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Europäischer Wels, Waller
Europäischer Wels (Silurus glanis)
Er ist der unangefochtene Herrscher unserer heimischen Gewässer. Er verschmäht weder Fisch, Vogel noch Säugetier, alles was in den Schlund seines riesigen Mauls passt, wird aufgenommen – der Europäische Wels, auch Waller genannt. Mit einer Länge von über zwei Metern und einem möglichen Gewicht größer 100 Kilogramm ist der Wels der größte Süßwasserfisch in unseren Seen.
Es wundert daher kaum, dass eine Unterwasserbegegnung mit ihm ein bleibendes Erlebnis für jeden Taucher ist. Auf meinen Streifzügen im Tauchrevier Deutschland traf ich den nachtaktiven Jäger mehrfach.
Europäischer Wels (Silurus glanis)
Auch ein gefürchteter Räuber fängt mal klein an und muss sich den Abenteuern des Lebens in seinem Lebensraum stellen. In einem behüteten Nest im Flachwasser bei angenehmen Temperaturen um 20 Grad schlüpft die kleine Larve nach wenigen Tagen der Eiablage in den Monaten Juni/Juli und wächst im Schutz der Dunkelheit in tieferen Bereichen des Gewässers zu einem Jungfisch heran.
Heidi aus dem Heidesee
Bevor der kleine Wels Jungfischen und seinesgleichen nachstellt, ernährt er sich von Zooplankton und Wirbellosen. Während dieser Zeit des Heranwachsens steht der Jungwels bei vielen anderen Fressfeinden auf der Speisekarte.
Wels, Waller im Tauchrevier
Der Europäische Wels ist mit seiner markanten länglichen Körperform unverwechselbar. Sechs Barteln sitzen am großen Kopf rund um das breite Maul. Diese sensiblen Antennen machen den lichtscheuen Fisch zu einem erfolgreichen Jäger in der Nacht. Tagsüber ruht er am Gewässergrund, in kleinen Unterständen oder hängt in Pflanzen und Ästen alter Bäume.
Aber auch menschliche Hinterlassenschaften wie Wracks, Plattformen und andere Gebilde werden gern als Ruhestätte insbesondere in den Wintermonaten angenommen. Da es sich bei dem Europäischen Wels um einen standorttreuen Fisch handelt, kann man ihn durchaus gezielt in seinem Revier aufsuchen.
Begegnungen mit dem Wels
In der Regel begegnet der Wels Tauchern unaufgeregt. Nur zu aufdringliches Agieren oder Blenden mit Lampen lassen ihn genervt von dannen ziehen. Seine stattliche Körpergröße macht den Waller ebenso zu einem begehrten Objekt bei Anglern. Als beliebter Speisefisch wird er gern im Netz der heimischen Fischer gesehen.
Erzählt von Euren Wels-Begegnungen!
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Tauchen im Werbellinsee
5. Januar 2018, Werbellinsee (Brandenburg)
Das neue Jahr ist bereits fünf Tage alt, die besinnlichen Feiertage im alten Jahr zurück gelassen und 2018 mit Freunden zünftig begrüßt. Vor zwei Tagen wurde ich zum zweiten Male Großvater. Das Jahr kann nicht schöner beginnen. Jetzt ist es an der Zeit für den ersten Tauchgang im Neuen Jahr, Tauchen Werbellinsee.
Es ist Freitagmorgen, der Himmel ist leicht bedeckt und die Temperaturen klettern auf 5 Grad Celsius. Ich stehe am Nordwestufer des herrlichen Werbellinsees, am beliebten Tauchereinstieg „Dornbusch“. Ich habe keine Ahnung, wie viele Tauchgänge ich im klaren Nass des eiszeitlichen Natursees habe absolviert. Keine Minute der Langenweile, der Enttäuschung. Es gibt Zahlloses zu entdecken. Das Leben unter Wasser folgt dem Zyklus der Jahreszeiten.
Kaffenkahnwrack „Dornbusch“
Mein heutiges Ziel wird das bekannte und beliebte Wrack eines Lastenseglers, Kaffenkahns, sein. Der gut 40 Meter lange, mit Feldsteinen beladene Holzkahn ruht auf einer Mergelbank und fällt mit seinem Heck auf einer Tiefe von 38 Metern ab. Dieser Zeitzeuge menschlichen Strebens ist beliebter Rückzugsort für viele Fische. Wels, Quappe, Kaulbarsch, Flussbarsch, Plötze und Aal konnte ich dort bereits beobachten.
Teltower Kreisblatt vom 26. August 1886:
„Am Sonntag Vormittag ist auf dem Werbellinsee ein mit Steinen beladener Kahn gesunken, wobei leider der betreffende Schiffer, seine Gattin und deren siebzehnjähriger Sohn, die noch im letzten Moment in die Kajüte eilten, um Wertsachen zu retten, ertranken, während es dem Knecht gelang sich in den neben dem sinkenden Fahrzeuge befindlichen kleinen, mit letzterem durch Tau verbundenen Kahn zu retten und durch sofortiges Durchhauen des Taues jede Gefahr von sich selbst zu beseitigen.“
Da ich eine Verweildauer von 40 Minuten am Wrack plane, werde ich zur Verkürzung der Deko im kalten Wasser (5 – 6 Grad) ein EAN50 Gas mitführen. Eine Heizweste vertreibt die einsetzende Kälte. Gute Ausrüstung für Wintertauchgänge in unseren heimischen Seen ist unerlässlich. Ich montiere die Gerätschaften, präpariere meine Kamera und schleppe das Gerödel zum See. Check. Check. Check. Mein Kopf ist unter Wasser und ein breites Grinsen macht sich breit.
