Kategorie: _Sachsen
2016 Tauchen im Kulkwitzer See
04.05.2016, Kulkwitzer See (Sachsen)
Es wurde wirklich Zeit, den Kulkwitzer See bei Leipzig, einem ehemaligen Braunkohletagebau, wieder zu besuchen. Bin ich in der Vergangenheit bei den „Leipziger Delphinen“ im Norden getaucht, so entschied ich mich heute für das südliche Becken. Eigentlich besteht der heutige Kulkwitzer See aus zwei Tagebaurestlöchern, die durch einen Damm getrennt waren und 1963 geflutet wurden. Es heißt, dass der See ausschließlich mit Grundwasser gefüllt wurde und daher über eine gute Wasserqualität verfügt. Die guten Sichtweiten heute haben dies bestätigt.
Tauchen im Kulkwitzer See – Südbecken
Ein großer Parkplatz am südlichen Zipfel im Ortsteil Göhrenz wird mein Basislager. Hier befindet sich auch die Tauchbasis der „Tauchschule Florian“, die allerdings nicht besetzt ist. Vom See ist noch nichts zu sehen. Ich mache mich auf zu einem kleinen Erkundungsgang. Ein kleiner Weg führt ins Grün. Ich folge. Jetzt endlich schimmert Wasser durch die Äste der Bäume. Eine Wiese, ein Badestrand. Ich habe den Einstieg erreicht. Es sind schon ein paar Schritte zu gehen. Der Kulkwitzer See hat drei mögliche Einstiegsstellen für Taucher. Andere Bereiche sind als Naturschutzzonen ausgewiesen und dürfen nicht betreten/betaucht werden. Das Wasser sieht gut aus. Die Uferzonen gesäumt von Schilf und alten Bäumen. Ich freue mich auf einen ausgedehnten und entspannten Tauchgang.
Zurück am Auto, rein in die Klamotten und ab in den See. Check. Und mein Kopf ist endlich unter Wasser. Ich habe keinen bestimmten Kurs geplant, werde die Bucht ein wenig kreuzen und mich von der Unterwasserwelt leiten lassen. Kiesgrund durchzogen mit Laichkraut empfängt mich. Die Sicht ist wirklich gut. Junge Armleuchteralgensprosse schieben sich durch den Boden. Nicht lange und ein dichter Grundrasen von Armleuchterlagen bestimmt das Bild. Ich habe gelesen, dass dem Kulkwitzer See 13 Characeenarten nachgesagt werden. Das spricht für einen lebendigen See.
Makrophyten im Kulkwitzer See
Die Makrophyten überlassen im tieferen Wasser Fragmenten von Bäumen und Äste das Territorium. Es sieht mystisch aus. Schwebteile, eingefangen in der Sprungschicht, bilden einen weißen Schleier. Bisher konnte ich keinen Fisch erblicken. Nicht einmal die Überlebenskünstler Flussbarsch treffe ich hier an. Was ist los? Schlafen die Schuppigen noch in der Tiefe der See?
Ich lasse mich von dem Zucken und Winden eines nur wenige Millimeter großem Etwas in der Wassersäule ablenken. Ich schalte meine Kamera in den Makromodus und versuche das „Ding“ abzulichten. Stillhalten Fehlanzeige. Jetzt erkenne ich es. Eine kleine Mückenlarve steigt unter Zuhilfenahme ihrer kleinen Schwimmhärchen an die Oberfläche. Das Sehen will gelernt sein.
Was ist das? Ich schaue in mehrere offene Mäuler. Wie aus dem Nichts erscheint ein Trupp Geschuppter. Schnell die Kamera. Klar Makromodus, Grrr. Umschalten. Nun ist die Frontalperspektive dahin. Aber ich darf die eleganten Schwimmer noch von der Seite fotografieren. Das sind definitiv Karpfenfische. Doch warum wühlen sie nicht am Grund, sondern schieben ihre Körper mit aufgerissenem Maul wie Walhai und Großmaulmakrele durchs Wasser? Ich werd’s erfahren, schon bald.
