Kategorie: UnterWasser
2016 Werbellinsee
22.01.2016, Werbellinsee (Brandenburg)
Fred ließ mich wissen, dass er ein paar Tage frei hat. Das schreit regelrecht nach Tauchen. Die frostigen Temperaturen der letzten Wintertage habe viele Seen in unmittelbarer Umgebung zufrieren lassen. Viele, jedoch nicht alle.
Dank des großen Wasserkörpers und der damit verbundenen Wärmespeicherkapazität kräuselt sich die Wasseroberfläche des Werbellinsees im Spiel des Windes. Eisfrei. Das winterliche Wetter ist kaiserlich. Sonne satt. Luft -7 Grad, Wasser 3 – 4 Grad. Tauchen im Werbellinsee. Was sonst. Die Männerverabredung ist schnell getroffen. 11:30 Uhr am Werbellinsee.
Beim Tauchen im Werbellinsee erwischt
Bin schon wenige Minuten früher da und kann mich kaum an dem herrlichen Anblick des Sees satt sehen. Das Wasser funkelt kristallklar in der Sonne. Kormorane jagen den Fischen hinterher und trocknen ihr Gefieder im Schein der Sonne. Rotkehlchen und Zaunkönig suchen eifrig im Schnee nach der letzten Saat des Herbstes. Auch wenn die Kälte an der Nase zwackt, es ist einfach schön. Fred kommt.
Wie immer gibt’s einen kleinen Schnack. Fred möchte seine neue Errungenschaft, eine neue Unterwasserkamera testen. Wie immer verabreden wir zwei Solotauchgänge. Das Tauchgebiet ist abgesteckt. Wir wollen die beiden Wracks am „Alten Hotel“ aufsuchen. Das Anrödeln braucht seine Zeit. Ich habe den Eindruck, es wird immer mehr Zeug.
Eigentlich könnten wir jetzt ins Wasser, wenn sich nicht dieser dominante und fauchende Schwan uns in den Weg stellen würde. Ich bin größer und schwarz, also furchterregend. Stört ihn nicht. Fred ist noch größer. Der Schwan pocht auf sein Hausrecht. Verdammt. Es beginnt ein Kampf um jeden Zentimeter. Dann gibt der Klügere nach und wir können ins Wasser.
Tauchen im Werbellinsee
Ich tauche ein und reflexartig ziehen sich die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen. Die Sonnenstrahlen tanzen im Wasser über die Winterwiese von Armleuchteralgen. Teichpflaumen (Cyanobakterien) wiegen in der leichten Brandung hin und her. Die Sichtweiten sind phänomenal. Ich rüttle mich zurecht. Checke meine Ausrüstung und auf geht’s.
Das erste kleine Wrack ist schnell gefunden und erreicht. Ein kleines Kajütboot. Ich komme näher und sehe das Boot in einem großen Nebelschleier eingetaucht. Ich freue mich. Ja, es sind Schwebgarnelen. Tausende, Abertausende von kleinen rosaschimmernden Süßwassergarnelen. Waren sie hier häufig in kleinen Ritzen, Löchern und Buchten zu finden, so haben sie sich in einer gigantischen Wolke vereint. Wie schaffen die das, ohne Smartphone, Whatsapp zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort? Magie? Oder doch Biochemie? Gehört das zum Paarungsritual? Derartige Garnelenwolken konnte ich zu dieser Jahreszeit bereits zweimal auch in anderen Seen beobachten. Gut gewählter Zeitpunkt. Die Fressfeinde dösen alle im Winterschlaf am Seegrund.
Wracks am „Alten Hotel“
Die gesamte Kajüte ist ein Meer von Garnelen. Wie wundervoll anzusehen. Fred trifft ein. Ich deute ihm die Garnelenwolken. Keine Emotionen. OK. Beeindruckt ihn nicht sonderlich. Ich deute erneut. Jetzt sehe ich sich seine Augen hinter dem Maskenglas weiten. Wir umkreisen das Wrack mehrfach. Ideale Bedingungen für Kameratests.
Mich zieht es weiter zum zweiten Wrack in Richtung Seemitte. Unendliche Sichtweiten. Das Wrack taucht auch bald auf. Hier ist es allerdings ruhiger. Konnten sonst zahlreiche Flussbarsche beobachtet werden, ist die Kajüte leer. Allein eine Güster oder ein Blei kauert unter dem Rumpf und wartet auf den Frühling. Auch Fred erscheint. So klar und deutlich konnte ich das Boot bisher nie sehen. Während Fred zurück zum ersten Wrack taucht, zieht es mich weiter in die Seemitte. Nach wenigen Minuten stoße ich auf mit rot-weißem Flatterband abgesteckte Areale. Was ist das? Es erschliesst sich mir nicht. Kolonien von Süßwasserpolypen bevölkern das Absperrband. Fester Grund ist auf dem sandigen Boden Mangelware. Ich halte inne, liege einfach nur so da in der Wassersäule und erfreue mich des Lebens. Tauchen im Werbellinsee ist wunderbar.