Zeitzeugen Lastensegler
Die Sicht ist ausgezeichnet. Der Weg hinab zum Wrack ist schnell getaucht. Flohkrebse, Schlammschnecken und Flusskrebse weiden die großflächigen Muschelkolonien. Nach wenigen Minuten leuchtet das massige Bug, der Kaffen, im Schein meiner Lampe. Flussbarsche bevölkern das Wrack. Ich tauche an der Backbordseite hinab zum Heck, vorbei am mächtigen Maststuhl und der steinigen Ladung. Mein Lichtkegel scannt das Umfeld. Schwaches Tageslicht dringt ob der guten Bedingungen hinab auf den Grund.
Ich erreiche die eingefallene Kajüte. Sie ist abgesehen von kleinen Fischen leer. Unter einem Brett wird das Licht meiner Lampe auffällig reflektiert. Ein junger Wels drückt sich fest in den Spalt. Hier wird er vor den scharfen Schnäbeln hungriger Kormorane sicher sein und den Winter überdauern. Die große Ruderpinne ragt weit in das Boot und endet an einem riesigen Ruderblatt. Das Ruder liegt genau auf einer kleinen Mergelkante. Durchzogene Löcher bieten dem Kamberkrebs Heim und Schutz. Jeder Blick wird belohnt.
Junger Wels, Silurus glanis
Auf die gehofften Begegnungen mit unserem Süßwasserdorsch, der Quappe, muss ich leider verzichten. Eigentlich treffe ich diesen kälteliebenden Fisch immer hier unten. Vielleicht sind sie gerade auf Brautschau, beginnt doch jetzt die aktive Zeit der Tiere.
Ich drehe noch zwei Runden am Wrack, schaue mich ein wenig daneben um und steige wieder auf. Eine kleine Mergelwand auf etwa 20 Metern ist eine ideale Gaswechselstelle. Während ich nun angereichte Luft durch meine Lungen schiebe, um den Stickstoff schneller loszuwerden, begebe ich mich unter Beibehaltung des Dekoplans auf Entdeckertour in flachere Bereiche.
Der Fisch ist verschwunden, die Pflanzen sind welk und dennoch ist jeder Atemzug und Flossenschlag Freude und Entspannung. In kleinen Nischen finden sich Grüppchen von Schwebgarnelen. Bald werden sie wieder in großen Schwärmen durch den Werbellinsee ziehen. Viele Ohrschlammschnecken suchen einander und hinterlassen schnittmusterähnliche Spuren.
Kleines Treiben im Werbellinsee
Ein zappelndes Röhrchen weckt meine Aufmerksamkeit. Ein massiver Kopf im Tigermuster mit kräftigen Zangen verrät eine Köcherfliegenlarve. Aus lebensraumspezifischem Material verklebt sie einen schützenden Köcher für den empfindlichen Hinterleib. Das Beobachten ihres unermüdlichen Treibens lässt die Zeit vergessen. Ich liebe diese fantastischen Kleinigkeiten.
Köcherfliegenlarve
Nach 1 ½ Stunden steige ich aus dem Nass. Drei weitere Taucher haben sich eingefunden, um das Wochenende zu begrüßen. Bekannte Gesichter. Chris und Daniel stecken bereits in ihren Trockentauchanzügen. Martin taucht gerade auf. Während wir uns der nassen Sachen entledigen und in warme Kleidung schlüpfen, tauschen wir uns über das Tauchen in Island, Grönland und im Baikalsee aus. Ein weiterer schöner Tag im Tauchrevier Deutschland. Das Wochenende kann beginnen.
Ihr wart bestimmt schon am Wrack, oder?
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2017 Tauchen im Westbruch
12.04.2017, Westbruch (Sachsen)
Sachsen ist definitiv das Tauchrevier der gefluteten Steinbrüche. Unzählige, ehemalige Abbaustellen von Granit, Porphyr und Schiefer sind heute ideale Tummelplätze für Sport- und technische Taucher. Das Oberflächenwasser sammelt sich in dem gehauenen Stein und schafft einzigartige Landschaften und Lebensräume. Das tiefe Blau wartet nur darauf, erkundet zu werden.
Östlich von Leipzig hauten Bergleute Granitporphyr magmatischen Ursprungs aus dem Kohlenberg bei Beucha. Mit Aufgabe der Betriebsstätte holte sich die Natur zurück, was ihr gehört. Der sogenannte Westbruch ist heute ein weithin bekanntes Tauchrevier. Seit vielen Jahren betreibt Uwe Seidel die Tauchschule „Taucherparadies Sachsen“ in Brandis und ist Hausherr dieses idyllischen Kleinods. Ein Tauchgang steht schon lange auf meiner To-Dive-Liste.
Tauchen im Westbruch
Heute nun ist es soweit, ausgerechnet an einem Mittwoch, dem einzigen Ruhetag. Doch Uwe zögert nicht lange und sagt: „Kommt vorbei, ich bin da.“. Die Autobahninfrastruktur ist mittlerweile so gut ausgebaut, A10-A9-A14-Abfahrt Naunhof und man fällt beinah ins Wasser. Nach gut 2 Stunden stehe ich an der mit einer Kette gesicherten Zufahrt zum Westbruch, auch Steinbruch Waldsteinberg genannt. Ich muss unbedingt einen ersten Blick wagen, bevor ich zu Uwe fahre. Nach nur wenigen Schritten stehe ich im Kessel am Ufer eines wunderbaren, einladenden Steinbruchsees. Die nackten, steilen Wände fallen in klares, blaues Wasser. Der Blick nach oben zeigt den Waldsaum und einen verhangenen, grauen Himmel. Ich freue mich auf den Tauchgang.
