Kategorie: UnterWasser
2015 Straussee IX
14.11.2015, Straussee (Brandenburg)
Wochenende, die liebe Frau muss arbeiten, die Flaschen sind noch halb voll. Da fällt mir nur eins ein. Ich freue mich auf einen herbstlichen Spaziergang in einem der fischreichsten Seen im Tauchrevier Deutschland – Tauchen im Straussee, Tauchen in Brandenburg.
Das Verladen des Autos folgt bereits einem Automatismus, die Handgriffe sitzen. 30 min Autofahrt und ich stehe am Straussee. Der Himmel ist wolkenverhangen, grau. Ein leichter Wind kräuselt die Wasseroberfläche. Das klare Wasser lädt ein.
Ich treffe Tauchfreunde, wir quatschen, doch dann hält mich nichts mehr. Die Flaschen sind geschultert, die Ausrüstung gecheckt. Ich tauche ein in eine mir vertraut gewordene Unterwasserwelt.
Tauchen im Straussee
Mit meiner Kamera bewaffnet geht’s entlang des Ufers in Richtung Süden. Die Unterwasserlandschaft ist geprägt von Bauschutt, Müll und diversen menschlichen Hinterlassenschaften. Typisch für bewohnte, bebaute Uferbereiche. Schade eigentlich. Den Bewohnern des Straussees scheint dies aber in keiner Weise zu stören. Im Gegenteil, hier finden sie vielfältige Versteckmöglichkeiten. So wundert es nicht, dass einem aus kleinen Ritzen und Löchern unterschiedliche Augenpaare anschauen. Aal, Krebs und Kaulbarsch fühlen sich hier sichtbar wohl. Ich bin hier gern unterwegs und lasse mir viel Zeit bei meinen Tauchgängen.
Einfach faszinierend sind jedoch die reichen Überhänge am Ufer, geschaffen durch Wurzeln und Auswaschungen. Alte, umgestürzte Bäume perfektionieren diesen einmaligen Lebensraum, Kinderstube unzähliger Weißfische wie Blei, Güster, Rotauge und Ukelei. Bei so viel Futterfisch wundert die Dichte der anzutreffenden Räuber nicht. Barsche und Hechte halten sich gütlich am reichen Angebot.
Jäger und Gejagte im Straussee
Die größten und stärksten Räuber besetzen die besten Fangreviere. Es scheint, sie bräuchten nur das Maul zu öffnen und die Fische schwimmen von allein hinein. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Ich beobachte die kapitalen Hechte eine Zeitlang und muss feststellen, dass viele ihrer Angriffsattacken erfolglos bleiben.
Mit Blick ins Freiwasser erkenne ich große Schwärme von Plötzen (Rotaugen). Ich tauche in den Schwarm. Mit jedem Ausatmen lassen die lauten Blubberblasen die Fische auseinander jagen. Doch sofort danach kommen sie zurück. Ich halte den Atem an. Schon bald bin ich eingenommen. Es erinnert mich an die Aufnahmen vom „Sardine Run“ in Südafrika. Einfach wundervoll.
„Sardine Run“ im Straussee
Einst leuchtend grüne Süßwasserschwämme beginnen zu „welken“. Das Gerüst aus Kieselnadeln zerfällt, hervor treten kleine, gelbe perlenähnliche Kügelchen. Brutknospen, sogenannte Gemmulae, Ergebnis einer geschlechtslosen, vegetativen Vermehrung, sichern den Fortbestand der Art. Ebenso halten es die Moostierchen. Deutlich zu erkennen die Statoblasten, kleine runde Plättchen, die nächste Generation. Sumpfdeckelschnecken weiden Algen vom Bauschutt.
Alles ist im Wandel, alles folgt den Zyklen der Natur und ist so beeindruckend schön anzuschauen.
Die Zeit vergeht wie immer viel zu schnell. Nach 2 Stunden tauche ich auf und steige aus dem Wasser. Wundervolles Tauchen im lebendigen See, dem Straussee in Brandenburg, einem Tauchrevier Deutschlands.
