Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

2018 Tauchen im Cospudener See

10.02.2018, Cospudener See (Sachsen)

Gute Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer in den Sozialen Netzwerken. Beste Sicht im Cospudener See. Ich war gefühlt eine Ewigkeit nicht in diesem ehemaligen Braunkohletagebaurevier tauchen. Das Ziel für meinen heutigen Ausflug steht somit fest.



Der Cospudener See, der erste künstliche See im Leipziger Neuseenland, trägt den Namen eines alten Dorfes, welches den gefräßigen Baggern weichen musste, Ironie des Schicksals. In unmittelbarer Nachbarschaft und südlich von Leipzig befinden sich der Markkleenberger See, Störmthaler See und der Zwenkauer See. Wo einst Waldlandschaften zum Erholen einluden, hat der unbändige Braunkohlehunger große Wasserlandschaften hinterlassen. 1992 stoppten die eisernen Riesen ihre Arbeit. Grund- und Niederschlagswasser füllten den mächtigen Krater bis zum Jahre 2000. Ein neues Naherholungsgebiet im Rahmen der Expo 2000 entstand.

Tauchen im Cospudener See

 

Der Cospudener See entwickelte sich zu einem Tauchrevier in Sachsen. Der Tauchereinstieg befindet sich am Ostufer, dem Zöbigker Winkel, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer modernen Marina mit Hafen, Ferienhäusern, einem schönen Pier und Restaurant. Die kleine Tauchbasis von Lutz Kamski hat hier ihr Domizil. Heute allerdings war sie verschlossen. Ein großer, gebührenpflichtiger Parkplatz sorgt für kurze Wege.

Nach 2 ½ Stunden Autofahrt erreiche ich mein Ziel. Still und klar bei winterlichen Temperaturen liegt er vor mir, der Cospudener See. Ich atme tief die kühle Frische und freue mich auf den Tauchgang. Zurück am Auto tritt ein Mann an mich heran und reicht mir die Hand. Ich treffe Falk Wieland erstmalig persönlich. Seine bekannten Tauchreiseführer sind Bestandteil meiner Recherchen für das Tauchrevier Deutschland. Er und seine Frau Cornelia planen heute ebenso einen Tauchgang im „Hausriff“.

Tauchcenter und Tauchschule

 

Weitere Taucher treffen ein. Nicht ganz überraschend treffe ich Robert Lange von der Tauchbasis Zwenkauer See. Mit seinem Team plant er heute Ausbildungs- und Spaßtauchgänge. Nach einer kurzen Begrüßung mache ich mich fertig und trotte mit der Ausrüstung in wenigen Schritten über die Badewiese zum Einstieg. Ein kurzer Check, Kompasspeilung und auf geht’s. Ich tauche Richtung Westen zur Abbaukante. Zarte Triebe der Feinen Armleuchteralge durchstoßen das Kiesbett. Das klare Wasser lässt den Blick weit schweifen. Auf 16 Meter stoße ich auf ein Boot. Wenige Flossenschläge später treffen Cornelia und Falk zum Fotoshooting ein. Ich ziehe weiter Richtung Seemitte.



Der mittlerweile pflanzenlose Grund ist überzogen mit einem Labyrinth aus Spuren verschiedenster Bewohner. Flusskrebs, Muschel und Wasserassel gehen ihrer Bestimmung nach. Welche Art Flusskrebs werde ich in diesem Gewässer wohl entdecken? Spuren über Spuren aber kein Fühler- oder Scherenpaar. Doch dann. Kamberkrebse eroberten diesen Lebensraum für sich. Mittlerweile bin ich auf einer Tiefe von 35 Metern angekommen. Diese Furchen und Gräben am Hang sind einfach faszinierend. Rostendes Metall und Braunkohlereste wecken mein Interesse. Ich drehe in Richtung Süden ab und steige dabei langsam wieder auf.

Amerikanischer Flusskrebs, Kamberkrebs

 

Zwischen 10 und 20 Metern treffe ich auf allerlei Schrott. Fahrrad, Tretboot, Gabelstapler, Parkuhr und sonstiger Unrat bilden wohl einen Erlebnispark unter Wasser. Ich kann dem nichts abgewinnen, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Stelle mir nur vor, wie das im Wald wirken würde. Große Betonanker und schwere Kette zeigen an, dass ich an der Steganlage der Marina angekommen sein muss. Wirkt ein wenig wie das künstliche Riff in Nienhagen.  Eine gute Stunde ist nun leider schon wieder vorbei. Ich trete den Rückweg an. Das satte Grün der Armleuchteralgen im Winter beeindruckt mich. Vereinzelt sind Halme des Tausendblattes anzutreffen. Ein schöner Tauchgang im Cospudener See, im Tauchrevier Deutschland.

„Erlebnispark“ unter Wasser

 

Wieder in warmen Klamotten und mit heißem Tee im Bauch bereite ich die Abreise vor. Die Rückreisewelle der Skiurlauber möchte ich gern hinter mich lassen. Dann verquatsche ich mich doch noch mit Falk und Robert, so dass ich das Parkticket nachlösen muss. Spannend ist es allemal. Wir müssen uns noch einmal verabreden. Ich werde wiederkommen, mit dem richtigen Gas bis zur letzten Sohle auf 50 Meter.

Braunkohletagebau Cospuden

 

Kennt ihr den Cospudener See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Tauchen im Bergbausee

27.10.2017, Zwenkauer See (Sachsen)

Heute nun soll es sein. Seit Monaten schieben wir einen gemeinsamen Tauchgang auf. Treffpunkt ist die Tauchbasis am Zwenkauer See. Ich bin mit Robert verabredet, Basischef, PADI Course Director und ein langer Freund des Tauchrevier Deutschland.