Steinbruch Waldsteinberg, Westbruch
Nur zwei Nebenstraßen weiter betreibt Uwe seine Tauchschule und –shop. Er heißt mich willkommen und führt mich in sein Reich. Mehrere Räume, gut gefüllt und sortiert mit Tauchequipment aller Art zeugen von einem langjährigen und erfahrenen Tauchbetrieb. Das Check-In ist schnell erledigt. Uwe nimmt sich ein wenig Zeit und erklärt mir anhand alter Fotos die Gegebenheiten des Steinbruchs während in HD-Qualität an der Wand ein großer Waller im Unterwasserwald seine Runden dreht. Ich muss dort jetzt hin.
Reste des Unterwasserwaldes
Zurück am Steinbruch nehme ich meinen Buddy in Empfang. Gut 190x120x20 Meter Wasserkörper gehören für den heutigen Tag uns allein. Das Leben ist schön. Lange schnacken ist nicht, wir wollen beide nur noch ins Wasser. Rödel, rödel, check und Platsch. Kaum den Kopf unter Wasser werden wir von einem Rudel Wasserscheine begrüßt. Sechs Spiegelkarpfen sehen nicht ihre ersten Taucher und sind regelrecht tiefenentspannt. Wir beginnen unseren Kurs linker Hand, so wie von Uwe empfohlen.
Spiegelkarpfen im Westbruch
Der Westbruch hat eine Tiefe von etwa 20 Metern, ein ehemals bewaldeter Absatz auf einer Tiefenlinie von 6-7 Metern zieht sich beinah um den ganzen See und ist wohl der meist betauchte Bereich im Bruch. Nach nur wenigen Flossenschlägen erscheint uns ein Taucherspielplatz. Telefonzelle, Porzellanschwein, Kunstfische, Hochbett und allerlei Klimbim dienen der Belustigung unter Wasser. Ich kann diesen Dingen immer noch nicht viel abgewinnen. Hat der Westbruch, wie sich zeigen soll, doch so viel „natürliche“ Formationen und Attraktionen zu bieten. Einen Ausbildungs- und Tarierparkour könnt‘ ich noch verstehen.
Taucherspielplatz im Westbruch
Wir tauchen weiter und erreichen die Reste des alten Wald- und Buschwerkes. Es macht Spaß hier auf Entdeckungsreise zu gehen. Immer mal einen Blick nach oben wagen, schadete noch nie. Und tatsächlich. An einem Felsvorsprung hinter einem toten Baum leuchten vier Kois. Das rot-weiße Schuppenkleid scheint gegenüber dem schlecht sehenden Wels kein Nachteil zu sein. Auch diese Karpfenfische sind an Taucher gewöhnt und verlassen den schützenden Bereich nur ungern. Immer wieder scanne ich den Grund, schaue zwischen den Gehölzen. Irgendwo muss doch der Herrscher des Steinbruches seine Ruhestatt haben. Fehlanzeige. Doch was ist das? Zwischen toten Kieferstämmen liegt ein kapitaler Hecht und döst. Er hat mich längst gesehen und gehört. Die Kamera im Anschlag nähere ich mich ihm. Er bleibt entspannt. Gefahr geht von den schwarzen Blasenmachern nicht aus. Doch kein Wels in Sicht.
Weiss-rote Kois
Ab und an machen wir einen Abstecher in die Tiefe. Wir übertauchen die Abbruchkante und lassen uns auf 20 Meter sacken. Restlicht bis zum Grund des Westbruches. Gebrochener Fels und rostendes Eisen erscheinen vor den Masken. Der Kompass zeigt bereits die Kehrtwende an. Wir steigen höher und folgen dem Absatz. Ein Boot mit Besatzung, Motor und Flagge liegt auf der Klippe und droht abzustürzen. Fadenalgen hängen wie Vorhänge an der steilen Wand. Die letzten Erdkröten-Männchen erklimmen den nackten Fels zurück ans Licht. Und die ersten Flussbarsche setzen kunstvoll ihren Laich im Geäst der toten Bäume ab.
Der Westbruch unter Wasser
Eine Öffnung in einer geschichteten Wand zeigt uns den Einstieg, das Ende der Umrundung an. Dieser befindet sich nämlich direkt über der Pulverkammer des alten Steinbruches. Gut 100 Minuten unterwegs und noch keine Lust zum Aufstieg. Vorbei an den wühlenden Karpfen tauchen wir noch einmal hinein in das Wäldchen, der Wels muss doch irgendwo sein. Diesmal bleibt er der Gewinner. Diesmal.
Nach gut drei Stunden und schweren Herzens entsteigen wir dann doch dem sächsischen Nass. Ein schöner Tauchgang. Der Westbruch verdient es, noch einmal besucht zu werden. Schnell zu Uwe den Schlüssel abgegeben und dann mit vielen, neuen Eindrücken heimwärts. Ein wundervoller Tag im Tauchrevier Deutschland
Unterwegs im Westbruch
Wer kennt diesen Steinbruch?