Planktonfressende Silberkarpfen
Kopulierende Kamberkrebse, Ohrschlammschnecken, Polypen, doch keine weiteren Fische. Der Kulkwitzer See soll fischreich sein, sogar große Waller sind häufig anzutreffen. Sicher nur alles eine Frage der Zeit. Ich tauche in die Mitte der Südbucht und erreiche gut 10-12m Tiefe. Auf 8 m treffe ich dann auf eine mit Dreikantmuscheln besetzte Übungsplattform der Tauchschule. Nach 100 min und einem entspannten Tauchgang tauche ich auf und mache mich auf den Weg zum Auto. Unterwegs treffe ich eine junge Frau mit Hund, die dem tropfenden, schwarzen Mann ein „Du siehst ja gut aus.“ entgegenruft. Das konnte ich nur erwidern.
Mein Auto wartet Mutterseelen allein auf mich. Während ich mich meiner nassen Sachen entledige, hält ein Auto neben mir und der Fahrer fragt: „Na hast Du was gesehen?“. Ich erzähle von den Karpfenartigen. Mit ruhiger Stimme erfahre ich: „Das sind Silberkarpfen, Planktonfresser.“ Der Mann wusste auch zu berichten, dass dies Überlebende des Besatzes des VEB Binnenfischerei Wermsdorf sind. Ich erfahre einiges über den See und dessen Geschichte. Vor mir steht Dieter Florian, der Inhaber der Tauchschule Florian. Ein gestandener Mann und erfahrener Taucher. Ich lausche interessiert. Die Silberkarpfen werden weniger, denn sie sind bei diesen kühlen Temperaturen nicht in der Lage, sich zu reproduzieren. Den Anglern gehen sie als Planktonfresser jedoch nicht an die Angel. Daher wird der See regelmäßig mit den klassischen Wühlern besetzt. Die Wühlspüren im Grundrasen sind ganz klar zu sehen. Der Dialog zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen auch hier nicht immer einfach.
Ich nehme noch etwas Sachsenluft mit und mache mich auf den Heimweg. Wundervolles Tauchrevier Deutschland mit spannenden Begegnungen unter Wasser und an Land.
Unterwasserimpressionen
Kennt Ihr den Kulkwitzer See?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
2015 Steinbruch Wetro
18.09.2015, Steinbruch Wetro (Sachsen)
Es ist immer wieder herrlich, wenn man das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden kann. Heute hat es mich in die Oberlausitz nach Sachsen verschlagen. Der Nordosten Sachsens ist bekannt für seine vielen Tauchgewässer, ehemalige Steinbrüche und Braunkohlerestlöcher.
Neugierig war ich diesmal allerdings auf die Talsperre Quitzdorf, im Tauchboard Sachsen ebenso als Tauchgewässer ausgewiesen. Ich machte mich also auf den Weg. Der Stausee als solcher ist schnell gefunden, eine geeignete Zufahrt dagegen gestaltete sich durchaus schwierig. Nach einigem Suchen konnte ich mich im Norden dem Ufer mit dem Auto auf etwa 300m nähern.
Talsperre Quitzdorf – niedriger Wasserstand
Die als Kühlwasserreservoir für das Braunkohlkraftwerk Boxberg angestaute „Schwarze Schöps“ ist der flächenmäßig größte Stausee Sachsens und begräbt die Ortschaft Quitzdorf. Ich stellte mein Auto ab und ging zu Erkundungszwecken den Rest zu Fuß. Der Wald lichtet sich und der Stausee schimmert in der Sonne durch die Äste der Bäume. Als ich am Ufer stand bot sich mir jedoch ein trauriges, wenn auch naturell schönes Bild. Der trockene Sommer hat dem Stausee mächtig zugesetzt. Wo einst Wasser zum Baden einlädt, wachsen jetzt Gräser und Blumen. Auf freigelegten Sandbänken rasten Kormorane und Möwen. Ich konnte 100m in den See hinein laufen, ohne nasse Füße zu bekommen. Das Restwasser ist braun und trägt weiße Schaumkronen. Tauchen Fehlanzeige. Wie ich später von einer Anwohnerin erfahre, ist der Stausee auch gefüllt, eher flach und dauertrüb.
Steinbruch Wetro – Tauchen in Sachsen
Ein Plan B musste her. Der Bärwalder See wäre eine Option. Doch warum in die Ferne schauen, wenn das Gute so nahe liegt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Stausee betreibt Thomas Szagunn seine Tauchbasis Wetro an einem alten Quarzit-Steinbruch. Ich stehe schnell an seiner mit einer Kette gesperrten Zufahrt. 2013 war ich hier das letzte Mal tauchen. Wie die Zeit vergeht. Ein kurzer Anruf und einem Tauchgang im Steinbruch Wetro steht nichts mehr im Wege. Thomas wird später vorbeischauen.
