2015 Steinbruch Löbejün
10.04.2015, Steinbruch Löbejün (Sachsen-Anhalt)
Neben den vielen natürlichen Seen in unserem schönen Deutschland erfreuen wir Taucher uns der gefluteten „Hinterlassenschaften“ von Tagebauen und Steinbrüchen. Eine sehr beliebte Adresse sind daher auch die drei Taucherkessel in Löbejün bei Halle/Saale. Die ehemaligen Porphyr-Steinbrüche bieten mit ihrem klaren Wasser und einer Tiefe von ca. 16m abwechslungsreiche Taucherlebnisse.
Die Tauchbasis „Taucherkessel“ von Klaus Diersch hat aus diesem ehemaligen Industriegebiet ein wahres Taucherparadies geschaffen, was sich auch in den hohen Besucherzahlen insbesondere an den Sommerwochenenden niederschlägt. Sehr gute Taucherinfrastruktur (inkl. Kompressor) und viel Sehenswertes bei guten Sichtverhältnissen ziehen Taucher aus Nah und Fern an.
In der Hoffnung auf optimale Sichtverhältnisse im Frühjahr zog es uns also diesmal nach Löbejün. Das sonnige Frühlingswetter mit Temperaturen zwischen 20-22 Grad ist geradezu kaiserlich. Man könnte sagen: „Wenn Engel reisen …“, aber wir haben einfach verdammtes Glück. Hoch motiviert und bestens gelaunt, machten wir uns für den ersten Tauchgang im Tauchkessel 1 fertig. Die Sonne ließ das Innere der Trilaminathülle kochen. Das verleitet, auf dicke Unterzieher zu verzichten, ist dann jedoch dankbar, bei dem 6 Grad kaltem Wasser, es nicht getan zu haben.
War ich früher immer geneigt, den Kessel zu umrunden, so tauche ich jetzt sehr gern quer durch den Kessel. Der mit Sedimenten angereicherte Boden ist der Freßplatz eingesetzter Störe. Und auch diesmal wurden wir nicht enttäuscht. „Staubwolken“ verrieten schon von der Ferne die Anwesenheit dieser Urtiere. An Taucher gewöhnt, liessen sie sich auch nicht sonderlich stören, ein Stör halt :-). Wenn man sich ruhig verhält, dann nähern sich die Tiere von ganz allein. Unter diesen tollen Bedingungen mit den wundervollen Tieren zu tauchen, ist ein Privileg.
Urzeitlicher Fisch: Stör
Das klare Wasser erlaubt der Sonne bis auf den Grund zu scheinen, so wundert es nicht dass man nicht nur über Sedimente, sondern auch über ausgedehnte Armleuchterlagenwiesen „schwebt“. Man ist geneigt, sich am Grund des Kessel aufzuhalten. Ein Blick auf höhergelegene Vorsprünge lohnt allemal. In der Sonne badend, konnten wie ausgiebig zwei stattliche Hechte und ausgewachsene Flußbarsche beobachten. Die Sonne, das klare Wasser – wie im Aquarium.
Typisch für Löbejün auch die bergbaulichen Hinterlassenschaften wie Loren (Hunt), Rohrleitungen und anderer Schrott. Mit einer Penetration des Pumpenhäuschens beendeten wir nach 75min den ersten TG. Am Ausstieg begegneten wir den paarungsfreudigen Erdkröten beim fröhlichen Treiben. Ein herrlicher Tauchgang.
Da der Kessel 2 einiges an Wasser verloren hat, entschieden wir uns für den abschliessenden TG für Kessel 3. Mit dem Auto sind wir schnell umgesetzt. Während einer kleinen Stärkung heizte uns die Sonne wieder auf Normaltemperatur.
Husch, Knack, Krach … Was war das? Eine Wildsau? Danach ein Platsch! Und tatsächlich im Kessel paddelte ein Wildschwein. Wir konnten unseren Augen kaum glauben. Will es sich abkühlen? Dafür nimmt es die Steilwandstrapazen auf sich? Wie soll es dort wieder heraus kommen? Irgendwie hat es das Schwein aber geschafft, sich auf eine kleinen Vorsprung zu retten und im Dickicht zu verschwinden. Wunder. Wunder.
Der Kessel 3 ist für seine prächtigen Flußkrebse, den Galizischen Sumpfkrebsen bekannt. Staune immer wieder, wieso sich diese Tiere ausgerechnet hier der Invasion der Kamberkrebse erwehren können. Ich hoffe, der Erfolg hält an. Es dauert auch nicht lange, bis sich der erste Krebs mit erhobenen Scheren uns entgegenstellt. Die mutigen Tiere sind zahlreich vorhanden. Fast unter jedem der reichlich umherliegenden Steine sind sie zu finden.
Galizischer Sumpfkrebs
Ein dösender Karpfen ist sichtlich genervt von unserem Erscheinen und schleppt sich mühsam davon. Er hat definitiv noch nix vom Frogkick gehört. Allein eine riesige Staubwolke ist, was bleibt.
Das Grinsen muss uns wohl im Gesicht gestanden haben, so wundert es nicht, dass wir von Tauchern des Vereins Edelkrebse Genthin angesprochen worden. Zu Gast hatte die Tauchsportfreunde einen Besucher aus Island. Kontakte sind schnell ausgetauscht. Island – Silfraspalte, das nächste Tauchziel?
Am Ende erfuhren wir auch, was die Wildsau in den Kessel getrieben hat. Grünkittel stellten mit ihren geladenen Büchsen dem Schwarzwild nach. Ein toller Tauchtag im Tauchrevier Deutschland.
Unterwasserwelt Löbejün
Seid ihr in allen 3 Kesseln getaucht?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
Da die Wildsau kaum zusehen ist, ich war Zeuge 😉 Irgendwie sieht der Barsch sehr klein aus :-/
Toller Bericht, wir waren schon in allen 3 Kesseln und im Oktober mit Massen von Süßwasserquallen. Ich kann nur zustimmen – Löbejün ist toll.
Danke Elke, das massenhafte Auftreten dieser schönen Medusen ist ein einzigartiges Erlebnis.
Gehören die Toiletten auch zur sehr guten Taucherinfrastruktur ?
OK Michael, für das Dixi-Klo können wir nicht die volle Punktzahl geben :-).
Löbejün ist Klasse. Immer am 1.Mai dort zum Jährliche antauchen und wenn es die Situation zulässt auch noch mal im Laufe des Jahres. Der 2. Kessel ist nur mit Bergsteiger Ausrüstung zu betauchen. Aber auch absolut sehenswert. Besonders die vielen Störe dort lassen sich überhaupt nicht beeindrucken.
Im übrigen. Seit dem 1.Mai 2015 gibt es am Kessel 1 einen Toilettencontainer unterteilt für Männer und Frauen mit fließend Wasser aus Wand. Allerdings hat sich die Basisgebühr auf 9€ erhöht.
Andreas, allerbesten Dank für die interessanten Informationen und Neuigkeiten. Die Toilettensituation war bis dato in der Tat etwas herausfordernd ;-).