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2017 Steinbruch Hohenerxleben
28.03.2017, Steinbruch Hohenerxleben (Sachsen-Anhalt)
Nicht nur die Natur bietet uns Tauchern ein reiches Angebot an Tauchgewässern. Zahllose Hinterlassenschaften menschlichen Schaffens und Streben haben sich über die Jahre zu regelrechten Tauchparadiesen entwickelt. Kiesgruben, Tagebaue und Bergwerke, gefüllt mit klarem Wasser und einer prächtigen Unterwasser Flora und Fauna laden zum Verweilen ein.
Eines dieser alten Relikte ist der Kalksteinbruch in Hohenerxleben, der das ehemalige Kalksteinwerk mit Wellenkalk zur Produktion von Baustoffen beschickte. Doch das ist längst Geschichte. Die Pumpen zur Entwässerung des Bruches stehen lange still. Die Natur schließt langsam und leise eine weitere tiefe Wunde.
Tauchen im Steinbruch Hohenerxleben
Der Frühling hat erst wenige Tage das Zepter in die Hand genommen und demonstriert eindrucksvoll seine unbändige Kraft. Im Schein der Sonne öffnet sich ein Meer aus Blüten wilder Kirschen. Knospen platzen regelrecht und geben das zarte Grün des ersten Blattwerkes frei. Wir schauen glückseelig in den Kessel auf das schimmernde Blau. Ein Rotmilan zieht seine Kreise. Es ist wundervoll.
Die alte Werksstraße führt uns zu Fuß gut 200 Meter hinab in den Steinbruch. Wir stehen am Rand der unteren Sohle und bestaunen das klare Wasser. Am Grund erstreckt sich ein flächendeckender Leuchteralgenteppich. Sonnenbadende Döbel ruhen unter der Wasseroberfläche. Die wassergefüllte Sohle ist mit 120 x 100 Metern im Ausmaß durchaus überschaubar. Aus Erzählungen weiß ich, dass das höher liegende Mundloch in der angrenzenden Steilwand zu Hochwasserzeiten geflutet und zu betauchen ist. Wir laufen den Steinbruch ab und bestaunen jede Kleinigkeit. Die Vorfreude auf den Tauchgang steigt. Was für ein Frühlingswetter.
Sonnenspiel im Silbersee
Nun in voller Montur und bepackt, schleppen wir uns erneut den Weg hinunter zum See, der auch Silbersee genannt wird. Ein lauter Platsch und wir sind in unserem Element. Sind wir das wirklich? Nichts scheint die Sicht zu trüben. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den kleinen Wellen an der Oberfläche und geben ihre bunten Spektralfarben an die Unterwasserwelt ab. Den Armleuchteralgen scheint es zu gefallen. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht beginnen wir unser Tauchabenteuer.
Am Rand der Bruchkante im weißen Sand huschen kleine Fische bäuchlings hin und her. Meine ersten Gründlinge im Tauchrevier Deutschland. Ihr sandfarbener Körper mit grau-goldenem Fleckenmuster lässt sie am Grund verschwinden. Die beiden empfindsamen Barteln zeigen ihre Zugehörigkeit zu den Karpfenfischen an. Mit maximal 15 Zentimeter Länge sind es eher kleine Fische, meine Freude jedoch groß.
Gründlinge im Tauchrevier Deutschland
Immer wieder treffen wir auf Zeitzeugen der Baustoffindustrie, Gleisanlagen, Rohrleitungen, Kessel und am Ostufer eine kleine Förderanlage mit Schurre und Rütte. Der rostige Stahl leuchtet im Schein der Sonne rotbraun. Wir genießen das Tauchen in diesem Bruch und nehmen alles in Augenschein. Leider treffen wir auch auf neuzeitlichen Müll. Ich kann diese Unachtsamkeit und Bedenkenlosigkeit einfach nicht verstehen.
Relikte der Kalksteingewinnung
Neben Gründlingen begegnen wir wenigen Flussbarschen, Plötzen und Karauschen. Scheue Döbel sehen wir aus der Ferne. Ein etwas größerer Schwarm von wahrscheinlich Ukeleien zieht seine Kreise über die Armleuchteralgenwiesen. Weder Krebse noch Mollusken kann ich entdecken. Am Ende des Tauchganges werden wir noch mit einer großartigen Begegnung belohnt. Im Schutt des alten Pumpenhäuschens sehe ich die grauschwarze Schwanzspitze von Silurus glaris, dem Herrscher unserer Tauchreviere. Langsam nähere ich mich dem Räuber und kann am anderen Ende die langen Barteln des Kopfes entdecken. Der Blick in die stecknadelgroßen, blauen Augen des größten Räubers unserer Seen ist einzigartig. Entspannt lässt er die Knipserei über sich ergehen. Der Europäische Wels, ein eindrucksvoller Fisch.
Europäischer Wels, Silurus glanis
Nun haben wir für die Umrundung des überschaubaren Steinbruches doch gute 90 Minuten benötigt. Es gibt so viel zu entdecken. Und dass Tauchen im sonnengefluteten, klaren Wasser ist einfach überwältigend. Mit einer Bulette in der Hand schauen wir noch einmal hinab in das kleine Tauchparadies. Tauchen im Tauchrevier Sachsen-Anhalt.
Die Suche nach einem naheliegenden See für einen zweiten Tauchgang ist eine andere Geschichte.
