Kategorie: UnterWasser
2015 Steinbruch Wetro
18.09.2015, Steinbruch Wetro (Sachsen)
Es ist immer wieder herrlich, wenn man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden kann. Heute hat es mich in die Oberlausitz nach Sachsen verschlagen. Der Nordosten Sachsens ist bekannt für seine vielen Tauchgewässer, ehemalige Steinbrüche und Braunkohlerestlöcher.
Neugierig war ich diesmal allerdings auf die Talsperre Quitzdorf, im Tauchboard Sachsen ebenso als Tauchgewässer ausgewiesen. Ich machte mich also auf den Weg. Der Stausee als solcher ist schnell gefunden, eine geeignete Zufahrt dagegen gestaltete sich durchaus schwierig. Nach einigem Suchen konnte ich mich im Norden dem Ufer mit dem Auto auf etwa 300m nähern.
Talsperre Quitzdorf – niedriger Wasserstand
Die als Kühlwasserreservoir für das Braunkohlkraftwerk Boxberg angestaute „Schwarze Schöps“ ist der flächenmäßig größte Stausee Sachsens und begräbt die Ortschaft Quitzdorf. Ich stellte mein Auto ab und ging zu Erkundungszwecken den Rest zu Fuß. Der Wald lichtet sich und der Stausee schimmert in der Sonne durch die Äste der Bäume. Als ich am Ufer stand bot sich mir jedoch ein trauriges, wenn auch naturell schönes Bild. Der trockene Sommer hat dem Stausee mächtig zugesetzt. Wo einst Wasser zum Baden einlädt, wachsen jetzt Gräser und Blumen. Auf freigelegten Sandbänken rasten Kormorane und Möwen. Ich konnte 100m in den See hinein laufen, ohne nasse Füße zu bekommen. Das Restwasser ist braun und trägt weiße Schaumkronen. Tauchen Fehlanzeige. Wie ich später von einer Anwohnerin erfahre, ist der Stausee auch gefüllt, eher flach und dauertrüb.
Steinbruch Wetro – Tauchen in Sachsen
Ein Plan B musste her. Der Bärwalder See wäre eine Option. Doch warum in die Ferne schauen, wenn das Gute so nahe liegt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Stausee betreibt Thomas Szagunn seine Tauchbasis Wetro an einem alten Quarzit-Steinbruch. Ich stehe schnell an seiner mit einer Kette gesperrten Zufahrt. 2013 war ich hier das letzte Mal tauchen. Wie die Zeit vergeht. Ein kurzer Anruf und einem Tauchgang im Steinbruch Wetro steht nichts mehr im Wege. Thomas wird später vorbeischauen.
Da blicke ich nun mutterseelenallein auf das wunderschöne Wasser und freue mich auf meinen Tauchgang. Eigentlich besteht der Steinbruch aus zwei Kesseln, die durch einen Damm ab einer Tiefe von ca. 16m getrennt sind. Der linke Kessel weist eine Tiefe von 56m auf. In der Nähe des Dammes kann man auf ca. 30m eine „kleine Grotte“ betauchen, Bootswracks bieten was für’s Auge und in den „Malediven“ kann man gut Fischegucken.
Zwischenzeitlich ist ein weiterer Tauchfreund zu einem Arbeitseinsatz eingetroffen. Wir kommen ins Plaudern und ich erhalte ein paar Tipps und Empfehlungen. Mein Tauchgang wird mich also links von der Einstiegsplattform entlang führen. In einer Tiefe von 32m liegt ein Bootswrack. Auf der gegenüberliegenden Seite am Schilfgürtel hätte ich Chancen auf kapitale Hechtsichtungen. Ein guter Plan.
Steinbruch – Unterwasserimpressionen
Schnell habe ich mich in die zweite Haut geworfen und steige die Treppen zum Einstieg hinab. Ein Sprung, ein Platsch, Check und es kann losgehen. Auf 5m sortiere ich mich erneut, checke alles gründlich und lasse mich hinab fallen.
