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Tauchen im Bisophärenreservat
08.10.2017, Tauchen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Brandenburg ist wunderschön, zu jeder Jahreszeit. Das muss ich immer wieder feststellen. Brandenburg ist reich an Seen. Wir Taucher sollten der Eiszeit ein Denkmal setzen. Wirklich zahllose kleine und große Seen reihen sich in Rinnen, liegen in enger Nachbarschaft und entfalten ihre Schönheit inmitten stattlicher Wälder.
Und dies trübt auch ein wenig das Taucherherz. Ist das Brandenburger Wassergesetz in Bezug auf das Tauchen mit Gerät durchaus liberal, so kennt das Brandenburger Waldgesetz keine Gnade. Zufahrten, um das schwere Tauchgerödel an den See zu bringen sind eher Fehlanzeige. Ausgewiesene Landschaftsschutzgebiete wie das „Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin“ und Naturschutzgebiete wie das Weltkulturerbe „Grumsiner Forst“ verschärfen die Situation. Man muss sich gut informieren.
Seen im Biosphärenreservat
Die Seenlandschaft ist riesig, hier seien stellvertretend der Grimmnitzsee, Dovinsee, Grumsinsee, Gladbecker See, Wolletzsee, Peetzigsee und der Redernswalder See genannt. Erkundungen vor Ort in einmaliger Landschaft liefern wertvolle Informationen für einen möglichen Tauchgang. Erzählungen heimischer Uckermärker und Barnimer runden das Bild ab. Da ist von Schätzen die Rede, altem Kriegsgerät und Tiefenangaben von über 70 Metern. Abenteuerlich.
So manche Schönheit entpuppt sich allerdings als wirkliche Enttäuschung. Pflanzenlos, fischleer, ja beinah leblos zeigt sich eine enttäuschende Unterwasserwelt. Die Ursachen sind sicher vielfältig und die Einflüsse vielschichtig. Doch es gibt sie noch, lebendige und gesunde Seen, wahre Perlen. So zeigte sich auch unser heutiges Tauchrevier, dessen Namen ich bewusst nicht nennen möchte.
Schöne Unterwasserwelt
Nach dem Unwetter „Xavier“, der dem alten Buchenbestand ziemlich zusetzte, und dem anhaltenden Regen scheint die Sonne wie lange nicht. Die Herbstfärbung des Laubes der säumenden Bäume leuchtet in ihrem Schein. Es ist wundervoll, hier am Ufer des Sees zu stehen. Und noch mehr freuen wir uns den Kopf unter die Wasseroberfläche zu stecken.
Unter leuchtenden, neugierigen Blicken vielleicht zukünftiger Taucher stapfen wir in den See und machen die letzten Handgriffe. Check und Gluckgluck. Das Wasser ist grün geschwängert und hat Sichtweiten von 3-4 Meter. Sofort tauchen wir in eine artenreiche Pflanzenwelt ein. Schön und prächtig, doch bereits herbstlich geprägt. Wasserschlauch, Laichkraut, Raues Hornblatt, Hahnenfuß und Tausendblatt gehen mit zunehmender Tiefe in Wasserpest und Grünalgen über. Abgestorbene Biomasse vergangener Jahre wabern am Grund und geben keinen Halt für Muscheln. Zahllose Spuren des wandernden Flusskrebses sind schnell ausgemacht. Ist hier vielleicht noch ein Edelkrebs Zuhause?
Flora und Fauna im Herbst
Nach einigem Suchen entdecke ich den ersten Krebs, die kastanienbraunen Abdomen verraten den invasiven Kamberkrebs. Also auch hier. Mit nur wenigen Bewegungen ist er ganz im Schlamm versunken. Vereinzelt huschen kleine Flussbarsche im Schein der Lampe. Wir drehen eine ausgiebige Runde im See, um dann an das Ufer für den Rückweg zurückzukehren.
Kamberkrebs, Teichmuschel und Hecht
Felder von Hornblättrigen Armleuchteralgen zeigen das nahende Ufer an. Immer wieder bin ich von einer derartigen Pracht begeistert. Die kleinen Lauerjäger finden ideale Bedingungen, um den kleinen Plötzen und Barschen nachzustellen. Wundervoll. Ebenso imposant sind die zum Licht ragenden Triebe des Gewöhnlichen Wasserschlauchs, einem Fleischfresser (Karnivore). Unzählige Fangblasen sammeln das Zooplankton und decken zusätzlich den Nährstoffbedarf.
Gewöhnlicher Wasserschlauch (Utricularia vulgaris)
Eine wirklich beeindruckende Unterwasserlandschaft. Abgerundet wird das prächtige Erscheinungsbild durch Wiesen von Nixenkraut. Süßwasserschwämme klammern sich an den Halmen des Röhrichts. Es gibt endlos zu entdecken. Und so wundert es nicht, dass die Uhr schon eine Tauchzeit von gut 100 Minuten anzeigt. So langsam dringen 14 Grad Wassertemperatur durch und wir entsteigen mit einem Lächeln dem wunderschönen See.