Schwebgarnelen im Werbellinsee
Dann tauche ich zurück, schaue noch einmal bei den Garnelen vorbei und bin begeistert vom Sonnenspiel im flachen, klaren Wasser. Nach 100 min entsteige ich dem See. Fred wartet bereits. Bevor ich einfriere, befreie ich mich von Ausrüstung und Anzug. Beim Fischer lassen wir diesen schönen Tag mit Räucherfisch und Kaffee/Kakao ausklingen.
Unterwasserimpressionen Werbellinsee
Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?
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Silvestertauchen 2015
31.12.2015, Straussee (Brandenburg)
Meinen letzten Tauchgang in diesem Jahr werde ich im Brandenburger Straussee haben. Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt, wird wissen, dass der Straussee zu meinem Haussriff-Dreiklang Werbellinsee – Helenesee – Straussee gehört. Ich kann mich immer wieder bei der letzten Eiszeit bedanken für diese unzähligen schönen Gewässer.
Silvestertauchen 2015 im Straussee
Der Straussee, ein sogenannter Rinnensee, ist ein lebendiger See, Fischvielfalt sein Markenzeichen. Jenseits des Ortsufers von Strausberg überrascht der See mit Makrophytenreichtum. Ich weiß nicht genau, wie oft ich hier bereits getaucht bin, aber ich entdecke ihn immer wieder neu. Der See folgt einem natürlichen Rhythmus. Mittlerweile weiß ich genau, wann ich die Steinbeißer besuchen kann, wann sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Quappen in den zahlreichen Verstecken des menschlichen Mülls zeigen, wann Schlammschnecken mit der Eiablage beginnen und die Krebsdamen ihr Gelege im Schutz des starken Schwanzes umhertragen. Na und Hechte kann man das ganze Jahr beobachten.
Am letzten Tag des Jahres traf ich mich mit Tauchfreunden vom Tauchclub Strausberg und dem Tauchsportclub Marzahn zum Silvestertauchen am Vereinshaus. Der See empfängt uns bei idealem Winterwetter. Sonne satt und leicht unter Null. Das Wasser ist einladend klar.
Taucherglocke und Wrack „Knackfuß“
Die Tauchfreunde treffen ein. Nach einem kurzen Hallo und Willkommen machen sich die Taucher zum Abtauchen bereit. Für mich plane ich einen Abstecher zur Taucherglocke und dem kleinen Bootswrack. Bei den guten Sichtbedingungen erscheint auch bald die Taucherglocke auf 10-12m Tiefe im Schein der Lampe. Wow. In ihrer gesamten Größe ist sie sehr gut zu erkennen. Eine gute Gelegenheit, sich mit einigen Details zu beschäftigen. Es gibt Zeiten, da muss auf Nasenlänge heran tauchen, um sie zu erkennen. Die Taucherglocke steht in einer Grube. Aber warum eigentlich? Die Antwort ist recht einfach. Beim Versenken der Taucherglocke ist diese zu tief in das Sediment versunken. Da sich der Einstieg für die Taucher unterhalb der Glocke befindet, musste man diesen also im Nachhinein freispülen. So entstand die Grube.
Ich tauche weiter in Richtung Seemitte zum alten Bootswrack. Was für eine Sicht. Auch diesmal erkenne ich das Wrack schon von weitem. Mir war gar nicht bewusst, dass das Boot wirklich nur mit der „Schnauze“ im Schlick steckte. Keine Schwebeteile, alles ist gut zu erkennen. So entdecke ich diesmal auch das Eignerschild von Günter Knackfuß. Für mich ist es somit jetzt das „Knackfuß“-Wrack.
Weiter geht’s in Richtung Südosten zum Ufer, mein Ziel sind der Überhang und der Dom, Jagdgebiet unseres einheimischen Hechtes. Die Sonne kitzelt die Wasseroberfläche. Tausende Plötzen und Güstern huschen zwischen den einfallenden Sonnenstrahlen hin und her. Die Räuber schiessen wie Pfeile in den „Baitball“. Diesem Schauspiel könnte ich stundenlang zuschauen.
Lauerjäger Hecht
Das Wasser hat sich auf 6 Grad abgekühlt. Auch nach 90 min mit meiner Heizweste kein Problem. Dennoch entschließe ich mich zur Umkehr. Zufrieden entsteige ich dem Naß und genieße den heißen Glühwein unter Tauchfreunden. Ein herrlicher Jahresausklang im Tauchrevier Deutschland.
