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2016 Tauchen im Sundhäuser See
11.05.2016 Sundhäuser See (Thüringen)
Neben den vielen Naturseen, ein Geschenk der letzten Eiszeit, besteht das Tauchrevier Deutschland aus zahlreichen künstlichen Gewässern, Hinterlassenschaften menschlicher Rohstoffgewinnung. Der Sundhäuser See bei Nordhausen/Sundhausen ist einer von fünf Kiesseen (Sundhäuser See, Möwensee, Forellensee, Bielener See, Tauchersee), die durch den Kiesabbau in den fünfziger Jahren entstanden. Die Gewässer, insbesondere der Sundhäuser See und Möwensee entwickelten sich zu beliebten Tauchrevieren in Deutschland. Das Projekt „Nordhusia“ lockt jedes Jahr viele Taucher nach Thüringen. Zeit, sich selbst ein Bild zu machen.
Tauchen im Sundhäuser See
Mit dem „Tauchsportzentrum Nordhausen“ und „Oasis Tauchbasis“ haben sich zwei Tauchbasen vor Ort niedergelassen. Wir erreichen die Seenlandschaft der ehemailgen „Goldenen Aue“ am Vormittag bei allerbestem Wetter und checken bei den Actionsportlern ein. Die Anmeldung ist schnell, unkompliziert und freundlich. Tauchplatzbeschreibungen sind zahlreich vorhanden und weisen 4 Einstiege (1, 1/2a und 3) aus. Es ist Mittwoch, die Parkplätze am See sind beinah leer, an den Wochenenden wohl eher nicht. Wir treffen Tauchfreunde aus Münster, die ihren letzten Tauchgang eines mehrtägigen Ausfluges absolvierten. Wir tauschen uns ein wenig aus, erfahren etwas über die Sichtweiten und lassen uns noch einmal unsere Tauchkurse bestätigen.
Nach mehrstündiger Autofahrt und herrlichem Sonnenschein wollen wir einfach nur noch ins Wasser. Wir entscheiden uns für den Einstieg 1 und das Unterwasserdorf „Nordhusia“. Beim Anrödeln wird mir bewusst, wie laut und staubig es hier ist. Entgegen den Brandenburger Naturseen befinden wir uns in einem Industriegebiet. Asphalt- und Transportbetonwerke produzieren für unsere Infrastruktur, LKW’s donnern über die staubige Straße, die kleine Halbsinsel am See wird gerodet und für eine Ferienhaussiedlung erschlossen, Autobahn- und Eisenbahntrassen lärmen ohne Unterlass. Ich freue mich auf die Ruhe unter Wasser.
Nordhusia im Sundhäuser See
Der Sundhäuser See ist ca. 60 ha groß und gut 30 m tief. Das Wasser schimmert blau und klar. Eine gut ausgebaute Treppe führt uns ins erfrischende Nass. Kurs genommen und abgetaucht. Tauchen im Sundhäuser See. Canyon, Gräben, Hügel, geschaffen durch die Eimerfördertechnik des Kiessabbaus, machen eine natürliche Navigation spannend. Die Sichtweiten sind wirklich gut. Allein tanzendes Zooplankton trübt ein wenig die Sicht. Zartes Grün der Armleuchteralgen bedeckt den Kiesgrund. Wir verfehlen unsere Zieltiefe und sind uns sicher, „Nordhusia“ verpasst zu haben. Wir drehen um und korrigieren ein wenig unseren Kurs.
Kaltes Tiefenwasser und warmes Oberflächenwasser treffen aufeinander und schaffen eine beeindruckende „Halocline“. Weißer Nebel verhängt die Unterwasserhügel. Die letzten paarungsfreudigen Flussbarsche setzen ihren Laich ab. Endlich. Wir treffen die ersten Bewohner des Dorfes. Lebensgroße Skulpturen des Holzkünstlers Krüger laden ein. Wohnhäuser, eine Kirche mit Altar, ein Friedhof … ein Unterwasserprojekt der Jugendkunstschule Nordhausen. Eigentlich bin ich kein Freund dieser menschlichen Hinterlassenschaften in unseren Gewässern. Bietet die einheimische Flora und Fauna doch ausreichend Sehenswertes. Wenn ich ehrlich bin, dann hat der Besuch in „Nordhusia“ doch Spaß gemacht. Und wir hatten das Dorf für uns allein.
Begegnungen im Sundhäuser See
Nach einem heißen Kaffee, einer leckeren Basis-Bockwurst und einem Schnack mit dem Basisleiter Martin entschieden wir uns für einen Fischgucken-Tauchgang in Ufernähe. Eine gute Entscheidung wie sich herausstellen soll. Große Schwärme halbstarker Flussbarsche ließen sich beim großen Fressen nicht stören. Sie brauchten nur das Maul öffnen und die Wasserflöhe sprangen von allein hinein. Hechte standen im tarnenden Grün und warteten auf ihre Gelegenheit. Einfach wunderschön. Das Highlight waren dann aber die nomadischen Karpfenfische. Gut ein Dutzend Spiegelkarpfen versammelten sich im Schutz alter Bäume und Wurzeln und genossen sichtlich die Wärme der einfallenden Sonnenstrahlen. Selten konnte ich bisher diese doch eher scheuen Fische so ausgiebig beobachten. Die großen Karpfen durchwühlen hungrig den Boden auf der Suche nach Fressbarem und Hinterlassen Mondlandschaften. Makrophyten werden ausgerissen und sedimentiert, sowie Nährstoffe freigesetzt. Die Wühler werden schnell für einen eutrophen See verantwortlich gemacht. Dabei sind sie in der Regel von Menschen eingesetzt und folgen ihrer natürlichen Bestimmung.
Ein wirklich wunderschöner Tauchgang im Sundhäuser See endet. Am Ausstieg treffen wir noch einmal auf die imposanten Edelkrebse, die hier häufig anzutreffen sind. Keine Amerikanischen Kamberkrebse, das freut mich, dominieren sie doch in weiten Teilen das Tauchrevier Deutschland.
Wir tanken Luft, packen unsere Tauchklamotten zusammen, lassen uns den Zugangscode für das Zahlenschloss am Möwensee geben, fahren zur Unterkunft, zischen 1-2-3 Bier und freuen uns auf den nächsten Tag im Tauchrevier Thüringen.
Unterwasserimpressionen Sundhäuser See
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