Unterwasserimpressionen – Tauchen im Straussee
Wann wart ihr im Straussee tauchen?
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2015 Helenesee III
13.11.2015, Helenesee (Brandenburg)
Es ist grau und es fliegt feucht. Mit 13 Grad für Mitte November jedoch noch recht warm. Wir stehen am Ufer der Südwestbucht des Helenesees bei Frankfurt/Oder. Viel muss man zu diesem wundervollen Gewässer wohl nicht mehr sagen. Für mich zählt er mit zu den schönsten Tauchrevieren in Brandenburg.
Ein Braunkohletagebaurestloch und maximal 55m tief. Herrliches Wasser, artenreiche Flora und Fauna und abwechslungsreiche Lebensräume laden immer wieder zu einem Tauchgang ein. Ohne großes Ziel wollen wir uns ganz der Helene hingeben.
Helenesee – Südufer
Zunächst lassen wir die Ruhe und einzigartige Herbstatmosphäre auf uns wirken. Wir hocken am Uferrand und lauschen der Stille. Einfach herrlich.
Nach ein wenig Plauderei und Auswertung von Geschehenem beginnen wir, uns in die schwarze Pelle zu werfen. Da wir uns auf einen Dekotauchgang einlassen wollen, nehmen wie unsere Stages EAN50 mit. Wir planen, in Richtung Seemitte (Norden) abzutauchen, um dann nach Osten abzudrehen. GUE EDGE, check und abgetaucht.
Uns schlägt eine kühle Stille ins Gesicht, wie wunderbar. Lang aufgereckt und noch tief grün empfangen uns Felder vom Ährigen Tausendblatt. Keine Anzeichen vom nahenden Winter. Hoch oben, an den Enden der Pflanzen thronen Süßwasserpolypen und filtern das Wasser mit ihren nesselnden Tentakeln.
Tauchen im Helenesee
Bubbelcheck und wir machen uns auf dem Weg. Der Untergrund ist terrassenförmig, ein Relikt des Braunkohleabbaus. Braunkohlebrocken durchstoßen den sandigen, schlickigen Boden. Immer wieder beobachte ich, dass dieser Lebensraum sehr gern von Wasserasseln als Refugium angenommen wird. Die kleinen Krebstiere sind stets schwer beschäftigt. Wir tauchen weiter hinab. Der Untergrund einer Mondlandschaft gleich, mag für viele total langweilig sein, aber selbst hier fühle ich mich mehr als zufrieden. Und wenn man genau hinschaut, dann tobt das Leben. Wasserflöhe tanzen ihren Reigen und allerlei Zooplankton umschwärmt den Schein der Lampe. Wir sind jetzt schon gut 20 min unterwegs und haben eine Tiefe von 30m erreicht. Das Wasser ist klar.
Wir drehen ab und tauchen ein in eine große Wolkenbank. Was ist hier passiert? Haben wir dösende Karpfen gestört? Oder ist es das Ergebnis von Wasserzirkulationen? Wir schauen uns wundernd an. Leuchtend gelbe Schwefelausblühungen der Braunkohleflöze erinnern mich an die Schwefelvulkane auf Java. Kleine, tote Bäume, einstiger Bewuchs der Tagebauhänge, werden bevölkert von großen Moostierchenkolonien. Jetzt im Herbst kann man sehr schön die kleinen runden Plättchen im Inneren der Kolonien entdecken. Statoblasten, Winterknospen als Ergebnis der geschlechtslosen Fortpflanzung werden den Fortbestand der Art im nächsten Jahr sichern. Tauchen im Tauchrevier Deutschland ist spannend.
Wir kehren um, steigen auf und aus. Wir beide schauen, noch ein wenig am friedvollen Helenesee verweilend, in zufriedene Gesichter. Die Wolken reißen auf.
Unterwasserimpressionen – Tauchen im Helenesee
Wer kennt die schöne Helene?