Meine Tauchbilanz in diesem Jahr, über 150 Tauchgänge in etwa 60 einheimischen Seen plus Karibik, Mittelmeer und Rotes Meer.
Unterwasserimpressionen – Tauchen im Straussee
Wo fand euer Silvestertauchen statt?
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2015 Werbellinsee XVI
29.12.2015, Werbellinsee (Brandenburg)
Ein sonniger Wintertag kurz vor dem Jahresende lockt’s mich noch einmal an den herrlichen Werbellinsee nördlich von Berlin. Es waren aber auch die freudigen Erzählungen von Waller-, Quappen- und Garnelensichtungen guter Tauchfreunde, die mich motivierten, das Auto heute zu beladen. Mit Silvana und Andre verbinden mich die Leidenschaft am Tauchen in unseren einheimischen Seen, sowie die Freude am Entdecken großer und kleiner Dinge der bezaubernden Unterwasserwelt.
Werbellinsee – Einstieg „Altes Hotel“
Mein Blog „Tauchrevier Deutschland“ ermöglicht mir Begegnungen mit tollen Menschen. Das freut mich. Und so verwundert es nicht, dass ich mich heute mit Fred am Ufer des Werbellinsees treffe. Für unseren Tauchgang wählten wir den Einstieg „Altes Hotel“ am Nordostufer. Zu unserem kurzen Taucherklön vor dem Tauchgang gesellten sich Heiko und Helmut, die heute die Puddingberge weiter südlich erkunden wollen.
Auch wenn wir uns gemeinsam am See verabredeten, beschließen wir, dass jeder für sich den See erkundet. Bevor wir eintauchen, lasse ich Fred wissen, was ihn hier unter Wasser alles erwartet. Linker Hand befinden sich auf einer Tiefenlinie von 6m und 12m die Wracks kleiner Motorboote, die gern als Unterstand von Flussbarschen und anderer Bewohner angenommen werden. Der Uferbereich ist eingefasst von artenreichen Unterwasserpflanzen, Lebensraum vieler Schnecken und Zooplankton.
Kajütboot Wracks
Wir sind angerödelt und steigen ein. Das klare Wasser am Ufer macht Lust auf mehr. Wie immer ein Check und dann geht es hinab in Neptuns Welt, eine wundervolle Unterwasserwelt. Das Wasser ist herrlich. Die Sichtweiten unendlich.
Ich tauche über einen breiten Gürtel von Armleuchteralgen, die von endlosen Ohrschlammschnecken beweidet werden. Es folgen Wiesen von Wasserpest, Tausendblatt, Hahnenfuß und vielen anderen Makrophyten. Der Werbellinsee ist ein lebendiger See. Auf der Tiefenlinie von 6m folge ich dem Uferverlauf und stoße nach wenigen Minuten auf das erste Wrack. Bei diesen Sichtweiten ist es schon von weitem gut zu erkennen, ein kleines Kajütboot. Das Boot liegt leicht auf der Steuerbordseite und schafft somit einen Spalt zwischen Kiel und Grund auf der Backbordseite. Dieser schmale Unterschlupf dient Flussbarschen als Winterruheplatz. Weit im hinteren sehe den Kopf eines Aales. Rosa Schwebgarnelen tanzen in jeder kleinen Ritze. Sie tanzen und wuseln unentwegt und erinnern mich sofort an den „Hummelflug“. Der Raum im Heck des Bootes gehört allein ihnen, wenn man von dem Geocache Depot absieht. Flusskrebse patrouillieren wie Wächter um das Boot. Ich nehme mir die Zeit für Beobachtungen. Entdecke im Inneren den Kopf einer kleinen Quappe. Kein Spalt, keine Ritze und kein Raum bleiben ungenutzt.
Schwebgarnele im Werbellinsee
„Garnelenflug“ im Werbellinsee
Nach gut 45 min mache ich mich auf dem Weg Richtung Osten zum zweiten Wrack. Auch dieses gibt der See dank der guten Sichtweiten frühzeitig frei. Die Kajüte ist belegt und gehört eindeutig den Flussbarschen. Es ist still, es ist friedlich. Nach ein paar Runden kehre ich um und besuche noch einmal das erste Wrack. Hier treffe ich auf Fred.
Heizweste und P-Valve machen das winterliche Tauchen beinah grenzenlos. Nach 90 min entscheide ich mich dennoch für den Rückweg. Ohrschlammschnecken und Teichpflaumen (Cyanobakterien) inmitten des Ufergrüns lassen mich noch einmal kurz innehalten.