Das Oberflächenwasser ist grünlich-trüb, aber mit guter Sicht. Ab 10m klart es auf und ab 20m ist das Wasser nicht mehr zu sehen. Entlang der braunen, zerklüfteten Steilkante taste ich mich im Schein meiner Lampe auf 30m vor. Wasserasseln und Dreikantmuscheln bevölkern den nackten Stein. Herabfallendes Herbstlaub verleiht dieser mystisch schönen Unterwasserwelt ein wenig Farbe. Eine Meduse? Ich bin aufgeregt und freue mich. Während ich meine Kamera sortiere, gibt sich die Meduse als herabfallendes Blatt zu erkennen. 32m. Kein Bootswrack. Mein Kompass deutet mir, ich muss bereits in der ersten Kurve sein, also schon hinter dem Wrack. Mmh. Ich steige auf und setze meinen Tauchgang auf etwa 10-15m fort. Hinter der nächsten Kurve muss ich weiter aufsteigen, um den Schilfgürtel nicht zu verfehlen.
Wenn man neu in einem Gewässer taucht, dann fällt einem das Abschätzen der Distanzen immer etwas schwerer. Ich blicke nach oben und erschrecke. Was für ein kapitaler Hecht dort an der Felskante steht. Ehe ich mich versehe, kommt auch noch ein Stör vorbei. Kamera? Alles geht schnell und ich habe nur noch den Schatten des Störs einfangen können. Dem Hecht war’s zu blöd und er ist verschwunden. An der Schilfkante kann ich vereinzelte Flussbarsche beobachten. Die Uhr tickt.
Tauchen im Steinbruch Wetro – Sachsen
Für den Rückweg entscheide ich mich, den Steinbruch auf direktem Wege in einer Tiefe von 5m zu queren. Tauchen ist dreidimensional und wunderschön. Ich ziehe meine Bahn durch das grüne Freiwasser und erreiche den Ausstieg.
Ein toller Abstecher bei Kaiserwetter in das Tauchrevier Sachsens. Thomas hat es nicht mehr geschafft. Ich packe ein, verabschiede mich beim fleißigen Tauchfreund und fahre heimwärts.
Wer kennt diesen Steinbruch?
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2015 Werbellinsee XII
10.09.2015, Werbellinsee (Brandenburg)
Mein letzter Tauchgang im schönen Werbellinsee liegt mittlerweile 2 Monate zurück. Zeit für eine Stippvisite. In knapp einer Stunde stehe ich mit Sack und Pack bei feinstem Sonnenwetter am Ufer einer der wunderbarsten Seen Brandenburgs.
Für den Einstieg wähle ich den Dornbusch, allerdings halte ich mich diesmal rechtsseitig, also Richtung Süden. Das blaue Wasser mit seinen leichten Wellen, in den sich die Sonne tausendfach spiegelt, lädt zum Tauchen ein.
Mittlerweile ist jeder Handgriff Routine und ich stehe nach kurzer Zeit im See. Gerätecheck und schon ist der Kopf unter Wasser. Wie gut das tut.
Das Wasser ist milchig trüb und das soll sich bis auf einer Tiefe von 20m auch nicht stark ändern. Für kleine Entdeckungen im Nahbereich egal. Die Uferzone des Werbellinsees ist mit einer Grundwiese von Armleuchteralgen bis auf eine Tiefe von etwa 5m umsäumt. Danach erscheint sandiger Boden mit vereinzelten Makrophyten und Muschelkolonien. Ausreichend Verstecke für litorales Zoobenthos. Der Werbellinsee ist für seine großen Steinbeißerpopulationen bekannt. Und so wundert es nicht, dass ich Spuren im Sand entdecke. Die erste Begegnung mit den kleinen Fischen lässt nicht lange auf sich warten. Mit ihrem schlanken Körper und den sechs Barteln sind sie bestens an das Leben am Boden angepasst.
Steinbeißer (Cobitis taenia)
Es ist immer wieder eine Herausforderung und vor allem ein Geduldsspiel, ein Foto von dieser Schmerlenart zu machen. Die Armleuchteralgen bieten hervorragende Versteck- und Fluchtmöglichkeiten. Ich erreiche eine Fläche, da kann ich die vielen Tiere nicht mehr zählen. Ich freue mich.
Aber nicht nur der Steinbeißer fühlt sich in diesem Ökosystem wohl. Junge Grashechte liegen zwischen der Pflanzenwelt auf der Lauer. Scheinbar von Geisterhand bewegen sie sich unerkannt durch das Dickicht. Kleine Plötzen und Barsche huschen vorbei.