Ein starker Wind bläst dicke, graue Wolken über den Zwenkauer See. Mancherorts entlässt der Himmel die schwere Last in Form eines Platzregens. Schaumkronen zieren die Wellen des jungen Wassers. Mit jeder noch so kleinen Wolkenlücke taucht die Sonne das Ufer in ein prächtiges, herbstliches Licht.

Tauchen im Zwenkauer See

 

Ich erreiche die Basis nach 2 ½ Stunden Autofahrt und werde bereits von Robert und Steffen erwartet. Steffen hat sich für diesen Tag bereit erklärt, die verantwortungsvolle Rolle des Bootsführers zu übernehmen. Nach einem kurzen Hallo ziehen wir uns in einen der warmen Container zurück und planen unsere Tauchgänge. Wir wollen an das Ostufer übersetzen und den jungen, gefluteten Wald besuchen. Den zweiten Tauchgang werden wir operativ nach Wetterlage angehen.

Kamera und Ausrüstung stehen bereit. Schnell sind wir in unsere Anzüge gesprungen. Steffen wartet bereits im geschützten Hafen auf uns. Das rote Schlauchboot, getrieben von einem kräftigen „Mercury“, ist einsatzbereit. Noch wenige sichernde Handgriffe und wir begeben uns auf Kurs. Sobald wir das schützende Hafenbecken verlassen haben, schlägt uns eine ordentliche Briese entgegen.

Mystische Unterwasserwelt

 

Der Kapitän signalisiert das Erreichen des Zielortes. Die Boje ist ausgebracht. Check und wir fallen rücklings vom Schlauchbootrand in den See. Steffen reicht uns die Kameras und wir tauchen ab. Die Baumkronen des Waldes sind schnell zu erkennen. Ohne Laub und die Äste braun eingesponnen, überdauern sie als Zeitzeugen am Grund des Sees. Dieser Wald einer vergangenen Zeit erzeugt eine eigene, faszinierende Stimmung.

Am Grund schlängelt sich ein orange leuchtendes Band zwischen den Bäumen. Einem Fluss gleich treten Eisenoxide an die Oberfläche und werden von verwertenden Eisenbakterien in eine traumhafte Unterwasserlandschaft verwandelt.

Eisenoxide, Eisenbakterien

 

Das Wasser des ehemaligen Braunkohlereviers ist jung. Die Ausbildung des typisch heimischen Lebensraumes steht noch ganz am Anfang. Vorsichtig zeigen sich die ersten Pionierpflanzen wie Ähriges Tausenblatt, Wasserpest, verschiedene Laichkräuter und üppiger Tannenwedel. Robert teilt mit mir die Leidenschaft für unsere Unterwasserflora- und Fauna. So dokumentiert er nicht ohne Stolz jede Neuentdeckung in seinem See.



Mit dem Auge für die kleinen Dinge verweilen wir beinah endlos in dieser surrealen Kulisse. Hier ein kleiner Stichling, der sich im dichten Geäst der Bäume versteckt und dem Zooplankton nachjagt, dort eine Libellenlarve als Meister der Tarnung und anderenorts verdächtige Spuren im schlammigen Grund. Der See lebt.

Leben im Zwenkauer See

 

Der Gasvorrat ist endlich, daher steigen auch wir einmal auf. Die Oberflächenboje zeigt unserem ausharrenden Kapitän unsere Position. Pflichtbewusst sammelt er uns ein. Das Wetter hat sich verschlechtert. Den zweiten Tauchgang werden wir von Land aus unternehmen. Flaschen füllen, Aufwärmen und Taucherklön, dann stehen wir schon wieder bis zum Hals im Zwenkauer See.

Pioniere im jungen Bergbausee

 

Stattliche Hechte im üppigen Grün sucht man vergebens. Noch. Der Zwenkauer See überzeugt dennoch, von menschlichen Spuren des beflissenen Schaffens bis hin zum erfolgreichen Erstbesiedeln von Stichling, Flussbarsch, Bitterling und Barbe. Das Sehen will gelernt sein.

Den Tag lassen wir bei einer leckeren Pasta nebenan ausklingen. Robert hat noch vieles vor. Ich wünsche ihm alles Gute und eine glückliche Hand für unseren Zwenkauer See, einem weiteren Tauchrevier in Deutschland.

Kennt Ihr bereits den Zwenkauer See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2017 Tauchen im Zwenkauer See

26.05.2017,  Zwenkauer See, Sachsen

Der Energiehunger von uns Menschen hinterlässt große Wunden in der Landschaft. Rund um Leipzig wurde Braunkohle mit riesigem Gerät abgebaut. Unaufhaltsam fraßen sich die Bagger in das Erdreich. Seenlandschaften entstehen wo einst Dörfer, Wald und Wiesen zu finden waren. Ein Ergebnis der großen Rekultivierungsanstrengungen ist die Bergbaufolgelandschaft Cospuden/Zwenkau. Südlich von Leipzig laden der Cospudener See und der Zwenkauer See zum Wassersport und Erholen ein. Während der Cospudener See bereits ein weithin bekanntes Tauchrevier in Deutschland ist, zählt der Zwenkauer See mit dem in 2015 erteilten Gemeinbrauch zu den Neulingen. Unser heutiges Ziel.

Tauchen im Zwenkauer See

Seit gut einem Jahr betreibt im Hafen von Zwenkau Robert Lange seine Tauchbasis „Zwenkauer See“. Robert traf ich erstmalig am Kulkwitzer See. Er erzählte mir von seinen Anstrengungen für die Errichtung eines Tauchbetriebes am Zwenkauer See und lud mich auf einen Besuch ein. Heute nun stehe ich hier auf seiner Basis und freue mich auf einen Tauchgang in dem neuen Gewässer bei allerbestem Sonnenschein.