Weitere Unterwasser-Impressionen Hohenerxleben
Kennt ihr diesen Steinbruch?
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2017 Eistauchen im Werbellinsee
16.02.2017, Werbellinsee (Brandenburg)
Das Thermometer klettert bereits in den einstelligen Plusbereich. Die knackige Kälte der letzten Wochen weicht milden Temperaturen. Der Werbellinsee ruht unter einer beinah geschlossenen Eisdecke. Wir nutzen den strahlenden Sonnenschein für ein vorerst letztes Eistauchen im Werbellinsee.
Märchenwiese, Voigtwiese, Badewiese, Holzablage, Kap Horn, Dornbusch – Eis, soweit das Auge reicht. In der Mitte des Sees spaziert ein Seeadler über das gefrorene Wasser. Kormoran und Höckerschwan sitzen das Problem einfach aus. Wir fahren nach Altenhof zum Anleger in der Hoffnung auf einen offenen Einstieg. Zahllose Blässrallen, Stockenten, Reiherenten und Schwäne strampeln und schnattern einen gut 20 Meter breiten Uferstreifen eisfrei. Entlang des Ostufers vorbei an der Alten Fischerei treffen wir auf weitere Wasservögel-Kolonien. Wir wollen die ohnehin aufgeregten Vögel nicht noch weiter mit unserem Unterwasserbesuch stressen und fahren zurück zum Dornbusch.
Werbellinsee im Winter
Der See funkelt in der Sonne. Das Eis knackt und ächzt. Wir freuen uns auf unseren Tauchgang. Doch vor dem Vergnügen steht die Arbeit. Zum Betreten ist das Eis zu schwach. Wir schlagen uns einen Einstieg in das 3 – 5 cm dicke Eis und schieben die berstenden Eisschollen unter die Eisdecke. Wir treiben eine Schneise bis wir brusttief im Wasser stehen. Bei guten +4 Grad wird dieser Einstieg während unseres Tauchganges auch nicht mehr zufrieren.
Eistauchen im Werbellinsee
Wir springen in unsere Anzüge und Ausrüstung. Die frühlingshaften Temperaturen lassen uns nach langer Zeit wieder einmal schwitzen. Und ab geht’s ins Wasser. Das eine Ende eines 30 Meter langen Seils ist schnell an einem Baum befestigt. Wir tauchen nach einem Check mit dem anderen Ende unter das Eis. An einer vereinbarten und markanten Stelle sichern wir das Seil mit einem Anker in einer Tiefe von 6 Metern am Grund des Sees. Hier werden wir auch unseren letzten Dekostopp absolvieren.
Nach einem letzten Bubblecheck geht es hinab zu einem historischen Zeitzeugen, dem Kaffenkahn am Dornbusch, vorbei an der kleinen Mergelkante auf 21 Meter, einer beliebten Gaswechsel-Station. Nach wenigen Minuten leuchtet die mahagoniefarbende Bugkaffe im Schein unserer Tanklampen. Geduldig warten Fluss– und Kaulbarsche im Schutz des Unterwasser-Denkmals auf den Frühling.
Winterruhe am Kaffenkahn
Im Inneren des Kaffenkahns werden wir von einer ausgewachsenen Quappe begrüßt. Sie ruht entspannt auf ihren kehlständigen Bauchflossen. Dieser Süßwasserdorsch mit seiner marmorierten Haut ist immer wieder toll anzuschauen. Über Maststuhl und Mast bewegen wir uns fliegend zur Kajüte. Der mittelgroße Waller döst gut versteckt und zieht nach einem Foto von dannen. Taucher und Licht ist nicht unbedingt sein Ding. Das große Ruder am Heck auf 36 Metern beeindruckt mich stets aufs Neue. Hier sehe ich in meinem Kopf den Steuermann stehen, wie er den vollbeladenen Lastensegler über den wundervollen Werbellinsee führt. Zeitzeugen. Und ich wünsche mir, dass diese stets mit dem erforderlichen Respekt behandelt werden und uns noch lange erhalten bleiben.
Quappe, Aalrutte, Trüsche im Tauchrevier
Ich weiß nicht, wie oft ich hier bereits war. Und dennoch wird es niemals langweilig. Die Uhr tickt unentwegt. Unsere Gewebe haben sich schon gut aufgeladen. Wir beginnen den Aufstieg und arbeiten unseren Dekoplan ab. Einer Punktlandung gleich erreichen wir unseren Anker. Nachdem die letzte Minute des letzten Dekostopps veratmet ist, begeben wir uns direkt unter das Eis. Die Sonne scheint durch die Kristalle und die Atemluft rollt wie Quecksilber zum höchsten Punkt. Bäuchlings rutschen wir wie kleine Kinder auf dem Eis entlang. Was für ein Spaß. Leider ist das mitgeführte Gas nicht endlos, wie mein Tauchlehrer schon zu sagen pflegte, und so hat auch dieser Spaß ein Ende.
Eistauchen im Werbellinsee
Anker und Seil einsammelnd arbeiten wir uns zum Ausstieg vor und genießen an der Oberfläche noch einmal den faszinierenden Blick über den zugefrorenen Werbellinsee. Eistauchen im Werbellinsee, einfach wunderbar. Dank meinen Buddies Helmut und Heiko.
Eistauchen. Schon mal erlebt?
