Tag Archives:Plötzen
2016 Tauchen im Edderitzer See
07.06.2016, Edderitzer See (Sachsen-Anhalt)
Bereits zweimal stand ich an den Ufern des Edderitzer Sees in der Nähe von Köthen in Sachsen-Anhalt. Diesmal nun werde ich einen Blick unterhalb der Wasseroberfläche nehmen können.
Hundert Jahre bis 1957 wurde hier Braunkohle abgebaut. Das Dorf Edderitz musste dem Energiehunger weichen und umziehen. Zurück blieb ein Tagebaurestloch, welches sich mit der Zeit mit Wasser füllte und zu einem Tauchrevier in Deutschland wurde. Ein Strandbad lädt Badelustige und Sonnenanbeter zum Verweilen und Erholen ein.
Tauchen im Edderitzer See
Der Edderitzer See (max. Tiefe 41 m) ist das Hausgewässer des Tauchclub Hurrican e.V., die ihr Basislager am Ostufer des Sees aufgeschlagen haben. Im Grunde war es der Tauchclub, im Besonderen deren Präsident Bernd, der mich auf das Tauchgewässer aufmerksam machte und mich zu einem Tauchgang einlud. Nun endlich hat es geklappt, auch wenn Bernd nicht persönlich vor Ort sein kann.
Der Einstieg in einen neuen See ist ja immer auch eine kleine Überraschung. Wo sind die besten Plätze, was kann man dort eigentlich entdecken? Bernd wusste von jüngsten Welssichtungen zu berichten und organisierte uns auch direkt eine Sondergenehmigung für das Parken in unmittelbarer Nähe der Giganten. Der Tauchclub erschließt sich den Edderitzer See mit einem klubeigenen Boot. Das Ufer verspricht einen besonderen, einen spannenden Tauchgang. Alte Bäume und Sträucher ragen aus dem Türkis schimmernden Wasser. Ideale Versteckmöglichkeiten für die großen Räuber.
Unterwasserwald im Edderitzer See
Bei strahlendem Sonnenschein und gut 30 Grad Hitze schlagen wir unsere Zelte auf den zugewiesenen Parkplätzen auf. Es sind nur wenige Schritte zum Wasser. Nach einer kleinen, vorbereitenden Inspektion zeigt sich, dass nicht nur wir auf Wels, Hecht, Karpfen und Co. neugierig sind. Wir befinden uns im Anglerrevier.
Wir gehen zurück zu den Autos und machen uns für den Tauchgang fertig. Diese sommerlichen Temperaturen bewirken bei mir Bestzeiten im Trockenanzuganziehen. Nur ins Wasser ist die Devise. Platsch, check und wir blubbern im Edderitzer See. Unser Plan? Wallersuche. Das ach so klare Wasser wird unterhalb der 2m Sprungschicht sehr schnell trüb. Die Trübung nimmt zu, je tiefer wir in den mangrovenähnlichen Unterwasserwald eindringen. Die Verursacher sind auch schnell ausgemacht. Massige Karpfen durchwühlen den Schlamm. Hier im Wald erinnern sie gleich mehr an Wildschweine. Aufgescheucht durch unser Blubbern schießen sie aus dem Nichts an uns vorbei.
Dichtes Gestrüpp und Bäume unter Wasser bilden ein ideales Revier für den Europäischen Wels. Langsam tauchen wir vorbei und hindurch. Den Blick fest zwischen die Äste gerichtet. Und tatsächlich, den ersten Wels haben wir schnell ausgemacht. Gut 1 m groß ruht er im Geäst. Jedoch so gut versteckt, dass ein Fotografieren schlecht möglich ist. Er hat außerdem keinen Bock auf uns Taucher. Genervt dringt er tief ins Dickicht und verschwindet aus unserem Blick.
Schwärme großer Plötzen huschen durch das Gestrüpp. Ein stattlicher Hecht hat sich strategisch günstig platziert und lauert auf seine Chance. Und immer wieder Karpfen. Teilweise muten sie wie fliegende Elefanten zwischen den Ästen an. Und da. Ein weißer Unterkiefer verziert mit vier Barteln verraten den nächsten Waller. 1-2-3 Fotos und auch er zieht sich zurück.
Europäischer Wels
Die Erkundungsreise in diesem einmaligen Habitat macht Spaß, wenngleich unzählige, verlassene Angelschnüre nur auf’s Einwickeln warten. Der zweite Tauchgang führt uns nach einem kleinen Abstecher ins tiefere Wasser hinweg über flächendeckendes Seegras. Das Wasser ist angenehm frisch und klar. Das Bild vom Unterwasserwald ließ uns jedoch schnell wieder an das Ufer zurückkehren. Diesmal tauchten wir in Richtung Südosten. Auch hier stehen zahllose Bäume. Wie durch ein Labyrinth suchen wir uns unseren Weg. Drüber, drunter und mittendurch. Modified Flutter- und Frogkick schieben uns schonend durch das Wasser. Zwei Schleie weiden die Algen von den Baumkronen. Fliegende Fische. Weitere Fische sind an dieser Stelle jedoch Fehlanzeige. „Noch einmal Lust auf einen Wallerbesuch?“, versuchen wir uns unter Wasser zu fragen. Muss lustig ausgesehen haben. Bevor wir also auftauchen, schauen wir noch einmal an unseren ersten Fundstellen vorbei. Der standorttreue Räuber ließ uns nicht im Stich. Aus seiner Behausung im tiefen Inneren des Busches kletterte er in die lichtdurchfluteten oberen Etagen und genoss das Leben, das Abendessen steht’s im Blick. So lässt’s sich aushalten.
