bedeutenden Wasserstraße. Sie fütterten das unersättliche Berlin mit dringend benötigten Baustoffen wie Ziegel, Ton und Feldsteine. Zu Tausenden passierten sie über die Jahre den Finowkanal in Richtung Süden.
Ziegel-, Kajüt- und Hangwrack
Das schmelzende Eis der letzten Eiszeit hinterließ nicht nur einen zehn Kilometer langen und anderthalb Kilometer breiten Rinnensee, den Werbellinsee, sondern gab auch begehrte Bodenschätze wie Ton und Mergel frei. Im Norden entstand die Königliche Ziegelei Joachimstal und im Süden die Zementfabrik von Bernoully. Sie produzierten für das schnell wachsende Berlin und Umland im Zeitalter der Industrialisierung. Die einzigartigen Segler dienten als Lastenesel für den Transport.
Mit seiner Maximaltiefe von 55 Metern ist der Werbellinsee nach dem Stechlinsee der zweittiefste See Brandenburgs. Flankiert von Hügeln und Wäldern, Buchten und Vorsprüngen treibt der Wind sein listiges Spiel mit den teils überladenen Lastenseglern. Und so wundert es nicht, dass der Werbellinsee zu den wrackreichsten Gewässern Deutschlands zählt. Bis heute noch Bundeswasserstraße erfreut sich der See nicht nur bei Schifffahrtstouristen und Freizeitkapitänen, Badegästen und Wassersportlern, sondern zieht jährlich viele Taucher aus Nah und Fern ob der historischen Unterwasserwracks an.
Lastenseglererkundung mit guten Buddies
Als ich 2009 mit dem Tauchen in unseren heimischen Gewässern begann, konnte auch ich mich den Geschichten um das Tauchen im Werbellinsee nicht entziehen. Tief und dunkel soll es dort unten sein. Wenn vom Wracktauchen im Werbellinsee die Rede war, ging es meist um das bekannteste Wrack am „Dornbusch“, dem beliebten Tauchereinstieg am Westufer des Sees. Das gut erhaltene Wrack liegt in einer Tiefe von 26 – 36 Metern. Ich kann mich noch gut an meinen ersten Sporttauchgang dorthin erinnern. Nach einer gefühlten Unendlichkeit im trüben, dunklen Wasser erschien im Schein meiner kleinen Lampe die mahagoniefarbene Steuerboardwand. Jetzt konnte ich mitreden, schließlich war auch ich am legendären Wrack.
Details des Dornbuschwracks I
Doch erst viel später, nach fortführender Ausbildung und erweiterter Ausrüstung, in der Lage, dekopflichtige Tauchgänge zu planen, musste ich erkennen, dass ich nicht ansatzweise um die Größe und Schönheit dieses einmaligen Zeitzeugen wusste. Mit seinen stolzen 40 Metern Länge liegt der Kahn am Hang und empfängt den Taucher mit aufragender, namensgebender Bugkaffe. Hochgebogene Boden- und Seitenplanken bilden die typische Kaffe der Holzkähne. Spätestens seit meinem Seminar „Schiffsarchäologie“ sind mir Schiffsbauformen, Spanten und Planken in kraweeler oder geklinkerter Bauweise nicht ganz wesensfremd. Vorbei an Winde und Maststuhl taucht man über geladene Feldsteine bis zur eingefallenen Kajüte. Das mächtige Ruder mit seiner ausladenden Pinne ist für mich das schönste Detail dieses beeindruckenden „Dornbuschwracks“.
Das legendäre Dornbuschwrack
An diesen bekannten Tauchplätzen begegnet man vielen Gleichgesinnten. Man tauscht sich aus. Und man hört zu. Ein zweites Wrack soll hier auf einer Tiefe von 33 Metern liegen. Die Kursangaben variieren stark. Doch der Ehrgeiz ist geweckt. Nach mehreren Fehlversuchen finden Buddy „Wolle“ und ich schließlich in nördlicher Richtung das stark sedimentierte Wrack II am „Dornbusch“ in einem weitaus schlechteren Zustand.
Von einem „Ziegelwrack“ ist die Rede, das berüchtigte „Kap Horn“ mit seinem regelrechten Wrackfriedhof und das Wrack an den „Puddingbergen“ tauchen immer wieder in Gesprächen auf. Vereinzelt finden sich bei meinen Recherchen hilfreiche Hinweise im Internet. Doch als zuverlässigste Quelle ergibt sich der Austausch mit „alten Hasen“ vom Werbellinsee, die schon viele Jahre im Werbellinsee taucherisch unterwegs gewesen sind.
Mast-, Puddingberg- und Nordwrack
Auch wenn man eine ungefähre Angabe über den Fundort des Wracks hat, so muss es noch gefunden werden. Das „Ziegelwrack“ und die Wracks um „Kap Horn“ liegen am nordöstlichen Ufer des Werbellinsees. Ein Landzugang ist eingeschränkt bis kaum möglich. Der mit einem guten Kilometer nicht sehr breite See und die mittlerweile verfügbare Scootertechnik erlauben eine Querung.
Buddy „Wolle“ ist glücklicher Besitzer eines leistungsstarken Scooters. An einem kalten Wintertag machen wir uns auf den Weg und queren tandemweise mit seinem Scooter den nördlichen Werbellinsee. Ein spannendes Unterfangen. Folgen wir auf dem Hinweg dem Seegrund, fahren wir in fünf Metern Tiefe zurück. Es bedurfte weiterer Tauchgänge, bis wir endlich das wunderschöne „Ziegelwrack“ bewundern konnten. In 14 Metern Tiefe ruht der Lastenkahn voll beladen mit roten Backsteinziegeln. Zumindest war er mal voll beladen. Das Siegel der „Königlichen Ziegelei“ macht die Ziegel zu einem begehrten Sammlerobjekt. Nicht allen Tauchern scheint bewusst, dass es sich bei den historischen Wracks um Denkmale handelt, die als solche zu behandeln sind. Die beobachteten Veränderungen allein in meiner kurzen Taucherzeit sind sehr bedauerlich.