Die Form des Sees erinnert mich an eine Hühnerkeule. Während Richtung Westen der See zu einem dicken Oberschenkel auswächst, verjüngt sich der See gen Osten  und läuft in einem Fuß aus. Mit einer Wasserfläche von 950 Hektar muss sich dieses Tauchrevier keinesfalls verstecken. Die maximale Wassertiefe beträgt 49 Meter. Sieben Jahre dauerte die Flutung des Tagebaues bis 2014 der erforderliche Füllstand erreicht wurde. Im Norden des Ortes Zwenkau entstand am Ufer des Sees eine neue Marina mit Bootsliegeplätzen und Parkplätzen. Auf diesem mit einer Schranke gesicherten Gelände befindet sich die Tauchbasis. Wehende Fahnen laden schon von Weitem ein. Mehrere Container mit maritimen Graffitis beherbergen Büro, Schulungs-, Ausrüstungs- und Kompressorräume. Aus Euro-Paletten genagelte Rödeltische und eine chillige Verweilecke lassen es an nichts fehlen. Ein kleines Imbissangebot rundet die ganze Sache ab.

Tauchbasis Zwenkauer See

Bis zum öffentlichen Strand, der als Tauchereinstieg dient, sind es gut 150 Meter Fußmarsch. Ein kleiner Wehmutstropfen.  Nicht ganz verstehen kann ich die Planer dieser neuen Marina, den Autoparkplätzen Seeblick zu gewähren, während die Infrastruktur des Wassersports mit der zweiten Reihe Vorlieb nehmen muss. Robert empfängt mich kurz, bevor er sich wieder seinen Tauchschülern zuwendet. Check-In und Einweisung übernimmt Steffen. Ich bin nicht allein, habe mich vor Ort mit Fred verabredet. Wir stehen am Ufer und blicken auf einladendes Wasser. Im Flachwasser huschen bereits zahllose Stichlinge und Ukeleien hin und her. Steffen erläutert uns die Unterwasserstruktur im Einstiegsbereich. Fischgrätenartige Entwässerungsgräben helfen bei der Orientierung.

Dreistachliger Stichling

Die Sonne brennt. Wir wollen jetzt einfach nur ins Wasser. Bei diesen Temperaturen von fast 30 Grad in den Unterzieher und Trocki zu steigen, ist nur etwas für Masochisten. Ich wünsche mir den Winter herbei. Endlich stehen wir im Wasser. Ein wunderbarer Moment. Wir tauchen ab und jeder hat seinen Plan. Der vertikale Entwässerungsgraben ist schnell gefunden. Der gebrochene Stein bietet ideale Bedingungen für die kleinen Stichlinge. Sie sind zahlreich vertreten. Rotbäuchige Männchen verraten die Nester der kleinen Räuber. Während die einen noch sorgfältig Pflanzenmaterial zu einem ordentlichen Nest herrichten, wuselt bei den anderen bereits der winzige Nachwuchs.

Stichlingbabies im Zwenkauer See

Auffällig ein Busch aus Tannenwedel. Auffällig, da das junge Wasser, sedimentiert von rostbraunen Eisenoxidausscheidungen, kaum Wasserpflanzen ausweist. Vereinzelt strebt feines Laichkraut zum Licht. Robert berichtete mir im letzten Jahr von zahlreichen Bitterlingen in diesem Revier. Und tatsächlich, ein herausgeputztes Männchen kann ich entdecken. Mein erster Bitterling im Tauchrevier Deutschland. Einst ein Allerweltsfisch, muss man ihn heute schon gezielt suchen.

Bitterling-Männchen im Hochzeitskleid

Im schönsten Hochzeitskleid ist er auf der Suche nach einer geeigneten Muschel für den Nachwuchs, um diese dann gegen jeden zu verteidigen. Zur Paarungszeit wächst den Weibchen eine Legeröhre, mit deren Hilfe die Eiablage innerhalb der Muschel erfolgt. Die Eier werden daraufhin vom Männchen besamt und wachsen im Inneren der Muschel bis zum Schlupf heran. Eine einmalige Symbiose.

Zarter Pflanzenbewuchs im Zwenkauer See

Ich folge dem Entwässerungsgraben hinab. Auf einer Tiefe von 7 und 9 Metern queren weitere Gräben. Die Sicht ist leicht eingetrübt. Strauchwerk bringt Abwechslung in die Unterwasserlandschaft. Ich treffe auf Cave-Leinen, folge diesen bis auf 20 Meter Tiefe. Das Wasser klart auf. Die Sicht ist gut. Das Strauchwerk geht in Bäume über. Das Spiel von schwachem Licht, Nebelschleiern und Schatten ist mystisch. Wenngleich kein offensichtliches Leben erkennbar, ist die Bodenstruktur mit den Gewächsen sehr interessant.  Nach 90 Minuten tauche ich wieder auf.

Unterwasserstrukturen im Zwenkauer See

Hier entwickelt sich ein neues Tauchrevier. Die Größe des Sees verspricht noch viele Tauchgänge. Angebotene Bootsfahrten lassen auch die entlegensten Ecken erreichen. Noch ein kurzer Klön und frische Sachsenluft in die Flaschen und es geht wieder heimwärts. Ich komme wieder.

Kennt ihr den Zwenkauer See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2017 Tauchen im Westbruch

12.04.2017, Westbruch (Sachsen)

Sachsen ist definitiv das Tauchrevier der gefluteten Steinbrüche. Unzählige, ehemalige Abbaustellen von Granit, Porphyr und Schiefer sind heute ideale Tummelplätze für Sport- und technische Taucher. Das Oberflächenwasser sammelt sich in dem gehauenen Stein und schafft einzigartige Landschaften und Lebensräume. Das tiefe Blau wartet nur darauf, erkundet zu werden.



