Kategorie: _Sachsen-Anhalt
2019 Tauchen im Geiseltalsee
Tauchen im Geiseltalsee (Sachsen-Anhalt), 30.01.2019
Riesige Tagebaurestlöcher zeugen vom unstillbaren Energiehunger der Menschheit. Geflutet erfreuen sie sich heute bei allen Wassersportlern und Erholenden. Bis nach der Wendezeit wurde ein großes Braunkohlevorkommen südlich von Halle (Saale) und westlich von Leipzig mit stählernen Riesen abgebaut, eine 90 Meter tiefe Wunde das Ergebnis. 8 Jahre lang bis 2011 füllte das Wasser der Saale den heutigen Geiseltalsee, mit 19 Quadratkilometern der größte, künstliche See in Deutschland.
Heute nun stehe ich am Ostufer des Tauchrevieres in Sachsen-Anhalt. Zwei Tauchbasen haben sich am Geiseltal niedergelassen. Für meinen heutigen Tauchgang wähle ich die “Tauchbasis Geiseltalsee“ von Mark, einem ehemaligen Kampftaucher und leidenschaftlichen Feuerwehrmann. Ein kurzes Telefonat und er ermöglicht den Einstieg mitten in der Woche. 11:00 Uhr treffe ich mich mit meinen Buddies nach einer 2 ½ stündigen Autofahrt direkt an der Basis. Mark ist bereits da und begrüßt uns freundlich. Nach einem heißen Kaffee geht es an das windstille Ufer des großen, langgestreckten Geiseltalsees. Das Wasser schimmert klar und lässt den Kiesgrund in der Sonne blinken. Vorfreude. Mark erklärt uns die Struktur des Gewässers und gibt uns hilfreiche Hinweise für unsere Tauchgangsplanung. Wir wässern die Scooter und werfen uns in unser schickes, schwarzes Outfit.
Tauchen im Geiseltalsee, Ostufer
Kurs Südwest, dann einen Haken Richtung Osten und weiter gen Südwest. Das Ufer fällt flach ab. Wir tauchen über einen breiten Gürtel aus Kammlaichkraut und stoßen bald auf Zeitzeugen vor dem großen Wasser. Strauchwerk verleiht dem doch eher monotonen Grund eine willkommene Struktur. Die Sicht schätze ich auf 3-4 Meter, wohl eher enttäuschend für den See, wie wir später erfahren. Der Wind hat ein leichtes Spiel. Die gut 8 Kilometer lange West-Ost-Ausrichtung des Geiseltalsees bietet ideale Bedingungen für sein Wellentreiben.
Wir erreichen ein kleines Wäldchen. Die muschelbehangenen Äste scheinen unwirklich im schummrigen Grün. Vereinzelt erkenne ich Süßwasserschwämme zwischen den Dreikantmuscheln. Es ist eine Freude mit dem Scooter durch dieses mystische Unterwasserwelt zu gleiten. Am Boden verschwinden alte Sanddornsträucher im Bakteriennebel. Wir erreichen eine Maximaltiefe von 15 Metern. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 3 und 4 Grad Celsius. Nach 45 Minuten wenden wir und treten mit Kurs Nordost den Rückweg an.
Unterwasserwelt Geiseltalsee
Auffällig viele Kamberkrebse geben sich dem Liebesspiel hin und scheinen von uns komplett unbeeindruckt. Fische schwimmen uns nicht vor die Maske, nicht einmal ein Flussbarsch. Mark erzählt uns später, dass der See beliebtes Angelgewässer ist und jährlich viel Fisch wie Aal eingesetzt wird. Auch die beliebte Maräne soll die Tiefen des Geiseltalsees für sich entdeckt haben.
Mark deutete beim Briefing auf eine Stelle in der Bucht, an der ein Spülschacht in den See tritt und derzeit Wasser einbringt. Wir können ihn nicht finden und entscheiden uns zur Neuorientierung für einen Aufstieg. Mit der neuen Peilung erreichen wir in der Zieltiefe auch den beschriebenen Steinhaufen. Einen Schacht machen wir jedoch nicht aus. Mark tröstet uns später mit den Worten: „Ihr wart ganz dicht dran“. Beim nächsten Mal. Nach 1 ½ Stunden endet auch dieser Tauchgang in einem interessanten Gewässer. Eines ist ganz klar, ich brauche mehr Arme. Scooter, Lampe, Kamera.
