Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

Tauchen im Bisophärenreservat

08.10.2017, Tauchen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Brandenburg ist wunderschön, zu jeder Jahreszeit. Das muss ich immer wieder feststellen. Brandenburg ist reich an Seen. Wir Taucher sollten der Eiszeit ein Denkmal setzen. Wirklich zahllose kleine und große Seen reihen sich in Rinnen, liegen in enger Nachbarschaft und entfalten ihre Schönheit inmitten stattlicher Wälder.



Und dies trübt auch ein wenig das Taucherherz. Ist das Brandenburger Wassergesetz in Bezug auf das Tauchen mit Gerät durchaus liberal, so kennt das Brandenburger Waldgesetz keine Gnade. Zufahrten, um das schwere Tauchgerödel an den See zu bringen sind eher Fehlanzeige.  Ausgewiesene Landschaftsschutzgebiete wie das „Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin“ und Naturschutzgebiete  wie das Weltkulturerbe „Grumsiner Forst“ verschärfen die Situation. Man muss sich gut informieren.

Seen im Biosphärenreservat

 

Die Seenlandschaft ist riesig, hier seien stellvertretend der Grimmnitzsee, Dovinsee,  Grumsinsee, Gladbecker See,  Wolletzsee,  Peetzigsee und der Redernswalder See genannt. Erkundungen vor Ort in einmaliger Landschaft liefern wertvolle Informationen für einen möglichen Tauchgang. Erzählungen heimischer Uckermärker und Barnimer runden das Bild ab. Da ist von Schätzen die Rede, altem Kriegsgerät und Tiefenangaben von über 70 Metern. Abenteuerlich.

So manche Schönheit entpuppt sich allerdings als wirkliche Enttäuschung. Pflanzenlos, fischleer, ja beinah leblos zeigt sich eine enttäuschende Unterwasserwelt. Die Ursachen sind sicher vielfältig und die Einflüsse vielschichtig.  Doch es gibt sie noch, lebendige und gesunde Seen, wahre Perlen. So zeigte sich auch unser heutiges Tauchrevier, dessen Namen ich bewusst nicht nennen möchte.

Schöne Unterwasserwelt

 

Nach dem Unwetter „Xavier“, der dem alten Buchenbestand ziemlich zusetzte, und dem anhaltenden Regen scheint die Sonne wie lange nicht. Die Herbstfärbung des Laubes der säumenden Bäume leuchtet in ihrem Schein. Es ist wundervoll, hier am Ufer des Sees zu stehen. Und noch mehr freuen wir uns den Kopf unter die Wasseroberfläche zu stecken.

Unter leuchtenden, neugierigen Blicken vielleicht zukünftiger Taucher stapfen wir in den See und machen die letzten Handgriffe. Check und Gluckgluck. Das Wasser ist grün geschwängert und hat Sichtweiten von 3-4 Meter. Sofort tauchen wir in eine artenreiche Pflanzenwelt ein. Schön und prächtig, doch bereits herbstlich geprägt. Wasserschlauch, Laichkraut, Raues Hornblatt, Hahnenfuß und Tausendblatt gehen mit zunehmender Tiefe in Wasserpest und Grünalgen über.  Abgestorbene Biomasse vergangener Jahre wabern am Grund und geben keinen Halt für Muscheln. Zahllose Spuren des wandernden Flusskrebses sind schnell ausgemacht. Ist hier vielleicht noch ein Edelkrebs Zuhause?

Flora und Fauna im Herbst

 

Nach einigem Suchen entdecke ich den ersten Krebs, die kastanienbraunen Abdomen verraten den invasiven Kamberkrebs. Also auch hier. Mit nur wenigen Bewegungen ist er ganz im Schlamm versunken. Vereinzelt huschen kleine Flussbarsche im Schein der Lampe. Wir drehen eine ausgiebige Runde im See, um dann an das Ufer für den Rückweg zurückzukehren.

Kamberkrebs, Teichmuschel und Hecht

 

Felder von Hornblättrigen Armleuchteralgen zeigen das nahende Ufer an. Immer wieder bin ich von einer derartigen Pracht begeistert. Die kleinen Lauerjäger finden ideale Bedingungen, um den kleinen Plötzen und Barschen nachzustellen. Wundervoll. Ebenso imposant sind die zum Licht ragenden Triebe des Gewöhnlichen Wasserschlauchs, einem Fleischfresser (Karnivore). Unzählige Fangblasen sammeln das Zooplankton und decken zusätzlich den Nährstoffbedarf.

