Tauchrevier Deutschland im Interview mit "Der Taucherblog"

Tauchen im Bergbausee

27.10.2017, Zwenkauer See (Sachsen)

Heute nun soll es sein. Seit Monaten schieben wir einen gemeinsamen Tauchgang auf. Treffpunkt ist die Tauchbasis am Zwenkauer See. Ich bin mit Robert verabredet, Basischef, PADI Course Director und ein langer Freund des Tauchrevier Deutschland.



Ein starker Wind bläst dicke, graue Wolken über den Zwenkauer See. Mancherorts entlässt der Himmel die schwere Last in Form eines Platzregens. Schaumkronen zieren die Wellen des jungen Wassers. Mit jeder noch so kleinen Wolkenlücke taucht die Sonne das Ufer in ein prächtiges, herbstliches Licht.

Tauchen im Zwenkauer See

 

Ich erreiche die Basis nach 2 ½ Stunden Autofahrt und werde bereits von Robert und Steffen erwartet. Steffen hat sich für diesen Tag bereit erklärt, die verantwortungsvolle Rolle des Bootsführers zu übernehmen. Nach einem kurzen Hallo ziehen wir uns in einen der warmen Container zurück und planen unsere Tauchgänge. Wir wollen an das Ostufer übersetzen und den jungen, gefluteten Wald besuchen. Den zweiten Tauchgang werden wir operativ nach Wetterlage angehen.

Kamera und Ausrüstung stehen bereit. Schnell sind wir in unsere Anzüge gesprungen. Steffen wartet bereits im geschützten Hafen auf uns. Das rote Schlauchboot, getrieben von einem kräftigen „Mercury“, ist einsatzbereit. Noch wenige sichernde Handgriffe und wir begeben uns auf Kurs. Sobald wir das schützende Hafenbecken verlassen haben, schlägt uns eine ordentliche Briese entgegen.

Mystische Unterwasserwelt

 

Der Kapitän signalisiert das Erreichen des Zielortes. Die Boje ist ausgebracht. Check und wir fallen rücklings vom Schlauchbootrand in den See. Steffen reicht uns die Kameras und wir tauchen ab. Die Baumkronen des Waldes sind schnell zu erkennen. Ohne Laub und die Äste braun eingesponnen, überdauern sie als Zeitzeugen am Grund des Sees. Dieser Wald einer vergangenen Zeit erzeugt eine eigene, faszinierende Stimmung.

Am Grund schlängelt sich ein orange leuchtendes Band zwischen den Bäumen. Einem Fluss gleich treten Eisenoxide an die Oberfläche und werden von verwertenden Eisenbakterien in eine traumhafte Unterwasserlandschaft verwandelt.

Eisenoxide, Eisenbakterien

 

Das Wasser des ehemaligen Braunkohlereviers ist jung. Die Ausbildung des typisch heimischen Lebensraumes steht noch ganz am Anfang. Vorsichtig zeigen sich die ersten Pionierpflanzen wie Ähriges Tausenblatt, Wasserpest, verschiedene Laichkräuter und üppiger Tannenwedel. Robert teilt mit mir die Leidenschaft für unsere Unterwasserflora- und Fauna. So dokumentiert er nicht ohne Stolz jede Neuentdeckung in seinem See.



Mit dem Auge für die kleinen Dinge verweilen wir beinah endlos in dieser surrealen Kulisse. Hier ein kleiner Stichling, der sich im dichten Geäst der Bäume versteckt und dem Zooplankton nachjagt, dort eine Libellenlarve als Meister der Tarnung und anderenorts verdächtige Spuren im schlammigen Grund. Der See lebt.

Leben im Zwenkauer See

 

Der Gasvorrat ist endlich, daher steigen auch wir einmal auf. Die Oberflächenboje zeigt unserem ausharrenden Kapitän unsere Position. Pflichtbewusst sammelt er uns ein. Das Wetter hat sich verschlechtert. Den zweiten Tauchgang werden wir von Land aus unternehmen. Flaschen füllen, Aufwärmen und Taucherklön, dann stehen wir schon wieder bis zum Hals im Zwenkauer See.

Pioniere im jungen Bergbausee

 

Stattliche Hechte im üppigen Grün sucht man vergebens. Noch. Der Zwenkauer See überzeugt dennoch, von menschlichen Spuren des beflissenen Schaffens bis hin zum erfolgreichen Erstbesiedeln von Stichling, Flussbarsch, Bitterling und Barbe. Das Sehen will gelernt sein.

Den Tag lassen wir bei einer leckeren Pasta nebenan ausklingen. Robert hat noch vieles vor. Ich wünsche ihm alles Gute und eine glückliche Hand für unseren Zwenkauer See, einem weiteren Tauchrevier in Deutschland.