Junger Hecht, Grashecht (Esox esox)
Ich werde auf einen kleinen Fisch am Boden im Schutz der Leuchteralgen aufmerksam, nicht größer als 10 cm. Er fühlt sich sicher und schwimmt nicht davon. Eine Plötze ist es nicht, das ist ein Schwarmfisch und immer in Bewegung. Erst daheim am Computer lassen mich die Bilder erkennen, dass es sich hierbei um eine kleine Schleie handelt. Deutlich sind auf dem Foto die beiden Barteln am Maul zu erkennen. Eine tolle Begegnung. Das Überleben in dieser Unterwasserwelt als Beutefisch will gekonnt sein.
Moostierchen in großen Kolonien erdrücken das Ährige Tausendblatt. Schlamm- und Sumpfdeckelschnecken filtern den Sand nach Fressbarem. Flusskrebse sind auch im Werbellinsee zurzeit sehr aktiv. Kleine Wolken von Süßwassergarnelen tanzen in den Höhleneingängen der Krebstiere. Überall ist Leben. Und ich ärgere mich manchmal, dass ich so wenig über diese schönen Dinge in unserem Tauchrevier weiß.
Bei all dem Staunen und Schauen vergeht die Zeit wie immer viel zu schnell. Nach 110 min steige ich zufrieden auf. Tauchen im Werbellinsee, Tauchen in Brandenburg, Tauchen in Deutschland – einfach wundervoll.
Tauchen im Werbellinsee
Was ist Euer Lieblingssee?
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2015 Straussee VII
08.09.2015, Straussee (Brandenburg)
Die Tage werden kürzer. Morgentau kündigt den Herbst an. Die Hitze ist vorbei. Die Sichtweiten in unseren heimischen Gewässern sind gut. Alles spricht für einen ausgiebigen Tauchgang.
Drei, vier Handgriffe und die Tauchutensilien sind im Auto verstaut. Auf geht’s zum nahegelegenen Straussee, einem eiszeitlichen Rinnensee, der für seinen Fischreichtum über die Grenzen Brandenburgs bekannt ist. Als Basis nutze ich das 1A-Tauchcenter von guten Freunden.
Mal sehen, was mir vor die Maske schwimmt. Ich möchte mir sehr viel Zeit nehmen. Kurzer Check und abgetaucht. Ich bewege mich zunächst zum Steinbeißerrevier, einer kleinen Sandfläche auf ca. 5m Tiefe. Kleine Muschelkolonien und Inseln vom Tausendblatt lockern den Sandboden auf. Ich erkenne eindeutige Spuren der kleinen Schmerlenart. Doch einen Fisch kann ich nicht ausmachen. Ich verweile ein wenig, um das Auge an die Umgebung zu gewöhnen, doch ich bekomme keinen Steinbeißer zu sehen. So ist das manchmal.
Schöne Unterwasser-Fauna
Ich tauche weiter bis auf 8m Tiefe und folge dann dieser Tiefenlinie in Richtung Süden. Das Raue Hornblatt durchbricht vereinzelt den modrigen Boden. Erstaunlich der Willen zum Leben in dieser doch eher düsteren Unterwasserwelt. Ein großer Weihnachtsbaum vom letzten Weihnachtstauchen bietet kleinen Barschen Schutz. Am Boden entdecke ich die nachtaktiven Kaulbarsche. Ich mag diese schön gezeichneten Fische. Und so gebe ich mir die Zeit für ausgiebige Beobachtungen.
Auf meinem weiteren Weg treffe ich etliche Flusskrebse. Emsig sind sie mit Fressen beschäftigt und stellen drohend ihre Scheren auf, sobald ich ihnen zu nahe komme. An alten Töpfen und Eimern kann ich wenige Süßwasserpolypen entdecken. Ihre Tentakel durchkämmen das Wasser nach Fressbarem.
Ich erreiche die 7m Plattform und beobachte zwei mittlere Hechte. Die Rohrenden der Plattform werden gern als Ruhestätte von Aal und Quappe angenommen. Und tatsächlich, ein kleiner Spitzkopfaal schaut mich an und fühlt sich von meiner Lampe ein wenig genervt. Seine Neugier lässt ihn jedoch immer wieder Ausschau halten. Komme ich zu nah, wird mir mit einem offenstehenden Maul gedroht. Ich mache ein Foto und ziehe weiter. Wie die Zeit vergeht. Bereits 80min genieße ich den Unterwasser-Spaziergang.
Mauerreste und Bauschutt bieten vielen Fischen und Krebsen gute Versteckmöglichkeiten. Kaulbarsch und Aal liegen in kleinen Ritzen und Höhlen und warten auf die Nacht. Diesmal kann ich keine Quappe entdecken. Vielleicht haben sie sich ins Tiefere zurück gezogen.