Tauchen im Werbellinsee, Tauchen in Deutschland ist einfach wundervoll.
Unterwasserimpressionen – Werbellinsee
Schon mal am „Alten Hotel“ gewesen?
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2015 Straussee X
23.12.2015, Straussee (Brandenburg)
Über diesen wundervollen See in Brandenburg muss man nicht mehr viel sagen. Ich bin froh, ihn in meiner Nähe zu wissen. Für einen kurzen Tauchausflug ist er schnell erreicht. Noch vor den Weihnachtsfeiertagen verabrede ich mich mit Micco und Werner vom Tauchclub Strausberg e.V. am Vereinshaus.
Das Wetter ist vielversprechend. Die Sonne blinzelt durch die Wolken und der Winter meint es mit über +10 Grad sehr gut mit uns. Ein kurzer Willkommensgruß und wir steigen in unsere Unterwasserkluft. Jeder Handgriff sitzt und so sind wir auch alsbald im Wasser. Während Micco und Werner eine Verabredung mit den großen Räubern haben, entscheide ich mich für einen Abstecher ins Steinbeißer-Revier, einem langestreckten, sandigen Hang.
Auf dem Weg dorthin werde ich allerdings immer wieder abgelenkt. Junge Hechte stehen im Kraut und zwischen Zivilisationsmüll auf ihre Gelegenheit wartend. Es ist zu dieser Jahreszeit erstaunlich viel Leben sichtbar unterwegs. Plötzen- und Flussbarschschwärme huschen unentwegt hin und her. Flusskrebse weiden den Bauschutt. Ich erreiche mein Zielgebiet.
Steinbeißer, Dorngrundel
Steinbeißer, eine kleine Schmerlenart, fühlen sich in sauberen Gewässern mit sandigem Boden zu Hause. Ihr schönes gelbbraunes Hautmuster, einem Fingerabdruck gleich, lässt sie mit dem Untergrund eins werden. Zu dieser Jahres- und Tageszeit vergraben sie sich im Sand und schauen, wenn überhaupt, nur mit dem Kopf heraus. Ich scanne den Boden, immer und immer wieder. Endlich. Der kleine Kopf mit dem schwarzen Knopfauge scheint mich schon die ganze Zeit zu beobachten. Ich freue mich über diese Entdeckung. Ganz vorsichtig bringe ich meine Sealife in Position und banne den kleinen Kerl auf den Chip. Diesmal entscheide ich mich, einen Boltsnap für einen Größenvergleich beizulegen. So klein, das muss ein Jungtier sein, was mich umso mehr freut. Die Tiere scheinen sich hier wohl zu fühlen. Es zeigt mir aber auch, wie fragil das Ökosystem ist. Mit wenigen unkontrollierten Flossenschlägen kann man hier viel Schaden anrichten. Ist der Blick erst einmal geschärft, finde ich auch noch einen zweiten Fisch. Eine sich bewegende Wasserassel auf Kopfhöhe hat ihn verraten. Noch 1-2 Fotos und ich verlasse die geschützten Fische.
Die Sicht im Straussee ist gut. Ich tauche entlang der 7-8m Tiefenlinie und blicke unter Stock und Stein. Finden sich hier im Sommer in der Regel Aale, Kaulbarsche und auch Quappen, so sind diese sicher zur Winterruhe in tiefere Schichten hinab gestiegen. Aber auch hier treffe ich auf Hechte und Barsche, immer auf der Jagd.
An alten Ästen reflektieren kleine Perlen das Licht meiner Tanklampe. Die zerfallenen Süßwasserschwämme geben ihre Winterknospen, die Gemmulaen, frei. Wo einst leuchtend grün die „Koralle des Nordens“ das Auge erfreute, wartet die nächste Generation auf das Frühjahr.
Süßwasserschwamm – Gemmulae
Ich begegne nach einer guten Stunde Micco und Werner. Umkehren mag ich noch nicht. Bei 7 Grad Wassertemperatur ist mir nicht kalt. Oder liegt’s an der neuen Heizweste?
Ich „spaziere“ offenen Auges noch eine Weile durch die Unterwasserwelt des Straussees und erreiche nach 90 min den Ausstieg. Den schönen, vorweihnachtlichen Tauchgang lassen wir bei Dekobier und Taucherklön gemütlich ausklingen. Schön ist’s im Tauchrevier Deutschland.
Unterwasserimpressionen – Straussee
Wann wart ihr im Straussee tauchen?