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2015 Kalksee VIII
20.10.2015, Kalksee (Brandenburg)
Nachdem ich bereits vor wenigen Tagen mein P-Valve in meinem Zweitanzug eingebaut hatte, musste jetzt unbedingt ein Check-Tauchgang her. Der Kalksee um die Ecke bietet sich dafür idealerweise an. Meine Tauchklamotten sind wie immer schnell ins Auto verladen und in 5 min stehe ich am Wasser.
Herbststimmung macht sich breit. Buntes Laub fällt und der Schilfgürtel legt sich schlafen. Der Himmel ist grau und die Luft feucht. Das klare Wasser lädt ein.
Herbststimmung am Kalksee
Wie immer nutze ich den Parkplatz am Badestrand „Am Film“ als Basislager. Der Tauchanzug ist schnell übergeworfen und die Flaschen geschultert. Ab geht’s. Bevor ich abtauche checke ich mein Equipment. Alles scheint in bester Ordnung.
Die Sicht ist gut. Der Herbst ist eine gute Jahreszeit für schöne Tauchgänge in klaren Naturseen im Tauchrevier Deutschland. Die Jungfische, die sich sonst im Flachwasser sonnen, sind bereits verschwunden. Über das Gemeine Brunnenmoos tauche ich in Richtung Seemitte. Kurs 150 Grad sollte mich direkt zur Plattform bringen.
Das P-Valve scheint dicht zu sein. Gut gemacht. Auch mein neues Thermovalve bereitet mir keine Probleme. Allein mein Mittelfinger der rechten Hand wird nass. Bereits unter Wasser erkenne ich einen kleinen Cut im Trockenhandschuh. Ein wenig Aquasure wird das Problem später beheben. Der neue Anzug taucht sich bestens. Keine Einschränkung der Beweglichkeit. Valve-Drill kein Problem.
Sehr viele Amerikanische Kamberkrebse sind im See unterwegs. Fressend, dösend oder einen Partner suchend. Auffällig diesmal auch die großen Kolonien von Süßwasserpolypen vorrangig an den Enden des Rauen Hornblattes. Im Sommer scheinen sich die kleinen Nesseltiere eher zurückzuziehen. Ich schaue im Revier der Steinbeißer vorbei. Stille. Nicht eine dieser wunderschönen Grundeln bekomme ich vor die Maske.
Süßwasserpolypen im Kalksee
Nach einer guten Stunde macht sich das 11 Grad warme Wasser an meinem nassen Handschuh bemerkbar. Ich entscheide mich für den Rückweg. Der Testtauchgang mit dem neuen Anzug war erfolgreich.
Gerade als ich aufsteigen wollte, huscht etwas auf dem Sandboden entlang. Ein Steinbeißer. Ein hübsches Tier. Ich krame noch einmal meine bereits weggeclipste Kamera hervor und lichte diese kleine Schmerle ab. Ganz vorsichtig und ohne zu atmen nähere ich mich dem Tier und drücke auf den Auslöser. Keine störenden Pflanzen, ein beinah perfektes Set für ein Unterwasser-Shooting. Nach ein paar Fotos verabschiede ich mich und steige zufrieden aus dem Wasser.
Steinbeißer, Dorngrundel, Schmerle
Wo konntet Ihr Steinbeißer beobachten?
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Grube "Ludwig" Frose
Grube „Ludwig“ Frose (Sachsen-Anhalt)
Einst Braunkohlerevier, jetzt Naherholungsgebiet „Seeland“ mit tragischer Wendung, die Grube „Ludwig“ Frose.
Im nordöstlichen Harzvorland in Sachsen-Anhalt befindet sich das kleine Örtchen Frose. 1842 wurden hier durch Probebohrungen Braunkohlelagerstätten entdeckt. Jahre später begann die Kohleförderung im Froser Revier, der Grube „Ludwig“. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Lagerstätten erschöpft und die Fördertätigkeiten wurden eingestellt.
Die Tagebaurestlöcher wurden saniert und es entstand mit dem benachbarten Concordiasee und dem Königsauer See das Naherholungsgebiet „Seeland“.