Tauchbasis Geiseltalsee
Schnell aus den nassen Klamotten, bevor die eisigen Temperaturen jeden Boltsnap und Zipper unbeweglich werden lassen. Heißer Tee, Kaffee, Dekobier und eine heiße Bockwurst wecken die Lebensgeister von drei Tauchern. Danke Buddies, danke Mark. Wir kommen wieder. Und dann geht’s mit dem Boot zu neuen Ufern.
Schon mal im Geiseltalsee getaucht?
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2017 Steinbruch Hohenerxleben
28.03.2017, Steinbruch Hohenerxleben (Sachsen-Anhalt)
Nicht nur die Natur bietet uns Tauchern ein reiches Angebot an Tauchgewässern. Zahllose Hinterlassenschaften menschlichen Schaffens und Streben haben sich über die Jahre zu regelrechten Tauchparadiesen entwickelt. Kiesgruben, Tagebaue und Bergwerke, gefüllt mit klarem Wasser und einer prächtigen Unterwasser Flora und Fauna laden zum Verweilen ein.
Eines dieser alten Relikte ist der Kalksteinbruch in Hohenerxleben, der das ehemalige Kalksteinwerk mit Wellenkalk zur Produktion von Baustoffen beschickte. Doch das ist längst Geschichte. Die Pumpen zur Entwässerung des Bruches stehen lange still. Die Natur schließt langsam und leise eine weitere tiefe Wunde.
Tauchen im Steinbruch Hohenerxleben
Der Frühling hat erst wenige Tage das Zepter in die Hand genommen und demonstriert eindrucksvoll seine unbändige Kraft. Im Schein der Sonne öffnet sich ein Meer aus Blüten wilder Kirschen. Knospen platzen regelrecht und geben das zarte Grün des ersten Blattwerkes frei. Wir schauen glückseelig in den Kessel auf das schimmernde Blau. Ein Rotmilan zieht seine Kreise. Es ist wundervoll.
Die alte Werksstraße führt uns zu Fuß gut 200 Meter hinab in den Steinbruch. Wir stehen am Rand der unteren Sohle und bestaunen das klare Wasser. Am Grund erstreckt sich ein flächendeckender Leuchteralgenteppich. Sonnenbadende Döbel ruhen unter der Wasseroberfläche. Die wassergefüllte Sohle ist mit 120 x 100 Metern im Ausmaß durchaus überschaubar. Aus Erzählungen weiß ich, dass das höher liegende Mundloch in der angrenzenden Steilwand zu Hochwasserzeiten geflutet und zu betauchen ist. Wir laufen den Steinbruch ab und bestaunen jede Kleinigkeit. Die Vorfreude auf den Tauchgang steigt. Was für ein Frühlingswetter.
Sonnenspiel im Silbersee
Nun in voller Montur und bepackt, schleppen wir uns erneut den Weg hinunter zum See, der auch Silbersee genannt wird. Ein lauter Platsch und wir sind in unserem Element. Sind wir das wirklich? Nichts scheint die Sicht zu trüben. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den kleinen Wellen an der Oberfläche und geben ihre bunten Spektralfarben an die Unterwasserwelt ab. Den Armleuchteralgen scheint es zu gefallen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beginnen wir unser Tauchabenteuer.
Am Rand der Bruchkante im weißen Sand huschen kleine Fische bäuchlings hin und her. Meine ersten Gründlinge im Tauchrevier Deutschland. Ihr sandfarbener Körper mit grau-goldenem Fleckenmuster lässt sie am Grund verschwinden. Die beiden empfindsamen Barteln zeigen ihre Zugehörigkeit zu den Karpfenfischen an. Mit maximal 15 Zentimeter Länge sind es eher kleine Fische, meine Freude jedoch groß.
Gründlinge im Tauchrevier Deutschland
Immer wieder treffen wir auf Zeitzeugen der Baustoffindustrie, Gleisanlagen, Rohrleitungen, Kessel und am Ostufer eine kleine Förderanlage mit Schurre und Rütte. Der rostige Stahl leuchtet im Schein der Sonne rotbraun. Wir genießen das Tauchen in diesem Bruch und nehmen alles in Augenschein. Leider treffen wir auch auf neuzeitlichen Müll. Ich kann diese Unachtsamkeit und Bedenkenlosigkeit einfach nicht verstehen.