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2016 Tauchen im Edderitzer See
07.06.2016, Edderitzer See (Sachsen-Anhalt)
Bereits zweimal stand ich an den Ufern des Edderitzer Sees in der Nähe von Köthen in Sachsen-Anhalt. Diesmal nun werde ich einen Blick unterhalb der Wasseroberfläche nehmen können.
Hundert Jahre bis 1957 wurde hier Braunkohle abgebaut. Das Dorf Edderitz musste dem Energiehunger weichen und umziehen. Zurück blieb ein Tagebaurestloch, welches sich mit der Zeit mit Wasser füllte und zu einem Tauchrevier in Deutschland wurde. Ein Strandbad lädt Badelustige und Sonnenanbeter zum Verweilen und Erholen ein.
Tauchen im Edderitzer See
Der Edderitzer See (max. Tiefe 41 m) ist das Hausgewässer des Tauchclub Hurrican e.V., die ihr Basislager am Ostufer des Sees aufgeschlagen haben. Im Grunde war es der Tauchclub, im Besonderen deren Präsident Bernd, der mich auf das Tauchgewässer aufmerksam machte und mich zu einem Tauchgang einlud. Nun endlich hat es geklappt, auch wenn Bernd nicht persönlich vor Ort sein kann.
Der Einstieg in einen neuen See ist ja immer auch eine kleine Überraschung. Wo sind die besten Plätze, was kann man dort eigentlich entdecken? Bernd wusste von jüngsten Welssichtungen zu berichten und organisierte uns auch direkt eine Sondergenehmigung für das Parken in unmittelbarer Nähe der Giganten. Der Tauchclub erschließt sich den Edderitzer See mit einem klubeigenen Boot. Das Ufer verspricht einen besonderen, einen spannenden Tauchgang. Alte Bäume und Sträucher ragen aus dem Türkis schimmernden Wasser. Ideale Versteckmöglichkeiten für die großen Räuber.
Unterwasserwald im Edderitzer See
Bei strahlendem Sonnenschein und gut 30 Grad Hitze schlagen wir unsere Zelte auf den zugewiesenen Parkplätzen auf. Es sind nur wenige Schritte zum Wasser. Nach einer kleinen, vorbereitenden Inspektion zeigt sich, dass nicht nur wir auf Wels, Hecht, Karpfen und Co. neugierig sind. Wir befinden uns im Anglerrevier.
Wir gehen zurück zu den Autos und machen uns für den Tauchgang fertig. Diese sommerlichen Temperaturen bewirken bei mir Bestzeiten im Trockenanzuganziehen. Nur ins Wasser ist die Devise. Platsch, check und wir blubbern im Edderitzer See. Unser Plan? Wallersuche. Das ach so klare Wasser wird unterhalb der 2m Sprungschicht sehr schnell trüb. Die Trübung nimmt zu, je tiefer wir in den mangrovenähnlichen Unterwasserwald eindringen. Die Verursacher sind auch schnell ausgemacht. Massige Karpfen durchwühlen den Schlamm. Hier im Wald erinnern sie gleich mehr an Wildschweine. Aufgescheucht durch unser Blubbern schießen sie aus dem Nichts an uns vorbei.
Dichtes Gestrüpp und Bäume unter Wasser bilden ein ideales Revier für den Europäischen Wels. Langsam tauchen wir vorbei und hindurch. Den Blick fest zwischen die Äste gerichtet. Und tatsächlich, den ersten Wels haben wir schnell ausgemacht. Gut 1 m groß ruht er im Geäst. Jedoch so gut versteckt, dass ein Fotografieren schlecht möglich ist. Er hat außerdem keinen Bock auf uns Taucher. Genervt dringt er tief ins Dickicht und verschwindet aus unserem Blick.
Schwärme großer Plötzen huschen durch das Gestrüpp. Ein stattlicher Hecht hat sich strategisch günstig platziert und lauert auf seine Chance. Und immer wieder Karpfen. Teilweise muten sie wie fliegende Elefanten zwischen den Ästen an. Und da. Ein weißer Unterkiefer verziert mit vier Barteln verraten den nächsten Waller. 1-2-3 Fotos und auch er zieht sich zurück.
Europäischer Wels
Die Erkundungsreise in diesem einmaligen Habitat macht Spaß, wenngleich unzählige, verlassene Angelschnüre nur auf’s Einwickeln warten. Der zweite Tauchgang führt uns nach einem kleinen Abstecher ins tiefere Wasser hinweg über flächendeckendes Seegras. Das Wasser ist angenehm frisch und klar. Das Bild vom Unterwasserwald ließ uns jedoch schnell wieder an das Ufer zurückkehren. Diesmal tauchten wir in Richtung Südosten. Auch hier stehen zahllose Bäume. Wie durch ein Labyrinth suchen wir uns unseren Weg. Drüber, drunter und mittendurch. Modified Flutter- und Frogkick schieben uns schonend durch das Wasser. Zwei Schleie weiden die Algen von den Baumkronen. Fliegende Fische. Weitere Fische sind an dieser Stelle jedoch Fehlanzeige. „Noch einmal Lust auf einen Wallerbesuch?“, versuchen wir uns unter Wasser zu fragen. Muss lustig ausgesehen haben. Bevor wir also auftauchen, schauen wir noch einmal an unseren ersten Fundstellen vorbei. Der standorttreue Räuber ließ uns nicht im Stich. Aus seiner Behausung im tiefen Inneren des Busches kletterte er in die lichtdurchfluteten oberen Etagen und genoss das Leben, das Abendessen steht’s im Blick. So lässt’s sich aushalten.