Ziegelwrack, „Königliches Siegel“, DB Wrack II
Südlich vom „Dornbuschwrack“ liegt an einer ausgeprägten Mergelwand in sportlicher Entfernung das „Puddingbergwrack“. Flösselnd ist man gute 30 Minuten unterwegs. Auch hier führen nicht alle Tauchgänge zum gewünschten Erfolg. Gerade bei schlechten Sichtverhältnissen schießt man schon mal am Ziel vorbei. Überhaupt ist jeder Tauchgang Bestandteil eines Lernprozesses. Die Rückschläge steigern die Freude des Erfolges.
Eine kleine Landzunge am östlichen Ufer des Werbellinsees trägt den deutungsvollen Namen „Kap Horn“. Hier müssen die Windverhältnisse für die Lastensegler besonders tückisch gewesen sein. Fünf Wracks in einer Tiefe von 12 – 27 Metern zeugen von einem nicht ganz ungefährlichen Wasserweg. Ladung und Zustände der gesunkenen Kähne unterscheiden sich stark. Das sogenannte „Kajütwrack“ wartet als einziges Wrack noch mit einer stehenden Kajüte auf, in dem der Schiffer mit seiner Familie lebte. Das „Mastwrack“ verfügt über einen wiederaufgestellten Mast und das „Hangwrack“ liegt mit seiner Tonladung am Hang des Ufers. Zwei weitere Kähne sind stark sedimentiert und ragen teilweise nur noch mit der obersten Boardwand aus dem Grund.
Kap Horn-Wrack, Steinladung und Kaffe
Mit Heiko und Helmut traf ich zwei ebenso leidenschaftliche Taucher und gute Kenner des Werbellinsees. Sie wussten von zwei weiteren Wracks im Norden und Süden zu berichten. Das „Nordwrack“ in einer Tiefe von 6 Metern lässt allerdings nur noch ein Schiff erahnen, allein die Feldsteinladung zeugt von einem Wrack. Muschelbewachsene Planken und Spanten verraten das „Südwrack“ vor Wildau auf 8 Metern Tiefe. Überhaupt lässt sich feststellen, dass der Muschelbewuchs an den Wracks und deren Überreste stark zugenommen hat.
Mittlerweile sind wir alle motorisiert. In den letzten drei Jahren haben wir zahllose, spannende und herausfordernde Tauchgänge zu jeder Jahres- und Tageszeit im Werbellinsee durchgeführt. Es gab Bekanntes und viel Neues zu entdecken. Letzten Winter tauchten wir alle 11 uns bekannten Kaffenkahnwracks ab, um sie bei guter Sicht zu dokumentieren. Dabei stießen wir im Süden auf eine weitere verdächtige Feldsteinladung mit Holzresten. Macht dieser Fund das gute Dutzend voll?
Fischerkahn vor Altenhof
Nicht ganz ohne Stolz blicken wir auf unsere Abenteuer im schönen See Brandenburgs zurück. Wer kann schon von sich behaupten, alle historischen Wracks von Land aus erkundet zu haben. Hinzu kommen ein Einbaum und ein weiteres Dutzend rezenter Wracks wie Kajüt- und Segelboote. Besonders freut uns, das 1974 gesunkene Fischerboot vor Altenhof in diesem Jahr gefunden und als Erste vom Ufer aus betaucht zu haben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Bleibt zu hoffen, dass uns die „Schätze“ des Werbellinsees, die Lastensegler aus vergangenen Tagen noch lange erhalten bleiben, wird ihnen doch seit Jahrzehnten mit den verschiedensten Absichten „nachgestellt“.
Text bereits im Fachmagazin „Wetnotes“ Ausgabe #34 (Dezember 2019) erschienen.
Bergwerktauchen in Deutschland
Das Höhlentauchen wird immer populärer und erfreut sich bereits bei vielen zertifizierten Höhlentauchern großer Beliebtheit. Auch wenn es die Eiszeit mit Deutschland tauchtechnisch sehr gut gemeint hat, so müssen wir auf heimische „Cenoten“ verzichten. Verzichten auf das Höhlentauchen in Deutschland müssen wir dennoch nicht. Ehemailge und verlassene Bergwerke, gefüllt mit sauberem Grundwasser, ermöglichen atemberaubendes Tauchen in Bergwerken.
Hier findet Ihr eine Auflistung der zugänglichen Bergwergwerke für das Höhlentauchen in Deutschland. Über die Bedingungen und Tauchvoraussetzungen könnt Ihr Euch detailliert auf den Internetseiten der jeweiligen Anbieter informieren. Fehlt was? Dann lasst es mich bitte wissen.
Bergwerktauchen in Deutschland
Schieferbergwerk Nuttlar
BergwerkTauchen im Sauerland (Nuttlar/NRW)
1878-1985 Abbau von Dach- und Plattenschiefer, Labyrinth von 20 km auf 5 Ebenen.
Getaucht wird in 2 gefluteten Ebenen bis zu einer Tiefe von 14m bzw. 30m.
Beitrag Tauchen im Bergwerk Nuttlar.
Öffnungszeiten Samstag/Sonntag
Kursangebote, Cavern & Cave
Anbieter „Bergwerk tauchen“
Schieferbergwerk Felicitas
BergwerkTauchen im Sauerland (Bad Fredeburg/NRW)
1863-1994 Abbau von Dach- und Plattenschiefer.
Getaucht wird auf zwei Sohlen 32m und 46m.
Beitrag Tauchen im Bergwerk Felicitas.