Gewöhnlicher Wasserschlauch (Utricularia vulgaris)

Eine wirklich beeindruckende Unterwasserlandschaft. Abgerundet wird das prächtige Erscheinungsbild durch Wiesen von Nixenkraut. Süßwasserschwämme klammern sich an den Halmen des Röhrichts. Es gibt endlos zu entdecken. Und so wundert es nicht, dass die Uhr schon eine Tauchzeit von gut 100 Minuten anzeigt. So langsam dringen 14 Grad Wassertemperatur durch und wir entsteigen mit einem Lächeln dem wunderschönen See.

Unterwasserimpressionen eines heimischen Sees

 



Die Sachen sind schnell verstaut und wir verabschieden uns zu neuen Tauchabenteuern im Tauchrevier Deutschland.

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2016 Tauchen im Dranser See

13.07.2016, Dranser See (Brandenburg)

Brandenburg ist einfach wunderschön, mit gut 3000 Seen das seenreichste Bundesland. Man weiß einfach nicht, wo man zuerst den Kopf unter Wasser stecken soll. Mich zieht es heute in die Prignitz, in den nordwestlichen Teil Brandenburgs.

Die Hansestadt Kyritz ist von Wasser gesäumt. Östlich der kleinen Brandenburger Stadt erstreckt sich in nord-südlicher Ausrichtung die Kyritzer Seenkette, eine eiszeitliche Schmelzwasserrinne.  Was sonst?  Der Bantikower See und der Klempowsee wurden in der Vergangenheit für einen Mühlenbau zum heutigen Untersee angestaut.  Borker See, Salzsee und Stolper See bilden heute den zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen angestauten Dossespeicher Kyritz, kurz Obersee genannt. Ausreichend Wasser um einfach mal vorbei zuschauen.

Dossespeicher Kyritz

Da stehe ich nun am Ufer des Obersees und blicke auf die Staumauer und das mit waldgesäumte Ufer. Es ist ruhig, beinah idyllisch. Naturschutzzonen bieten vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum. Allein das Wasser lädt nicht zum Tauchen ein. Es schimmert grün-trüb. Die Sichtweiten am Ufer schon gegen Null. Warum ist das so? Düngen die bewässerten Felder den See? Hier habe ich einfach keine Lust zum Tauchen und das will was heißen. Ein Plan B muss her.

Vom Dranser See, gut 45 Autominuten entfernt, habe ich bereits gehört. Google Maps gibt mir eine erste Orientierung. Der Norden des Sees zeigt gute Anfahr- und Einsteigemöglichkeiten. Ich setze mich ins Auto und mache mich auf den Weg. Eine Umleitung jagt die andere, es wird viel gebaut in der Region. Noch 11 km. 8.7 km laut Navi bis zum nächsten Abzweig. Die Straße ist in 8 km wegen einer Baustelle komplett gesperrt. Und nun? Ich fahre. Der Abzweig wird hoffentlich vor der Sperrung sein. Natürlich nicht. Baustelle. Eine Umfahrung wirft mich Lichtjahre zurück. Ich steige aus. Eine Durchfahrt wäre mit meinem Auto theoretisch möglich. Grünes Licht von den Bauarbeitern und mit Schwung durch die Brandenburger Sandbüchse. Geschafft. Über den Rückweg denke ich nach, wenn’s soweit ist.

Tauchen im Dranser See

Ich erreiche Dranse, fahre in die Seestraße und komme meinem Ziel näher. Ich bin immer wieder überrascht, wie es die kleinen Dörfer schaffen, ihre Seen und Badestellen mit so viel Liebe, Engagement und Aufwand zu pflegen. Die Wiesen sind gemäht, die Wege instand, Bänke aufgestellt und Papierkörbe ausreichend vorhanden. Da kann sich die eine oder andere Stadt wirklich ‚ne Scheibe abschneiden.

Er sieht wunderbar aus, der Dransesee. Ein ausgedehnter Schilfgürtel und Wald prägen das Uferbild. Im Flachwasser erkenne ich bereits kleine Grashechte. Jungfische huschen aufgeregt hin und her. Wie immer bin ich schnell in meinen Anzug gesprungen und stehe hüfttief im Wasser. Die Ventile sind offen, beide Regler spenden Luft und die Kamera ist einsatzbereit. Gluck, gluck.