Relikte der Kalksteingewinnung
Neben Gründlingen begegnen wir wenigen Flussbarschen, Plötzen und Karauschen. Scheue Döbel sehen wir aus der Ferne. Ein etwas größerer Schwarm von wahrscheinlich Ukeleien zieht seine Kreise über die Armleuchteralgenwiesen. Weder Krebse noch Mollusken kann ich entdecken. Am Ende des Tauchganges werden wir noch mit einer großartigen Begegnung belohnt. Im Schutt des alten Pumpenhäuschens sehe ich die grauschwarze Schwanzspitze von Silurus glaris, dem Herrscher unserer Tauchreviere. Langsam nähere ich mich dem Räuber und kann am anderen Ende die langen Barteln des Kopfes entdecken. Der Blick in die stecknadelgroßen, blauen Augen des größten Räubers unserer Seen ist einzigartig. Entspannt lässt er die Knipserei über sich ergehen. Der Europäische Wels, ein eindrucksvoller Fisch.
Europäischer Wels, Silurus glanis
Nun haben wir für die Umrundung des überschaubaren Steinbruches doch gute 90 Minuten benötigt. Es gibt so viel zu entdecken. Und dass Tauchen im sonnengefluteten, klaren Wasser ist einfach überwältigend. Mit einer Bulette in der Hand schauen wir noch einmal hinab in das kleine Tauchparadies. Tauchen im Tauchrevier Sachsen-Anhalt.
Die Suche nach einem naheliegenden See für einen zweiten Tauchgang ist eine andere Geschichte.
Weitere Unterwasser-Impressionen Hohenerxleben
Kennt ihr diesen Steinbruch?
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2016 Taucherkessel Löbejün
06.10.2016, Tauchkessel Löbejün (Sachsen-Anhalt)
Im Januar war mein letzter Besuch der Tauchkessel Löbejün. Die Zeit vergeht wie im Fluge. So ein Jahr ist irgendwie nicht mehr das, was es einmal war. Zeit für einen kleinen Abstecher nach Sachsen-Anhalt.
Mit meinem Buddy Wolfgang verabrede ich mich direkt vor Ort. Noch auf der Autobahn erhalte ich einen Anruf von ihm. Er stehe vor einem verschlossenen Tore am Steinbruch. Ich kannte kein Tor. Bin gleich vor Ort. Die schmale Zufahrt zum Porphyr-Steinbruch ist tatsächlich mit einem Tor gesichert. Das muss neu sein. Das Tor steht allerdings offen. Und Wolle muss bereits passiert haben.
Taucherkessel Löbejün
Angekommen sehe ich auch das Auto von ihm. Wolle schaut in das herrliche Blau des klaren Steinbruchs. Ich begrüße ihn. Und Klaus. Außerhalb der Saison und in der Woche wäre es besser, wenn wir uns vorab telefonisch anmelden, begegnet er mir. Wir hätten heute Glück. Darf man ruhig mal haben.
Auch wenn wir die Sonne in Berlin/Brandenburg zurückließen, die Kessel in einem grauen Schleier verhüllt ruhen, freuen wir uns auf einen schönen Tauchgang. Die neuen Unterstellmöglichkeiten halten den Nieselregen von unserer trockenen Tauchkleidung fern.
Bergbau Artefakte
Schon obligatorisch, drehen wir unsere Runde und werfen einen Blick in die drei Taucherkessel. Wasserränder an den Steilwänden zeigen einen sinkenden Wasserpegel insbesondere im Kessel 2 an. Das Wasser dient dem angrenzenden Steinwerk, dessen Betriebsamkeit wir auch das neue Tor zu verdanken haben. Von Klaus erfahre ich, dass dieser Wassertausch durch das nachdrückende Grundwasser gut für die Wasserqualität sei.
Wir sind schnell gerüstet und springen freudig in den Taucherkessel 1. Check, Abtauchen, Bubblecheck und los geht’s. In der Hoffnung auf Begegnungen mit den Stören, quere ich sehr gern den Kessel am Grund. Große Sedimentwolken verraten diese Urzeitfische bereits aus der Ferne. Doch diesmal kommen uns zwei stattliche Exemplare bereits beim Abtauchen entgegen. Sie müssen regelrecht auf uns gewartet haben.