Östlich von Leipzig hauten Bergleute Granitporphyr magmatischen Ursprungs aus dem Kohlenberg bei Beucha. Mit Aufgabe der Betriebsstätte holte sich die Natur zurück, was ihr gehört. Der sogenannte Westbruch ist heute ein weithin bekanntes Tauchrevier. Seit vielen Jahren betreibt Uwe Seidel die Tauchschule „Taucherparadies Sachsen“ in Brandis und ist Hausherr dieses idyllischen Kleinods. Ein Tauchgang steht schon lange auf meiner To-Dive-Liste.

Tauchen im Westbruch

Heute nun ist es soweit, ausgerechnet an einem Mittwoch, dem einzigen Ruhetag. Doch Uwe zögert nicht lange und sagt: „Kommt vorbei, ich bin da.“. Die Autobahninfrastruktur ist mittlerweile so gut ausgebaut,  A10-A9-A14-Abfahrt Naunhof und man fällt beinah ins Wasser. Nach gut 2 Stunden stehe ich an der mit einer Kette gesicherten Zufahrt zum Westbruch, auch Steinbruch Waldsteinberg genannt. Ich muss unbedingt einen ersten Blick wagen, bevor ich zu Uwe fahre. Nach nur wenigen Schritten stehe ich im Kessel am Ufer eines wunderbaren, einladenden Steinbruchsees. Die nackten, steilen Wände fallen in klares, blaues Wasser. Der Blick nach oben zeigt den Waldsaum und einen verhangenen, grauen Himmel. Ich freue mich auf den Tauchgang.

Steinbruch Waldsteinberg, Westbruch

Nur zwei Nebenstraßen weiter betreibt Uwe seine Tauchschule und –shop. Er heißt mich willkommen und führt mich in sein Reich. Mehrere Räume, gut gefüllt und sortiert mit Tauchequipment aller Art zeugen von einem langjährigen und erfahrenen Tauchbetrieb. Das Check-In ist schnell erledigt. Uwe nimmt sich ein wenig Zeit und erklärt mir anhand alter Fotos die Gegebenheiten des Steinbruchs während in HD-Qualität an der Wand ein großer Waller im Unterwasserwald seine Runden dreht. Ich muss dort jetzt hin.

Reste des Unterwasserwaldes

Zurück am Steinbruch nehme ich meinen Buddy in Empfang. Gut 190x120x20 Meter Wasserkörper gehören für den heutigen Tag uns allein. Das Leben ist schön. Lange schnacken ist nicht, wir wollen beide nur noch ins Wasser. Rödel, rödel, check und Platsch. Kaum den Kopf unter Wasser werden wir von einem Rudel Wasserscheine begrüßt. Sechs Spiegelkarpfen sehen nicht ihre ersten Taucher und sind regelrecht tiefenentspannt. Wir beginnen unseren Kurs linker Hand, so wie von Uwe empfohlen.

Spiegelkarpfen im Westbruch

Der Westbruch hat eine Tiefe von etwa 20 Metern, ein ehemals bewaldeter Absatz auf einer Tiefenlinie von 6-7 Metern zieht sich beinah um den ganzen See und ist wohl der meist betauchte Bereich im Bruch. Nach nur wenigen Flossenschlägen erscheint uns ein Taucherspielplatz. Telefonzelle, Porzellanschwein, Kunstfische, Hochbett und allerlei Klimbim dienen der Belustigung unter Wasser. Ich kann diesen Dingen immer noch nicht viel abgewinnen. Hat der Westbruch, wie sich zeigen soll, doch so viel „natürliche“ Formationen und Attraktionen zu bieten. Einen Ausbildungs- und Tarierparkour könnt‘ ich noch verstehen.

Taucherspielplatz im Westbruch

Wir tauchen weiter und erreichen die Reste des alten Wald- und Buschwerkes. Es macht Spaß hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Immer mal einen Blick nach oben wagen, schadete noch nie. Und tatsächlich. An einem Felsvorsprung hinter einem toten Baum leuchten vier Kois. Das rot-weiße Schuppenkleid scheint gegenüber dem schlecht sehenden Wels kein Nachteil zu sein. Auch diese Karpfenfische sind an Taucher gewöhnt und verlassen den schützenden Bereich nur ungern. Immer wieder scanne ich den Grund, schaue zwischen den Gehölzen. Irgendwo muss doch der Herrscher des Steinbruches seine Ruhestatt haben. Fehlanzeige. Doch was ist das? Zwischen toten Kieferstämmen liegt ein kapitaler Hecht und döst. Er hat mich längst gesehen und  gehört. Die Kamera im Anschlag nähere ich mich ihm. Er bleibt entspannt. Gefahr geht von den schwarzen Blasenmachern nicht aus. Doch kein Wels in Sicht.

Weiss-rote Kois

Ab und an machen wir einen Abstecher in die Tiefe. Wir übertauchen die Abbruchkante und lassen uns auf 20 Meter sacken. Restlicht bis zum Grund des Westbruches. Gebrochener Fels und rostendes Eisen erscheinen vor den Masken. Der Kompass zeigt bereits die Kehrtwende an. Wir steigen höher und folgen dem Absatz. Ein Boot mit Besatzung, Motor und Flagge liegt auf der Klippe und droht abzustürzen. Fadenalgen hängen wie Vorhänge an der steilen Wand. Die letzten Erdkröten-Männchen erklimmen den nackten Fels zurück ans Licht. Und die ersten Flussbarsche setzen kunstvoll ihren Laich im Geäst der toten Bäume ab.

Der Westbruch unter Wasser

Eine Öffnung in einer geschichteten Wand zeigt uns den Einstieg, das Ende der Umrundung an. Dieser befindet sich nämlich direkt über der Pulverkammer des alten Steinbruches. Gut 100 Minuten unterwegs und noch keine Lust zum Aufstieg. Vorbei an den wühlenden Karpfen tauchen wir noch einmal hinein in das Wäldchen, der Wels muss doch irgendwo sein. Diesmal bleibt er der Gewinner. Diesmal.