Öffnungszeiten: Wochenende, 9:00Uhr – 18:00Uhr
IART Höhlentauchkurse (OC/CCR)
Anbieter „Drysuit Republic UG“
Besucherbergwerk Kleinenbremen
BergwerkTauchen in Porta Westfalia (Kleinenbremen/NRW)
1835–1957 Abbau von Eisenerzen. Seit 1988 ein Besucherbergwerk.
Beitrag Tauchen im Bergwerk Kleinenbremen
Termine einmal im Monat nach Anmeldung
Anbieter Tauchschule „Der Trevpunkt“
Cavern „Blaue Lagune“, 19m
Cave, Stollen
Das Tauchen im Bergwerk ist derzeit eingestellt!
Felsendome Rabenstein
BergwerkTauchen in Chemnitz (Sachsen)
1365-1906 Abbau von Kalkstein auf 4 Sohlen,
Getaucht wird in der 3. und 4. gefluteten Sohle
Termine jederzeit nach Voranmeldung
Kursangebote, Cavern & Cave
Anbieter Tauchschule „Sachsenluft“
Bergwerk Miltitz
BergwerkTauchen in Meißen (Sachsen)
1400-1924 Abbau von Kalkstein. Seit 1997 wird getaucht.
Beitrag Tauchen im Bergwerk Miltitz
Oktober-März nach Terminvergabe
Kursangebote, Cavern & Cave
Anbieter Tauchertreff Dresden
Marmorbruch Crottendorf
BergwerkTauchen in Crottendorf (Sachsen)
1587-1973 Abbau von Kalkstein
Stollensystem auf 10m- und 22m-Sohle, Eingang unter Wasser
Öffnungszeiten ganzjährig
Höhlentauchen für zertifizierte Cave-Diver
Schiefergrube „Christine“
BergwerkTauchen im Sauerland, Willingen (Hessen)
1864-1971 Abbau von Schiefer auf 3 Sohlen,
Seit 2007 Tauchbetrieb in Sohle 2 (24m) und 3 (41m),
Öffnungszeiten ganzjährig
Höhlentauchen für zertifizierte Cave-Diver
Geführte Tauchgänge über verschiedene Tauchschulen vor Ort
Schöne Tauchberichte vom Freshwater Team
Bergwerk „Christine“, Willingen
Schiefergrube „Brilon“
BergwerkTauchen in Sauerland, Schwalefeld (Hessen)
Alte Schiefergrube, Tauchtiefe bis 72m
Öffnungszeiten ganzjährig
Höhlentauchen für zertifizierte Cave-Diver
Anbieter „Scapehander“
2020 / 2017 Tauchen in der Spree
15.06.2017 / 29.07.2020, Die Spree (Brandenburg)
Die Spree, Nebenfluss der Havel . Drei Quellen im Lausitzer Bergland bilden den Ursprung des Flusses im schönen Sachsen. Mit einer Gesamtlänge von 400 Kilometern schlängelt sie sich durch die Bundesländer Sachsen, Berlin und Brandenburg.
Gestern erhielt ich von Micco und Werner, guten Tauchfreunden des TC Strausberg und TSC Marzahn, eine Anfrage für einen gemeinsamen Tauchgang der besonderen Art, Tauchen in der Spree. Geplant war eigentlich ein schöner Trimix-Tauchgang im Steinbruch Wildschütz vom Volker Buder. Eine Autopanne meines Buddies machte uns allerdings einen Strich durch die Rechnung und so zögerte ich keine Sekunde, dem Abenteuer Flusstauchen zuzusagen.
Tauchen in der Spree
Im Müggelspree-Löcknitzer Wald- und Seengebiet mäandert die Spree oberhalb des Oder-Havel-Kanals in einer atemberaubenden, naturbelassenen Landschaft bevor sie in den Dämeritzsee mündet. Das Reich von Biber, Eisvogel, Ringelnatter, Rohrsänger und vielen anderen. Die Sonne malt eine unglaublich schöne Kulisse. Wir sind Gäste.
Meine beiden, erfahrenen Buddies wählen für unseren Tauchgang einen Flussabschnitt von ca. einem Kilometer in der Gemeinde Grünheide (Brandenburg). Bevor man sich freudig in die Fluten stürzt, sollte man für sich ein paar Fragen beantworten. Wo steigen wir ein und vor allem wo wieder aus? Wie erkenne ich den Ausstieg? Wo parken die Autos und wie komme ich zum Ein- bzw. Ausstieg? Wir entscheiden uns für ein Basislager am Ausstieg, einem Wanderrastplatz kurz hinter einer kleinen Brücke, einem markanten Merkmal.
Abenteuer Flusstauchen
Noch einmal begutachten wir den Flusslauf und unseren Ausstiegspunkt. Das Wasser funkelt einladend unter dem strahlend blauen Himmel. Stattliche Döbel lauern in der Strömung auf eine Mahlzeit, Schwärme von Plötzen und Ukeleien ziehen unentwegt ihre Kreise und Steinbeißer baden im Sand am flachen Ufer des Flusses Spree. Wir freuen uns auf das Abenteuer „Flusstauchen“.
Abgetaucht Sommer 2020
Komplett angerödelt fahren wir vom Basislager zum oberhalb gelegenen Einstieg. Der Pegelstand mit 1,20 Meter nicht der Höchste. Während des Tauchganges werden wir eine maximale Tiefe von 3,5 Meter erreichen. Die Strömung variiert entsprechend Flusslauf und Tiefe. Wir gehen von einer 45-minütigen Drift aus. Unter den Augen von neugierigen Radwanderern steigen wir in den Fluss und tauchen ab.
