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Rote Röhrenspinne (Eresus kollari)
Rote Röhrenspinne (Eresus kollari)
Nein, die Rote Röhrenspinne war mir bis dato absolut unbekannt. Erst beim Durchstöbern von Naturfotografie-Foren im Internet bin ich auf dieses wundervolle Tier aufmerksam geworden. Was für eine hübsche Spezies. Insbesondere das Männchen, mit seiner markanten roten Zeichnung ist als Motiv bei Naturfotografen sehr beliebt, umso mehr da das Vorkommen in Deutschland sehr selten und die Art stark gefährdet ist.
Schnell war mein „Jagdinstinkt“ geweckt. So etwas Schönes möchte ich in freier Natur beobachten dürfen. Ich las also ein wenig über diese Spinne, erkundigte mich über Vorkommen in Brandenburg und machte mich, bewaffnet mit meiner Canon 70D und einem 100mm/f2.8 Makroobjektiv, auf den Weg in die Schönower Heide nördlich von Berlin.
Schönower Heide – Brandenburg
Als ich meiner Frau freudestrahlend davon berichtete, dass ich eine 1 cm große Spinne auf einem ehemaligen militärischen Truppenübungsplatz suchen gehen, stempelte sie mich lachend als einen verrückten Optimisten ab. „Wie willst du dieses kleine Wesen denn auf diesem großen Gelände finden?“, höre ich sie noch fragen. Ich finde sie.
Und da war ich nun, inmitten einer riesigen Heide bei sonnigem Herbstwetter. Wo anfangen? Mit gesenktem Kopf und festem Blick schritt ich langsam über das Gelände und hielt Ausschau nach noch so kleinen, roten Punkten. Nix. Die Heide bietet jedoch so viele alternative und interessante Objekte; Falter, Schrecken, Flechten, Moose und natürlich das Heidekraut. Von einer Roten Röhrenspinne jedoch keine Spur. Selbst die so reichlich gesäten Birken- und Steinpilze, Rotkappen und Maronen interessierten mich nicht. Nach 4 Stunden im Gelände brach ich meine Suche erfolglos ab. Der Ausflug in die Heide allerdings war wunderschön. Ich komme wieder.
Heidebewohner
Zwei Tage später und mit weiterem Wissen um die Lebensweise dieser kleinen Spinnen kehrte ich zurück. Sie liebt warme, sonnige und windgeschützte Hänge, beinah vegetationslos. In Röhren lebend verraten kleine Löcher mit Gespinst ein mögliches Vorkommen dieser wundervollen Spinnentiere. Ich fokussierte mich bei meiner Suche also auf entsprechende Landschaftsstrukturen. Die Sonne schien, Südhügel waren schnell ausgemacht. Ich hielt innen, wartete und beobachtete. Nichts. Eine Grube in der Heide, sicherlich ein alter Schützengraben des militärischen Geländes, sandige, sonnige Hänge. „Also wenn ich eine Rote Röhrenspinne wär, hier würd’s mir gefallen.“, höre ich mich sagen und stieg in die Grube hinab. Eine blauflügelige Ödlandschrecke beanspruchte meine volle Aufmerksamkeit.
Rote Röhrenspinne (Eresus kollari)
Dann saß ich einfach nur da und mein Blick scannte den sonnengefluteten Hang. Ein roter Punkt, halb im Sand. Das Licht blendet. Ist sie es? Ja. Tatsächlich. Ich habe meine erste Rote Röhrenspinne gefunden. Mein Herz rast, ich bin aufgeregt, kann es kaum glauben. Schnell ist meine Kamera in den Anschlag gebracht. Die Sonne scheint leider zu grell. Alles wirkt überbelichtet. Dann setzt sie sich in Bewegung. Rennt schnell über den Sand unter den nächsten Zweig. Kein optimales Set für ein Fotoshooting. Klack, klack, klack. Die Spinne hat’s eilig. „Bitte halt an, im Schatten und auf freier Fläche. Und schau mich an!“. So richtig tut sie mir den Gefallen leider nicht. Ich gebe mein Bestes. Eine „Relocation“ kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Das Tier ist geschützt. Ich nehme die Bilder wie ein Geschenk. Irgendwann ist sie im Heidekraut verschwunden. Ich bleibe noch eine Weile allein im Rausch meiner Gefühle und freue mich. So etwas Wunderschönes.
Beobachtungen in der Schönower Heide
Allein im August/September kann man die umherziehenden Männchen auf der Suche nach einem größeren, schwarzen Weibchen beobachten. Die übrige Zeit verbringen sie lauernd in ihren Röhren. Das Rote Kleid erinnert stark an einen ungeniessbaren Marienkäfer und soll so die Fressfeinde abschrecken. Ist ein Weibchen ausgemacht, zieht das Männchen zu ihr in die Röhre und es kommt zu Paarung. Danach stirbt es. Das Weibchen legt die Eier und füttert die geschlüpften Jungtiere aufopferungsvoll mit Nahrungsbrei bis es stirbt.
Für mich ist die Rote Röhrenspinne eine der schönsten Spinnen in unserem Tauchrevier Deutschland.