Nach gut drei Stunden und schweren Herzens entsteigen wir dann doch dem sächsischen Nass. Ein schöner Tauchgang. Der Westbruch verdient es, noch einmal besucht zu werden. Schnell zu Uwe den Schlüssel abgegeben und dann mit vielen, neuen Eindrücken heimwärts. Ein wundervoller Tag im Tauchrevier Deutschland

Unterwegs im Westbruch

Wer kennt diesen Steinbruch?

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2016 Tauchen im Wildschütz

21.09.2016, Steinbruch Wildschütz (Sachsen)

Wie die Zeit vergeht. Vor vier Jahren war ich letztmalig an der Tauchbasis vom Volker Buder in Mockrehna. Ein Besuch ist längst überfällig. Gemeinsam mit Buddy Wolle machen wir uns auf den Weg nach Sachsen.

Einst ein Berg ist der jetzige, geflutete Steinbruch Wildschütz das Ergebnis jahrelangen Abbaus von Naturstein als wertvolles Baumaterial. Bis 1971 wurde hier der Stein gehauen und gefördert. Heute ist der Steinbruch ein weithin bekanntes Tauchrevier in Sachsen. Mit seiner Tiefe von ca. 75 Metern erfreut der See besonders die Herzen technischer Taucher.

Tauchen im Steinbruch Wildschütz

Vor einigen Jahren zog es den damaligen GST-Taucher Volker Buder vom Bergwitzsee zum Wildschütz. Er erschloss den unzugänglichen Steinbruch und errichtete mit fleißiger Hand eine gut besuchte Tauchbasis. Einmalig sind seine Tauchstationen R I, R II und R III, die er aus alten Zementsilos zusammenschweißte und im See versank. In Kooperation mit aquata wird hier ausgebildet.

Das Wetter ist uns wohl gesonnen. Bei herrlichem Sonnenschein zum Herbstanfang treffen wir ein. Wir parken unsere Autos, steigen hinab an das Ufer des Taucherkessels und freuen uns spitzbübisch auf einen schönen Tauchgang.

Nach kurzer Begrüßung und Anmeldung laden wir aus und tragen unsere Ausrüstung an den Einstieg. Wir haben einen ausgiebigen 50m – Tauchgang geplant und das entsprechende Gas in unseren Flaschen. Ziel wird eines der beiden Pumphäuschen sein, die den Steinbruch zur aktiven Zeit trocken hielten. Blockhaus (55m), Pumpenhaus 1 (74m) und Munitionskammer (25m) seien hier stellvertretend als weitere Tauchattraktionen genannt, die alle bestens mit weithin sichtbaren, gelben Bojen markiert sind.

Abtauchen in eine andere Welt

Da sich unser Tauchziel auf der gegenüberliegenden Seite des Steinbruchs befindet, entscheiden wir, schwimmend überzusetzen und vor Ort den Abstieg zu beginnen. Wir nehmen es sportlich. Check und wir liegen im klaren, kühlen Wasser. Stage und Kamera eingeklickt und schon sind wir auf dem Weg zu unserer Boje.

Angekommen sortieren wir uns erneut und steigen hinab auf 5 m für einen Bubblecheck. OK. Wir atmen aus und lassen uns fallen. Plankton und Sedimentpartikel ziehen im grünen Wasser an unseren Masken vorbei. In 20 m hat sich eine 2-3 m mächtige Schicht aus fadenartigem Etwas ausgebildet und die Sicht stark eingeschränkt. Schnell sind wir hindurch und tauchen ein die Dunkelheit des Steinbruchs. Das Wasser klart auf. Die Sicht ist wunderbar.

Pumpenhaus im Steinbruch Wildschütz

Der Kopf des Freileitungsmastes mit seinen Isolatoren erscheint im Schein der Lampen. Wir haben unser Ziel erreicht. Ein aus Backstein gemauertes Pumpenhäuschen steht vor der Steilwand des Steinbruchs. Große, verglaste Fenster erlauben einen Blick ins Innere. Wir lassen uns Zeit mit unseren Erkundungen. Mit bis zu 30 min Grundzeit haben wir ausreichend geplant. Eine offene Tür lädt ein. Ein riesiger Elektromotor an der Schwelle verrät Bergungsversuche des wertvollen Antriebes. Am Fuße des Pumpenhäuschens ragen Holzstümpfe aus einem milchigen Schleier. Es sieht mystisch aus.

Hecht (Esox lucius)

Wir ziehen weiter entlang der Kesselwand und treffen auf alte Bäume. Das Tauchen zwischen den Baumkronen hat immer wieder seinen Reiz. Wir steigen auf, wechseln das Gas und genießen die lichtdurchfluteten Wasserschichten des Steinbruchs. Sonne bedeutet Leben. Flussbarsche kreuzen unseren Weg. Die Tauchstationen lassen uns wissen, dass wir unseren Einstieg fast erreicht haben. Wir schauen uns ein wenig um. Volker hat schon eine tolle Sache konstruiert. Wegen der guten Tauchbedingungen wollen wir noch ein wenig Fische gucken und tauchen weiter im Flachwasserbereich. Ein kleiner Schilfgürtel bietet Rotfedern und Rotaugen gute Versteckmöglichkeiten. Ein kleiner Felsvorsprung verwandelt den tiefen, dunklen Steinbruch in ein wahres Aquarium. Im Schein der Sonne tummeln sich unzählige Kleinfische. Futterfisch, der den Räubern nicht entgangen sein dürfte. Im Schutz des Ährigen Tausendblatt finde ich auch die ersten, kleinen Jäger. Die Beute unablässig im Blick warten die kleinen Hechte auf eine gute Gelegenheit. Sie sind zahlreich vorhanden und lassen uns die Zeit vergessen. Doch irgendwann ist auch der schönste Tauchgang zu Ende.