Unterwasserwelt Spree
In Richtung Flussmitte nehmen wir Fahrt auf. Die Sicht schätze ich auf 2 Meter. Von gigantischen Wallern in der Spree ist die Rede. Da wir diese in den Überhängen der Uferbereiche vermuten, steuern wir immer wieder in diese Bereiche. Es macht Spaß und ist mit Kamera und Lampe in der Hand schon ein wenig herausfordernd. Besonders, wenn man glaubt, etwas entdeckt zu haben und auf der Stelle weilen möchte.
Buchten im Uferbereich beruhigen das Wasser, ja es steht beinah. Hier trifft man auf viel Weißfisch wie Plötze und Ukelei zwischen Teichrose, Igelkolben und Laichkraut. Auch der Flussbarsch ist häufig in der Spree anzutreffen. Allein der Europäische Wels zeigt sich nicht. In jede dunkle Bucht halte ich meine Lampe in der Hoffnung auf weiße, verräterische Barteln und festige mich, ob eines riesigen Mauls nicht zu erschrecken. Ein junger Hecht steht im Kraut und hält gegen die leichte Strömung an. Unterwasserfotografie im strömenden Wasser.
Begegnungen in der Spree
Von Beginn an bin ich überrascht über das Vorhandensein von Süßwasserschwämmen am Grund des Flusses. Festsitzend auf dem Kiesbett besiedeln sie große Flächen korallengleich und trotzen dem Strom. Wie schaffen sie es nur, ihr Kieselsäureskelett unter diesen Bedingungen zu bauen. Selbst kleine Finger bilden sie aus und zeigen in Fließrichtung. Ich bin wirklich beeindruckt und vergesse die Waller.
Bereits 60 Minuten treiben wir in der Spree. Den Schatten einer Brücke konnte ich bisher noch nicht ausmachen. Sind wir schon hindurch? Bin ich am Ausstieg vorbei? Die Drift und die Sicht haben uns auseinandergetrieben. So war aber auch der Plan, bei zwei Kameraleuten unausweichlich. Ich stecke den Kopf aus dem Wasser. Keine Brücke. Der Fluss wird gesäumt von wilden, naturbelassenen Ufern. Keine Chance für einen Ausstieg. Vielleicht hinter der nächsten Biegung. Ich tauche wieder ab.
Flora und Fauna in der Spree
Die Wasserpflanzen im Flussbett nehmen zu. Die langen Stiele und Blätter wiegen beinah horizontal in der Strömung der Spree. Ich lasse mich treiben und genieße. Es treibt mich ans Ufer. Der Fluss ändert seine Richtung. Und wieder. Zahllose Süßwasserschwämme von weißgelb bis algengrün. Im Uferbereich schichten sich Äste. Von Menschenhand? Oder ist es das Bauwerk des Flusses? Am Ende des Tages werde ich erfahren, dass es das Bauwerk eines Bibers ist. An jedem Ast heften Schwämme. Mit abnehmender Fließgeschwindigkeit bilden sie sich zu prächtigen Geweih-Süßwasserschwämmen aus. Wunderschön.
Geweih-Süßwasserschwämme in der Spree
Weitere 10 Minuten sind vergangen. Und keine Brücke. Erste Zweifel. Ich steige noch einmal auf. Weit vorn am Ufer Leute. Ich rufe. Sind es meine Buddies? Badegäste, aber sie deuten mir, die Brücke liegt noch vor mir, ca. 500 Meter. Ich mag’s kaum glauben. Nach über 90 Minuten haben wir letztendlich unseren Ausstieg dann doch gemeinsam erreicht.
„Solange haben wir noch nie gebraucht.“, erfahre ich von meinen Buddies. Zwischenzeitlich zweifelten auch sie und mussten sich unterwegs vergewissern, noch auf dem richtigen Weg zu sein. Den Herrscher der Unterwasserwelt, den Europäischen Wels, bekamen auch sie nicht vor die Maske. Wir steigen aus dem Wasser.
Tauchrevier Deutschland. Die Spree
Die Autos vom Einstieg werden zum Basislager zurück geführt und der tolle Tauchgang bei Bier und Bulette, Kaffee und Kuchen ausgiebig besprochen. Was für ein herrlicher Tag im Tauchrevier Deutschland. Vielen Dank Micco und Werner für das tolle Erlebnis, Tauchen in der Spree.
Flusstauchen. Schon mal gemacht?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
Tauchen im Bergwerk Felicitas
15. September 2019, Schieferbergwerk Felicitas
Tauchen im Bergwerk Felicitas. Das Tauchen in den alten Bergwerken Deutschlands fasziniert auf eine ganz besondere Weise. Schwebend und beinah lautlos durch die von Kumpels Hand gehauenen Stollen und Hallen in einer vergangenen Zeit zu wandeln, ist einzigartig und unbeschreiblich schön.
Bin ich in den letzten Jahren in den Bergwerken Rabenstein, Kleinenbremen, Miltitz und Nuttlar „eingefahren“, führte mich mein heutiger Weg in das jüngste Schieferbergwerk „Felicitas“ bei Bad Fredeburg im Hochsauerlandkreis. Im letzten Jahr öffnete Wolfgang Röhr dort ein weiteres Unterwasserparadies für „Grottenmolche“ und Liebhaber der Unterwelt. Bis 1990 wurde Schiefer als Werkstein für Dach und Fassade abgebaut. Zwei Stollen in etwa 30 und 50 Metern Tiefe sind über einen gut 100 Meter langen Bremsberg (Schrägschacht) zu erreichen.
Über die Website „Bergwerktauchen Felicitas“ erfolgt eine problemlose Anmeldung. Brevet, Versicherung und Tauchtauglichkeit werden elektronisch per Email abgerufen. Die Entrichtung des Entgeltes besiegelt den erlaubten Zugang zur Unterwelt.