Grube „Ludwig“ Frose
Der Grube „Ludwig“ in Frose verdanke ich die wohl schönsten Tauchgänge im Tauchrevier Deutschland. Das schnelle Fluten der Grube konservierte eine üppige Unterwasservegetation. Tauchen im glasklaren Wasser durch Birkenwäldchen wie im russischen Märchen war surreal. Anstatt Vögel fliegen Fischschwärme durch die Baumkronen, kapitale Karpfen erinnern an die einst hier lebenden Wildschweine. Das Pumpenhäuschen, ein kleines Fachwerkhaus, war gut erhalten und ein tolles Tauchziel.
Die Freude an diesem wundervollen Tauchgewässer währte jedoch nicht lange. Am 18. Juli 2009 ereignete sich am benachbarten Concordiasee ein tragisches Unglück und veränderte die gesamte Region „Seeland“. Ein Hang gab nach und ließ eine neugebaute Wohnsiedlung in den See stürzen. Das Gewässer wurde umgehend gesperrt und das Tauchen auch in der Grube „Ludwig“ in Frose untersagt.
Seither schaue ich mir ab und an die Bilder an und schwelge in Erinnerungen. Ich bin froh, hier überhaupt abgetaucht zu sein. Wer weiß, vielleicht wird das Gewässer eines Tages wieder zugänglich für uns Taucher.
Historische Unterwasserimpressionen – Tauchen in Frose
2015 Flakensee
11.10.2015, Flakensee (Brandenburg)
Mit über 3000 Seen ist Brandenburg das gewässerreichste Bundesland. Die Eiszeit meinte es wirklich gut mit uns Brandenburgern. Ein Paradies für Taucher. Obwohl der Flakensee nur 10 min von mir entfernt, hatte ich ihn bisher noch nicht betaucht. Irgendwie stand er auch gar nicht auf meiner To-Dive-List. Vielleicht lag’s an dem hohen Bootsverkehr.
Der Flakensee liegt östlich von Berlin und bildet mit den angrenzenden Seen Dämeritzsee, Kalksee und Stienitzsee die Bundeswasserstraße „Rüdersdorfer Gewässer“. Wassersportler und Badegäste schätzen den See ebenso wie die Angler. Wenn die Hobbykapitäne ihre Yachten und Boote in das Trockendock slippen oder kranen, ist die beste Zeit für Tauchgänge. Verlassene Badestellen bieten dann ideale Einstiegsmöglichkeiten.
Tauchen im Flakensee
Ein guter Tauchfreund ist vor wenigen Tagen hier erstmalig getaucht und war begeistert von der Unterwasser-Flora. Er machte mich neugierig. Wir verabredeten uns am Sonntag für einen gemeinsamen Tauchgang in der Südbucht des Flakensees. Der Badestrand am Campingplatz ist unser Basislager. Parkplätze sind vorhanden.
Das Wetter ist ideal. Klarer Himmel. Strahlende Sonne und angenehme Trocki-Temperaturen. Erstmalig reise ich im Unterzieher an, wie komfortabel. Nur wenige Jogger und Gassigeher verirren sich um diese Zeit ans Wasser. Es ist still. Allein Kraniche singen auf ihrem Weg nach Süden. Wir schwatzen nur ganz kurz und freuen uns auf einen schönen Tauchgang.
Der Flakensee ist mit maximal 8m nicht sehr tief. Das Leben spielt sich in unseren Naturseen ohnehin nur im Flachwasser ab. Jeder wird den See für sich erkunden. Es dauert nicht lange und ich tauche ein in ein mir mittlerweile sehr vertrautes Medium. Es geht mir gut im Reich Poseidons.
Das Wasser ist klar. Sonne und Wellen zaubern ein Lichterspiel. Herbstliche Wasserpflanzen in rot, braun, grünen Farbtönen prägen das Bild. Ähriges und Quirliges Tausendblatt dominieren, unterbrochen von Rauem Hornblatt, Krebsscheren und Brunnenmoos. Ideale Versteckmöglichkeiten für die jungen Rotaugen und Flussbarsche. Die auffälligen Winterknospen (Turionen) als Unterscheidungsmerkmal zum Ährigen Tausendblatt verraten die Quirligen. Teichrosen und Laichkraut finden sich. Ein kleiner Unterwasserwald. Auffällig viele Süßwasserschwämme in Braun- und Grüntönen siedeln an den Stengeln der Makrophyten. Es macht Spaß bei diesen Sichtverhältnissen durch die Wildnis zu schweben.
