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2016 Tauchen im Kulkwitzer See
04.05.2016, Kulkwitzer See (Sachsen)
Es wurde wirklich Zeit, den Kulkwitzer See bei Leipzig, einem ehemaligen Braunkohletagebau, wieder zu besuchen. Bin ich in der Vergangenheit bei den „Leipziger Delphinen“ im Norden getaucht, so entschied ich mich heute für das südliche Becken. Eigentlich besteht der heutige Kulkwitzer See aus zwei Tagebaurestlöchern, die durch einen Damm getrennt waren und 1963 geflutet wurden. Es heißt, dass der See ausschließlich mit Grundwasser gefüllt wurde und daher über eine gute Wasserqualität verfügt. Die guten Sichtweiten heute haben dies bestätigt.
Tauchen im Kulkwitzer See – Südbecken
Ein großer Parkplatz am südlichen Zipfel im Ortsteil Göhrenz wird mein Basislager. Hier befindet sich auch die Tauchbasis der „Tauchschule Florian“, die allerdings nicht besetzt ist. Vom See ist noch nichts zu sehen. Ich mache mich auf zu einem kleinen Erkundungsgang. Ein kleiner Weg führt ins Grün. Ich folge. Jetzt endlich schimmert Wasser durch die Äste der Bäume. Eine Wiese, ein Badestrand. Ich habe den Einstieg erreicht. Es sind schon ein paar Schritte zu gehen. Der Kulkwitzer See hat drei mögliche Einstiegsstellen für Taucher. Andere Bereiche sind als Naturschutzzonen ausgewiesen und dürfen nicht betreten/betaucht werden. Das Wasser sieht gut aus. Die Uferzonen gesäumt von Schilf und alten Bäumen. Ich freue mich auf einen ausgedehnten und entspannten Tauchgang.
Zurück am Auto, rein in die Klamotten und ab in den See. Check. Und mein Kopf ist endlich unter Wasser. Ich habe keinen bestimmten Kurs geplant, werde die Bucht ein wenig kreuzen und mich von der Unterwasserwelt leiten lassen. Kiesgrund durchzogen mit Laichkraut empfängt mich. Die Sicht ist wirklich gut. Junge Armleuchteralgensprosse schieben sich durch den Boden. Nicht lange und ein dichter Grundrasen von Armleuchterlagen bestimmt das Bild. Ich habe gelesen, dass dem Kulkwitzer See 13 Characeenarten nachgesagt werden. Das spricht für einen lebendigen See.
Makrophyten im Kulkwitzer See
Die Makrophyten überlassen im tieferen Wasser Fragmenten von Bäumen und Äste das Territorium. Es sieht mystisch aus. Schwebteile, eingefangen in der Sprungschicht, bilden einen weißen Schleier. Bisher konnte ich keinen Fisch erblicken. Nicht einmal die Überlebenskünstler Flussbarsch treffe ich hier an. Was ist los? Schlafen die Schuppigen noch in der Tiefe der See?
Ich lasse mich von dem Zucken und Winden eines nur wenige Millimeter großem Etwas in der Wassersäule ablenken. Ich schalte meine Kamera in den Makromodus und versuche das „Ding“ abzulichten. Stillhalten Fehlanzeige. Jetzt erkenne ich es. Eine kleine Mückenlarve steigt unter Zuhilfenahme ihrer kleinen Schwimmhärchen an die Oberfläche. Das Sehen will gelernt sein.
Was ist das? Ich schaue in mehrere offene Mäuler. Wie aus dem Nichts erscheint ein Trupp Geschuppter. Schnell die Kamera. Klar Makromodus, Grrr. Umschalten. Nun ist die Frontalperspektive dahin. Aber ich darf die eleganten Schwimmer noch von der Seite fotografieren. Das sind definitiv Karpfenfische. Doch warum wühlen sie nicht am Grund, sondern schieben ihre Körper mit aufgerissenem Maul wie Walhai und Großmaulmakrele durchs Wasser? Ich werd’s erfahren, schon bald.
Planktonfressende Silberkarpfen
Kopulierende Kamberkrebse, Ohrschlammschnecken, Polypen, doch keine weiteren Fische. Der Kulkwitzer See soll fischreich sein, sogar große Waller sind häufig anzutreffen. Sicher nur alles eine Frage der Zeit. Ich tauche in die Mitte der Südbucht und erreiche gut 10-12m Tiefe. Auf 8 m treffe ich dann auf eine mit Dreikantmuscheln besetzte Übungsplattform der Tauchschule. Nach 100 min und einem entspannten Tauchgang tauche ich auf und mache mich auf den Weg zum Auto. Unterwegs treffe ich eine junge Frau mit Hund, die dem tropfenden, schwarzen Mann ein „Du siehst ja gut aus.“ entgegenruft. Das konnte ich nur erwidern.
Mein Auto wartet Mutterseelen allein auf mich. Während ich mich meiner nassen Sachen entledige, hält ein Auto neben mir und der Fahrer fragt: „Na hast Du was gesehen?“. Ich erzähle von den Karpfenartigen. Mit ruhiger Stimme erfahre ich: „Das sind Silberkarpfen, Planktonfresser.“ Der Mann wusste auch zu berichten, dass dies Überlebende des Besatzes des VEB Binnenfischerei Wermsdorf sind. Ich erfahre einiges über den See und dessen Geschichte. Vor mir steht Dieter Florian, der Inhaber der Tauchschule Florian. Ein gestandener Mann und erfahrener Taucher. Ich lausche interessiert. Die Silberkarpfen werden weniger, denn sie sind bei diesen kühlen Temperaturen nicht in der Lage, sich zu reproduzieren. Den Anglern gehen sie als Planktonfresser jedoch nicht an die Angel. Daher wird der See regelmäßig mit den klassischen Wühlern besetzt. Die Wühlspüren im Grundrasen sind ganz klar zu sehen. Der Dialog zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen auch hier nicht immer einfach.
Ich nehme noch etwas Sachsenluft mit und mache mich auf den Heimweg. Wundervolles Tauchrevier Deutschland mit spannenden Begegnungen unter Wasser und an Land.
Unterwasserimpressionen
Kennt Ihr den Kulkwitzer See?
Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.