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2015 Baggersee Streitköpfle
10.08.2015, Baggersee Streitköpfle (Baden-Württemberg),
Tauchen in Baden-Württemberg, gemeinsam mit Tipps-für-Taucher das südliche Tauchrevier erkunden. Heute Morgen erlebten wir einen schönen Tauchgang im Brechtsee, einem arten- und pflanzenreichen, aber auch strapazierten Baggersee. Für einen zweiten Tauchgang an diesem herrlichen Sommertag besuchen wir den nahegelegenen Baggersee Streitköpfle. Auf dem Weg dorthin machen wir an der benachbarten Rheinfähre halt und stärken uns mit einem landestypischen Wurstsalat.
In den Sozialen Netzwerken habe ich schon viel gehört vom Baggersee Streitköpfle. Nun endlich habe ich die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen, hier einzutauchen. Ich freue mich. Auch dieser Baggersee diente der Kiesgewinnung und erfreut sich jetzt bei Badegästen und Tauchern großer Beliebtheit.
Baggersee Streitköpfle, Linkenheim
Baggersee Streitköpfle, Streitköpflesee, Baggersee Linkenheim oder einfach liebevoll BaLi, dieses Tauchgewässer trägt viele Namen. Ich erfahre von lokalen Tauchern, dass der Name „Streitköpfle“ seinen Ursprung im Streit über die Gleichstellung des Gerätetauchens und dem Schwimmen mit Blick auf die Gewässernutzung hat.
Etwa 10km südlich vom Brechtsee ist er für uns schnell erreicht. Zwei junge Damen empfangen uns mit offener Hand und einem freundlichen Lächeln. Nach Entrichtung eines „Wegezolls“ befahren wir einen großen Parkplatz am östlichen Ufer des Baggersees. Ferien, Sommerwetter, wir sind natürlich nicht allein. Mir wird berichtet, dass dieser Baggersee einer der wenigen Gewässern ist, in denen die Taucherausbildung erlaubt ist. Wir stellen die Autos ab und laufen an den Strand. Ein kleiner Damm teilt den Baggersee in zwei Hälften. Tauchen ist ausschließlich im linken Bereich gestattet. Mit etwa 10m Tiefe in diesem Teilstück ein eher flaches Gewässer. Nun wollen wir eintauchen.
Neben uns ein Tauchlehrer mit seiner angehenden Junior-OWD-Schülerin. Mit großen Augen schaut sie uns staunend an, wie wir schweißgebadet in unsere „langen Männer“, Unterzieher und Trockenanzüge quälen. „Warum zieht ihr euch so dick an, das Wasser ist doch warm?“ fragte sie neugierig. Wir schauten uns an und wussten, dass sie recht hat, stammelten dann etwas von Sprungschicht, tief und kalt und lange Tauchgänge :-). Zweifelnd gab sie sich wohl dennoch mit der Antwort zufrieden.
Tauchen im Baggersee Streitköpfle
Endlich im Wasser. Besonders bei diesen Temperaturen ein toller Moment. Erstmalig erfahre ich durch meinen Anzug keine Abkühlung. Das Wasser ist mit 25 Grad gut temperiert. Vom Strand wollen wir den See queren und dann dem Uferverlauf an der rechten Schulter folgen. Die Sicht ist eher bescheiden, in Seemitte am Grund gar nicht mehr vorhanden. Der Kompass führt uns durch den dichten Nebel. Auch auf 10m keinerlei Abkühlung. Das Wasser hat immer noch 20 Grad. Ein mächtiger Baumstamm erscheint im Lampenlicht, das Revier eines großen Hechtes.
Es wird flacher, wir müssen das andere Ufer erreicht haben. Dieser Baggersee scheint die Heimat des Nixkrautes zu sein. Großflächig ist es anzutreffen. Eine schöne Unterwasserpflanze. Immer wieder habe ich erstaunt über Ochsenfroschkaulquappen in diesem See gelesen. Werde ich ihnen begegnen? Dieser große Allesfresser ist eine echte Bedrohung für unsere einheimischen Lurche. 2-3 Jahre überdauern die pflanzenfressenden Kaulquappen im See, bevor sie dem Nass entsteigen und auf alles Jagd machen, was sich ihnen in den Weg stellt. Und tatsächlich, Kaulquappen huschen auf dem Kiesgrund hin und her. Doch sind Ochsenfroschnachkommen? Seht die Bilder, was meint ihr?