Da blicke ich nun mutterseelenallein auf das wunderschöne Wasser und freue mich auf meinen Tauchgang. Eigentlich besteht der Steinbruch aus zwei Kesseln, die durch einen Damm ab einer Tiefe von ca. 16m getrennt sind. Der linke Kessel weist eine Tiefe von 56m auf. In der Nähe des Dammes kann man auf ca. 30m eine „kleine Grotte“ betauchen, Bootswracks bieten was für’s Auge und in den „Malediven“ kann man gut Fischegucken.
Zwischenzeitlich ist ein weiterer Tauchfreund zu einem Arbeitseinsatz eingetroffen. Wir kommen ins Plaudern und ich erhalte ein paar Tipps und Empfehlungen. Mein Tauchgang wird mich also links von der Einstiegsplattform entlang führen. In einer Tiefe von 32m liegt ein Bootswrack. Auf der gegenüberliegenden Seite am Schilfgürtel hätte ich Chancen auf kapitale Hechtsichtungen. Ein guter Plan.
Steinbruch – Unterwasserimpressionen
Schnell habe ich mich in die zweite Haut geworfen und steige die Treppen zum Einstieg hinab. Ein Sprung, ein Platsch, Check und es kann losgehen. Auf 5m sortiere ich mich erneut, checke alles gründlich und lasse mich hinab fallen.
Das Oberflächenwasser ist grünlich-trüb, aber mit guter Sicht. Ab 10m klart es auf und ab 20m ist das Wasser nicht mehr zu sehen. Entlang der braunen, zerklüfteten Steilkante taste ich mich im Schein meiner Lampe auf 30m vor. Wasserasseln und Dreikantmuscheln bevölkern den nackten Stein. Herabfallendes Herbstlaub verleiht dieser mystisch schönen Unterwasserwelt ein wenig Farbe. Eine Meduse? Ich bin aufgeregt und freue mich. Während ich meine Kamera sortiere, gibt sich die Meduse als herabfallendes Blatt zu erkennen. 32m. Kein Bootswrack. Mein Kompass deutet mir, ich muss bereits in der ersten Kurve sein, also schon hinter dem Wrack. Mmh. Ich steige auf und setze meinen Tauchgang auf etwa 10-15m fort. Hinter der nächsten Kurve muss ich weiter aufsteigen, um den Schilfgürtel nicht zu verfehlen.
Wenn man neu in einem Gewässer taucht, dann fällt einem das Abschätzen der Distanzen immer etwas schwerer. Ich blicke nach oben und erschrecke. Was für ein kapitaler Hecht dort an der Felskante steht. Ehe ich mich versehe, kommt auch noch ein Stör vorbei. Kamera? Alles geht schnell und ich habe nur noch den Schatten des Störs einfangen können. Dem Hecht war’s zu blöd und er ist verschwunden. An der Schilfkante kann ich vereinzelte Flussbarsche beobachten. Die Uhr tickt.
Tauchen im Steinbruch Wetro – Sachsen
Für den Rückweg entscheide ich mich, den Steinbruch auf direktem Wege in einer Tiefe von 5m zu queren. Tauchen ist dreidimensional und wunderschön. Ich ziehe meine Bahn durch das grüne Freiwasser und erreiche den Ausstieg.
Ein toller Abstecher bei Kaiserwetter in das Tauchrevier Sachsens. Thomas hat es nicht mehr geschafft. Ich packe ein, verabschiede mich beim fleißigen Tauchfreund und fahre heimwärts.
Wer kennt diesen Steinbruch?
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2015 Steinbruch Horka
11.07.2015, Steinbruch Horka (Sachsen)
Im Leben kommt es manchmal anders als man denkt. Und das ist auch gut so. Für das Wochenende hatten wir eine Verabredung mit Wolfgang, einem Kapitän auf Rügen. Gemeinsam war eine Ausfahrt zu der am 14.01.1993 vor Rügen gesunkenen Eisenbahnfähre „Jan Heweliusz“ geplant. Das Wrack liegt in einer Tiefe von 10-24m. Für die Tauchgänge wählten wir das Gasgemisch EAN33. Während wir am Vorabend unsere Flaschen beim Gasdealer des Vertrauens füllten, kam die verabredete Rückmeldung von Wolfgang. Wetter- und vor allem windbedingt muss er die Ausfahrt absagen. Ärgerlich. Der Kapitän trägt die Verantwortung und trifft die Entscheidung. Basta. Die „Jan Heweliusz“ muss also noch auf uns warten.