Urzeitfisch Stör
Wolle übt sich in seiner neuen Actioncam und ich warte mit meiner Kamera auf den richtigen Moment. Schwerelos im frischen, klaren Wasser mit diesen wundervollen Wesen zu tanzen, ist einfach wunderbar und lässt die Zeit vergessen. Nichts treibt uns. Ein beinah goldener Waxdick saugt sich durch den Grund, filtert das Benthos und hüllt sich in eine dicke Staubwolke.
Waxdick
In allen drei Taucherkesseln trifft man auf den Galizischen Sumpfkrebs. Schöne Tiere. Ihr ganzer Körper schimmert goldgrün, die unverwechselbaren langen Scheren stets zur Verteidigung bereit. Bekomme ich in der Regel den Amerikanischen Kamberkrebs in unserem Tauchrevier vor die Maske, so sind diese Begegnungen eine willkommene Abwechslung.
Galizischer Sumpfkrebs
Auch der schönste Tauchgang geht einmal zu Ende. Einen krönenden Abschluss bietet ein Schwarm zahlloser Rotfedern am Ausstieg. Selten konnte ich mich diesem scheuen Fisch so nähern. Es ist wunderschön.
Rotfederschwarm
Wir wärmen uns mit heißem Tee und Kaffee und kommen ein wenig mit Klaus ins Plaudern. Schließlich besuchte ich in diesem Jahr seine frühere Wirkungsstätte, den Steinbruch Messinghausen. Ein weiterer , schöner Tag im Tauchrevier Deutschland geht zu Ende.
Jeder kennt die Taucherkessel. Jeder?
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2016 Tauchen im Edderitzer See
07.06.2016, Edderitzer See (Sachsen-Anhalt)
Bereits zweimal stand ich an den Ufern des Edderitzer Sees in der Nähe von Köthen in Sachsen-Anhalt. Diesmal nun werde ich einen Blick unterhalb der Wasseroberfläche nehmen können.
Hundert Jahre bis 1957 wurde hier Braunkohle abgebaut. Das Dorf Edderitz musste dem Energiehunger weichen und umziehen. Zurück blieb ein Tagebaurestloch, welches sich mit der Zeit mit Wasser füllte und zu einem Tauchrevier in Deutschland wurde. Ein Strandbad lädt Badelustige und Sonnenanbeter zum Verweilen und Erholen ein.
Tauchen im Edderitzer See
Der Edderitzer See (max. Tiefe 41 m) ist das Hausgewässer des Tauchclub Hurrican e.V., die ihr Basislager am Ostufer des Sees aufgeschlagen haben. Im Grunde war es der Tauchclub, im Besonderen deren Präsident Bernd, der mich auf das Tauchgewässer aufmerksam machte und mich zu einem Tauchgang einlud. Nun endlich hat es geklappt, auch wenn Bernd nicht persönlich vor Ort sein kann.
Der Einstieg in einen neuen See ist ja immer auch eine kleine Überraschung. Wo sind die besten Plätze, was kann man dort eigentlich entdecken? Bernd wusste von jüngsten Welssichtungen zu berichten und organisierte uns auch direkt eine Sondergenehmigung für das Parken in unmittelbarer Nähe der Giganten. Der Tauchclub erschließt sich den Edderitzer See mit einem klubeigenen Boot. Das Ufer verspricht einen besonderen, einen spannenden Tauchgang. Alte Bäume und Sträucher ragen aus dem Türkis schimmernden Wasser. Ideale Versteckmöglichkeiten für die großen Räuber.
Unterwasserwald im Edderitzer See
Bei strahlendem Sonnenschein und gut 30 Grad Hitze schlagen wir unsere Zelte auf den zugewiesenen Parkplätzen auf. Es sind nur wenige Schritte zum Wasser. Nach einer kleinen, vorbereitenden Inspektion zeigt sich, dass nicht nur wir auf Wels, Hecht, Karpfen und Co. neugierig sind. Wir befinden uns im Anglerrevier.