Flussbarsche im Dranser See

Das Wasser ist leicht grün. Die Sicht schätze ich auf gut 2-3 m. Der gut bewachsende Seeboden fällt flach ab. Verschiedene Leuchteralgen, Raues Hornblatt, Laichkraut und Kleines Nixkraut bilden einen dichten Grünteppich. Mich zieht es zur Seemitte. Ab einer Tiefe von 4 m gibt der Pflanzenteppich den Blick auf den Boden frei. Teichmuscheln besiedeln das Gebiet und filtern das Wasser unentwegt. Vereinzelt wachsen Triebe des Tausendblatt der Sonne entgegen. Ich halte inne und genieße die Stille. Zeigte sich bisher kein Fisch, bin ich jetzt Bestandteil eines großen Flussbarschschwarmes geworden.


Wie aus dem Nichts erschienen sie, waren einfach da. Sie sind keineswegs aufgeregt, sind mir zugewandt und neugierig. Sie suchen regelrecht meine Nähe. Der Größte von ihnen lässt mich nicht aus den Augen und bietet mir somit ausreichend Gelegenheit, ihn auf meinen Chip zu bannen. Die Zeit vergeht zu schnell. Gut 30 min bin ich jetzt mit den Flussbarschen unterwegs und irgendwo im See gelandet. Die größeren Barsche jagen die kleineren Cousins und Cousinen. Die ganz Kleinen picken das Zooplankton von den Pflanzen. Ich schaue auf den Kompass und setze meine Reise fort. Eine Zeitlang werde ich noch begleitet.

Auge in Auge mit einem Flussbarsch

Kleine aufgewirbelte Staubwolken am Grund verraten meine nächsten Fotoobjekte. Steinbeißer. Der Blick schärft sich und so kann ich sie zahlreich entdecken. Halme und Sprosse des Grüns bieten ihnen Schutz vor meiner Kamera. Ich freue mich immer über diese kleinen Kerle. Sehe mich herausgefordert. Wie nah komme ich diesmal an die Schmerlen?

Steinbeisser, Dorngrundel

Eine gute Stunde bin ich jetzt im Dranser See unterwegs und trete den Rückweg an. Mich zieht es in den mit 2-3 m flacheren Uferbereich. Die Armleuchteralgen blühen. Die Geschlechtsorgane der Feinen und Hornblättrigen Armleuchterlagen leuchten von Orange bis Rot. Unzählige Jungschnecken bevölkern die Triebe der Makrophyten und weiden diese. Juvenile Schleie wachsen im Schutz der Wasserpflanzen. Eine schnelle Bewegung und sie schießen in das Dickicht. Nur die Aufmerksamen wachsen zu imposanten, goldglänzenden Schleien heran. Kleines Nixkraut mit lila Brutknospen unterstreicht die Vielfalt der Unterwasser-Flora. Wassermilben tanzen. Überall ist Leben.

Kurz vor dem Ausstieg treffe ich noch auf einen jungen Hecht, der den vorbei huschenden Plötzen und Rotfedern auflauert. Hab‘ ihm wohl seine einmalige Gelegenheit versaut. Nach knapp 2 Stunden tauche ich auf. Dunkle Gewitterwolken beherrschen bereits den Himmel. Biltze zucken am Horizont. In Rekordgeschwindigkeit bin ich aus meinen Tauchklamotten und sitze im trockenen Auto bevor es sich sintflutartig ergießt.

Die Baustelle ist menschenleer und so komme ich auf den kürzesten Weg wieder heim. Ein schöner Tag im Tauchrevier Deutschland. Tauchen im Dranser See.

Tauchen im Dranser See

Kennt Ihr den Dranser See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

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Tauchen in der Uckermark

15.06.2016, Eine Perle der Uckermark (Brandenburg)

Brandenburg, das Land der 3000 Seen, ist das seenreichste Bundesland Deutschland. Die Eiszeit hinterließ zahlreiche Grundmoräneseen, Endmoränenstauseen, Niederungsseen und Rinnenseen. Viele von ihnen haben Zu- und Abflüsse, einige werden grundwassergespeist. Ein Paradies für Taucher.

Mit 21 ha Fläche und einer Tiefe von etwa 20 m liegt einer von ihnen direkt vor uns. Wir stehen am Ufer eines nährstoffarmen Stillgewässers in der wunderschönen Uckermark. Lange habe ich überlegt, ob ich den Namen dieses Kleinods an dieser Stelle preisgeben soll. Wie viel Öffentlichkeit, Publikum verträgt ein solch kleines Stück Natur? Nennen wir den kleinen See daher Perle der Uckermark.