Bergwerk Felicitas
Da gute fünf Stunden Autofahrt zwischen dem schönen Brandenburg und dem Sauerland liegen, planen wir, Buddy Jens und ich, ein verlängertes Wochenende mit Abstecher zum „See im Berg“ in Messinghausen. Am Sonntag machen wir uns von unserer Gastherberge in Brilon auf zur Grube Felicitas. Eine große Industriehalle geschmückt mit Tauchbannern verrät uns unser heutiges Ziel. Auf dem vorgelagerten Parkplatz wenige Autos. Angekommen treffe ich gleich auf bekannte Gesichter. Die Tauchgemeinschaft ist ein Dorf.
Bremsberg und Maschinenraum
Teilnehmer des Cavebase Camps 2019 am Vortag verabschieden sich zufrieden und noch recht schlaftrunken in den Sonntag. Ralf empfängt uns und gibt uns eine Einführung in die räumlichen Gegebenheiten und Abläufe. Die riesige Eingangshalle ermöglicht das Parken und Rödeln bei schlechtem Wetter in trockener Umgebung. Der Eingang zum Bremsberg ist in wenigen Schritten erreicht. Büro, Shop, Toiletten, Fülllogistik haben reichlich Platz in dem Industriebau. Gruben- und Leinenplan sind uns schon von der Website bekannt, Tauch- und Gasplan bereits festgelegt. Es kann losgehen.
Maschinenpark
Unsere Stages deponieren wir am Eingang des Bremsberges und beginnen mit dem Zusammenbau der Ausrüstung. Immer wieder treffen wir auf bekannte Taucher und kommen ins Klönen. Später erscheint auch Wolfgang. Doch dann endlich ist es geschafft, angerödelt und der erste Check. Heute werden drei Buddy-Teams in den Berg einfahren, von denen bereits zwei im Wasser sind. Auf 6 Metern lassen wir unser Sauerstoff-Dekogas „fallen“. Spätestens am ersten „T“ klart das recht trübe Wasser auf. Wir setzen unsere Cookies und tauchen links in den Maschinenraum.
Hat jedes Bergwerk seine Eigenheiten, so sind die zahlreichen und großen Maschinen wie Lifter, Kopflader und Sägen in der Grube „Felicitas“ wirklich einzigartig. Wie von den Kumpels der Vorschicht abgestellt, warten sie darauf, gestartet zu werden. Es gibt so viel zu sehen, zu bestaunen und zu entdecken. Und die Uhr tickt. Der Barbaratunnel führt uns weiter in den Berg. Sägeblätter, Armaturen, Leitungen, Rohre zeugen von der Betriebsamkeit. Wir fliegen im klaren Wasser, wo einst die Kumpel bei staubiger Luft den Schiefer dem Berg abtrotzten.
Der Barbaratunnel
Unser „TP“ ist erreicht und wir kehren um. Wieder an Tageslicht, können wir unsere Freude über einen wundervollen Tauchgang im Berg nicht verbergen. Bei Kaffee, Keks und Knacker sitzen wir in der Sonne mit Gleichgesinnten und tauschen Tauchergeschichten aus. Ein wunderbarer Tag im Tauchrevier Deutschland.
Schon da gewesen, im Bergwerk Felicitas?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
Indoor Tauchen in Deutschland
Indoor Tauchangebote bieten einem die Möglichkeit, so man nicht über eine kältetaugliche Tauchausrüstung verfügt oder einfach nicht ins kalte Wasser mag, die Wintermonate bis zur nächsten Saison zu überbrücken. Aber auch zu Ausbildungszwecken oder dem Checken von neuen Ausrüstungsgegenständen wird das Indoor Tauchen in Deutschland gern angenommen. Hier findet ihr neben den vielen Schwimmhallenangeboten eine Aufstellung von Indoor Tauchtürmen und -becken in Deutschland.
Monte-Mare in Rheinbach bei Köln/Bonn
Indoor-Tauchen, Schwimmbad, Wellness und Sauna bei Köln/Bonn (Nordrhein-Westfalen)
200 qm Wasserfläche, 10m tief, 2 Mio Liter Wasser,
Wassertemperatur 28 Grad,
Höhlen- und Grottenlabyrinth, Bootswrack,
Ausbildung nach SSI, Tauchshop,
TauchRevier Gasometer Duisburg
Ehemaliger Gasometer als Indoor-Tauchparadies in Duisburg (Nordrhein-Westfalen)
45m Durchmesser, 13m tief, 21 Mio. Liter Wasser,
Temperatur abhängig von Aussentemperatur (7-26 Grad),
Ausbildung SSI, Tauchshop
beheizte Umkleideräume
Dive4Life Siegburg
Neu erbautes Indoor-Tauchcenter in Siegburg bei Köln (Nordrhein-Westfalen)
18/10m Durchmesser, 20m tief, 3 Mio. Liter Wasser,
Wassertemperatur 26 Grad,
versunkene Stadt, künstliche Ruinen,
Ausbildung SSI, Tauchshop
TSC Tauchturm Esslingen
Tauchturm des Tauchsportclubs TSC Esslingen (Baden-Württemberg)
6m tief, Grundfläche 5x5m,
115.ooo Liter Wasser,
Wassertemperatur 25 Grad
Divers Indoor
Ehemalige Sauerkrautfabrik mit 7 Tauchbecken in Aufkirchen (Bayern)
7 Becken mit ca. 5m Tiefe,
2 Mio. Liter Wasser,
Wassertemperatur 24 Grad,
Erlebnisbecken, Gastronomie
Ausbildung SSI
AquaCity, Tauchturm Vogtland
Das AquaCity, Tauchturm in Plauen (Vogtland, Sachsen)