Steinbruch Wildschütz oder Horka?
OK. Welche Alternativen bleiben uns? Im Kopf scannten wir das Tauchrevier Deutschland. Wir hatten Lust auf den „Wildschütz“ in Sachsen. Mmh, dafür haben wir jetzt aber nicht das beste Gas in den Flaschen. Ein Steinbruch sollte es diesmal schon sein. Was ist mit dem Steinbruch „Horka“? Mit einer Maximaltiefe von 36m ideal für unser EAN33. Letztmalig bin ich im Herbst 2013 dort abgetaucht. Es wurde also mal wieder Zeit. Horka! So soll es sein.
Horka ist ein kleines Dorf in Ostsachsen, in der Nähe von Bautzen und Kamenz. Ein geflutetes Restloch erinnert an den einstigen Granitabbau in der Region. Seit 1998 betreibt Cosima dort die Tauchbasis „Tauchsee Horka“. Eine große Wiese mit Rödelbänken, ein Gebäude mit Zimmern, Aufenthaltsraum, Toiletten und Duschen und ein Kompressor laden zum Abtauchen ein.
Umgeben von einem kleinen Wäldchen thront der Steinbruch malerisch auf einem Hügel. Das sommerliche Wetter schmückt die Idylle. Ein Blick von oben in den Kessel verspricht schöne Tauchgänge in klarem, kaltem Wasser.
Angekommen und eingecheckt, teilen wir uns die Wiese mit Gästen aus Polen, Tschechien und dem Süden Deutschlands. Alles ganz entspannt. Schnell in die warmen Sachen und den Trocki und dann einige Stufen hinab in das kühlende Nass. Den ersten Tauchgang wollen wir in Grundnähe verbringen und den Steinbruch umrunden. Desto tiefer wir absteigen, desto schöner das Wasser. Am Grund erleben wir Sichtweiten von durchaus 10m. Das Wasser ist mit 8 Grad angenehm frisch. Schon bald stoßen wir auf erste „Attraktionen“ wie Fahrrad und Moped auf etwa 32m Tiefe. Restlicht dringt bis auf den Boden. Reste von Loren (Hunt) und das alte
Pumpenhäuschen mit Rohrleitungen erinnern an vergangene Zeiten. Der Kompass zeigt uns an, dass wir bereits auf dem Rückweg sind. Wir steigen ein wenig auf und kommen an allerlei drapiertem „Unrat“ vorbei. Ich kann mich irgendwie nicht an das Inszenesetzen von allerlei Geschirr und Computerresten erfreuen. Für mich gehören diese Dinge einfach nicht ins Wasser.
Zaghafte Unterwasser-Fauna im Steinbruch
Viel mehr interessieren mich die vielen kleinen Ohrschlammschnecken, die die Algen von den nackten Granitwänden schlürfen. Damit habe ich hier unten überhaupt nicht gerechnet. Zaghaft wachsen Süßwasserschwämme. Erstaunlich, wie schnell Lebensräume besiedelt werden. Ich freue mich. Schon bald (nach 70min) erreichen wir den Ausstieg, erklimmen das Licht, wärmen uns in der Sonne und stärken uns. Was für ein tolles Leben!
Mit unserem Restgas in den Flaschen wollen wir uns beim zweiten Tauchgang ein wenig oberhalb umsehen. Die Südseite des Steinbruches hat drei kleine Buchten, wobei die letztere die längste von ihnen ist. Das schauen wir uns mal genauer an.
Wir klettern also erneut in den Kessel und tauchen ab.
Auf einer Tiefe von 15m treffen wir an der Steilwand auf drei an einem Seil abgehängten Kunststoff-Haien, wohl die Hauptattraktion dieses Tauchreviers. Wir steigen ein wenig auf und verschwinden in der ersten kleinen Bucht. Ein paar Äste, Laub der umsäumenden Bäume. Kein Fisch. Keine Wasserpflanzen. Die zweite Bucht bietet ein ähnliches Bild. Auf dem Weg zur dritten und längsten Bucht kommen wir unterhalb der Wasseroberfläche an grün-leuchtendem Hahnenfuß vorbei. Rhizom von Teichrosen wurde auf Granit ausgelegt und mit Steinen beschwert. Und tatsächlich, einzelne Blätter dieser Wasserpflanze streben zum Licht. Hier treffen wir auch auf einzelne, kleine Flussbarsche. Alte Bäume erscheinen. Das Tauchen zwischen ihnen und den Ästen macht Spaß. Das verrottende Laub auf dem Grund bietet vielen Kaulquappen beste Versteckmöglichkeiten. Jetzt im Juli hätte ich gar nicht mehr mit diesen quirligen Gesellen gerechnet.