Hornblättrige Armleuchteralge (chara tomentosa)

Aufmerksam auf dieses Wasser hat mich ein Freund gemacht, der vor wenigen Tagen erstmalig dort eintauchte und von der Flora und Fauna schwärmte. Hatte ich heute einen Termin im Landesamt für Umwelt ganz in der Nähe, so bot sich ein Tauchgang regelrecht an. Nach einem guten Gespräch mit Hinblick auf meine Stellungnahme zu den taucheinschränkenden Maßnahmen der Natura 2000 Managementpläne  am Werbellinsee ging’s zum Wasser.

Mein Buddy holt mich vom Amt ab und gemeinsam machen wir uns über Stock und Stein zu unserem heutigen Zielgewässer. Da stehen wir nun am Ufer und freuen uns auf den Tauchgang. Der Himmel ist wolkenverhangen, jederzeit bereit für einen Regenschauer. Schnell ist der Trilaminat übergeworfen und das Tauchgerät geschultert. Der See wird von einem breiten Schilfröhrichtgürtel gesäumt. Wir wollen das linke Ufer folgend bis zur Seemitte tauchen, den See queren und an der anderen Uferseite zurück. Check und abgetaucht.

Der sandige Boden fällt leicht ab. Anfänglich zarte Sprosse von Nixkraut und Leuchteralgen wachsen sehr schnell zu riesigen Pflanzenteppichen. Die Sicht schätze ich auf gut 4 m. Das Wasser ist geschwängert mit Zoo- und Phytoplankton. Kleine Plötzen und Flussbarsche schnappen unentwegt nach diese leckeren Happen. Der See scheint so lebendig. Junge Grashechte lauern im Schutz des Grüns. Die stattlichen Großeltern ruhen auf dem Bett aus Leuchterlagen und Wasserschlauch. Es gibt so viel zu entdecken.

Unterwasservegetation – Makrophyten

Ein ganz besonderes Erlebnis ist der schier endlose Rasen aus Hornblättriger Armleuchteralge (Chara tomentosa). Die rötlich schimmernden jungen Triebe und das leuchtende Rot der männlichen Geschlechtsorgane lassen uns über eine blühende Wiese tauchen. Wundervoll. An den Rändern wachsen Tausendblatt und Laichkraut. Ideale Verstecke und Fressplätze für Schlei, Rotfedern und Plötzen. Je weiter wir in den See vordringen je mehr Fisch zeigt sich uns. Große Flussbarsche, Schleie, Spiegelkarpfen und anmutige Karauschen schwimmen in friedlicher Eintracht. Hecht in verschiedenen Größen stellen den Jungfischen nach. Wir sind so fasziniert, dass wir uns bei dieser doch guten Sicht gleich zweimal aus den Augen verlieren. Unsere Tauchtiefe von 3-5 m macht ein Auftauchen und Wiederfinden aber zu einem leichten Spiel.

Karausche und Hecht

Wir entscheiden uns, den See jetzt zu queren. Die Sprungschicht liegt bei gut 6 m. Darunter wird es angenehm frisch. Wir erreichen eine maximale Tiefe von 9 m. Die 20 m Maximaltiefe müssen dann wohl auf der anderen Seite des Sees liegen. Tageslicht fällt auf den Boden, was wenngleich spärlichen Pflanzenwuchs auch hier ermöglicht. Schwärme von Brutfischen tummeln sich hier fern ab von ihren Fressfeinden. Unzählige Trichter formen den Boden. Ob dies von der Grundwasserspeisung des Sees herrührt? Wir erreichen das gegenüberliegende Ufer. Auffällig der bei weitem nicht so intakte Pflanzengürtel wie auf der anderen Seite des Sees. Leere Mais- und Wurmdosen zeugen von Anglern. Typische Wühlspuren von Karpfenartigen lassen den Seegrund teilweise recht trostlos erscheinen. Wieder aus dem Wasser erkennen wir in der Tat auf der einen Seite des Sees mehrere Anglerstege, während die andere Seite unberührt scheint. Der Unterschied ist deutlich unter Wasser zu erkennen, das kann man nicht leugnen. Er hat zwei Gesichter. Später erfahren wir auch, dass der See für den Angelsport jährlich mit 20 Zentnern Karpfen besetzt wird. Das Futterangebot lässt die Karpfen daher sicher in Anglernähe ihr Unwesen unter Wasser treiben.