Fauna im Steinbruch Wildschütz

Zufrieden tauchen wir auf. Tragen die Ausrüstung wieder zu den Autos, wechseln unsere Garderobe und schnacken bei einem heißen Kaffee mit Volker über das Gestern und Jetzt des Tauchens.

Wer kennt den Steinbruch nicht?

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2016 Tauchen im Bergwerk Miltitz

03.09.2016, Bergwerk Miltitz (Sachsen)

Ob ich nicht Lust auf einen Tauchgang im Bergwerk Miltitz hätte, fragte mich mein Tauchfreund und Buddy Wolfgang an. Na und ob ich Lust habe. Bin ich bereits in den Bergwerken Rabenstein, Kleinenbremen und Nuttlar unterwegs gewesen, blieb mir das Untertage-Tauchrevier Miltitz bisher verborgen.

Wolfgang hat sogleich einen Termin bei Peter Panitz, dem Chef vom „Tauchtreff Dresden“ und Betreiber des Unterwassser-Bergwerkes angefragt. Das Tauchen ist nur in der Saison Herbst-Frühjahr an den Wochenenden limitiert möglich. Die beliebten Tauchtermine sind daher schnell vergriffen. Umso mehr freuen wir uns über eine Zusage für den Saisonbeginn. Sind die Sichtverhältnisse des unberührten Bergwerkes zu Beginn doch ideal. Das Prozedere zur Terminvergabe findet Ihr auf der Internetseite des Tauchertreff.

Tauchen im Bergwerk Miltitz

Auf über 430 Jahre Bergbaugeschichte kann das Bergwerk Miltitz im Wilsdruff-Nossener Schiefergebirge zurückblicken. Kalksteinlinsen maritimen Ursprungs, die zu Marmor gepresst und geformt wurden, waren das Ziel der Kumpel. Erfolgte der Aufbruch und Abbau zunächst Übertage, wurden später Stollen in den Berg getrieben. Das Fördern des Marmors hinterließ riesige Hallen mit monumentalen Stützpfeilern, die das Taucherherz heute erfreuen. Nach Stilllegung des Bergbaus liefen die Sohlen mit Grundwasser voll.

Vor gut 20 Jahren begannen die ersten Erschließungen für das Tauchen. So erwartet die qualifizierten Höhlentaucher heute ein Unterwasserabenteuer auf den Sohlen II-V bis zu einer Tiefe auf 60 Metern.

Wir verabredeten uns 08:30 Uhr vor Ort. Die angegebene Zieladresse Klipphausen/Talstraße ist schnell im Navi eingegeben. 06:00 fahre ich los und komme nach gut 2h Autofahrt an. Vom Bergwerk keine Spur, keine Hinweisschilder. Gemeindeamt lese ich an einem Gebäude. Samstagmorgen 08:00 Uhr keine Menschenseele auf der Straße, kein Internetempfang und Wolfgang geht nicht ans Telefon. Bin ich hier richtig? Nach einigem Hin-und-Herfahren treffe ich dann doch auf einen Mann, einen sehr Ortskundigen wie sich zeigen wird. Er wusste sofort Bescheid, war ich wohl nicht der erste Taucher, der hier fälschlicherweise gelandet ist. Du musst dort und dort und dort langfahren, ca. 12 km, Klipphausen ist groß. Ich sollte Miltitz ins Navi eingeben. Gesagt, getan. 12 km, passt. „Sie haben ihr Ziel erreicht“, erfahre ich von der netten Stimme und stehe auf einer Pferdekoppel. Verdammt. Kein Bergwerk. Ich rufe Wolfgang an.  Nicht erreichbar. Internet, keine Verbindung. Suchen. Das Telefon klingelt. Wolfgang. Er ist schon da. Aber wo? Ist ganz einfach. Klipphausen, Talstrasse. „Da war ich schon.“, sagte ich ihm. Er bekommt einen Tipp, gib Miltitz/Bahnhofsgäßchen 3 ein. In 5 min war ich am Ziel. Geht doch. Das erste Abenteuer ist überstanden.

Im Berg. Einstieg

Nur wenige Autos haben sich bereits auf dem Parkplatz am Bergwerk eingefunden, darunter auch bekannte Gesichter. Die Tauchergemeinschaft ist ein Dorf. Wir beginnen unser Gerödel zusammen zu bauen und bringen es gut 100 m an den Einstieg in den Berg. Simone führt das Taucherlogbuch und übernimmt den Check-In. Brevets, ärztlicher Attest und letzten Tauchgänge werden abgerufen. Nach Entrichten der Tauchergebühr können wir eigenständig im Bergwerk tauchen. Ich freue mich.

Das Wasser am Einstieg ist so klar und einladend. Wir können es kaum erwarten. Während Wolfgang schon mehrfach hier war, ist das Bergwerk Miltitz für mich Neuland. Anhand mitgebrachter Pläne besprechen wir unsere Tauchgänge, die uns zum Kennenlernen in die Sohlen II und III zwischen 3 und 28 m führen. Check und wir sind im Wasser. Herrlich. Sind wir wirklich im Wasser? Ich kann es nicht sehen. Wir fliegen. Die Hauptgänge sind sehr gut ausgeleint. Seitengänge werden mit dem Reel besucht. Der behauene Stein lässt in die Struktur der Materialien blicken. Metallene Zeugen des Bergbaus rosten im Dunkel des Berges. Aufsteigende Gasblasen rollen an der Gebirgsdecke entlang und durchbrechen die einmalige Stille. Es ist wie immer traumhaft, nicht zu beschreiben und muss erlebt werden. Wir lassen uns Zeit, viel Zeit und schauen in viele Ecken. Mörtel einer gemauerten Wand setzt wunderschöne Tropfsteinformen frei. Ferne Lichtkegel anderer Taucher im Berg runden das Bild ab. Wir genießen das Tauchen im Bergwerk Miltitz.