Wir gehen zurück zu den Autos und machen uns für den Tauchgang fertig. Diese sommerlichen Temperaturen bewirken bei mir Bestzeiten im Trockenanzuganziehen. Nur ins Wasser ist die Devise. Platsch, check und wir blubbern im Edderitzer See. Unser Plan? Wallersuche. Das ach so klare Wasser wird unterhalb der 2m Sprungschicht sehr schnell trüb. Die Trübung nimmt zu, je tiefer wir in den mangrovenähnlichen Unterwasserwald eindringen. Die Verursacher sind auch schnell ausgemacht. Massige Karpfen durchwühlen den Schlamm. Hier im Wald erinnern sie gleich mehr an Wildschweine. Aufgescheucht durch unser Blubbern schießen sie aus dem Nichts an uns vorbei.
Dichtes Gestrüpp und Bäume unter Wasser bilden ein ideales Revier für den Europäischen Wels. Langsam tauchen wir vorbei und hindurch. Den Blick fest zwischen die Äste gerichtet. Und tatsächlich, den ersten Wels haben wir schnell ausgemacht. Gut 1 m groß ruht er im Geäst. Jedoch so gut versteckt, dass ein Fotografieren schlecht möglich ist. Er hat außerdem keinen Bock auf uns Taucher. Genervt dringt er tief ins Dickicht und verschwindet aus unserem Blick.
Schwärme großer Plötzen huschen durch das Gestrüpp. Ein stattlicher Hecht hat sich strategisch günstig platziert und lauert auf seine Chance. Und immer wieder Karpfen. Teilweise muten sie wie fliegende Elefanten zwischen den Ästen an. Und da. Ein weißer Unterkiefer verziert mit vier Barteln verraten den nächsten Waller. 1-2-3 Fotos und auch er zieht sich zurück.
Europäischer Wels
Die Erkundungsreise in diesem einmaligen Habitat macht Spaß, wenngleich unzählige, verlassene Angelschnüre nur auf’s Einwickeln warten. Der zweite Tauchgang führt uns nach einem kleinen Abstecher ins tiefere Wasser hinweg über flächendeckendes Seegras. Das Wasser ist angenehm frisch und klar. Das Bild vom Unterwasserwald ließ uns jedoch schnell wieder an das Ufer zurückkehren. Diesmal tauchten wir in Richtung Südosten. Auch hier stehen zahllose Bäume. Wie durch ein Labyrinth suchen wir uns unseren Weg. Drüber, drunter und mittendurch. Modified Flutter- und Frogkick schieben uns schonend durch das Wasser. Zwei Schleie weiden die Algen von den Baumkronen. Fliegende Fische. Weitere Fische sind an dieser Stelle jedoch Fehlanzeige. „Noch einmal Lust auf einen Wallerbesuch?“, versuchen wir uns unter Wasser zu fragen. Muss lustig ausgesehen haben. Bevor wir also auftauchen, schauen wir noch einmal an unseren ersten Fundstellen vorbei. Der standorttreue Räuber ließ uns nicht im Stich. Aus seiner Behausung im tiefen Inneren des Busches kletterte er in die lichtdurchfluteten oberen Etagen und genoss das Leben, das Abendessen steht’s im Blick. So lässt’s sich aushalten.
Während die Karpfen im Bereich 2-3 m keinen Halm wachsen lassen, konnten wir abseits ihrer Freßplätze verschiedene Laichkräuter, Tausendblatt, Raues Hornblatt und einzelne Armleuchteralgen entdecken. Süßwasserpolypen bevölkern das Blattwerk des Laichkrautes.
Zwei tolle Tauchgänge im Edderitzer See. Tauchen in Sachsen-Anhalt. Vielen Dank an Bernd vom TC Hurrican und meinem Buddy Heiko.
Nachtrag: Das Kopf-in-den-Nacken legen beim Suchen von Wallern im Geäst macht sich mit umgeschlagener Halsmanschette übrigens hervorragend. Jedes Nicken ein kühlender Schluck Wasser.
Unterwasserimpressionen Edderitzer See
Kennt Ihr den Edderitzer See?
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2016 Tauchen in Löbejün
27.01.2016, Taucherkessel Löbejün (Sachsen-Anhalt)
Ein kurzer Anruf, die Tauchkessel sind eisfrei und offen, bestätigt uns Basischef Klaus. Der Termin für den nächsten Tag ist vereinbart. Treffpunkt 10:00 Uhr. Tauchen in Löbejün.