Wir machen uns auf den Rückweg. Um nicht erneut in die Buchten zu tauchen, heißt es, Kurs West zum Ausstieg zu nehmen. Nach weiteren 80min endet ein schöner Tauchtag in Sachsen.
Noch ein wenig Taucherklön mit Erhard vom „Tauchsport Dreizack“ aus Regensburg und es geht heimwärts. Wunderschöne Tauchgänge mit Heiko und Helmut im Tauchrevier Deutschland.
Unterwasser-Eindrücke Steinbruch Horka
Kennt Ihr den Steinbruch Horka?
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2015 Waldsee Groß Düben
17.06.2015, Waldsee Groß Düben (Sachsen)
Heute hatte ich in Bad Muskau, der Fürst-Pückler-Stadt im nordöstlichsten Zipfel Sachsens zu tun. Zeit für einen Tauchgang war drin, doch wo taucht man in dieser Region der Lausitz? Da frag‘ ich doch mal einen, der sich auskennt. Ein Anruf bei Reinhard vom Tauchcenter Sprigade in Bad Muskau und ich erhielt eine erstklassige Beratung, Empfehlungen und Beschreibungen der Tauchreviere im Umland von Bad Muskau. Eichweger Badesee, Felixsee, Kubateich Eichwege, Waldsee Groß Düben und Halbendorfer See sei hier nur stellvertretend genannt.
Ein Blick durch die Google-Map-Brille zeigt den Wasserreichtum dieser vom Braunkohletagebau geprägten Region. Die allermeisten Gewässer sind daher auch alte Braunkohlegruben aus der aktiven Abbauzeit um 1870-1920.
Nach aktueller Sichtweitenrückmeldung seitens Reinhard entschied ich mir für den Waldsee in Groß Düben, einer ebenso alten Braunkohlegrube im Nordosten Sachsens unmittelbar der Landesgrenze zu Brandenburg gelegen.
Tauchen im Waldsee
Die Anfahrt ist einfach, mit Navi sowieso. Der Weg zum Waldsee ist bestens ausgeschildert. Eine kleine Asphaltstraße führt bis zu einem nahegelegenen Parkplatz. Hier kann man sich bequem anrödeln. Die 100m bis ins Wasser sind kein Problem. Bevor ich jedoch abtauche, sitze ich am See und genieße die idyllische Ruhe bei allerbestem Wetter. Ein Privileg, um diese Zeit hier zu sein. Eine kleine Perle liegt vor mir und ich freu mich einzutauchen.
Am sandigen Badestrand steige ich ein. Nach wenigen Flossenschlägen fällt das Ufer rasch auf 8m ab. Ich tauche zunächst Richtung Seemitte und erreiche bald 10m Tiefe. Die Sprungschicht liegt bei etwa 4m, bis dahin herrscht auch recht trübe Sicht. Hat man die mit vielen Schwebteilen angereichertge Sprungschicht jedoch durchtaucht, klart die Sicht auf. Hier unten messe ich 8 Grad und ich bin froh, mich für meinen Trocki entschieden zu haben (was eigentlich keine Frage war ;-)).
Bisher ist mir nicht ein Pflanzenhalm oder Kraut begegnet. Der Seegrund gleicht einer Mondlandschaft, der partiell mit leuchtend grünen Algen überwachsen ist. Hier und da tauchen alte Baumstubbe auf. An einigen Stellen kann man sehr gut die Braunkohle erkennen. Viel gibt es bisher allerdings nicht zu entdecken und ich verliere mich ein wenig im Beobachten von Süßwasserpolypen und Wassermilben. Die streicholzkopfgroßen roten Punkte sind zahlreich zu sehen. Bei genauem Hinsehen bewegen sie sich, kleine Beinchen schieben den klopsartigen Körper durchs Wasser.