8m Durchmesser, 50qm Wasserfläche, 10m tief,
530.000 Liter Wasser,
Wassertemperatur 30 Grad,
Ausbildung SSI/PADI
Atlantis Berlin – Big Blue
Drei verbundene Tauchtürme im Atlantis-Shop (Berlin)
100.000 Liter Wasser,
3,5m Tiefe; 12m Länge; 3,5m Breite und fast 20m Schwimmstrecke
DLRG Turm Berlin
Tieftauchsimulation durch veränderte Wassersäule und veränderten Betriebsdruck (Berlin)
50m Tauchtiefen Simulation,
Übernachtungen
Tauchcenter Nullzeit Duisburg
Piratenschiff, versunkene Stadt, Kirche, Silbermine und und und. 8 Themengänge im ehemaligen Trinkwasserspeicher in Duisburg (Nordrhein-Westfalen)
8 Themengänge,
16 Mio. Liter Wasser,
Ausbildung CMAS
Tauchturm Wittenberge
Rifflandschaften, Wechsellichtanlage, Röhrensystem und Trainingsebene, Indoor-Tauchen in der alten Ölmühle Wittenberge (Brandenburg)
100qm Wasserfläche, 10m tief,
Wassertemperatur 24 Grad,
Ausbildung SSI
Tauchturm Laupheim-Obersulmetingen
Hauseigener Tauchturm von Astrid Schiemann Tauchsport
keine Angabe zur Tiefe und Temperatur,
Ausbildung SSI,
freie Nutzung für Klubmitglieder
Tauchturm Laupheim-Obersulmetingen
Tauchzentrale Berlin
Hauseigenes Schwimmbad Tauchzentrale Berlin
keine Angabe zur Tiefe und Temperatur,
Ausbildung PADI,
Nutzung via activeCard-Programm
Schwimmbad Tauchzentrale Berlin
Kennt ihr weitere Indoor Tauchmöglichkeiten in Deutschland? Dann laßt es mich wissen. Berichtet von euren Erfahrungen des Indoor Tauchen in Deutschland.
2019 Tauchen im Geiseltalsee
Tauchen im Geiseltalsee (Sachsen-Anhalt), 30.01.2019
Riesige Tagebaurestlöcher zeugen vom unstillbaren Energiehunger der Menschheit. Geflutet erfreuen sie sich heute bei allen Wassersportlern und Erholenden. Bis nach der Wendezeit wurde ein großes Braunkohlevorkommen südlich von Halle (Saale) und westlich von Leipzig mit stählernen Riesen abgebaut, eine 90 Meter tiefe Wunde das Ergebnis. 8 Jahre lang bis 2011 füllte das Wasser der Saale den heutigen Geiseltalsee, mit 19 Quadratkilometern der größte, künstliche See in Deutschland.
Heute nun stehe ich am Ostufer des Tauchrevieres in Sachsen-Anhalt. Zwei Tauchbasen haben sich am Geiseltal niedergelassen. Für meinen heutigen Tauchgang wähle ich die “Tauchbasis Geiseltalsee“ von Mark, einem ehemaligen Kampftaucher und leidenschaftlichen Feuerwehrmann. Ein kurzes Telefonat und er ermöglicht den Einstieg mitten in der Woche. 11:00 Uhr treffe ich mich mit meinen Buddies nach einer 2 ½ stündigen Autofahrt direkt an der Basis. Mark ist bereits da und begrüßt uns freundlich. Nach einem heißen Kaffee geht es an das windstille Ufer des großen, langgestreckten Geiseltalsees. Das Wasser schimmert klar und lässt den Kiesgrund in der Sonne blinken. Vorfreude. Mark erklärt uns die Struktur des Gewässers und gibt uns hilfreiche Hinweise für unsere Tauchgangsplanung. Wir wässern die Scooter und werfen uns in unser schickes, schwarzes Outfit.
Tauchen im Geiseltalsee, Ostufer
Kurs Südwest, dann einen Haken Richtung Osten und weiter gen Südwest. Das Ufer fällt flach ab. Wir tauchen über einen breiten Gürtel aus Kammlaichkraut und stoßen bald auf Zeitzeugen vor dem großen Wasser. Strauchwerk verleiht dem doch eher monotonen Grund eine willkommene Struktur. Die Sicht schätze ich auf 3-4 Meter, wohl eher enttäuschend für den See, wie wir später erfahren. Der Wind hat ein leichtes Spiel. Die gut 8 Kilometer lange West-Ost-Ausrichtung des Geiseltalsees bietet ideale Bedingungen für sein Wellentreiben.
Wir erreichen ein kleines Wäldchen. Die muschelbehangenen Äste scheinen unwirklich im schummrigen Grün. Vereinzelt erkenne ich Süßwasserschwämme zwischen den Dreikantmuscheln. Es ist eine Freude mit dem Scooter durch dieses mystische Unterwasserwelt zu gleiten. Am Boden verschwinden alte Sanddornsträucher im Bakteriennebel. Wir erreichen eine Maximaltiefe von 15 Metern. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 3 und 4 Grad Celsius. Nach 45 Minuten wenden wir und treten mit Kurs Nordost den Rückweg an.
Unterwasserwelt Geiseltalsee
Auffällig viele Kamberkrebse geben sich dem Liebesspiel hin und scheinen von uns komplett unbeeindruckt. Fische schwimmen uns nicht vor die Maske, nicht einmal ein Flussbarsch. Mark erzählt uns später, dass der See beliebtes Angelgewässer ist und jährlich viel Fisch wie Aal eingesetzt wird. Auch die beliebte Maräne soll die Tiefen des Geiseltalsees für sich entdeckt haben.