Für den Rückweg wähle ich den Uferbereich. An einer mit Tausendblatt und Laichkraut gut bewachsenen Stelle mache ich Halt und scanne das Grün. Entdeckt. Ein kleiner Grashecht, eins mit der Unterwasserwelt, liegt auf der Lauer und beobachtet aufmerksam die kleinen Plötzen. Geduld, Ausdauer und Schnelligkeit machen ihn erfolgreich. Während ich den kleinen Kerl beobachte, merke ich zunächst seine drei großen Brüder in unmittelbarer Nachbarschaft nicht. Meister der Tarnung. In keinem anderen See konnte ich bisher derart viele Hechte auf einer Stelle beobachten. Und es kommt noch besser.
Prädatoren im Straussee
Mein Weg führt mich unweigerlich am Klassiker des Straussees vorbei, dem Hechtbaum. Ich kann gar nicht glauben, was mich hier erwartet, zahllose Hechte und Flussbarsche in friedlicher Eintracht zwischen den Ästen des alten Baumes. Ruhig lege ich mich auf Augenhöhe und betrachte die schönen Tiere, die sich nicht im Geringsten vom mir gestört fühlen.
Ist das herrlich. Zufrieden tauche ich nach 125min aus einem wundervollen See unseres Tauchrevieres Deutschland auf.
Unterwasserimpressionen – Tauchen im Straussee
Wo beobachtet Ihr Hechte?
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2015 Kalksee VII
04.09.2015, Kalksee (Brandenburg)
Immer noch erfreut über die Entdeckung von Steinbeißern (Dorngrundeln) im Kalksee, wollte ich schauen, ob diese reviertreuen Tiere erneut aufzuspüren sind. Ich begebe mich also mit Sack und Pack an den Badestrand und bereite ich auf meinen Tauchgang vor. Das Wetter ist angenehm mit beinah 20 Grad. Freitag. Was will man mehr.
Ich steige ein, checke kurz mein Equipment, tauche ab und begebe mich auf die Unterwasser-Reise. Die Sichtweiten im See wechseln bekannterweise von trüb bis klar. Ich bewege mich dicht über den Teppich aus Brunnenmoos. Meine Augen Scannen den Grund. Es gibt ja Leute, die können dem Kalksee nicht sehr viel abgewinnen. Dabei gibt es eine Menge zu entdecken, wenn man sich nur die Zeit dafür lässt.
Mit kräftigen Schlägen der Schwanzflosse schießen Krebse aus dem Grün, um dann erneut im Dicht der Pflanzen einzutauchen. Aber nicht nur Krebse. Ein ruhender Aal fühlt sich durch mein Geblubber gestört, schnellt direkt vor meiner Maske aus dem Brunnenmoos und verschwindet in Windeseile im Off. Da darf man sich ruhig erschrecken. Und immer wieder Krebse. Heute sind sie besonders aktiv und zahlreich anzutreffen. Jedoch kann ich nur den Amerikanischen Flusskrebs ausmachen. Ob ich jemals unseren Europäischen Edelkrebs finden werde?
Amerikanischer Flusskrebs im Kalksee
Ein kleiner Stichling fühlt sich sicher inmitten der Wasserpflanzen. Ich muss feststellen, dass dieser Teppich aus Gemeinem Brunnenmoos vielen Tieren ein Versteck und Zuhause gibt. Eine wichtige Rolle, die den Makrophyten zuteil wird.
Ich erreiche das Gebiet, in dem ich beim letzten Male die wunderschönen Steinbeißer fand. Nun tauche ich noch aufmerksamer über den Gewässerboden. Es ist schon erstaunlich, zu welchen Leistungen das menschliche Auge nach einer gewissen Gewöhnung imstande ist. Es dauert nicht lange und ich mache das erste Tier aus. Nur der Kopf schaut aus dem Grün und verschmilzt dank einer perfekten Musterung mit dem muschelbesetzten Untergrund. Ganz ruhig beobachtet mich der Fisch. Nur nicht die Tarnung aufgeben. Ich taste mich langsam vor, um ein Foto machen zu können. Eine falsche Bewegung und der Steinbeißer verschwindet in einer Staubwolke. Schon bald finde ich das nächste Tier. Hier ist also Steinbeißer-Revier. Insgesamt vier dieser geschützten Tiere bekomme ich vor die Maske. Wie schön sie sind. Ich möchte sie nicht unnötig stressen, mache 1-2 Bilder und verschwinde wieder. Wunderbar.