Ich entscheide mich, Richtung Ufer zu tauchen. Reinhard erzählte mir von Zwergwelsen im See. Vielleicht finde ich diese ja in Ufernähe. Ab 4m Tiefe wird die Sicht wieder schlechter. Bis auf vereinzelte, kräftige Seerosen kann ich keine Unterwasserpflanzen ausmachen. Zwergwelse weiden gern das Plankton von den Pflanzen, daher schaue ich mir die Seerosen genauer an, aber nix. Ein einzelner kleiner Flußbarsch gesellt sich zu mir. Er hat es auf meinen blinkenden Boltsnap an meiner Kamera abgesehen. Er muss hungrig sein. Kann ich verstehen.
Ein kleiner hungriger Flußbarsch
Ich entdecke jetzt einen Zwergwels. Er sieht aber nicht mehr gut aus. Sie sind aber tatsächlich da. Unglaublich. Und dann doch Fische, Plötzenschwärme huschen aufgeregt vorbei. Auch Wolken kleiner Fische der nächsten Generation sonnen sich unterhalb der Seerosenblätter.
„Ohja, die Zwergwelse sind wie die Pest“
Zwergwelsbegegnung Waldsee 2016
Ich tauche zurück zum Einstieg. Bevor ich den Tauchgang beende, hänge ich noch eine kleine Übung an, was ich ganz gerne mache, diesmal einhändiges Maskenwechseln und Tauchen ohne Maske. Erster Versuch. Gut. Aber das geht noch besser. Was ich nach dem vierten Male Maskeherunterreißen, Aufsetzen und Ausblasen erblickte, ließ mich unweigerlich lachen. Ein Trupp von 8 stattlichen Barschen hat sich vor meiner Maske positioniert und mein Treiben kopfschüttelnd beobachtet. Frei von jeder Scheu verfolgen die Halbstarken jeden meiner Handgriffe. Das muss ein tolles Bild gewesen sein. So etwas bekommen sie ja nicht alle Tage geboten. Kamera und Licht waren bereits weggeklipst. Also schnell noch einmal meine Sealife hervorgeholt und mein Publikum abgelichtet. Ein schönes Ende.
Unterwasser-Begegnungen
Ich entsteige dem Wasser, trotte zu meinem Auto und verstaue das nasse Zeug. Zwischenzeitlich hat sich ein Angler eingefunden. Eine gute Gelegenheit für ein kleines Pläuschchen. „Ohja, die Zwergwelse sind wie die Pest“, sagte er. „Mit Mais, Wurm und Made hat man die Biester sofort am Haken.“ Er angelt mit Boilies auf Karpfen. Wühlspuren von Karpfenähnlichen waren durchaus unter Wasser zu erkennen.
Dem See sollte man eine zweite Chance geben.
Kennt ihr diesen kleinen Waldsee?
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2014 Steinbruch Miltitz
30.10.2014, Steinbruch Miltitz (Sachsen)
Es war schon lange geplant. Heute nun endlich folgte ich einer Einladung von Ronny des Tauchteams Druckausgleich e.V.
Der Steinbruch Miltitz, ein ehemaliger Granodioritsteinbruch war unser Ziel. Anmeldung/Schlüssel/Gas bekommt man beim Jost (Sparmann/Kamenz) 5 min um die Ecke. Der Steinbruch ist schön gelegen in einem kleinen Wäldchen, umgeben von einer kreativen Aura. Bildhauer überlassen dem Betrachter ihre schöne Skulpturen am und im Wasser. Der Verein hat sich eine kleine Oase geschaffen. Der Zugang zum Einstieg ist altersgerecht mit Treppe und Geländer :-).
Vor wenigen Tagen wurde der Waller Otto gesichtet. Unser ehrgeiziges Ziel. Halb erreicht, denn ich bin mir sicher, Otto hat uns gesehen. Den Steinbruch haben wir in ca. 90min gemütlich umrundet. Am Einstieg links entlang kann man gratis eine Skulpturengalerie schön angerichtet auf 6m betrachten. Eine kleine Lagune (wohl die alte Werksstraße) wird von alten Bäumen eingefasst. Das Reich der Hechte und Waller. Viele kleine Barsche und Plötzen konnten wir blinkend im Licht unserer Lampen entdecken. An den Steilwänden sind die menschlichen Spuren der Bergarbeiter zu erkennen.
Am Boden kleine, rote Punkte gesät. Sieht aus wie Sandkörner, aber es sind Wassermilben, die dort auf dem Schlamm ruhen. Die kleine Unterstellhütte des Sprengmeisters zeugt vom emisgen Treiben früherer Tage. Die Zündkabel liegen noch einsatzbereit vor der Tür.