Kaulquappen vom Ochsenfrosch?
Stefan gibt mir ein Lichtzeichen und lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Er will mir was zeigen. Ich gehe von etwas Großem aus und scanne das Wasser. Nichts. Stefan deutet auf seine Lampe. Jetzt sehe ich die Schönheit im Lichtkegel auch, eine Meduse, eine Süßwasserqualle. Als Polypen warten sie im See nur auf den richtigen Moment, die optimalen Bedingungen, um sich zu teilen, zu stroboskopieren und die kleinen Medusen in das Freiwasser zu entlassen. Majestätisch schwebt die kleine Schönheit (2-3cm) im Schein des Lichtes mit ihren Hunderten nesselbesetzten Tentakeln auf der Suche nach Fressbarem. Die hohe Wassertemperatur wird sicher der Auslöser für das Freisetzen der Medusen gewesen sein. An solchen kleinen Dingen kann ich mich erfreuen.
Süßwasserqualle (Craspedacusta sowerbii)
Der Kompass zeigt an, dass wir bereits auf dem Rückweg sind. Umgestürzte Bäume liegen im Wasser und bieten kleinen Fischen Schutz und Räubern gute Deckung. Ein kleiner, schöner Baggersee. Entspanntes Tauchen im Tauchrevier Deutschland. Und die kleine Taucherin sollte natürlich Recht behalten, das Wasser war warm und wir zu dick angezogen.
Komme mir vor, wie das Wildschwein unter dem Eichenbaum. Noch am Wasser stehend, freue ich mich bereits auf unser nächstes Ziel, den Bodensee.
Sind das Kaulquappen vom Ochsenfrosch?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
2015 Waschsee
18.07.2015, Waschsee (Mecklenburg-Vorpommern)
„Tauchrevier Deutschland“ verbindet. Tauchen als gemeinsame Leidenschaft verbindet. Ich freue mich sehr, wenn ich von Freunden und Lesern meines Blogs eine Einladung zu einem gemeinsamen Tauchgang erhalte.
Fred möchte mir seine neue Entdeckung zeigen und lädt mich zu einem samstäglichen Tauchgang in unserem Tauchrevier Deutschland ein. Da bin ich gern dabei. Wir treffen uns in Thomsdorf. Nach einem kurzen „Hallo“ und Schnack folge ich ihm und seinem Auto über Wiese, Wald und Feld. Wir verlassen Brandenburg und erreichen den südlichen Zipfel der Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Vorbei an einem kleinen Ort namens Mechow in der Nähe der bekannten Krüseliner Mühle erreichen wir die Nordspitze des Waschsees. Ein typischer Waldsee, wunderschön anzusehen. Eine kleine Badestelle mit Parkmöglichkeiten bietet eine ideale Einstiegsmöglichkeit.
Der Waschsee ist mit 19 ha Fläche nicht besonders groß und unterteilt sich in das Nord- und Südbecken. Ein langer Steg ragt in das Wasser und erlaubt einen ersten Blick in das kühle Naß. Das Wasser scheint klar, zumindest an der Oberfläche. Laichkraut und Leuchteralgen lassen auf einen schönen Tauchgang in einem unserer Naturseen hoffen.
Bis auf einen einsamen Camper sind wir allein, noch. Ganz gemütlich und mit einer gewissen Vorfreude machen wir uns für den Tauchgang fertig. Kinderstimmen oder besser Geschrei aus dem Wald künden Badegäste des benachbarten Kinderdorfes Mechow an. Schöne Dinge hat man nur selten für sich allein. Aber alles ist gut. Wie sich zeigen wird, haben wir später viel Spaß mit den Kleinen.