Bei windigem, trübem, wenn auch nicht kaltem Wetter erreiche ich die Porphyr-Steinbrüche des kleinen Ortes Löbejün. Fred ist noch nicht da. Ich gehe ein paar Schritte und schaue mir alle drei Kessel an. Das Wasser kräuselt sich im Wind. Allein der Kessel 2 hat eine kleine Eisschicht. Tiefer als 10 m dürfte er nun nicht mehr sein. Weiße Wasserränder am roten Felsstein zeigen alte Wasserstände an.
Tauchen in Löbejün
Am Horizont leuchtet im Schein der Sonne die Silhouette meiner Geburtsstadt, Bernburg. Ein weiterer Grund, weshalb ich immer wieder gern in die Tauchreviere nach Sachsen-Anhalt komme. Zurück am Kessel 1 treffe ich auf Klaus. Die Anmeldung ist schnell gemacht und die Flaschen imnu gefüllt.
Fred erscheint. Ein Privileg, die Kessel für sich allein zu wissen. Wir entscheiden uns für den Kessel 1. Das klare Wasser lädt mehr als ein. Wir planen einen Tauchgang von ca. 60 min. Jeder erkundet den Kessel für sich mit seiner Kamera im Gepäck. Die Anzüge sind schnell übergeworfen und das Gerödel geschultert. Und schon trägt das Wasser die Last. Ich checke meine Ausrüstung und tauche ab. Wie immer zurre ich auf etwa 5 m alles noch einmal zurecht und übe den kleinen Valve-Drill. Check.
Möchte gern den Kessel am Grund queren und dann mit der linken Schulter zur Steilwand umrunden. Das klare Wasser lässt den hellen Boden beim Abstieg schon bald erblicken. Die Maximaltiefe von 15 m ist erreicht. Kurs genommen, und ich tauche über sedimentierte Felssteine und Algenwiesen. Das einfallende Licht lässt sie prächtig wachsen. Herrlich. Ich atme ruhig und fühle mich in meinem Element.
Sedimentwolken. Ich freue mich. Können diese doch nur von den eingesetzten Stören kommen. Nur wenige Flossenschläge und ich sehe sie am Boden wühlend, 4 – 5 wunderschöne Exemplare. Ruhig nähere ich mich. Sie sind Taucher gewöhnt. Allein die Waxdicks sind nicht sonderlich tolerant und suchen das Weite. Eine Freude, diese urzeitlichen Fische zu beobachten. Staubsaugergleich filtern sie den Sedimentboden nach Fressbarem. Ungenießbares quillt in dicken Wolken aus den Kiemendeckeln.
Urzeitfische im Tauchrevier – Störe
Ein nicht ganz kleiner Hecht taucht auf. Auch er zieht unerschrocken seine Bahnen im Taucherkessel. Ich folge ihm. Sein Verhalten scheint mir ein wenig merkwürdig. Er ist sehr bedacht, mich nur auf eine bestimmte Seite zu lassen. Dann erkenne ich sein Handicap. Sein linkes Auge scheint erblindet.
Störe im Tauchrevier Deutschland
Die Uhr tickt. Ich muss weiter. Schnell noch einmal Kurs genommen. Das kleine Motorboot ist meine nächste Station. Bis auf einen kleinen Flussbarsch keine weiteren Lebenszeichen am Wrack. Ich entscheide mich für den Rückweg. Das Pumpenhäuschen zeigt mir an, dass ich gleich den Ausstieg erreicht habe. Ich steige auf, um eine wenig Stickstoff abzuatmen. Zwei dicke Karpfen fühlen sich durch mich gestört und schießen davon. Ich sehe Fred’s Flossen. 65 min, gutes Timing. Wir steigen gemeinsam aus dem Wasser. Unser Lächeln im Gesicht sagt alles über den Tauchgang.
Es gibt keinen zweiten Tauchgang. Nach einer heißen Suppe fahren wir weiter zu einer alten Verflossenen. Aber das ist eine andere Geschichte. Wundervolles Tauchen in Deutschland.
Kennt Ihr die Taucherkessel von Löbejün?
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Grube "Ludwig" Frose
Grube „Ludwig“ Frose (Sachsen-Anhalt)
Einst Braunkohlerevier, jetzt Naherholungsgebiet „Seeland“ mit tragischer Wendung, die Grube „Ludwig“ Frose.
Im nordöstlichen Harzvorland in Sachsen-Anhalt befindet sich das kleine Örtchen Frose. 1842 wurden hier durch Probebohrungen Braunkohlelagerstätten entdeckt. Jahre später begann die Kohleförderung im Froser Revier, der Grube „Ludwig“. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Lagerstätten erschöpft und die Fördertätigkeiten wurden eingestellt.