Steinbeißer (Cobitis taenia), Dorngrundel, Schmerle
Viele kleine und große Teichmuscheln (Enten- oder Schwanenmuschel?) filtern unentwegt das Wasser. Mit ihren großen Siphons leisten sie gute Arbeit. Kleine Schwebgarnelen suchen Schutz in kleinen Löchern und Mulden. Hier und da ist auch der schöne Süßwasserschwamm anzutreffen.
Ich habe das Gefühl, dass mich ein kleiner Flussbarsch auf meiner Unterwasser-Entdeckungsreise begleitet. Vielleicht hat er es auf die blinkenden Boltsnaps an Kamera und Lampe abgesehen. Die Zeit vergeht wieder mal viel zu schnell. Ich beende einen weiteren schönen Tauchgang in unserem tollen Tauchrevier Deutschland.
Unterwasserimpressionen Kalksee
Wo konntet Ihr Steinbeißer beobachten?
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2015 Stienitzsee
02.01.2015 Stienitzsee (Brandenburg)
Schon lange hatte ich mir vorgenommen, den Stienitzsee in meiner unmittelbaren Nachbarschaft zu betauchen. Vor ein paar Tagen unternahm ich Erkundungen, um eine gute Einstiegsstelle ausfindig zu machen. Kein ganz so einfaches Unterfangen wie ich schnell merkte.
Der östlich von Berlin an der B1 liegende Eiszeitrinnensee ist westlich/nördlich im Naturschutzgebiet „Lange Dammwiesen“ eingebettet und grenzt östlich an die Ortschaft Hennickendorf. Laubenpieper, Wohnhäuser, Industriegebiete, Strandbad und Fischer machen ein ungehindertes Herankommen an den See beinah unmöglich. Ein noch nicht vollends erschlossenes Wohngebiet ließ Platz für Taucher, Auto und Gerödel. Unser heutiger Einstiegsplatz.
Die kleinen Stege, Tritte und leeren Wurmdosen machten uns unmissverständlich klar, wir waren im Anglerrevier. Da jedoch keine Angler weit und breit zu sehen war, stand unserer taucherischen Unternehmung nichts mehr im Wege.
Der Seegrund fällt wie erwartet recht flach ab. Viele Steine bilden anfänglich den Boden des Gewässers, die wiederum von abertausenden kleinen Muscheln besiedelt sind. Kein ungewöhnlicher Anblick für einen Brandenburger See. Dazwischen vereinzelt Hahnenfuß und Brunnenmoos. Den Pflanzenbewuchs würde ich mal eher als spärlich bezeichnen. Nicht spärlich hingegen die menschlichen Hinterlassenschaften als eindeutiges Indiz für eine Uferbesiedlung. Töpfe, Eimer, Flaschen, Anker, Scheren und allerlei Dreck, welcher mit zunehmenden Abstand zum Ufer und zunehmender Tiefe glücklicherweise nachließ.
Der Untergrund wird sandiger, die Dreikantmuscheln verschwinden und das Reich der Gemeinen Teichmuschel beginnt. Auffällig viele leere und offene Schalen prägen das Bild. Mitten im Nichts erscheint auf 3-4m Tiefe ein riesiger Baumstumpf auf der Seite liegend. Keine Ahnung wie der dort hingekommen ist. Das tote Holz wird umspannt von Süßwasserschwämmen, deren Brutknospen als Ergebnis ungeschlechtlicher Fortpflanzung jetzt im Winterstadium sehr gut zu erkennen sind. Den vielen Angelschnüren, Haken und Kunstködern zufolge ist der Baumstubben ein Fluch der Angler.
Mehrere Flußkrebse kreuzen meinen Weg. Dicke Sedimentschichten, siedelnde Dreikantmuscheln und Polypen lassen kaum erkennen, worum es sich bei dem Krebs handelt. Durchschimmernde kastanienbraune Abdomen lassen jedoch keinen Zweifel. Auch hier dominiert der Amerikanische Kamberkrebs. Auf 7-8m stoße ich auf einen großen Haufen von Steinen (Kalksteinen?) mitten im Sand. Eine Schiffsladung? Die kleinen Hohlräume werden von Kaulbarsch und Flußkrebs als Ruheplatz und Versteck genutzt. Hier finde ich auch große Kolonien von Süßwasserpolypen.