Unterwegs im Bergwerk Miltitz

Die Sonne hat uns wieder. Zwischen den Tauchgängen stärken wir uns und quatschen mit anderen Tauchbegeisterten. Ich treffe Tauchrevier Deutschland Fans persönlich, was mich immer besonders freut. Das Austauschen gehört unbedingt dazu. Kann man sicher viel im Netz über Miltitz lesen, so sind Erzählungen aus erster Hand von Kennern des Bergwerkes unbezahlbar. Ich lerne auch Peter Panitz kennen.

Nach dem zweiten Tauchgang schließen wir das Bergwerk quasi ab, packen zusammen und machen uns mit bleibenden Eindrücken auf den Heimweg. Vielen Dank an das Tauchertreff Team und meinen Buddy Wolfgang. Wir kommen wieder.

Unterwasserimpressionen Bergwerk Miltitz

Bereits im Bergwerk Miltitz getaucht?

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Tauchen im Lausitzer Seenland

Lausitzer Seenland – 20 neue Tauchreviere

Dort, wo Brandenburg und Sachsen liebevoll aufeinander treffen, befindet sich die Lausitz. Kein anderer Landstrich ist derartig geprägt durch den Abbau und die Verstromung von Braunkohle. Gefräßige Baggerriesen fressen sich durch die Landschaft und verdauen ganze Ortschaften. Viele traurige Einzelschicksale. Die Region ist jedoch in einem gewaltigen Umbruch. Mit der Rekultivierung und Flutung der alten Tagebaue entsteht eine einmalige Wasserlandschaft, das Lausitzer Seenland. Über 20 Seen sind am Entstehen. Ein ausgeklügeltes System von Wasserstraßen, Schleusen und Kanälen macht die Gewässer schiffbar und sichert ein zielgerichtetes Fluten.

Tauchen im Lausitzer Seenland

Neue Tauchreviere? Das wollten wir uns anschauen, denn Wasser heißt Tauchen. Fahrräder und Tauchzeug sind schnell ins Auto gepackt. Als Basis wählten wir uns ein verrücktes Hotelprojekt am Geierswalder See, einen Leuchtturm. Wir wurden von einer so wundervollen Landschaft bei allerbestem Sommerwetter willkommen geheißen. Die Region lädt geradezu ein, mit dem Rad entdeckt zu werden. Beste Asphaltwege schlängeln sich um jeden See. Ein Paradies für Biker und Inliner. Die meisten Seen sind für den Tourismus jedoch noch nicht freigegeben. Die Flutung wird weitestgehend in 2016 abgeschlossen sein.  Anders der Senftenberger See, Gräbendorfer See und Geierswalder See, diese Seen sind randvoll und der hat sich bereits hervorragend entwickelt.

Hotel am Geierswalder See

Der Senftenberger See, genauer gesagt der Südteil des Sees, ist das Zuhause zweier Tauchvereine, dem Tauchverein DINO e.V. und dem Tauchsportverein Senftenberg e.V. Im Norden des Sees grenzt die namensgebende Stadt Senftenberg mit dem neu errichteten Stadthafen. Der Süden, liebevoll Südsee genannt, ist weitestgehend unbebaut und wunderschön. Der Blick von dort auf die Stadt ist durch eine langgestreckte Insel versperrt.

Die Insel ist Naturschutzgebiet (NSG) und darf nicht betreten werden. Der Verein DINO war uns ein freundlicher Gastgeber. Das Vereinshaus und das angrenzende Gelände sind eine wahre Oase. Der Verein feiert in diesem Jahr sein 50jähriges Bestehen. Wer hätte das gedacht? Der Ursprung des Gewässers ist der Grund für einen hohen Eisenoxidgehalt. Fische sind hier kaum anzutreffen und auch die Pflanzenwelt ist spärlich.  Im Flachbereich sonnen sich Algen und durchziehen wasserfallartig die Steine der Uferbefestigung. Auffällig hier die Dominanz eines Schwimmkäfers. Er ist beinah überall anzutreffen. Entlang der ersten Bruchkante auf 7-8m trifft man auf allerlei künstliche Highlights. Zwei kleine Wracks runden den Tauchgang linkseitig ab.

Tauchen im Senftenberger See

Der Gräbendorfer See, ebenso ein rekultivierter Braunkohletagebausee, beherbergt das Tauch- und Freizeitcenter Lassow, wohl einzigartig und markant die schwimmende Tauchschule. Bei bestem Sonnenwetter sind wir hinabgestiegen zu den Unterwasser-Skulpturen und ausgetaucht entlang der Uferkante. Es war viel Jungfisch im Schutze des Schilfrohrs unterwegs.  Hecht und Barsch freut‘s. Freßmulden und abgekaute Pflanzentriebe verrieten die hiesigen Karpfen, die wie Schatten in sicherer Entfernung vorbeihuschten. Waldi’s Beachbar, ein schöner Platz zum After-Dive-Chillen.

Tauchen im Gräbendorfer See

Es bleibt der Region und den Menschen dort weiterhin ein glückliches Händchen zu wünschen. Das Lausitzer Seenland – ein Tauchrevier Deutschlands von heute und morgen. Wir kommen wieder.