Dunkel und kalt, und schön war’s. Die Sicht klarte ab einer Tiefe von 10m auf. Tauchen im Steinbruch Miltitz. Tauchen in Deutschland. Tauchreviere Deutschlands sind schön.
Unterwasserimpressionen – Steinbruch Miltitz
Tauchen im Steinbruch. Dein Ding?
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2014 Steinbruch Ammelshain
21.03.2014, Steinbruch Ammelshain (Sachsen)
Nach einem wunderschönen Urlaubsausflug nun wieder unterwegs in heimischen Gefilden. Heute ging’s nach Sachsen, genauer zum Ammelshainer Steinbruch, einem alten und gefluteten Vulkanit-Steinbruch, heute Herberge der TAZA (Tauch-Ausbildungs- und Naturschutzzentrum Ammelshain) des LSTV Sachsen e.V.
Tauchen im Steinbruch Ammelshain. Zwei schöne Tauchgänge bei besten Bedingungen. Die Sichtweiten sind gut 10m. Zwei alte Autokarossen liegen gleich rechts am Einstieg auf etwa 26m. Die Steilkanten sind bewachsen mit Dreikantmuscheln, Süßwasserschwämmen und Algen.
Die ersten Fische (Barsche, Plötzen, Hechte) trafen sich im dichten Grün des Flachbereiches zum Sonnenbad. Asseln und Polypen haben das Boot auf etwas 12m in Richtung Norden besiedelt.
Ja, auch unsere Tauchreviere Deutschland sind schön.
Unterwassereindrücke – Steinbruch Ammelshain
2013 Steinbruch Riesenstein
28.09.2013, Steinbruch Riesenstein (Sachsen)
Inmitten der Stadt Meissen befindet sich ein kleiner, aber feiner Steinbruch namens Riesenstein. Die Tauchschule Abyss betreibt dort eine gemütliche Tauchbasis mit allem Komfort – Rödeltische, Kompressor, Wärmestube, Schlafbungalows und jede Menge Plätze zum Ausspannen.
Mit etwa 18m Tiefe ein eher flaches Gewässer für einen Steinbruch, aber mit viel Fisch. Die schwimmenden Pflanzenriffe zeigen Wirkung. Unterschlupf für viel Kleinfisch und damit Treffpunkt der Räuber.
Der gesamte Kessel ist gesäumt von schönem Pflanzenbewuchs. Karpfen, Hecht, Barsch, Plötzen und Wels fühlen sich hier anscheinend wohl, obwohl der eine oder andere nicht ganz freilwillig hier schwimmt. Am Grund des Bruches ist nicht viel zu entdecken, hier liegt auch eine dicke „Nebelschicht“. Die Sichtweiten waren mit 6-8m gut. Wassertemperatur lag bei 11-14Grad.
Ein schöner Tag am und im Steinbruch Riesenstein in Sachsen. Tauchen in Deutschland.
Unterwasserimpressionen – Steinbruch Riesenstein
2013 Steinbruch Sparmann
25.05.2013, Steinbruch Sparmann, Kamenz (Sachsen)
Heute teilten wir uns den Steinbruch Sparmann mit 4 Tauchern aus Tschechien. Jost empfing uns wie immer freundlich. Sicht gibt es bis zu etwa 10m Tiefe nicht, ab 15-20m wird sie besser und bei 30m ist sie gut (5-6m), aber stockfinster. Wir tauchten in Richtung Süden zum Bunker und ließen uns dann von der Steilkante rechte Schulter führen, immer begleitet vom Brummen der Belüftungspumpe des Steinbruches.
In den Wirren des Waldes am Westufer übten wir dann einen „unsichtbaren“ Freiwasseraufstieg. Ziel des zweiten Tauchganges war eigentlich ein alter Russen-Jeep. Wir liessen uns von der 15m Hauptleine führen, folgten dem Jump auf 25m Richtung Süden, immer die Nullzeit im Nacken. Den Jeep haben wir jedoch nicht erreicht. Die Attraktion „Streichel-Stör“ gab’s diesmal nicht zu sehen, obwohl er anwesend war.
Zur Basis muss man wohl nichts sagen. Komfortabel. Wir kommen wieder.
Tauchen im Steinbruch Sparmann. Tauchen in Sachsen.