Während die Karpfen im Bereich 2-3 m keinen Halm wachsen lassen, konnten wir abseits ihrer Freßplätze verschiedene Laichkräuter, Tausendblatt, Raues Hornblatt und einzelne Armleuchteralgen entdecken. Süßwasserpolypen bevölkern das Blattwerk des Laichkrautes.
Zwei tolle Tauchgänge im Edderitzer See. Tauchen in Sachsen-Anhalt. Vielen Dank an Bernd vom TC Hurrican und meinem Buddy Heiko.
Nachtrag: Das Kopf-in-den-Nacken legen beim Suchen von Wallern im Geäst macht sich mit umgeschlagener Halsmanschette übrigens hervorragend. Jedes Nicken ein kühlender Schluck Wasser.
Unterwasserimpressionen Edderitzer See
Kennt Ihr den Edderitzer See?
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2016 Tauchen in Ammelshain
25.05.2016, Steinbruch Ammelshain (Sachsen)
Tauchrevier Sachsen ist geprägt von unzähligen Steinbruchgewässern. Wo einst in bergmännischer Kunst der Stein gebrochen wurde, tummeln sich Hecht und Plötze in glasklarem Wasser, wachsen Tausendblatt und Laichkraut zum Licht und erkunden Taucher das alte Bergbaugerät. Einer dieser zahllosen Steinbrüche ist der Steinbruch Ammelshain östlich von Leipzig. Lieferte er ehemals solides Baumaterial für Monumente wie das Völkerschlachtdenkmal, ist der idyllisch gelegene Bergsee heute ein Gemeinschaftsprojekt von Tauchern, Anglern und Naturschützern. Landestauchsportverband Sachsen, der TAZA-Tauchclub e.V. und der regionale NABU haben hier ihre Zelte aufgeschlagen.
Tauchen im Steinbruch Ammelshain
Waren wir am Vortag im Südbecken des Kulkwitzer Sees unterwegs, zog es uns heute an eben diesen Steinbruchsee. Bereits 08:30 Uhr erreichten wir das Gelände, parkten unsere Autos und entrichteten unsere Tagesgebühr von 5 Euro an der Anmeldung.
Wir waren allein am See. Unter grauem Himmel schimmerte das Wasser silbern, das Maiengrün der Birken rahmte den Steinbruch malerisch. Pollen sammeln sich auf der Wasseroberfläche. Auch das Wasser scheint leicht trüb. Ich muss hinein ins kühle Nass. Tauchen in Deutschland, Tauchen im Ammelshainer Steinbruch.
Check und wir sind im Wasser. Der Steinbruch hat in der Nord-Süd-Achse eine Ausdehnung von 300 m und ist ca. 120 m breit. Die tiefste Stelle am Südende liegt bei gut 26 m. Hier liegen zwei Autowracks als „Attraktionen“ für Taucher, unser erstes Ziel auf dem Weg durch den Steinbruch Ammelshain. Im Flachbereich von 1-2 m ist das Wasser von Plankton geschwängert und leuchtet grün. Wenige Flossenschläge vom Einstieg in Richtung Osten erreicht man eine Steilkante, die hinab zum Autofriedhof führt. Es klart zu unserer Freude schnell auf und im Tiefenbereich ab 20 m sind hervorragende Sichtbedingungen. Das erste Wrack, ein „Wartburg“ erscheint im Licht der Lampen. Die fehlende Motorhaube erlaubt einen Blick in den Motorraum, für mich als ehemaliger Wartburgfahrer ein gewohnter Anblick. Vielleicht hätte man den Akku ausbauen sollen, bevor man diesen Schrott im See versenkt. Noch schnell ein paar Fotos, dann steigen wir aus dem „Loch“ und tauchen auf dem Grund des Steinbruchs mittig in Richtung Norden.
Autowrack „Wartburg“
Gleise, Rohre, Bergbauloren (Hunt) und weitere Relikte des Bergbaus fordern unsere Aufmerksamkeit. Haben hier noch vor wenigen Jahren Männer mit kräftiger Hand den Stein gebrochen, gleiten wir entspannt und neugierig über die Zeitzeugen hinweg. Nach gut 45 min steigen wir an der linken mit Muscheln besetzten Steilwand auf. Über uns schnappen Schwärme von Plötzen in der grünen Planktonsuppe nach Nahrung. Das sichtbare Leben beginnt in der warmen, lichtdurchfluteten Wasserschicht. Tausende Tausendblätter verwandeln den kalten Stein der ehemaligen Betriebsstraße in einen undurchdringlichen Dschungel.
Wir tauchen in einer Tiefe von 3-4 m entlang der Steilwand auf Höhe der Pflanzenzone zurück, über uns eine dicke Planktonsuppe. Es ist wie Die-Nase-am- Aquarium-plattdrücken. Plötzen und Rotfedern huschen zwischen den Wedeln des Quirligen Tausenblattes, bieten sie doch beste Versteckmöglichkeiten. Bei so viel Beutefisch dürfen die Jäger nicht fehlen. Man muss schon genau hinschauen, um die perfekten Tarnjäger im Grün zu entdecken. Vom kleinen Grashecht bis zum mittelgroßen Esox lucius lauern sie auf ihre Gelegenheit. Es macht jede Menge Spaß, insbesondere die kleinen Jäger zu beobachten, wie sie sich verstecken, langsam flösselnd dem möglichen Opfer nähern und pfeilartig zuschlagen. Es bedarf schon einiger Versuche, um erfolgreich zu sein.