Während die Karpfen im Bereich 2-3 m keinen Halm wachsen lassen, konnten wir abseits ihrer Freßplätze verschiedene Laichkräuter, Tausendblatt, Raues Hornblatt und einzelne Armleuchteralgen entdecken. Süßwasserpolypen bevölkern das Blattwerk des Laichkrautes.
Zwei tolle Tauchgänge im Edderitzer See. Tauchen in Sachsen-Anhalt. Vielen Dank an Bernd vom TC Hurrican und meinem Buddy Heiko.
Nachtrag: Das Kopf-in-den-Nacken legen beim Suchen von Wallern im Geäst macht sich mit umgeschlagener Halsmanschette übrigens hervorragend. Jedes Nicken ein kühlender Schluck Wasser.
Unterwasserimpressionen Edderitzer See
Kennt Ihr den Edderitzer See?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
2015 Straussee V
10.06.2015, Straussee (Brandenburg)
Nach der Reglerrevision entschied ich mich für einen Testtauchgang im naheliegenden Straussee. Ein Abstecher hierher lohnt immer. Ein wunderschöner See mit großem Fischreichtum, einer tollen Basis und jeder Menge freundlicher Leute.
Nach kurzer Anfahrt und nettem Plausch schlüpfte ich in die Tauchklamotten und marschierte die knapp 100m zum See. Spätestens hier wünsche ich mir den Winter mit um die Null Grad. Das Wasser ist ein Segen. Es trägt die Last und erfrischt zugleich.
Unendlicher Fischreichtum im Straussee
Bereits am Einstieg huschen große Schwärme von Bleien, Güstern und Plötzen um einen herum. Wundervoll. Die Sicht ist beinah hervorragend. Ich entscheide mich zunächst einen kleinen Abstecher über „Wolfgangs Wiese“ in nördliche Richtung zu tauchen. Armleuchteralgen, Laichkraut und Fadenalgen bilden eine „grüne Wiese“, einige wenige Schlammschnecken und Wassermilben mittendrin.
Ich drehe Richtung Süden und tauche auf einer Tiefenlinie von 10m parallel zum Ufer. Er ist noch erstaunlich hell, was ich auch schon anders erlebt habe. Der Seegrund wirkt wie eine Mondlandschaft, allerdings versucht das Hornblatt vereinzelt das Gebiet für sich zu beanspruchen. Steine, Äste und auch Müll werden von Polypen und Dreikantmuscheln besiedelt.
Ich drehe leicht östlich ab und komme etwa in Höhe des „Hechtbaumes“ am Ufer des Straussees an. Was ist hier los? Riesige Schwärme von kleinen Plötzen und Flußbarschen haben sich zusammengefunden. Ein faszinierender Anblick. „Baitball“ denken sich die großen Barsche und Hechte und machen unentwegt Jagd auf die Kleinen. So stelle ich mir den Sardin-Run in Südafrika vor. Es fehlen nur noch die Vögel. Ich kann mich kaum satt sehen. Völlig eingeschlossen von den flinken Fischen, liege und staune ich.
Drei kapitale Hechte im Hechtbaum schauen sich das Spektakel eher gelangweilt an. Sie brauchen eigentlich nur das Maul öffnen, um ihren Appetit zu stillen. Solch eine enorme Biomasse findet man nicht einmal in den warmen Gewässern dieser Erde. Unser Tauchrevier Deutschland ist einfach schön.
Nach einer ganzen Weile tauche ich weiter zum „Strahlenbaum“. Hier ist es vergleichsweise ruhiger. Wenige halbstarke Hechte lauern zwischen den langen Ästen des alten Baumes. Ich war schon oft hier, es wird nicht langweilig.
2h Tauchgang in dem fischreichsten Gewässer, welches ich bisher in Deutschland betaucht habe. Und mittlerweile sind es über 100 Tauchgewässer in unserem Tauchrevier, die ich kenne.
Übrigens, mein Atemregler pumpte zuverlässig Luft. Mich freut’s.
Unterwasserimpressionen vom Tauchgang
Was waren Eure schönsten Hechtbegegnungen?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.
2014 Straussee VIII
14.06.2014, Straussee (Brandenburg).
Nach S-Drill, Valve-Drill und Varying Permeability Model mal wieder einen wunderschönen, entspannten TG im Hausriff. Der Straussee steckt voller Leben. Spitzkopfaal, Quappe, Kaulbarsch, Plötzen, Barsch, Güster, na und Hecht sowieso. Auch die Kleinen unter den Großen wie Süßwasserpolypen, Wasserfloh, Süßwasserschwamm, Schnecken und Süßwassergarnelen tummeln sich im See. Die Putzerkolonne Krebs hält sich noch gut versteckt in ihren Höhlen auf.