„Ein Taucher! Cool“
Bis wir dann fertig zum Einsteigen sind, hat sich der Badestrand gut gefüllt. „Ein Taucher!“ schallt es mir entgegen als der schwarze Mann gesichtet wurde. Es dauerte nicht lange und ich war inmitten einer Kinderschar mit tausenden Fragen. Herrlich. Warum hast du denn dies und das? Wirst du nicht nass? Wonach tauchst du denn? Kann ich auch mal durch die Maske schauen? Darf ich mal durch das Ding da atmen? Ich genoss die Tatsache, die heutige Attraktion zu sein. Einige Kinder folgen mir schwimmend ins Wasser. Meine Maske geht von Kinderhand zu Kinderhand. Fred kommt hinzu und wir werden belagert. Abtauchen unmöglich. Belegte Brote, soeben von zwei Betreuern an den Badestrand gebracht, waren dann unsere Rettung. Der Hunger war größer als die Neugier.
Wir nutzen die Gelegenheit und tauchen ab. Jeder erkundet den See für sich allein, so der Plan.
Ein breiter Pflanzengürtel begrüßt mich. Inmitten dieses Grüns ein Hecht, die vorbeihuschenden Plötzen fest im Blick. Dabei stellt man sich schon mal kopfüber ins Wasser. Wir scheinen Schleie zu stören. Mit kräftigen Flossenschlägen verschwinden sie. Hochwachsendes Laichkraut und Tausendblatt. Schöne Leuchteralgen, verschiedene Arten, ob Arm- (Chara), Glanz- (Nitella) oder Baum- (Tolypella) Leuchteralgen vermag ich nicht mit Gewissheit sagen, auf jeden Fall vielfältig. Kleines Nixkraut, Krauses Laichkraut. Das Uferbereich ist ordentlich bewachsen. Aber etwas stört. Das Grün leuchtet nicht. Die orangeroten „Knospen“ der Hornblättrigen Armleuchteralge sind schwer auszumachen. Die Makrophyten sind stark sedimentiert, werden teilweise erdrückt von der Last.
Stark sedimentiert und zerwühlt
Das grüne Band wird unterbrochen von aufgewühlten Kahlstellen. Auch das Wasser ist mit Sedimenten geschwängert. Ähnlich wie die Schwarzkittel im Wald scheinen hier die Karpfenähnlichen das Untere nach oben zu kehren. Es müssen viele sein, sehr viele, zu viele für diesen See und diese schöne Unterwasser-Flora. Immer wieder treffen wir auf Schleie. Ab einer Tiefe von 4m endet die Pflanzenzone und geht über in einen öden, monotonen, wabernden Schlammgrund. Der See soll wohl eine Tiefe von 11m haben. Ich erreiche 7m und kehre bald wieder zurück in den flacheren, interessanten Bereich.
Alte im Wasser liegende Bäume sind von Dreikantmuscheln bevölkert. Ein Meer von Schalen am Grund. Auch hier kann ich Schleie beobachten, die sich an den Muscheln gütlich halten. Ich tauche weiter. Und überall das gleiche Bild. Wühlspuren, ausgerissenes Grün und stark sedimentierte Pflanzen. Ich treffe Fred. Wir kehren um. Er bestätigte mir meine Beobachtungen später an Land.
Karpfenähnliche dominieren den See
Bäuchlings am Boden entdecke ich kleine, gefleckte und beinah durchsichtige Fische. Sie sind scheu und machen mir das Fotografieren schwer. Ich kann sie nicht sofort bestimmen. Als ich mir die Bilder am Rechner daheim anschaue, glaube ich, dass es sich hierbei um junge Kaulbarsche handelt.
Als wir auftauchen, werden wir wieder von den Kindern in Empfang genommen. Was habt ihr gesehen? Wie tief seid ihr gewesen? Darf ich auch mal? Wir schaffen es, uns zu entreißen und entledigen uns der Ausrüstung. Eine gute Freundin wartete bereits auf uns.
Wir tauschen uns aus und sind ein wenig enttäuscht. Hier ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten, da waren wir uns einig. Nein, kein zweiter Tauchgang. Wir schwatzten noch ein wenig und schauten auf dem Rückweg am Hardenbecker Haussee vorbei.
Ein schöner Tag mit Freunden in unserem Tauchrevier Deutschland.