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2015 Kalksee IX
22.12.2015 Kalksee (Brandenburg)
Der Stecker am DUI/BtS-Ventil wurde bereits gewechselt. Die SANTI Heizweste hängt schon im Schrank. Gestern nun kam mein GRALmarine Akku (13,6h). Voll geladen. Ich musste als ins Wasser. Ein Testtauchgang steht auf dem Programm. Der Kalksee vor der Tür eignet sich hierfür bestens. Schnell sind die Sachen verstaut und es geht ans Wasser.
Bei winterlichen +11 Grad empfängt mich der See. Wolken verwehren der Sonne den Blick. Das Wasser des Kalksees ist still. Und klar. Ich möchte eintauchen.
Das Anrödeln dauert gefühlt 30 min länger, Weste, Kabel, Stecker, Schlauch, Schrittgurt, meine Güte. Und alles muss richtig liegen, darf nicht drücken und quetschen. Den Schrittgurt der Heizweste werde ich wahrscheinlich entfernen, stört nur. So, es ist geschafft. Auch die beiden Akkus (Lampe, Heizweste) passen gut auf meinen Gurt. Ab geht’s.
Test der neuen Heizweste
Immer wieder toll, wenn das Wasser als Buddy die Last trägt. Die Flossen angeschnallt liege ich noch ein wenig rücklings auf dem Wasser und genieße die Stille. Jetzt aber. Check und abgetaucht.
Das Wasser ist mit +6 Grad noch gut warm. Die Sicht ist gut, nimmt aber mit Tiefe ein wenig ab. Die beiden Akkutanks merke ich nicht. Nichts drückt. Perfekt. Auch komme ich wunderbar an den Drehschalter des Heizwesten-Akkus. Er ist einfach und leichtgängig zu bedienen und rastet leicht ein. Ein/Aus-Stellungen sind somit gut spürbar. Der Drehschalter ist in beiden Richtungen drehbar. Bin sehr zufrieden.
Und schon spüre ich das Ergebnis der Zusammenstöße zwischen den wandernden Elektronen und den Atomen des Heizdrahtes. Es gilt auch hier, ohne Reibung kein Vergnügen. Es durchströmt mich mollig warm. Ist das herrlich. Das lasse ich mir gern gefallen.
Meine erste Unterwasserbegegnung ist eine geöffnete Teichmuschel mit vielen kleinen schwarzen Kügelchen. Sind das Eier? Es scheint so. Doch wer hat sie hier angebracht? Ich weiß es leider nicht. Eigentlich weiß man viel zu wenig von dieser zauberhaften Unterwasserwelt unseres Tauchrevieres Deutschland.
Muscheln im Kalksee
Ich drehe meine Runden im vertrauten Revier. Viele Flusskrebse auch diesmal anzutreffen, diesmal scheinen sie mir eher gelangweilt. Versteckt und halb eingegraben warten sie auf spannendere Zeiten. Fisch sehe ich heute nicht. Süßwasserpolypen greifen nach allem Fressbaren. Der Zerfall der Süßwasserschwämme ist vollzogen. Allein die leuchtend gelben Gemmulaen (Winterknospen) zeugen von der einstigen Pracht und sichern den Fortbestand der nächsten Generation.
Zwischendurch schalte ich die Heizweste hin und wieder aus. Schnell überfällt einen ein Unbehagen. Ich hoffe nur, dass ich mich nicht zu sehr an diesen Luxus gewöhne. Mein Testtauchgang war ein voller Erfolg. Nach 90 min tauche ich auf. Auf meinem Rückweg begegne ich noch einigen Körbchenmuscheln. Waren es sonst eher die leeren Schalen, so treffe ich diesmal viele aktive Muscheln dieser Art.
Tauchen im Kalksee. Tauchen ist schön. Tauchen in Deutschland ist wunderschön.
Unterwasserimpressionen
Schon mal hier getaucht?
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2015 Werbellinsee XV
13.12.2015, Werbellinsee (Brandenburg)
Sonntag, 06:00 Uhr, der Wecker klingelt. Es gibt Momente, da stelle ich mein Hobby in Frage. Zu mindestens um diese Uhrzeit. Aber auch nur ganz kurz. Wie oft wurde mein frühes Aufstehen und Eintauchen belohnt. So wird’s auch sicher dieses Mal sein. Also raus aus den Federn.
Um 08:00 sind wir am Wasser verabredet. Ich erreiche mein Ziel, den herrlichen Werbellinsee. Die Sonne schläft noch. Ich genieße den Anblick. Das frühe Aufstehen ist bereits vergessen. Herr Biber war emsig die ganze Nacht. 5-6 Buchen bekamen seinen Hunger und seine scharfen Zähne zu spüren. Ein Baum ist bereits ins Wasser gefallen. Den Jungfischen und Lauerjägern wird’s gefallen. Meine Tauchbuddies erscheinen.