Herbstimpressionen im Flakensee
Alte, umgestürzte Bäume säumen das Ufer. Mich zieht es nach einigen Kreisen in der Bucht zum Ufer. Der See ist flach. Ich erreiche maximal 3-4m. Biberkot, das Ufer mit seinen Bäumen kann jetzt nicht mehr weit sein. Es wird noch flacher. Dann sehe ich die ersten knorrigen Äste. Was für ein wundervolles Bild. Sie sind reich behangen mit ausladenden Geweihsüßwasserschwämmen. Im Schutz der Bäume und der Wasserpflanzen nehmen Schwärme von Flussbarschen, Plötzen und Ukeleien ein letztes Sonnenbad. Frische Fraßspuren vom Biber. Die einfallende Sonne sorgt für eine perfekte Ausleuchtung der Kulisse. Ich kann mich kaum satt sehen.
Nach einer guten Stunde drehe ich um. Ich treffe Fred. Wir beenden den Tauchgang. Eine Weile verbringen wir in der wärmenden Sonne am Strand und quatschen über Dies und Das. Ein wunderschöner, anderer Tauchgang im Tauchrevier Deutschland. Tauchen in Brandenburg. Tauchen im Flakensee.
Unterwasserimpressionen – Tauchen im Flakensee
Schon mal getaucht im Flakensee?
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2015 Straussee VIII
10.10.2015, Straussee (Brandenburg)
Zugegeben, den Straussee habe ich bereits viele Male betaucht. Der schmale Rinnensee ist jedoch verdammt groß, seine Nord-Süd-Achse misst 3,5 km. Nordöstlich am Strausberger Kulturpark befindet sich die Tauchbasis 1A-Tauchcenter von guten Freunden. Diese Einstiegsstelle ist die bekannteste und gleichwohl beliebteste.
Südwestufer Straussee
Mich hat es diesmal jedoch an das komplett andere Ende des Sees gezogen. Am Südwestzipfel schlug ich heute mein Lager auf und freute mich auf einen wundervollen Tauchgang. Das Westufer ist weitestgehend unbebaut und von einem Waldstreifen umsäumt. Der Herbst malt die Blätter der Laubbäume in den allerschönsten Farben an. Die Sonne strahlt mit letzter Kraft vom himmelblauen Firmament. An so einem Tag kann man nur Tauchen.
1-2-3 und ich bin in meinem Element. Welch eine Herbstkulisse. Check und abgetaucht. Das Wasser empfängt mich mit offenen Armen. Die Sichtweiten sind endlos. Ich freue mich. Ein leuchtend grüner Pflanzenteppich breitet sich vor mir aus. Eine derartige Makrophytenvielfalt war mir bisher für den Straussee fremd. Arm- und Glanzleuchteralgen stehen dicht an dicht bis zu einer Tiefe von 8m. Ist das Ostufer des Straussees von der Ortschaft Strausberg eingefasst und dessen Unterwasserwelt von menschlichen Hinterlassenschaften geprägt, so zeigt sich das hiesige Westufer von seiner unberührten, natürlichen Seite. Der Lichteinfall der Sonne füttert das grüne Band und lässt es prächtig gedeihen.
Makrophytenpracht
Das Ufer fällt recht zügig auf eine Tiefe von 12m ab. Ab 8m endet der Grundrasen, der Seegrund wird sandig und ist mit Bakterien überzogen, die für den Abbau der Biomassen sorgen. Ich tauche ein wenig auf der 10m Linie und betrachte die skurrilen Gebilde. Die Wassertemperatur hat sich auf 10 Grad abgekühlt. Im Oberflächenwasser beträgt sie noch 14 Grad. Ich steige wieder auf folge der Unterwasserflora.