Mark deutete beim Briefing auf eine Stelle in der Bucht, an der ein Spülschacht in den See tritt und derzeit Wasser einbringt. Wir können ihn nicht finden und entscheiden uns zur Neuorientierung für einen Aufstieg. Mit der neuen Peilung erreichen wir in der Zieltiefe auch den beschriebenen Steinhaufen. Einen Schacht machen wir jedoch nicht aus. Mark tröstet uns später mit den Worten: „Ihr wart ganz dicht dran“. Beim nächsten Mal. Nach 1 ½ Stunden endet auch dieser Tauchgang in einem interessanten Gewässer. Eines ist ganz klar, ich brauche mehr Arme. Scooter, Lampe, Kamera.
Tauchbasis Geiseltalsee
Schnell aus den nassen Klamotten, bevor die eisigen Temperaturen jeden Boltsnap und Zipper unbeweglich werden lassen. Heißer Tee, Kaffee, Dekobier und eine heiße Bockwurst wecken die Lebensgeister von drei Tauchern. Danke Buddies, danke Mark. Wir kommen wieder. Und dann geht’s mit dem Boot zu neuen Ufern.
Schon mal im Geiseltalsee getaucht?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
2018 Tauchen im Stienitzsee
Tauchen im Stienitzsee (Brandenburg), Herbst 2018
Brandenburg ist mit 3.000 Gewässern seenreichstes Bundesland. In meinem nahen Umfeld befindet sich der Stienitzsee, der mit dem Straussee, Kalksee und Flakensee eine Rinnenseekette eiszeitlichen Ursprungs in NO-SW-Ausrichtung bildet.
Der See ist gut drei Kilometer lang und einen Kilometer breit. Seine maximale Tiefe wird mit 14 Metern angegeben. Während sich am Ostufer der Ort Hennickendorf anschmiegt, ist das Westufer von Wald gesäumt. Ortseitig ist das Ufer dicht bebaut. Ein freier Zugang mit dem Auto nebst Tauchgerödel ist kaum möglich. Im letzten Jahr ermöglichte mir Fischer Peter Klose einen Einstieg über sein Fischereigelände. Was ich dort vorfand, lest ihr hier.
Einstieg Westufer Stienitzsee
In diesem Jahr wollte ich den Stienitzsee unbedingt vom Westufer, der Waldseite betauchen. Zu Fuß unternahm ich einige Erkundungstouren. Zwei Angelvereine und ein Motorsportverein haben hier ihr eingefasstes Domizil. Die Uferzone ist dicht bewaldet und mit Dickicht bewachsen. Ein, zwei Stellen wären zum Tauchen durchaus zugänglich.
Mit dieser Ortskenntnis im Kopf machte ich mich völlig naiv auf, eine Waldbefahrung zu beantragen. Doch wo anfangen? Wer sind die Eigentümer? Nach mehreren Tagen Telefonaten und aufgeschlossenen Revierförstern erhielt ich tatsächlich eine begrenzte Waldbefahrung. Nun stand einer Unterwassererkundung nichts mehr im Wege.
Unterwasserwelt Flora und Fauna
Das richtige Wetter abgepasst, packte ich im September das Auto und fuhr an den Stienitzsee. Es ist windstill und das Wasser liegt klar und glatt vor mir. Vorfreude. Hüfttief stehe ich nun im Stienitzsee, die letzten Checks und abgetaucht. Ich tauche in Richtung Seemitte. Das Ufer fällt absolut flach ab. Flaches Quellmoos, durchbrochen von Tausendblatt und Hornblatt inmitten großer Muschelfelder dominieren die Unterwasserlandschaft. Vereinzelt Wasserpest, Nixenkraut, Teichrose und Leuchteralgen bringen Vielfalt in die Makrophytenwelt. Die Sicht ist mit zwei bis drei Metern gut. Sonnenstrahlen tanzen am Grund.
Große Teichmuscheln stecken im Sand und filtern mit ihren Siphons das Seewasser. Hier und da ein kleiner Flussbarsch. Vor mir tut sich im Grün ein Schatten auf. Was ist das? Noch wenige Flossenschläge und ich erkenne einen Süßwasserschwamm. Doch dieser Schwamm ist riesig, korallengleich verästelt und leuchtend grün. Was für eine Pracht. Um ihn herum huschen zahllose Flussbarsche. Jetzt erkenne ich das gesamte Gebilde. Ich kann mich einfach nicht satt sehen.
Prächtiger Süßwasserschwamm
Der Schwamm siedelt auf kleinen, zusammengebundenen Bäumen. Gewichte zeugen von Menschenhand. Ich erinnere mich an Erzählungen vom Fischer im letzten Jahr. Er hatte mehrere Holzgebinde dieser Art als Zandernester im See ausgebracht. Dies muss eines davon sein. Von den Ästen ist kaum noch etwas zu sehen. Einem Korallenriff gleich reckt sich diese Schönheit zur Sonne. So einen gewaltigen Schwamm habe ich noch nirgends sehen dürfen. Die strukturliebenden Flussbarsche lieben ihn augenscheinlich ebenso. Sie huschen hindurch, verstecken sich und weiden das Zooplankton von den Verästelungen.
Wenngleich nichts auf Zandernester hindeutet, ist dem Fischer mit dieser Tat wahrlich Meisterliches gelungen. Es fällt mir schwer, mich von dieser Pracht loszusagen. Ich hoffe sehr, dass Anker, Blinker und Flosse diesem Schwamm nie zusetzen werden.
Flusssbarsche und Süßwasserschwamm (Spongillidae)
Mehr als sieben Meter Tiefe erreiche ich heute nicht. Längst hat schlammiger Boden den Pflanzensaum abgelöst. Spuren verraten die Existenz von Flusskrebsen. Die ersten Begegnungen lassen auch nicht lange auf sich warten. Kamberkrebse nennen den Stienitzsee ihr Zuhause. Ich drehe um und finde auch hier die ein oder andere menschliche Hinterlassenschaft. Sackkarre, Stühle, Flaschen; längst besiedelt von Dreikantmuscheln und Süßwasserschwämmen.