Fraßspuren des einheimischen Bibers
Ein kurzes Hallo, Briefung und schon steigen wir in den Werbellinsee. Andere Taucher werden sicher nicht lange auf sich warten lassen. Auf geht’s zum Waller. Wird er sein Winterquartier bereits bezogen haben? Wir erreichen den Bug des Kaffenkahns auf 26 m. Viele Fluss- und Kaulbarsche weilen hier und warten auf den Frühling. Wir arbeiten uns vor zur Kajüte am Heck auf einer Tiefe von 36 m. Licht aus! Wir wollen den Herren des Hauses nicht verschrecken. Waller sehen schlecht, hören und riechen aber verdammt gut. Wir sind also lange schon bemerkt. Angekommen quillt bereits eine Staubwolke aus der Kajüte. Mit 2-3 Schwanzschlägen gibt er uns deutlich zu verstehen, dass wir nicht erwünscht sind. Er ist also da. Wir ziehen weiter.
Kaffenkahnwrack am Dornbusch
Nach wenigen Minuten erreichen wir eine Plattform auf 40 m. Hier wachen „die Schöne und das Biest“. Die Sicht ist sehr gut. Das Gold der hübschen Dame glänzt im Lampenschein. Unsere Nullzeit ist längst abgelaufen und die Dekouhr tickert. Nachdem wir uns ein wenig umgesehen haben, tauchen wir noch einmal zum Wrack. Jetzt haben wir etwas mehr Glück. Kurzzeitig zeigt sich uns der mächtige Wels. Seine Geduld ist jedoch nur von kurzer Dauer, kürzer als die Auslösezeit meiner Kamera. Irgendwann bekomme ich ein schönes Bild von dem Kerl.
Wächter der Plattform am Dornbusch
Wir signalisieren den Aufstieg und tauchen wie abgesprochen zur Mergelwand. Hier auf 20 m haben sich Quappen in den Verstecken zurückgezogen. Schwebgarnelen wuseln in den kleinen Löchern. Ich war schon oft hier und finde es immer noch wunderschön.
30 min verbringen wir auf den unterschiedlichen Dekostopps. Dabei treffen wir auf viele Spuren unseres einheimischen Bibers. Kot führt uns zu einer kleinen Höhle, die vollgestopft mit frischen Ästen ist. Der Eingang zur Biberburg? Die Kälte ist nicht zu unterschätzen. Freue mich schon auf den Einsatz meiner neuen Heizweste. Wir tauchen auf. Der Parkplatz hat sich mittlerweile gut gefüllt, wie erwartet. Der frühe Vogel …
Ein heißer Tee bringt uns schnell wieder auf Betriebstemperatur. Schön war’s im Tauchrevier Deutschland.
Tauchen im Werbellinsee, Brandenburg
Schon mal hier gewesen?
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2015 Zansen
01.12.2015, Zansen (Mecklenburg-Vorpommern)
Tauchen und Mecklenburg-Vorpommern, da denkt man unweigerlich an die Ostsee und die Feldberger Seenlandschaft. Der Schmale Luzin als ein Vertreter ist weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt und beliebt. Auch der Dreetzsee und der Carwitzer See sind keine Unbekannten. Die Eiszeit hat es gut gemeint mit unserem nördlichen Bundesland.
Es wurde mal wieder Zeit für einen Besuch. Doch diesmal wählte ich als Tauchziel den Zansen. Tauchen im Zansen? Ja, den Zansen. Ehrlich gesagt, hatte ich dieses Gewässer überhaupt nicht auf dem Schirm. Erst ein Tipp von einem Tauchfreund machte mich neugierig. Dabei ist der Zansen nicht klein und geht „fliessend“ über in den Carwitzer See. Limnologisch werden beide Gewässer als eine Einheit betrachtet.
Der Zansen ist ein Gletscherzungenbeckensee, hat eine Fläche von ca. 160 ha und ist mit gut 42 m ein recht tiefer Eiszeitsee. Wald säumt die Ufer des Sees und die Zugänge sind begrenzt. Für meinen Tauchgang wähle ich den Zugang im Norden in Höhe des Scharteisensees.
Tauchen im Zansen
Für heute haben die Meteorologen ein Sonnenfenster der sonst durchweg verregneten Woche vorhergesagt. Und sie haben nicht zu viel versprochen. Allein die Anfahrt durch das Brandenburger Land, die Schorfheide und die Mecklenburgischen Ebenen ist traumhaft schön. Durch die laublosen Wälder schimmert das Wasser des Oberuckersees, des Suckower Haussees und anderer einladender Gewässer.