Unterwasserimpressionen eines heimischen Sees
Die Sachen sind schnell verstaut und wir verabschieden uns zu neuen Tauchabenteuern im Tauchrevier Deutschland.
2016 Tauchen im Parsteiner See
20.11.2016, Parsteiner See (Brandenburg)
Bevor wir unseren Kopf unter die Wasseroberfläche des drittgrößten Natursees Brandenburgs stecken, wollen wir uns in dieser seenreichen Ecke im Nordosten Brandenburgs ein wenig umsehen. Das glaziale Seebecken beherbergt viele Gewässer.
Da ist zum einen der langgestreckte Krummer See mit einer Maximaltiefe von 10 Metern. Über eine Länge von 1,5 Kilometern zieht sich dieser schmale Rinnensee. Das Wasser ist braun und trüb, lädt keinesfalls zum Tauchen ein. Stege, Kähne und Hinweisschilder weisen ein Anglerrevier aus. Idyllisch liegt er allemal im Schein der Sonne.
Nur wenige Meter südlich treffen wir auf eine gewässerökologische Besonderheit, der Tiefer See. Vor wenigen Jahren wurde er noch als oligotroph-alkalische Klarwassersee ausgewiesen und hatte unendliche Sichtweiten. Aber auch diesem 33 Meter tiefen See hat die angrenzende Landwirtschaft zugesetzt. Zunehmender Schilfröhricht zeugt von gestiegenem Nährstoffgehalt. Der See ist in privatem Besitz und öffentlich nicht zugänglich.
Tauchen in Barnim und der Uckermark
Auf einer Achse liegend bilden der Schulzensee und der Apfelsee die Verbindung zum Parsteiner See. Nur per Pedes gelangt man an die Ufer dieser wilden Gewässer und kann sich an deren Schönheit erfreuen. Die Gewässer befinden sich im Biosphärenreservat und Naturschutzgebiet und dürfen nicht betaucht werden. Das muss ich allerdings noch einmal an kompetenter Stelle hinterfragen. Ein Besuch vor Ort hat sich dennoch gelohnt.
Nun aber auf zum Parsteiner See, der am Südostufer mit einem Campingplatz und einer Tauchbasis aufwartet.
Tauchen im Parsteiner See
Die Sonne lacht. Ein böiger Wind schiebt Schäfchenwolken am Himmel entlang. Kurze Wellen mit kleinen Schaumkronen rollen von einer Seite des Sees zur anderen. Wir sind schnell im Wasser. Eine Besonderheit des Sees ist sein flacher Uferbereich. Man muss schon etliche Flossenschläge absolvieren, um ausreichend Wasser über die Flaschen zu bekommen.
Der Zungenbeckensee hat eine durchschnittliche Tiefe von etwa 10 Metern und weist eine Maximaltiefe von gut 30 Metern im Nordbecken auf. Das Wasser ist klar. Ideale Tauchbedingungen. Der Grundrasen aus verschieden Leuchteralgen, Wasserschlauch und Tausendblatt welkt bereits. Das leuchtende Grün ist verschwunden und die verbleibenden Stengel sind mit Glöckentierchen und Polypen besetzt.
Kleine Feldsteinfelder bieten Unterschlupf für den amerikanischen Kamberkrebs, den das abkühlende Wasser in Paarungslaune versetzt hat. Dreikantmuscheln und Teichmuscheln filtern das scheinbar klare Wasser. Die Wassertemperaturen des Spätherbstes haben die Fische in tiefere Schichten des Parsteiner Sees getrieben. Es sind die kleinen Dinge, die den Tauchgang spannend und interessant machen. Schlammschnecken und Sumpfdeckelschnecken jagen über den Gewässergrund. Ein gefundener Regenschirm ist schnell geborgen und entsorgt.
Unterwasserwelt Parsteiner See
Ein schöner Tauchausflug in den Landkreisen Barnim und Uckermark. Tauchen im Tauchrevier Deutschland.
Bereits im Parsteiner See getaucht?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
Universum Wiese
Die Wiesen eine besonderes Universum
Tauchen ist eine Leidenschaft, die ich mit vielen, die ich mit Euch teile. Es ist so wunderbar, schwerelos in Stille einzutauchen, zu beobachten, zu entdecken, Gast zu sein, in einer nicht für uns Menschen gemachten Umgebung.
Jeder, der meinen Blog aufmerksam verfolgt, weiß, dass mich diese vielfaltige und atemberaubende Unterwasserwelt besonders in unseren einheimischen Gewässern fasziniert. Ein fragiles und schützenswertes Habitat für unzählige kleine und große Bewohner.
Die Wiese ein Universum der besonderen Art
Unsere natürlichen Seen, Steinbrüche, Bagger- und Kiesseen, alte Bergbauseen, Flüsse und Weiher sind aber nicht einfach so da, sondern eingebettet und eingefasst in lebendiger Natur, von Wäldern, Feldern und Wiesen. Na meistens jedenfalls.