Kennt Ihr bereits den Zwenkauer See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

0

Posted:

Categories: _Sachsen, UnterWasser

2016 Tauchen im Edderitzer See

07.06.2016, Edderitzer See (Sachsen-Anhalt)

Bereits zweimal stand ich an den Ufern des Edderitzer Sees in der Nähe von Köthen in Sachsen-Anhalt. Diesmal nun werde ich einen Blick unterhalb der Wasseroberfläche nehmen können.

Hundert Jahre bis 1957 wurde hier Braunkohle abgebaut. Das Dorf Edderitz musste dem Energiehunger weichen und umziehen. Zurück blieb ein Tagebaurestloch, welches sich mit der Zeit mit Wasser füllte und zu einem Tauchrevier in Deutschland wurde. Ein Strandbad lädt Badelustige und Sonnenanbeter zum Verweilen und Erholen ein.

Tauchen im Edderitzer See

Der Edderitzer See (max. Tiefe 41 m) ist das Hausgewässer des Tauchclub Hurrican e.V., die ihr Basislager am Ostufer des Sees aufgeschlagen haben. Im Grunde war es der Tauchclub, im Besonderen deren Präsident Bernd, der mich auf das Tauchgewässer aufmerksam machte und mich zu einem Tauchgang einlud. Nun endlich hat es geklappt, auch wenn Bernd nicht persönlich vor Ort sein kann.

Der Einstieg in einen neuen See ist ja immer auch eine kleine Überraschung. Wo sind die besten Plätze, was kann man dort eigentlich entdecken? Bernd wusste von jüngsten Welssichtungen zu berichten und organisierte uns auch direkt eine Sondergenehmigung für das Parken in unmittelbarer Nähe der Giganten. Der Tauchclub erschließt sich den Edderitzer See mit einem klubeigenen Boot. Das Ufer verspricht einen besonderen, einen spannenden Tauchgang. Alte Bäume und Sträucher ragen aus dem Türkis schimmernden Wasser. Ideale Versteckmöglichkeiten für die großen Räuber.

Unterwasserwald im Edderitzer See

Bei strahlendem Sonnenschein und gut 30 Grad Hitze schlagen wir unsere Zelte auf den zugewiesenen Parkplätzen auf. Es sind nur wenige Schritte zum Wasser. Nach einer kleinen, vorbereitenden Inspektion zeigt sich, dass nicht nur wir auf Wels, Hecht, Karpfen und Co. neugierig sind. Wir befinden uns im Anglerrevier.

Wir gehen zurück zu den Autos und machen uns für den Tauchgang fertig. Diese sommerlichen Temperaturen bewirken bei mir Bestzeiten im Trockenanzuganziehen. Nur ins Wasser ist die Devise. Platsch, check und wir blubbern im Edderitzer See. Unser Plan? Wallersuche. Das ach so klare Wasser wird unterhalb der 2m Sprungschicht sehr schnell trüb. Die Trübung nimmt zu, je tiefer wir in den mangrovenähnlichen Unterwasserwald eindringen. Die Verursacher sind auch schnell ausgemacht. Massige Karpfen durchwühlen den Schlamm. Hier im Wald erinnern sie gleich mehr an Wildschweine. Aufgescheucht durch unser Blubbern schießen sie aus dem Nichts an uns vorbei.

Dichtes Gestrüpp und Bäume unter Wasser bilden ein ideales Revier für den Europäischen Wels. Langsam tauchen wir vorbei und hindurch. Den Blick fest zwischen die Äste gerichtet. Und tatsächlich, den ersten Wels haben wir schnell ausgemacht. Gut 1 m groß ruht er im Geäst. Jedoch so gut versteckt, dass ein Fotografieren schlecht möglich ist. Er hat außerdem keinen Bock auf uns Taucher. Genervt dringt er tief ins Dickicht und verschwindet aus unserem Blick.

Schwärme großer Plötzen huschen durch das Gestrüpp. Ein stattlicher Hecht hat sich strategisch günstig platziert und lauert auf seine Chance. Und immer wieder Karpfen. Teilweise muten sie wie fliegende Elefanten zwischen den Ästen an. Und da. Ein weißer Unterkiefer verziert mit vier Barteln verraten den nächsten Waller. 1-2-3 Fotos und auch er zieht sich zurück.