Angekommen erkunde ich wie immer erst einmal die Gegebenheiten, planen meinen Tauchgang und lasse den See auf mich wirken. Wunderschön. Tauchen im Zansen.
1-2-3 und ich bin im klaren Wasser. Was für ein schöner Blick auf den sonnigen Uferbereich. Check und ich bin abgetaucht, zunächst in Richtung Süden (Seemitte). Ein kleiner, spärlicher Pflanzengürtel geht schnell in sandig schlickigen Boden über. Vereinzelt sind Muschelkolonien zu finden. In kleinen angelegten Höhlen macht es sich der Kamberkrebs gemütlich und bewacht den Eingang mit seinen massigen Scheren.
Das Bild ändert sich nicht. In einer Tiefe von 20 m schwenke ich nach Westen. Nach gut 10 min erreiche ich ein Feldsteinfeld. Große und kleine Feldsteine bedecken den gesamten Seeboden. Allerbeste Versteckmöglichkeiten für die Unterwasserfauna. Aus vielen Hohlräumen schauen mich Augenpaare der Kaulbarsche an. Krebse und allerlei Krabbelgetier sind hier zu Hause. Kleine rote Punkte, Wassermilben, kleben an den Steinen. Ich steige ein wenig auf. Und jetzt wuselt es überall. Schwebgarnelen haben den Zansen für sich entdeckt. Diese Neozoon (von Menschen eingeschleppte Neubürger) fühlen sich hier sichtlich pudelwohl. Ab 10 m verliert sich das Steinfeld und geht in sandigen Boden mit kleinen Brunnenmoos-Inseln über. Auch hier sind in großer Zahl die kleinen Krebstiere anzutreffen. Meine Anwesenheit lässt sie wild „umherspringen“.
Schwebgarnelen im Zansen
Nach gut 90 min bei 6-7 Grad kommt die Kälte langsam bei mir an. Schweren Herzens tauche ich zurück und entsteige dem Wasser. Ein anderer, weiterer und schöner Tauchgang im Tauchrevier, im Zansen.
Ich treffe an den Bootshäusern auf zwei Einheimische und wir kommen ein wenig ins Plaudern. Das Erstaunen über meinen Solotauchgang war groß. „Ob ich denn der Ausrüstung ein solches Vertrauen schenke?“, entgegneten sie mir.
Ich erfahre einiges über den See. Fischreicher soll er gewesen sein. Und auch diente er mit dem Scharteisensee als Trinkwasserreservoir für Gemeinden. Jetzt ist er allerdings häufiger trüb. Überrascht nehmen sie meine Garnelen-Sichtungen zur Kenntnis. Ich mag es, mit den Leuten zu plaudern, mit Leuten, die etwas zu erzählen haben. Meine Sachen sind schnell eingeladen und ich fahre zufrieden zurück.
Impressionen vom Zansen, Tauchen im Zansen
Wer kennt den Zansen?
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2015 Werbellinsee XIV
17.11.2015, Werbellinsee (Brandenburg)
Der Werbellinsee in Brandenburg nördlich von Berlin ist nach dem Bodensee das wohl wrackreichste Binnengewässer Deutschlands. Der Grund hierfür liegt in der aufstrebenden Metropole Berlin in unmittelbarer Nähe. Die wachsende Stadt hatte stets Hunger, Baumaterialien für ehrgeizige Bauten mussten aus der Umgebung herangeschafft werden. Feldsteine der eiszeitlichen Endmoräne und Hartbrandziegel der Königlichen Ziegelei Joachimsthal waren begehrte Baustoffe und der Werbellinsee mit dem Finowkanal ideale Wasserstraßen. Sogenannte Kaffenkähne, Lastensegler, waren die LKW’s von gestern.
Nicht alle Kähne erreichten ihr Ziel. Einige von ihnen liegen noch heute auf dem Grund des Werbellinsees und sind interessante Objekte für Taucher, Archäologen, Fotografen und Interessierte. Bin mir gar nicht sicher, ob die Gesamtzahl der gesunkenen Lastensegler wirklich bekannt ist. Ich hatte mal etwas von 12 Wracks gehört. Weiß jemand mehr?
Tauchen im Werbellinsee – Brandenburg
Selbst durfte ich bisher die beiden Kaffenkahnwracks am Dornbusch, das legendäre Ziegelwrack, die fünf Lastensegler in der Bucht um „Kap Horn“ und das Wrack an den „Puddingbergen“ betauchen. Letzteres sollte Ziel unserer heutigen Tauchexpedition sein. Erst- und letztmalig bin ich vor gut einem Jahr zu diesem Zeitzeugen getaucht. Die Herausforderung hierbei besteht im ausdauernden Kurshalten.