Wenn wir uns mit unseren Decken und Planen, Kisten und Flaschen an den Ufern der Gewässer niederlassen, betreten wir ein Universum der besonderen Art. Unzählige Wirbellose und Insekten, wie Käfer, Fliegen, Schmetterlinge, Spinnen und Grashüpfer kämpfen in diesem Mikrokosmos ums Überleben, um den Erhalt ihrer Art. Eine Vielfalt von Pflanzen und Gräsern bietet diesem Krabbelgetier ein Versteck, ein Zuhause und Nahrung.
Schönheiten umgeben unser Tauchrevier
Mit meiner Kamera bin ich gern auf Entdeckungsreise an den Ufern unserer Tauchreviere. Die Makroaufnahmen erst zeigen, was dem menschlichen Auge sonst verborgen bleibt, die Perfektion und Schönheit der Schöpfung. Kleine kaum wahrnehmbare Blüten unbekannter Pflanzen sind in Form, Farbe und Anmut kaum zu überbieten.
Mittlerweile bin ich in über 100 Gewässern in Deutschland abgetaucht. Und ich bin davon überzeugt, dass eine intakte, gesunde und vor allem vielfältige die Tauchgewässer säumende Natur auch ein Indiz für einen gesunden See sein kann. Felder und Monokultur in unmittelbarer Nachbarschaft deuten auf den Eintrag von Dünger und somit Nährstoffe hin, Siedlungen und Gewerbe bedeuten meist Müll und Abwasser. Es hängt alles zusammen.
In diesem Beitrag möchte ich die eine oder andere Entdeckung mit euch teilen und würde mich freuen, wenn dieser Euren Blick schon vor dem Eintauchen in das Abenteuer Tauchen schärft.
Nein, ich bin kein Naturschutzfanatiker. Ja, ich liebe unsere einheimische Natur unter und über Wasser. Der Ausschluss des Menschen von der Natur, des Tauchers von Tauchgewässern ist für mich kein nachhaltiger Ansatz für Naturschutz. Im Gegenteil, bewusste Taucher leisten einen unschätzbaren Beitrag zum aktiven Naturschutz.
Wir alle wollen in klaren, gesunden und lebendigen Seen unserem außergewöhnlichen Hobby nachgehen. In diesem Sinne genießt Eure Tauchgänge in vollen Zügen, und seid Euch bewusst, dass wir nur Gäste in Neptuns Reich sind.
Wundervolle Begegnungen im Tauchrevier Deutschland
2014 Kleiner Lankesee
06.09.2014, Kleiner Lankesee (Brandenburg)
Heute habe ich mich einer naturschutzkundlichen Gewässeruntersuchung angeschlossen. Unter der Obhut von „Tauchen für den Naturschutz“ und dem NABU galt es lebensraumtypische Habitatsstrukturen, „Störanzeiger“ und Beinträchtigungen zu bestimmen.
Objekt der Untersuchung war der Kleine Lankesee bei Löwenberg. Das Gewässer ist ein Kleinod inmitten eines wunderschönen Forsts. Unter Wasser sah es ein wenig unromatischer aus. Die Sicht etwa 1-2m. Bis zu einer Tiefe von 2m säumt das Ufer eine beinah pflanzenleere Sand/Kieszone. Vereinzelt dominieren das Rauhe Hornblatt und das Ähren-Tausendblatt.
Sporadisch zeigen sich zur Freude Nixkraut, Wasserpest und Armleuchteralgen. Auffällig viele, große Teichmuscheln lugtem aus dem Sand und spuckten vulkangleich das filtrierte Wasser aus ihrem Schlot.
Ab 2m bis 6m Tiefe liegt ein mächtiger Algenteppich, der Konkurrenten keinerlei Wachstumschancen bietet. Mein gesamter Arm verschwand in ihm, ohne dass ich dabei den Boden berührte. Kleine Flussbarsche und ein großer Hecht sorgten für ein wenig Abwechslung.
Die Auswertung der Ergebnisse ergab dann auch nur das Pädikat C – mittel bis schlecht. Abschliessend hörte ich Aussagen wie: „Das Gewässer hat Potential“ ;-).
2014 Ilsesee
22.08.2014 Ilsesee (Bayern)
Vom Ilsesee habe ich schon viel aus dem „Netz“ erfahren und für mich stand ein Besuch daher während meiner Tour durch die bayrischen Tauchreviere fest. Jürgen reagierte auf meine Anfrage mit einer prompten Einladung, hat mich herzlich empfangen und mir einiges über den Werdegang des Sees erzählt.
Der See hat seinen Ursprung im Kiesabbau, hat eine maximale Tiefe von 15m und ein unverwechselbares UW-Profil. Die Hügel und Canyon, sowie der UW-Urwald machen eine Navigation ohne Kompass zu einer echten Herausforderung. Dass der Ilsesee ein solches Schmuckstück mit einer intakten Flora und Fauna ist, kommt nicht von ungefähr. Ein wasserökologisches Nutzungskonzept, die konsequente Umsetzung und Sensibilisierung der Taucher sind wichtige Erfolgsfaktoren. Nicht immer auf Verständnis stossend gibt das Ergebnis den Betreibern Recht.
Natur und Menschen müssen kein Widerspruch sein und gehören zusammen. Fingerspitzengefühl ist gefragt.
Ein toller Baggersee. Wer kennt ihn?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.