Die Tagebaurestlöcher wurden saniert und es entstand mit dem benachbarten Concordiasee und dem Königsauer See das Naherholungsgebiet „Seeland“.
Grube „Ludwig“ Frose
Der Grube „Ludwig“ in Frose verdanke ich die wohl schönsten Tauchgänge im Tauchrevier Deutschland. Das schnelle Fluten der Grube konservierte eine üppige Unterwasservegetation. Tauchen im glasklaren Wasser durch Birkenwäldchen wie im russischen Märchen war surreal. Anstatt Vögel fliegen Fischschwärme durch die Baumkronen, kapitale Karpfen erinnern an die einst hier lebenden Wildschweine. Das Pumpenhäuschen, ein kleines Fachwerkhaus, war gut erhalten und ein tolles Tauchziel.
Die Freude an diesem wundervollen Tauchgewässer währte jedoch nicht lange. Am 18. Juli 2009 ereignete sich am benachbarten Concordiasee ein tragisches Unglück und veränderte die gesamte Region „Seeland“. Ein Hang gab nach und ließ eine neugebaute Wohnsiedlung in den See stürzen. Das Gewässer wurde umgehend gesperrt und das Tauchen auch in der Grube „Ludwig“ in Frose untersagt.
Seither schaue ich mir ab und an die Bilder an und schwelge in Erinnerungen. Ich bin froh, hier überhaupt abgetaucht zu sein. Wer weiß, vielleicht wird das Gewässer eines Tages wieder zugänglich für uns Taucher.
Historische Unterwasserimpressionen – Tauchen in Frose
2015 Steinbruch Löbejün
10.04.2015, Steinbruch Löbejün (Sachsen-Anhalt)
Neben den vielen natürlichen Seen in unserem schönen Deutschland erfreuen wir Taucher uns der gefluteten „Hinterlassenschaften“ von Tagebauen und Steinbrüchen. Eine sehr beliebte Adresse sind daher auch die drei Taucherkessel in Löbejün bei Halle/Saale. Die ehemaligen Porphyr-Steinbrüche bieten mit ihrem klaren Wasser und einer Tiefe von ca. 16m abwechslungsreiche Taucherlebnisse.
Die Tauchbasis „Taucherkessel“ von Klaus Diersch hat aus diesem ehemaligen Industriegebiet ein wahres Taucherparadies geschaffen, was sich auch in den hohen Besucherzahlen insbesondere an den Sommerwochenenden niederschlägt. Sehr gute Taucherinfrastruktur (inkl. Kompressor) und viel Sehenswertes bei guten Sichtverhältnissen ziehen Taucher aus Nah und Fern an.
In der Hoffnung auf optimale Sichtverhältnisse im Frühjahr zog es uns also diesmal nach Löbejün. Das sonnige Frühlingswetter mit Temperaturen zwischen 20-22 Grad ist geradezu kaiserlich. Man könnte sagen: „Wenn Engel reisen …“, aber wir haben einfach verdammtes Glück. Hoch motiviert und bestens gelaunt, machten wir uns für den ersten Tauchgang im Tauchkessel 1 fertig. Die Sonne ließ das Innere der Trilaminathülle kochen. Das verleitet, auf dicke Unterzieher zu verzichten, ist dann jedoch dankbar, bei dem 6 Grad kaltem Wasser, es nicht getan zu haben.
War ich früher immer geneigt, den Kessel zu umrunden, so tauche ich jetzt sehr gern quer durch den Kessel. Der mit Sedimenten angereicherte Boden ist der Freßplatz eingesetzter Störe. Und auch diesmal wurden wir nicht enttäuscht. „Staubwolken“ verrieten schon von der Ferne die Anwesenheit dieser Urtiere. An Taucher gewöhnt, liessen sie sich auch nicht sonderlich stören, ein Stör halt :-). Wenn man sich ruhig verhält, dann nähern sich die Tiere von ganz allein. Unter diesen tollen Bedingungen mit den wundervollen Tieren zu tauchen, ist ein Privileg.