Nach 120 Minuten erreiche ich das flache Ufer und entsteige zufrieden dem Brandenburger See. Zwei Wochen später bin ich erneut auf Erkundungen hier unterwegs. Den gigantischen Schwamm finde ich wieder. Herbst lässt ihn langsam verblassen und welken. Die Fische haben sich zurückgezogen. Es wird still in unseren heimischen Seen.
Kennt ihr den Stienitzsee?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
2018 Tauchen im Cospudener See
10.02.2018, Cospudener See (Sachsen)
Gute Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer in den Sozialen Netzwerken. Beste Sicht im Cospudener See. Ich war gefühlt eine Ewigkeit nicht in diesem ehemaligen Braunkohletagebaurevier tauchen. Das Ziel für meinen heutigen Ausflug steht somit fest.
Der Cospudener See, der erste künstliche See im Leipziger Neuseenland, trägt den Namen eines alten Dorfes, welches den gefräßigen Baggern weichen musste, Ironie des Schicksals. In unmittelbarer Nachbarschaft und südlich von Leipzig befinden sich der Markkleenberger See, Störmthaler See und der Zwenkauer See. Wo einst Waldlandschaften zum Erholen einluden, hat der unbändige Braunkohlehunger große Wasserlandschaften hinterlassen. 1992 stoppten die eisernen Riesen ihre Arbeit. Grund- und Niederschlagswasser füllten den mächtigen Krater bis zum Jahre 2000. Ein neues Naherholungsgebiet im Rahmen der Expo 2000 entstand.
Tauchen im Cospudener See
Der Cospudener See entwickelte sich zu einem Tauchrevier in Sachsen. Der Tauchereinstieg befindet sich am Ostufer, dem Zöbigker Winkel, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer modernen Marina mit Hafen, Ferienhäusern, einem schönen Pier und Restaurant. Die kleine Tauchbasis von Lutz Kamski hat hier ihr Domizil. Heute allerdings war sie verschlossen. Ein großer, gebührenpflichtiger Parkplatz sorgt für kurze Wege.
Nach 2 ½ Stunden Autofahrt erreiche ich mein Ziel. Still und klar bei winterlichen Temperaturen liegt er vor mir, der Cospudener See. Ich atme tief die kühle Frische und freue mich auf den Tauchgang. Zurück am Auto tritt ein Mann an mich heran und reicht mir die Hand. Ich treffe Falk Wieland erstmalig persönlich. Seine bekannten Tauchreiseführer sind Bestandteil meiner Recherchen für das Tauchrevier Deutschland. Er und seine Frau Cornelia planen heute ebenso einen Tauchgang im „Hausriff“.
Tauchcenter und Tauchschule
Weitere Taucher treffen ein. Nicht ganz überraschend treffe ich Robert Lange von der Tauchbasis Zwenkauer See. Mit seinem Team plant er heute Ausbildungs- und Spaßtauchgänge. Nach einer kurzen Begrüßung mache ich mich fertig und trotte mit der Ausrüstung in wenigen Schritten über die Badewiese zum Einstieg. Ein kurzer Check, Kompasspeilung und auf geht’s. Ich tauche Richtung Westen zur Abbaukante. Zarte Triebe der Feinen Armleuchteralge durchstoßen das Kiesbett. Das klare Wasser lässt den Blick weit schweifen. Auf 16 Meter stoße ich auf ein Boot. Wenige Flossenschläge später treffen Cornelia und Falk zum Fotoshooting ein. Ich ziehe weiter Richtung Seemitte.
Der mittlerweile pflanzenlose Grund ist überzogen mit einem Labyrinth aus Spuren verschiedenster Bewohner. Flusskrebs, Muschel und Wasserassel gehen ihrer Bestimmung nach. Welche Art Flusskrebs werde ich in diesem Gewässer wohl entdecken? Spuren über Spuren aber kein Fühler- oder Scherenpaar. Doch dann. Kamberkrebse eroberten diesen Lebensraum für sich. Mittlerweile bin ich auf einer Tiefe von 35 Metern angekommen. Diese Furchen und Gräben am Hang sind einfach faszinierend. Rostendes Metall und Braunkohlereste wecken mein Interesse. Ich drehe in Richtung Süden ab und steige dabei langsam wieder auf.
Amerikanischer Flusskrebs, Kamberkrebs
Zwischen 10 und 20 Metern treffe ich auf allerlei Schrott. Fahrrad, Tretboot, Gabelstapler, Parkuhr und sonstiger Unrat bilden wohl einen Erlebnispark unter Wasser. Ich kann dem nichts abgewinnen, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Stelle mir nur vor, wie das im Wald wirken würde. Große Betonanker und schwere Kette zeigen an, dass ich an der Steganlage der Marina angekommen sein muss. Wirkt ein wenig wie das künstliche Riff in Nienhagen. Eine gute Stunde ist nun leider schon wieder vorbei. Ich trete den Rückweg an. Das satte Grün der Armleuchteralgen im Winter beeindruckt mich. Vereinzelt sind Halme des Tausendblattes anzutreffen. Ein schöner Tauchgang im Cospudener See, im Tauchrevier Deutschland.
„Erlebnispark“ unter Wasser
Wieder in warmen Klamotten und mit heißem Tee im Bauch bereite ich die Abreise vor. Die Rückreisewelle der Skiurlauber möchte ich gern hinter mich lassen. Dann verquatsche ich mich doch noch mit Falk und Robert, so dass ich das Parkticket nachlösen muss. Spannend ist es allemal. Wir müssen uns noch einmal verabreden. Ich werde wiederkommen, mit dem richtigen Gas bis zur letzten Sohle auf 50 Meter.
Braunkohletagebau Cospuden
Kennt ihr den Cospudener See?
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