Kennt Ihr das Lausitzer Seenland?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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2016 Tauchen in Ammelshain

25.05.2016, Steinbruch Ammelshain (Sachsen)

Tauchrevier Sachsen ist geprägt von unzähligen Steinbruchgewässern. Wo einst in bergmännischer Kunst der Stein gebrochen wurde, tummeln sich Hecht und Plötze in glasklarem Wasser, wachsen Tausendblatt und Laichkraut zum Licht und erkunden Taucher das alte Bergbaugerät. Einer dieser zahllosen Steinbrüche ist der Steinbruch Ammelshain östlich von Leipzig. Lieferte er ehemals solides Baumaterial für Monumente wie das Völkerschlachtdenkmal, ist der idyllisch gelegene Bergsee heute ein Gemeinschaftsprojekt von Tauchern, Anglern und Naturschützern. Landestauchsportverband Sachsen, der TAZA-Tauchclub e.V. und der regionale NABU haben hier ihre Zelte aufgeschlagen.

Tauchen im Steinbruch Ammelshain

Waren wir am Vortag im Südbecken des Kulkwitzer Sees unterwegs, zog es uns heute an eben diesen Steinbruchsee. Bereits 08:30 Uhr erreichten wir das Gelände, parkten unsere Autos und entrichteten unsere Tagesgebühr von 5 Euro an der Anmeldung.

Wir waren allein am See. Unter grauem Himmel schimmerte das Wasser silbern, das Maiengrün der Birken rahmte den Steinbruch malerisch. Pollen sammeln sich auf der Wasseroberfläche. Auch das Wasser scheint leicht trüb. Ich muss hinein ins kühle Nass. Tauchen in Deutschland, Tauchen im Ammelshainer Steinbruch.

Check und wir sind im Wasser. Der Steinbruch hat in der Nord-Süd-Achse eine Ausdehnung von 300 m und ist ca. 120 m breit. Die tiefste Stelle am Südende liegt bei gut 26 m. Hier liegen zwei Autowracks als „Attraktionen“ für Taucher, unser erstes Ziel auf dem Weg durch den Steinbruch Ammelshain. Im Flachbereich von 1-2 m ist das Wasser von Plankton geschwängert und leuchtet grün. Wenige Flossenschläge vom Einstieg in Richtung Osten erreicht man eine Steilkante, die hinab zum Autofriedhof führt. Es klart zu unserer Freude schnell auf und im Tiefenbereich ab 20 m sind hervorragende Sichtbedingungen. Das erste Wrack, ein „Wartburg“ erscheint im Licht der Lampen. Die fehlende Motorhaube erlaubt einen Blick in den Motorraum, für mich als ehemaliger Wartburgfahrer ein gewohnter Anblick. Vielleicht hätte man den Akku ausbauen sollen, bevor man diesen Schrott im See versenkt. Noch schnell ein paar Fotos, dann steigen wir aus dem „Loch“ und tauchen auf dem Grund des Steinbruchs mittig in Richtung Norden.

Autowrack „Wartburg“

Gleise, Rohre, Bergbauloren (Hunt) und weitere Relikte des Bergbaus fordern  unsere Aufmerksamkeit. Haben hier noch vor wenigen Jahren Männer mit kräftiger Hand den Stein gebrochen, gleiten wir entspannt und neugierig über die Zeitzeugen hinweg. Nach gut 45 min steigen wir an der linken mit Muscheln besetzten Steilwand auf. Über uns schnappen Schwärme von Plötzen in der grünen Planktonsuppe nach Nahrung. Das sichtbare Leben beginnt in der warmen, lichtdurchfluteten Wasserschicht. Tausende Tausendblätter verwandeln den kalten Stein der ehemaligen Betriebsstraße in einen undurchdringlichen Dschungel.

Wir tauchen in einer Tiefe von 3-4 m entlang der Steilwand auf Höhe der Pflanzenzone zurück, über uns eine dicke Planktonsuppe. Es ist wie Die-Nase-am- Aquarium-plattdrücken. Plötzen und Rotfedern huschen zwischen den Wedeln des Quirligen Tausenblattes, bieten sie doch beste Versteckmöglichkeiten. Bei so viel Beutefisch dürfen die Jäger nicht fehlen. Man muss schon genau hinschauen, um die perfekten Tarnjäger im Grün zu entdecken. Vom kleinen Grashecht bis zum mittelgroßen Esox lucius lauern sie auf ihre Gelegenheit. Es macht jede Menge Spaß, insbesondere die kleinen Jäger zu beobachten, wie sie sich verstecken, langsam flösselnd dem möglichen Opfer nähern und pfeilartig zuschlagen. Es bedarf schon einiger Versuche, um erfolgreich zu sein.

Hecht (Esox lucius)

Während wir unseren Tauchgang genießen und das Spiel der Natur beobachten, taucht im linken Augenwinkel der Maske ein kleiner Schatten auf. Ich kann’s kaum glauben, ein Wels, wenngleich ein Juveniler, kommt aus dem Freiwasser sichtlich neugierig auf uns zu. Ich kann eine Aufgeregtheit nicht leugnen. Den nachtaktiven Jäger bei Licht und vor solch schöner Kulisse ablichten zu dürfen, ist ein Geschenk. Keine Spur von Furcht bei diesem wunderschönen Räuber. Mit seinen langen Barteln am Oberkiefer wird meine Kamera inspiziert und für langweilig befunden. Nach einer Weile verschwindet das Tier im Dickicht der Pflanzen und hinterlässt zwei Taucher mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Welch‘ eine tolle Begegnung im Tauchrevier Deutschland.

Europäischer Wels (Silurus glanis)

Jetzt sind wir bereits 90 Minuten im Wasser, von denen nicht eine langweilig war. Kurz vor dem Ausstieg jagen noch zwei gut ausgewachsene Flussbarsche durch den Plötzenschwarm. Die Flora und Fauna im Tauchrevier Deutschland ist so einzigartig und interessant, da bedarf es keiner Schrott-Attraktionen wie den „Wartburg“.

Wir entsteigen zufrieden dem Nass und erzählen uns gegenseitig aufgeregt von der Wallerbegegnung im Steinbruch Ammelshain.

Unterwasserimpressionen Steinbruch Ammelshain

Seid Ihr einem Waller begegnet?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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