Die Wassertemperatur beträgt 2-4 Grad und die Sichtweiten schätze ich mal auf 3-4m.
Ein schöner Tauchgang zu Beginn des neuen Jahres 2015 in unserem Tauchrevier Deutschland.
Tauchen im Stienitzsee
Kennt Ihr den Stienitzsee?
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2015 Kalksee VI
27.08.2015, Kalksee (Brandenburg)
Letztes Wochenende war ich zu einer Feier am Kalksee eingeladen. Klares Wasser beim Blick vom Ufer aus machte mich auf einen weiteren Tauchgang in diesem heimischen See neugierig. Eine gute Gelegenheit meinen revisionierten Atemregler zu testen.
Schwuppdiwupp ist mein Gerödel eingepackt und ich stehe am Ufer des Kalksees direkt vor meiner Haustür. Der Kalksee lockt derzeit viele Badegäste und Wassersportler. Ich machte mich an der Badestelle, meiner Einstiegsstelle, auf viele Besucher gefasst. Pustekuchen. Nur 2-3 Badegäste trotz Ferien- und Urlaubsszeit. Mich freut’s. Auch der Bootsverkehr auf der Bundeswasserstraße hält sich in Grenzen. In Windeseile bin ich in meinen Anzug geschlüpft und stürze mich in die erfrischenden Fluten.
Tauchen im Kalksee
Nach 4-5 Flossenschlägen muss ich feststellen, dass die Sichtweiten fern meiner Erwartungen sind. Egal. Ich bin Tauchen und nur das zählt. Bis zu einer Tiefe von 4-5m ist der Boden mit Gemeinem Brunnenmoos bedeckt. Vereinzelt durchstößt das Raue Hornblatt den Pflanzenteppich und reckt sich zum Licht. Erstaunlich viele Flußkrebse kommen mir vor die Maske. Mein Kompasskurs führt mich direkt zur Plattform. Das ist nicht immer so ;-). Die Plattform hängt in einem dichten Sedimentschleier. Ein Schwarm von Flußbarschen hat sich hier versammelt. Süßwasserschwämme nutzen das Angebot eines festen Untergrundes.
Eben noch kaum zu erkennen, steht die Plattform jetzt beinah im Klarwasser. Diese Beobachtungen konnte ich hier schon mehrfach machen. Große Sedimentwolken scheinen bedingt durch Schifffahrt und Schleusen durch den See zu ziehen. Ist schon mystisch. Ich tauche weiter zur Seemitte. Diese wüstenähnliche Sandlandschaft „durchstöbere“ ich sehr gern. Spuren von Krebsen, Muscheln und Schnecken zeugen von Leben. In kleinen Mulden schauen meist nur die Stielaugen und Fühler heraus. Ein Katz- und Mausspiel. Aber auch wandernde Krebse sind kaum auszumachen. Die Sedimentablagerungen auf ihrem Panzer lassen sie mit dem Grund eins werden. Camouflage in Perfektion. Ich drehe um und erreiche alsbald den Pflanzengürtel.
Steinbeißer (Cobitis taenia), Dorngrundel
Was sehe ich denn da? Inmitten des Brunnenmooses schauen mich kleine Augen an. Ein schlanker Körper, grau-braun gefleckt. Am Maul dann die markanten sechs Barteln. Unverkennbar, ein Steinbeißer oder auch Dorngrundel genannt. Noch nie konnte ich diesen Fisch hier im Kalksee erblicken. Ich freue mich, sind sie doch Indikatoren für gute Wasserqualität. Ein schönes Exemplar. Und wie es dann oft so ist, entdecke ich sogar noch ein weiteres Tier. Allein aus diesem Grund war es ein wunderschöner Tauchgang in unserem Tauchrevier Deutschland.
Nach 90min steige ich auf und gehe zufrieden zu meinem Auto. Auch mein Atemregler pumpte zuverlässig Luft.
Amerikanischer Flußkrebs
Wo konntet Ihr Steinbeißer beobachten?
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2015 Bodensee
13.08.2015, Bodensee (Baden-Württemberg)
Tauchrevier Deutschland meets Tipps-für-Taucher. Gemeinsam mit Stefan im Tauchrevier Baden-Württemberg unterwegs. Nachdem wir im Raum Karslruhe einige Baggerseen (Büchenau, Brecht, Streiköpfle) betauchten, der Baggersee Epple in Reutlingen keine Lust auf uns hatte (Cyanobakterien-Invasion) treffen wir uns heute am Bodensee in Überlingen, dem Überlinger See. Überlingen ist ein hübsches Touristen-Städtchen im Nordwesten des Bodensees Obersee.