Urzeitlicher Fisch: Stör
Das klare Wasser erlaubt der Sonne bis auf den Grund zu scheinen, so wundert es nicht dass man nicht nur über Sedimente, sondern auch über ausgedehnte Armleuchterlagenwiesen „schwebt“. Man ist geneigt, sich am Grund des Kessel aufzuhalten. Ein Blick auf höhergelegene Vorsprünge lohnt allemal. In der Sonne badend, konnten wie ausgiebig zwei stattliche Hechte und ausgewachsene Flußbarsche beobachten. Die Sonne, das klare Wasser – wie im Aquarium.
Typisch für Löbejün auch die bergbaulichen Hinterlassenschaften wie Loren (Hunt), Rohrleitungen und anderer Schrott. Mit einer Penetration des Pumpenhäuschens beendeten wir nach 75min den ersten TG. Am Ausstieg begegneten wir den paarungsfreudigen Erdkröten beim fröhlichen Treiben. Ein herrlicher Tauchgang.
Da der Kessel 2 einiges an Wasser verloren hat, entschieden wir uns für den abschliessenden TG für Kessel 3. Mit dem Auto sind wir schnell umgesetzt. Während einer kleinen Stärkung heizte uns die Sonne wieder auf Normaltemperatur.
Husch, Knack, Krach … Was war das? Eine Wildsau? Danach ein Platsch! Und tatsächlich im Kessel paddelte ein Wildschwein. Wir konnten unseren Augen kaum glauben. Will es sich abkühlen? Dafür nimmt es die Steilwandstrapazen auf sich? Wie soll es dort wieder heraus kommen? Irgendwie hat es das Schwein aber geschafft, sich auf eine kleinen Vorsprung zu retten und im Dickicht zu verschwinden. Wunder. Wunder.
Der Kessel 3 ist für seine prächtigen Flußkrebse, den Galizischen Sumpfkrebsen bekannt. Staune immer wieder, wieso sich diese Tiere ausgerechnet hier der Invasion der Kamberkrebse erwehren können. Ich hoffe, der Erfolg hält an. Es dauert auch nicht lange, bis sich der erste Krebs mit erhobenen Scheren uns entgegenstellt. Die mutigen Tiere sind zahlreich vorhanden. Fast unter jedem der reichlich umherliegenden Steine sind sie zu finden.
Galizischer Sumpfkrebs
Ein dösender Karpfen ist sichtlich genervt von unserem Erscheinen und schleppt sich mühsam davon. Er hat definitiv noch nix vom Frogkick gehört. Allein eine riesige Staubwolke ist, was bleibt.
Das Grinsen muss uns wohl im Gesicht gestanden haben, so wundert es nicht, dass wir von Tauchern des Vereins Edelkrebse Genthin angesprochen worden. Zu Gast hatte die Tauchsportfreunde einen Besucher aus Island. Kontakte sind schnell ausgetauscht. Island – Silfraspalte, das nächste Tauchziel?
Am Ende erfuhren wir auch, was die Wildsau in den Kessel getrieben hat. Grünkittel stellten mit ihren geladenen Büchsen dem Schwarzwild nach. Ein toller Tauchtag im Tauchrevier Deutschland.
Unterwasserwelt Löbejün
Seid ihr in allen 3 Kesseln getaucht?
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2014 Steinbruch Löbejün
03.05.2014 Steinbrüche Löbejün (Sachsen-Anhalt)
Wer kennt sie nicht, die drei Tauchkessel in Löbejün. Bei allerbestem Wetter zwei sehr schöne Tauchgänge im Kessel 1 unternommen. Zweimal mittendurch und es hat sich gelohnt.
Drei Stören sind wir begegnet. Während zwei relativ schnell reißaus nahmen, hat sich einer beim „Staubsaugen“ nicht stören lassen. Was mich wunderte, aber sehr freute, die Erdkröten waren noch beim „Stelldichein“. Sind schon urige Tiere.
Ebenso freue ich mich, wunderschönen Krebsen begegnet zu sein. Und ich bin mir sicher, dass es kein Amkerikanischer Flusskrebs (Kamber) war. Ich würde sagen, hierbei handelt es sich um einen Galizischen Sumpfkrebs.
Wassertemperatur auf 17m ca. 8 Grad. Die Sicht ist gut. Immer wieder ein Ausflug wert. Tauchen im Tauchrevier Deutschland ist wunderschön.
Unterwasserimpressionen – Tauchen in Löbejün
Seid ihr in allen 3 Kesseln getaucht?
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