Es fällt mir ausgesprochen schwer, die Leuchteralgen unter Wasser einwandfrei zu bestimmen. Doch es sind sehr viele verschiedene Arten, das ist schon mal klar. Viele haben bereits ihr Herbstkleid. Große Moostierchenkolonien bevölkern die Makrophyten. Alte ins Wasser gestürzte Bäume bieten Kaulbarschen und Flusskrebsen ideale Versteckmöglichkeiten. Wanderlustige Teichmuscheln ziehen tiefe Spuren. Ein großer Schwarm halbstarker Flussbarsche sammelt sich zum Rückzug in das Winterquartier.
Schwarm halbstarker Flussbarsche
Ein sehr schöner Tauchgang geht nach 100 minzu Ende. Der Straussee zeigte sich von einer vollkommen anderen, schönen Seite. Ich komme wieder. Tauchen im Tauchrevier Deutschland.
Unterwasserimpressionen – Tauchen im Straussee
Kennt Ihr das Westufer des Straussees?
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2015 Werbellinsee XIII
01.10.2015, Werbellinsee (Brandenburg)
Wir wollen heute einen schönen Tauchgang zum Kaffenkahnwrack am Dornbusch wagen, ein typischer Herbst/Winter Tauchplatz. War lange nicht dort. Jens hat frei und wir tauchen gemeinsam. Ich freue mich.
Ein besseres Tauchwetter kann man sich nicht wünschen. Die Sonne steigt über die herbstlichen Baumkronen und verscheucht den aufsteigenden Nebel. Es sieht einfach toll aus. Die Temperaturen sind mehr als trockifreundlich. Ein breites Grinsen schneidet sich in unser beider Gesichter.
Werbellinsee – Dornbusch
Ein schöner Deko-Tauchgang auf max. 40m war geplant. Eine Stage EAN50 als Dekogas ist vereinbart. Jens lud seine Flaschen aus. Und er hörte damit gar nicht auf. Drei Stages bauten sich vor ihm auf. Mit einem breiten Lächeln verkündete er, wir üben ein wenig Stagehandling. Gute Idee.
Wir plaudern und vergessen beinah dabei ins Wasser zu steigen. Schwer bepackt lassen wir uns schliesslich in das herrliche Wasser fallen. Es ist immer wieder eine Wohltat. Check und wir tauchen ab. Unter Wasser alles zurecht gerüttelt, Bubbelcheck und wir fliegen in Richtung Kaffenkahnwrack. Wir gleiten entspannt hinab und erreichen nach etwa 7min das Bug des Wracks. Es liegt noch da. Kaulbarsche ruhen am Grund. Es sind wirklich schöne Tiere. Die Sicht ist nicht besonders. Aber das wird sicherlich noch werden. Wir lassen uns Zeit, das tieferliegende Heck des Kahns mit dem mächtigen Ruder zu erreichen, vorbei an der eingefallenen Kajüte mit einem Blick ins Innere. Nein, der große Waller treibt noch sein Unwesen im See.
Kaffenkahnwrack – Lastensegler
Stille, Dunkelheit und mit 7 Grad auch nicht mehr ganz warm. Auch dieses Tauchen liebe ich. Wir treiben uns noch ein wenig hier unten herum, bevor wir uns für den Aufstieg entscheiden. Eine beliebte Stelle für den Gaswechsel ist die kleine Mergelwand. Hier lohnt sich immer ein Blick in die kleinen Höhlen. Süßwassergarnelen schweben im Schein der Lampe. Und da. Eine kleine Quappe hat sich weit in das Innere einer Höhle zurückgezogen. Man sieht nur ein Auge und die Spitze des Mauls mit der markanten Bartel.
Der Gaswechsel ist vollzogen und wir steigen weiter auf. Zwischen 5-6m beginnen wir mit ein paar Übungen. Stagehandling. Bojeschiessen. Schliesslich ist es mit 16 Grad hier oben noch mollig warm. Aufsteigen? Lust haben wir keine.
Es war ein wunderbar entspannter Tauchgang im Tauchrevier Deutschland, im Werbellinsee (Dornbusch).