Es wäre sehr schade, wenn dieser Natursee mit seiner artenreichen Unterwasservegetation seine lebendige Ursprünglichkeit und Schönheit verliert. Tauchen in der Uckermark. Tauchen in Brandenburg.

Tauchen in der Uckermark

Blühende Chara tomentosa gesehen?

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2015 Werbellinsee XI

09.07.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Mich zieht es immer wieder zu dem wunderschönen Natursee oberhalb Berlins. Der Werbellinsee ist so vielfältig, facettenreich und derart lebendig. Die Sichtweiten sind garantiert überdurchschnittlich und mögliche Einstiege zahlreich vorhanden. Danke letzte Eiszeit.

Nicht nur die vielen Armleuchteralgen, die Süßwassergarnelen, auch die kleinen, flinken Steinbeißer sind Indikatoren einer guten und gesunden Wasserqualität. Ihr Lebensraum sind sandige Böden, kein Modder und Schlamm. Aber nicht nur Naturliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Zahlreiche gesunkene Lastensegler, die Baumaterial wie Tonziegel der „Königlichen Ziegelei“ und Feldsteine nach Berlin transportierten, lassen das Herz von Wracktauchern und Entdeckern höher schlagen.

Wen also wundert’s, dass es mich wieder an die Ufer dieser Brandenburger Perle verschlagen hat.

Ich tauche ab und werde mit offenen Armen empfangen. Ganze Wiesen von „blühenden“ Hornblättriger Armleuchteralge (auch Geweih-Armleuchteralge genannt) strahlen im eintauchenden Sonnenlicht. Die orangerot leuchtenden männlichen Geschlechtsorgane dieser wunderschönen Pflanzen sind eine Augenweide. Zwischen ihnen huschen Stichlinge, Flußbarsche und Plötzen hin und her.

Hornblättrige Armleuchteralge (Chara tomentosa)

Mit 22 Grad ist das Oberflächenwasser ganz schön warm. Mich zieht es ein wenig tiefer. Sandige Freiflächen umrahmt von verschiedenen Wasserpflanzen deuten auf den Lebensraum der bereits erwähnten Steinbeißer. Einige Spuren im Sand kann ich entdecken. Wenn die kleinen Fische ruhig verharren, sind sie in ihrem Tarnkleid kaum auszumachen. In der Regel bemerken die Dorngrundeln, wie sie auch genannt werden, uns Taucher viel eher und nur ihr „Davonhuschen“ lässt sie uns erkennen. Einmal ausgemacht, versuche ich mich den Tieren mit meiner Sealife zu nähern. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel. Meist bin ich der Verlierer.

Steinbeißer, Dorngrundel

Kleine Grashechte nutzen ebenso das intakte Grün für ihre Raubzüge. Diesen perfekten Jägern könnt‘ ich stundenlang zuschauen. So klein und doch so groß.

Wie immer rast auch diesmal die Zeit. Ich drehe um und tauche langsam zurück. Auftauchen mag ich jedoch noch nicht. Das klare Wasser lässt mich weiter hinab tauchen. Ab 15m sind kaum noch Schwebteilchen auszumachen. Das Wasser kühlt sich deutlich ab. Auf 25m sind dann nur noch 8 Grad. Ich genieße es in meinem Trockenanzug. In dieser Tiefe komme ich an wundervoll geformte Mergelwände. Die vielen kleinen Löcher und Höhlen lassen das ganze wie einen Schweizer Käse aussehen. Gern ruhen hier Quappen. Ich kann dieses Mal jedoch keine aus machen.

Ich lege mich vor einer Wand in die Wassersäule und erfreue ich mit jedem Atemzug dieses herrlichen Anblicks. Kennt ihr das? Ich bin einfach nur zufrieden.

Nach 2h neigt sich jedoch mein Gasvorrat zur Neige und ich steige auf. Ich liebe das Tauchrevier Deutschland.

Unterwasserimpressionen Werbellinsee

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2015 Werbellinsee X

30.06.2015, Werbellinsee (Brandenburg)

Es sind noch 90bar in der Flasche. Und ich verspüre einen inneren Drang, meinen Kopf unter Wasser zu stecken, Lust dem bunten Treiben in unserem einheimischen Gewässer zuzuschauen. War eine Weile schon nicht im Werbellinsee, für diesen spontanen Tauchgang mein Ziel.