Fast zeitgleich erreichten wir den vereinbarten Treffpunkt „Campingplatz“ im Westen von Überlingen. Stefan kennt das Revier und empfiehlt für unseren ersten Tauchgang den Einstieg „Baugraf“. Namensgebend ist wohl ein ehemaliger Baustoffhändler, von dem allerdings bis auf einen großen Parkplatz nichts mehr vorhanden ist. Die Bade- und Tauchstellen sind für Notrufe durchnummeriert. Wir befinden uns am Standort 18. Heute ist Donnerstag, trotz Feriengäste haben wir reichlich Platz auf dem kostenpflichtigen Parkplatz. Wir stellen unsere Autos ab, queren die Straße und schauen uns ein wenig um. Unser Einstieg befindet sich direkt neben dem Taucherplätzle des Überlinger Tauchvereins.
Taucheinstieg „Baugraf“
Eine senkrechte Leiter mit 20 Stufen führt die Steilkante hinab zum Wasser. Der Tauchplatz ist bekannt und gleichermaßen beliebt für seine Steilwand, die nach 15m vom Ufer steil hinab bis auf 30m fällt. Die Kante, einem Riffdach gleich, ist von hier oben gut zu erkennen. Aufsteigende Luftblasen lassen uns wissen, dass wir nicht die ersten Taucher am heutigen Tag sein werden. Wir haben jetzt richtig Lust auf’s Tauchen.
Wir schmeißen uns bei 30+ Grad in die warmen Klamotten und trotten zum Einstieg. Die Bodensee-Gewässerordnung verlangt eine Alpha-Taucherflagge am Einstieg. Sie ist schnell gesetzt. Hinab geht’s die 20 Stufen und dann hinein ins kühle Nass. Check. Wir tauchen ab.
Wir erreichen die Kante und uns erwartet eine beinah senkrechte Felswand. Die Sicht ist noch trüb. Das wird sich aber schnell ändern. Ab einer Tiefe von 15m reißt sie auf und auf 20-30m ist das Wasser des Bodensees glasklar und mit 6-7 Grad auch wunderbar erfrischend. Die Wand ist stark bewachsen mit Dreikantmuscheln und voller Leben. Oberhalb treffen wir viele Dreistachlige Stichlinge metallgrün schillernd an. Der tiefere Bereich ist ganz klar das Revier der Aalquappen. Hier in Baden-Württemberg sagt man wohl Trüschen zu diesen wunderschönen Dorschartigen. In Spalten und Überhängen der Wand liegen sie und warten auf die Nacht, um auf Jagd zu gehen. Sie sind reichlich anzutreffen. Es ist herrlich, an dieser Steilwand vorbei zu fliegen. Wir genießen es. Doch alles hat ein Ende. Und so beenden wir nach einer guten Stunde unseren ersten Tauchgang im Bodensee.
Quappe, Aalrutte, Trüsche, Kaulbarsch und Groppe.
Wir stärken uns im kleinen Lokal des Campingplatzes mit einem kräftigen Wurstsalat. Der Campingplatz mit seinem eigenen Taucheinstieg und einer Selbstfüllanlage ist von Tauchern aus allen Ecken des Landes gut besucht. Wir überlegen den Einstieg für unseren zweiten Tauchgang. Liebesinsel? OK. Wir fahren hin. Parkplätze sind nur noch in der dritten Reihe hinter den Bahngleisen frei. Die Liebesinsel, eine kleine Landzunge mit schattenspendenden Bäumen bewachsen, ist von Sonnenanbetern gut besucht. In voller Ausrüstung durch den halben Ort bei über 30 Grad, um dann vorsichtig zwischen den Badegästen abzutauchen? Nee. Da waren wir an der Steilwand sehr gut aufgehoben. Wir entscheiden uns also für einen zweiten Tauchgang am Baugraf.
Und auch dieser Tauchgang an der Wand, diesmal in die andere Richtung, ist eine wahre Freude. Durch ihre Bewegungen werde ich auf kleine Fische, die an der Wand zu kleben scheinen, aufmerksam. Sie erinnern mich an Skorpionfische. Im Bodensee? Oder sind es Grundeln? Vielleicht könnt ihr mal schauen und mir einen Tipp geben. Der Größenvergleich zu den Dreikantmuscheln macht deutlich, wie klein diese Bewohner sind. Daumengroß. (Update: Dank Euch weiß ich nun, dass es sich bei dem kleinen Bewohner im Bodensee um eine Groppe handelt.)