Tauchen im Werbellinsee, Dornbusch
Wo betaucht Ihr Wracks?
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2015 Helenesee II
24.09.2015, Helenesee (Brandenburg)
Mein letzter Tauchgang in der guten, alten Helene war im Februar dieses Jahres. Zeit für ein Wiedersehen. Ich habe Lust auf einen schönen Tauchgang.
Eine gute Stunde Fahrt über die A12, der Autobahn der „Freiheit“ und ich stehe am Ufer eines der schönsten Seen Brandenburgs. Die Sonne spiegelt sich im klaren, blauen Wasser, welches sanft den weißen Sandstrand umspült. Angler haben am Westufer ihre Zelte aufgeschlagen. Ich entscheide mich für einen Einstieg am Nordufer, dem Revier dreier dort ansässiger Tauchvereine. Vereinsmitglieder und deren Gasttaucher haben in diesem Bereich der Helene eine Zufahrtsmöglichkeit.
Nordufer – Helenesee
Ich kann es kaum erwarten, einzutauchen. 1-2-3 und ich bin in meinem Element. Check und abgetaucht. Das Wasser ist herrlich, die Sicht wundervoll. Begrüßt von Armleuchteralgen, die behangen mit Kugeln aus Wimpertierchen wie Weihnachtsbäume aussehen, bringe ich meine Kamera in Position und mache mich auf zur Erkundung der NW-Bucht, die ich in den vergangenen Jahren häufig betauchte.
Vorbei an einer Plattform des Vereins erreiche ich bald eingebrachte, alte Bäume, deren Äste mit unzähligen Moostierchen behangen sind. Ein Nebelschleier liegt auf dem Boden und hüllt die Bäume mystisch anmutend ein. Barschschwärme nutzen das neue Angebot von Versteckmöglichkeiten. Die gute Sicht lässt bereits die Silhouette des kleinen U-Bootes mit der Gedenktafel „Olaf Ullmann“ erkennen. Ich nähere mich und erkenne eine gelegte Leine. Ich folge. Mich führt es hinab zur Telefonzelle. Die Leine führt weiter. Auf etwa 16m Tiefe erreiche ich die alte Segeljolle vom Typ „Eikboom“, Baujahr 1980. Die Leinen machen ein Navigieren überflüssig. Eine weitere Leine führt mich wieder hinauf zu den Bäumen.
Segeljolle „EIKBOOM“
Mystische, alte Bäume
Ich tauche weiter in Richtung Westen vorbei an einer Taucherglocke. Das alte Tretboot verrät mir, dass ich jetzt die Tauchvereine passiert habe. Große Schwärme von Plötzen sind unterwegs und stehen unter ständiger Beobachtung. Hecht und Barsch nutzen jede Gelegenheit, sich ausreichend Energiereserven für den Winter anzufressen.
Habe ich noch Tauchgänge über leuchtend grüne Makrophytenwiesen in Erinnerung, so muss es leider zu meinem Bedauern feststellen, dass der Pflanzenbewuchs stark zurückgegangen ist. Viele große, freie Sandflächen bestimmen das Bild. Ein wenig Laichkraut, Wasserschlauch und Ährenblatt bieten den kleinen Fischen Abwechslung und Lebensgrundlage. Ich entscheide mich umzukehren.
Große Spiegelkarpfen stören sich an meinem Geblubber und verschwinden in großen Staubwolken. Eine Schleie begleitet mich ein Stück, immer mit dem Maul im Sand auf der Suche nach Freßbarem. Wir erreichen Felder von Nixkraut im schönen Licht der eintauchenden Sonne.
Ein wundervoller Entspannungstauchgang im Helenesee. Ich tauche auf, genieße noch eine Weile den herrlichen Anblick des Wassers, steige in mein Auto, verabschiede mich an der Rezeption und fahre heim. Tauchen ist einfach wunderbar. Tauchen in Deutschland ist wunderbar.
Unterwasserimpressionen – Tauchen im Helenesee
Wer kennt die schöne Helene?
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