Ich bin so unendlich froh, hier zwischen all diesen wunderschönen Seen wohnen zu dürfen. Der Werbellinsee, die Helene, der Straussee – alles schnell zu erreichen. Man merkt, es ist Urlaubszeit. Auch an den entlegenen Stellen erfreuen sich Besucher und Gäste dem kühlen Naß. Bei diesem Kaiserwetter aber auch wirklich kein Wunder.

Die knallige Sonne motiviert mich, diesmal besonders schnell in den Tauchanzug zu springen, das Gerödel anzulegen und abzutauchen. Was für ein tolles Gefühl, wenn das Wasser die Last trägt und Abkühlung spendet. Kurzer Check und dann ist der Kopf unter Wasser.

Wow, was für tolle Aussichten. Das Wasser klar. Plötzen, Barsche nehmen einen in Empfang. Frei von jeder Scheu zeigen sie sich vor meiner Maske und suchen am sandigen Grund nach einem guten Bissen. Ich verweile und beobachte eine ganze Zeit, bis ich mit wenigen Flossenschlägen entlang der Uferkante weiterziehe. Auch diese Stelle des Sees ist reich und vielfältig bewachsen. Lebensraum für unendliche kleine und große Lebewesen.

Gesunder Lebensraum

Wunderschöne Characeen, hochwachsendes Laichkraut, Hahnenfußwiesen und Wasserpest erfreuen das Taucherherz. Die vielfältig vorhandenen Armleuchteralgen zeugen von guter Wasserqualität und sind ein Indiz für nährstoffarme Gewässer, da sie sehr empfindlich auf Nährstoffe reagieren. Auffällig hier die Hornblättrige Armleuchteralge mit ihrem gerieften Stengeln und orange-roten Geschlechtsorganen. Solltet ihr unter Wasser hingegen viel auf das nähstoffliebende Hornblatt und Tausendblatt stoßen, dann werdet ihr in der Regel kaum oder gar keine Armleuchteralgen finden. Achtet mal drauf.

„Wo Armleuchteralgen vorkommen, ist die Welt noch in Ordnung“, sagt Chara-Expertin Irmgard Blindow, Leiterin der Biologischen Station Hiddensee.

Ich bin jetzt bereits 45min im Wasser und habe vielleicht 10 Flossenschläge gemacht. Ein rotbauchiges Stichlingsmännchen macht mich neugierig. Es huscht zwischen Wasserpest hin und her und auch davon. Will es mich ablenken? Ich suche den Boden nach einer kleinen geordneten Struktur mit einer winzigen Öffnung ab. Und siehe da – ein Stichlingsnest. Ich warte geduldig. Der Wächter der Brut wird zurückkommen, muss er doch nach dem Rechten sehen und regelmäßig frisches Wasser fächeln. Er kommt. Hält mich auf Distanz und richtet das Nest. Kleine Flußbarsche nähern sich. Ohje, jetzt ist’s um den Stichlingmann geschehen, schießt mir durch den Kopf. Von wegen, wie ein ganzer Kerl stellt er sich mit aufgerichteten Stacheln den Eindringlingen entgegen und verjagt sie. Mein voller Respekt. Ich ziehe weiter.

Ein Stichlingsnest im Tauchrevier Deutschland

Sandiger Boden und auffällige längliche Spuren lassen mich innehalten. Sind hier vielleicht Steinbeißer zu Hause? Ich stoppe und suche den Boden ab. Und tatsächlich, die dem Untergrund gut angepassten Dorngrundeln mit ihren sechs Barteln liegen auf und teilweise im Sand. Langsam nähere ich mich in der Hoffnung auf ein gelungenes Foto. Die Burschen sind jedoch so achtsam und schnell. Ein kurzes Zucken, eine Staubwolke und weg sind sie. Verhält mich sich ruhig, erscheinen sie wieder auf der Bildfläche. Die Uhr zeigt bereits eine Tauchzeit von 90min an, dabei bin ich gerade mal um die Ecke getaucht. Die Zeit fliegt.

Ich kehre um und steige zufrieden aus dem Wasser. Was für ein spannender Tauchgang im Tauchrevier Deutschland.

Unterwasserwelt Werbellinsee

Schon mal ein Stichlingsnest gefunden?

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Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

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