Hecht (Esox lucius)
Während wir unseren Tauchgang genießen und das Spiel der Natur beobachten, taucht im linken Augenwinkel der Maske ein kleiner Schatten auf. Ich kann’s kaum glauben, ein Wels, wenngleich ein Juveniler, kommt aus dem Freiwasser sichtlich neugierig auf uns zu. Ich kann eine Aufgeregtheit nicht leugnen. Den nachtaktiven Jäger bei Licht und vor solch schöner Kulisse ablichten zu dürfen, ist ein Geschenk. Keine Spur von Furcht bei diesem wunderschönen Räuber. Mit seinen langen Barteln am Oberkiefer wird meine Kamera inspiziert und für langweilig befunden. Nach einer Weile verschwindet das Tier im Dickicht der Pflanzen und hinterlässt zwei Taucher mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Welch‘ eine tolle Begegnung im Tauchrevier Deutschland.
Europäischer Wels (Silurus glanis)
Jetzt sind wir bereits 90 Minuten im Wasser, von denen nicht eine langweilig war. Kurz vor dem Ausstieg jagen noch zwei gut ausgewachsene Flussbarsche durch den Plötzenschwarm. Die Flora und Fauna im Tauchrevier Deutschland ist so einzigartig und interessant, da bedarf es keiner Schrott-Attraktionen wie den „Wartburg“.
Wir entsteigen zufrieden dem Nass und erzählen uns gegenseitig aufgeregt von der Wallerbegegnung im Steinbruch Ammelshain.
Unterwasserimpressionen Steinbruch Ammelshain
Seid Ihr einem Waller begegnet?
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2015 Werbellinsee XV
13.12.2015, Werbellinsee (Brandenburg)
Sonntag, 06:00 Uhr, der Wecker klingelt. Es gibt Momente, da stelle ich mein Hobby in Frage. Zu mindestens um diese Uhrzeit. Aber auch nur ganz kurz. Wie oft wurde mein frühes Aufstehen und Eintauchen belohnt. So wird’s auch sicher dieses Mal sein. Also raus aus den Federn.
Um 08:00 sind wir am Wasser verabredet. Ich erreiche mein Ziel, den herrlichen Werbellinsee. Die Sonne schläft noch. Ich genieße den Anblick. Das frühe Aufstehen ist bereits vergessen. Herr Biber war emsig die ganze Nacht. 5-6 Buchen bekamen seinen Hunger und seine scharfen Zähne zu spüren. Ein Baum ist bereits ins Wasser gefallen. Den Jungfischen und Lauerjägern wird’s gefallen. Meine Tauchbuddies erscheinen.
Fraßspuren des einheimischen Bibers
Ein kurzes Hallo, Briefung und schon steigen wir in den Werbellinsee. Andere Taucher werden sicher nicht lange auf sich warten lassen. Auf geht’s zum Waller. Wird er sein Winterquartier bereits bezogen haben? Wir erreichen den Bug des Kaffenkahns auf 26 m. Viele Fluss- und Kaulbarsche weilen hier und warten auf den Frühling. Wir arbeiten uns vor zur Kajüte am Heck auf einer Tiefe von 36 m. Licht aus! Wir wollen den Herren des Hauses nicht verschrecken. Waller sehen schlecht, hören und riechen aber verdammt gut. Wir sind also lange schon bemerkt. Angekommen quillt bereits eine Staubwolke aus der Kajüte. Mit 2-3 Schwanzschlägen gibt er uns deutlich zu verstehen, dass wir nicht erwünscht sind. Er ist also da. Wir ziehen weiter.
Kaffenkahnwrack am Dornbusch
Nach wenigen Minuten erreichen wir eine Plattform auf 40 m. Hier wachen „die Schöne und das Biest“. Die Sicht ist sehr gut. Das Gold der hübschen Dame glänzt im Lampenschein. Unsere Nullzeit ist längst abgelaufen und die Dekouhr tickert. Nachdem wir uns ein wenig umgesehen haben, tauchen wir noch einmal zum Wrack. Jetzt haben wir etwas mehr Glück. Kurzzeitig zeigt sich uns der mächtige Wels. Seine Geduld ist jedoch nur von kurzer Dauer, kürzer als die Auslösezeit meiner Kamera. Irgendwann bekomme ich ein schönes Bild von dem Kerl.
Wächter der Plattform am Dornbusch
Wir signalisieren den Aufstieg und tauchen wie abgesprochen zur Mergelwand. Hier auf 20 m haben sich Quappen in den Verstecken zurückgezogen. Schwebgarnelen wuseln in den kleinen Löchern. Ich war schon oft hier und finde es immer noch wunderschön.
30 min verbringen wir auf den unterschiedlichen Dekostopps. Dabei treffen wir auf viele Spuren unseres einheimischen Bibers. Kot führt uns zu einer kleinen Höhle, die vollgestopft mit frischen Ästen ist. Der Eingang zur Biberburg? Die Kälte ist nicht zu unterschätzen. Freue mich schon auf den Einsatz meiner neuen Heizweste. Wir tauchen auf. Der Parkplatz hat sich mittlerweile gut gefüllt, wie erwartet. Der frühe Vogel …
Ein heißer Tee bringt uns schnell wieder auf Betriebstemperatur. Schön war’s im Tauchrevier Deutschland.
Tauchen im Werbellinsee, Brandenburg
Schon mal hier gewesen?
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