So brachen wir also bei herbstlichem Wetter in den Morgenstunden auf und erreichten nach einer guten Stunde Fahrt über die A11 unseren Einstieg am Werbellinsee. Angekommen, erfreuten wir uns dieser wunderbaren Atmosphäre, wenngleich grau und feucht. Wir besprachen unseren Tauchgang, legten die Ausrüstung an und ließen das Gewicht alsbald vom See tragen. Ich kann nicht verstehen, wieso für einige Taucher die Saison im Herbst endet. Erst jetzt zeigen sich unsere Tauchreviere mit unglaublichen Sichtweiten von ihrer schönsten Seite.
Makrophytenpracht im Werbellinsee
Check und wir tauchen ab. Eigentlich ist das Unterfangen ganz einfach. Man muss nur den Kurs einstellen und ihn für gut 25 min halten. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht wie immer etwas anders aus. Man hält den Arm mit dem Kompass nicht immer in derselben Position, die rechte Flosse schlägt stärker als die linke, interessante Fotoobjekte lenken ab und mit der Zeit kommen die ersten Zweifel. Das Wissen um die Tiefe des Wracks von 18 m lässt es uns dann aber wirklich finden. Wir freuen uns. Fazit: Vertraue deinen Instrumenten.
Kaffenkahnwrack „Puddingberge“
Aber auch der Weg ist das Ziel. Bei klarem Wasser tauchen wir über Felder von Krebsscheren, Wiesen von Hahnenfuß und Armleuchteralgen und Äckern von Brunnenmoos. Hornblatt und Tausendblatt durchstoßen das Grün und ranken zum Licht. Es ist noch erstaunlich grün, insbesondere der Spreizende Hahnenfuß leuchtet giftig grün. Mit zunehmender Tiefe wechselt das Bild. Riesige Dreikantmuschelkolonien lassen keinen Platz für Makrophyten. Obenauf hält sich der Amerikanische Kamberkrebs gütlich am Muschelfleisch. Es gibt viel zu entdecken und immer den Kompass im Blick.
Die geschlossene Muscheldecke reißt auf, sandiger Boden durchbricht das Braun und bestimmt bald gänzlich den Untergrund. 18 m Tiefe. Wir sind im Zielgebiet. Ein großer, runder Balken erscheint im Schein der Lampen. War es einmal der Mast des Lastenseglers? Wir sind ganz nah. Weiterhin Kurs haltend zeichnet sich eine Silhouette am dunkelgrünen „Horizont“ ab. Der Lastensegler. Das Wrack ist stark sedimentiert. Eine Boardwand, das Heck (oder Bug?) und wenige Spanten, viel ist nicht mehr zu sehen. Wir nehmen uns dennoch Zeit für intensive Beobachtungen.
Mergelwand an den Puddingbergen
Das Wrack liegt an einem Hang, der hinab zu einem Plateau mit den „Puddingbergen“ führt. Wir tauchen hinunter. Die Sicht wird ab 20 m regelrecht schlecht. So entscheiden wir uns, den Hang mit all seinen Löchern und Ritzen zu inspizieren. Vollgesogener, weicher Mergel bietet Krebsen und Schwebgarnelen beste Versteckmöglichkeiten. Vereinzelt dösen Flussbarsche am Grund. 30 min vor uns liegender Rückweg lassen uns den Heimweg antreten.
Zufrieden genießen wir die Eindrücke dieses herrlichen Tauchrevieres, das so voller Leben steckt. Ohrschlammschnecken, Köcherfliegen, Flohkrebse und diverses litorales Zoobenthos fühlen sich hier sichtlich wohl. Im Flachwasser kommen wir an einer seltsamen Ansammlung von braungrünen Kügelchen vorbei. Welle, Wind und Strömung haben diese bizarren Gebilde in großen Flächen zusammengetrieben. Hierbei handelt es sich um Teichpflaumen, im Volksmund auch Hexengespei genannt. Cyanobakterien haben sich zu Kugeln verkettet. Diese Mikroorganismen sind Anzeiger für gute Wasserqualität. Als wertvolle Sauerstoffproduzenten wurden sie zur „Mikrobe des Jahres 2014“ gekührt.
Teichpflaume, Hexengespei
Die Lastensegler des Werbellinsees sind Zeitzeugen und Denkmäler vergangener Zeit. Als solche sind sie von uns Tauchern auch zu behandeln. Der Zustand der Wracks wird mit den Jahren schlechter. Natürliche Verfallprozesse, aber auch Taucher setzen den Kaffenkähnen stark zu. Leider.
Unterwasserimpressionen – Tauchen im Werbellinsee
Schon mal hier gewesen?
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