Tauchen im Bodensee, Überlinger See
Nach diesen schönen Tauchgängen im Bodensee fahren wir ins „Rote Haus“, unserer heutigen Herberge, und lassen den Tag an der Promenade mit Blick über den Bodensee bei Dekobier und Gelati ausklingen. Ein schöner Tag.
Schon mal getaucht im Bodensee?
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2015 Straussee VI
21.08.2015, Straussee (Brandenburg)
Nach meiner erlebnisreichen Tauchtour durch Baden-Württemberg entschied ich mich heute für einen Nachttauchgang bei den Tauchfreunden vom 1A-Tauchcenter am Straussee. Eine gute Gelegenheit, meinen neuen Sommerunterzieher (DUI Actionwear 150) zu testen.
Gegen 18:30 Uhr bin ich an der Basis, die schon recht gut besucht ist. Das Team bereitet alles für das abendliche Tauchen vor. Der Grill wird angeheizt und die Beleuchtung in Szene gesetzt. Ein Besuch der Tauchbasis am Straussee heißt immer gute Freunde treffen. Während die Tauchflaschen am Kompressor hängen und sich langsam mit reiner Brandenburger Luft füllen, wird also geschnackt. Das Interesse an meinem Erlebten in Baden-Württemberg ist groß.
Ich beschließe, in die Nacht hinein zu tauchen. 19:30 Uhr bin ich also startklar und trotte zum See. Still und erwartungsvoll liegt er vor mir. Mein letzter Tauchgang liegt nunmehr eine Woche zurück. Ich muss in’s Wasser. Ohne konkreten Plan, lasse ich mich von den Dingen unter Wasser leiten. Ich erreiche eine Tiefe von 8m und tauche hinter den Plattformen in Richtung Norden. Es sind viele Barsche und Plötzen unterwegs. Stille, nur mein Blubbern. Wie ich das vermisst habe. Auf meinem Weg komme ich an einem alten Angelkahn und allerlei Geröll vorbei. Gute Versteckmöglichkeiten für Aal und Quappe.
Europäischer Aal (Anguilla anguilla)
Die Zeit rennt, bereits eine Stunde ziehe ich meine Bahnen. Die Dämmerung bricht herein. Der erste hungrige Spitzkopfaal ist auf Nahrungssuche und labt sich an den Muscheln einer Dreikantmuschelkolonie. Anfänglich vom Licht meiner Lampe irritiert, lässt er sich aber nicht weiter stören. Meine ruhigen Bewegungen signalisieren keine Gefahr.
Unterhalb der alten Klostermauern liegen viele Mauerreste im See. Auf etwa 7m gibt es einen interessanten Haufen alter Steine. Hier lege ich mich auf die Lauer. Es ist dunkel geworden. Zeit für die Nachtjäger. Und es dauert auch nicht lange, bis die ersten Köpfe aus ihren Verstecken im Licht der Lampe erscheinen. Die kleinen Aale sind neugierig und geben mir die Möglichkeit für nahe Beobachtungen. Deutlich zu erkennen die empfindlichen Sinnesorgane am Kopf, wunderschöne Tiere.
Zurück geht es im flacheren Wasser. Auch schlafende Flußbarsche mit ihren aufgestellten Rückenflossen ermöglichen mir ein genaueres Hinsehen. Aufgestützt auf ihren Brustflossen ruhen sie am Grund und sind dennoch wachsam. Flußkrebse gehen ihrem Job nach und beseitigen die Hinterlassenschaften vom Tag. Kleine und große Hechte träumen von der letzten Jagd. Es ist auch zu dieser Tageszeit so lebendig im See. Im Lichtkegel tanzt das Zooplankton.
Zwei Stunden sind um, ich steige auf. Es war wie immer einer sehr schöner Tauchgang. Es gibt so viel zu sehen und zu entdecken. Immer wieder neu. Man muss sich nur dem Rhythmus der Unterwasserwelt hingeben, innehalten und sehen. Mein Unterzieher hat sich übrigens voll bewährt. Er trägt und taucht sich klasse.
Im Licht der Scheinwerfer gibt’s noch ein Dekobier unter Freunden. Was will man mehr?
Nachttauchgang im Straussee
Wie findet Ihr das Nachttauchen?
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