Europäischer Wels

Die Erkundungsreise in diesem einmaligen Habitat macht Spaß, wenngleich unzählige, verlassene Angelschnüre nur auf’s Einwickeln warten. Der zweite Tauchgang führt uns nach einem kleinen Abstecher ins tiefere Wasser hinweg über flächendeckendes Seegras. Das Wasser ist angenehm frisch und klar. Das Bild vom Unterwasserwald ließ uns jedoch schnell wieder an das Ufer zurückkehren. Diesmal tauchten wir in Richtung Südosten. Auch hier stehen zahllose Bäume. Wie durch ein Labyrinth suchen wir uns unseren Weg. Drüber, drunter und mittendurch. Modified Flutter- und Frogkick schieben uns schonend durch das Wasser. Zwei Schleie weiden die Algen von den Baumkronen. Fliegende Fische. Weitere Fische sind an dieser Stelle jedoch Fehlanzeige. „Noch einmal Lust auf einen Wallerbesuch?“, versuchen wir uns unter Wasser zu fragen. Muss lustig ausgesehen haben. Bevor wir also auftauchen, schauen wir noch einmal an unseren ersten Fundstellen vorbei. Der standorttreue Räuber ließ uns nicht im Stich. Aus seiner Behausung im tiefen Inneren des Busches kletterte er in die lichtdurchfluteten oberen Etagen und genoss das Leben, das Abendessen steht’s im Blick. So lässt’s sich aushalten.

Während die Karpfen im Bereich 2-3 m keinen Halm wachsen lassen, konnten wir abseits ihrer Freßplätze verschiedene Laichkräuter, Tausendblatt, Raues Hornblatt und einzelne Armleuchteralgen entdecken. Süßwasserpolypen bevölkern das Blattwerk des Laichkrautes.

Zwei tolle Tauchgänge im Edderitzer See. Tauchen in Sachsen-Anhalt. Vielen Dank an Bernd vom TC Hurrican und meinem Buddy Heiko.

Nachtrag: Das Kopf-in-den-Nacken legen beim Suchen von Wallern im Geäst macht sich mit umgeschlagener Halsmanschette übrigens hervorragend. Jedes Nicken ein kühlender Schluck Wasser.

Unterwasserimpressionen Edderitzer See

Kennt Ihr den Edderitzer See?

Freue mich auf eure Kommentare, Anmerkungen, Tipps, Links und Bilder.

3

Posted:

Categories: _Sachsen-Anhalt, UnterWasser

Grube "Ludwig" Frose

Grube „Ludwig“ Frose (Sachsen-Anhalt)

Einst Braunkohlerevier, jetzt Naherholungsgebiet „Seeland“ mit tragischer Wendung, die Grube „Ludwig“ Frose.

Im nordöstlichen Harzvorland in Sachsen-Anhalt befindet sich das kleine Örtchen Frose. 1842 wurden hier durch Probebohrungen Braunkohlelagerstätten entdeckt. Jahre später begann die Kohleförderung im Froser Revier, der Grube „Ludwig“. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Lagerstätten erschöpft und die Fördertätigkeiten wurden eingestellt.

Die Tagebaurestlöcher wurden saniert und es entstand mit dem benachbarten Concordiasee und dem Königsauer See das Naherholungsgebiet „Seeland“.

Grube „Ludwig“ Frose

Der Grube „Ludwig“ in Frose verdanke ich die wohl schönsten Tauchgänge im Tauchrevier Deutschland. Das schnelle Fluten der Grube konservierte eine üppige Unterwasservegetation. Tauchen im glasklaren Wasser durch Birkenwäldchen wie im russischen Märchen war surreal. Anstatt Vögel fliegen Fischschwärme durch die Baumkronen, kapitale Karpfen erinnern an die einst hier lebenden Wildschweine. Das Pumpenhäuschen, ein kleines Fachwerkhaus, war gut erhalten und ein tolles Tauchziel.

Die Freude an diesem wundervollen Tauchgewässer währte jedoch nicht lange. Am 18. Juli 2009 ereignete sich am benachbarten Concordiasee ein tragisches Unglück und veränderte die gesamte Region „Seeland“. Ein Hang gab nach und ließ eine neugebaute Wohnsiedlung in den See stürzen. Das Gewässer wurde umgehend gesperrt und das Tauchen auch in der Grube „Ludwig“ in Frose untersagt.

Seither schaue ich mir ab und an die Bilder an und schwelge in Erinnerungen. Ich bin froh, hier überhaupt abgetaucht zu sein. Wer weiß, vielleicht wird das Gewässer eines Tages wieder zugänglich für uns Taucher.

Historische Unterwasserimpressionen – Tauchen in Frose

0

Posted:

Categories: _Sachsen-Anhalt, UnterWasser

Lastensegler des Werbellinsees

„Es ist ein Märchenplatz an dem wir sitzen, denn w

3. November 2023 read more

Bergwerktauchen in Deutschland

Das Höhlentauchen wird immer populärer und erfreut

2. November 2023 read more

Archiv

Kontakt:

Mario Merkel, Tauchrevier Deutschland

buddy [at] tauchrevierdeutschland.de